Grundschule

Grundschule

Fotogalerie

Redaktion

 

Geschrieben von Bonnie am 18.02.2015, 10:12 Uhr

Der Mütterblick, und der Väterblick...

Hallo,

Kinder erzählen Begebenheiten zu Hause natürlich immer so, dass sie selbst dabei nicht schlecht wegkommen. Dein Sohn mischt also vermutlich bei den Rangeleien in der Pause durchaus mit. Ich glaube, man macht sich als Mutter etwas vor, wenn man glaubt, das eigene Kind mache nur mit, weil es sich schlecht "abgrenzen" könne oder von bösen anderen Kindern verleitet werde. Das ist Wunschdenken, wenn auch sehr verständlich, weil man als Mutter natürlich das eigene Kind favorisiert bzw. es zu Hause nicht von der wilden Seite erlebt.

Ich habe auch einen Sohn (9), der zu Hause sanft, gerechtigkeitsliebend und lieb ist - und nach meiner Meinung nie von sich aus bei Schubsen und Treten mitmischen würde. Und wenn, dann selbstverständlich nur, weil Andere ihn dazu verführt haben... Jungs dürfen aber zwei Persönlichkeiten haben: die für zu Hause, wo sie friedvoll und liebebedürftig sind - und die für die Kumpel, wo sie eben auch mal ruppig, unfair oder aggressiv sind. Kinderpsychologen sagen, dass diese Doppelrolle für Jungs nicht nur normal, sondern auch wichtig ist. Sie müssen beide Seiten leben dürfen. Dazu gehört auch, dass sie zu Hause anständig reden, bei den Kumpels aber auch mal Gossensprache ausprobieren, um groß und cool zu tun.

Ich würde deshalb davon ausgehen, dass Dein Sohn sich nicht wirklich zurückhält bei der Sache. Natürlich gibt es da eine Gruppendynamik, aber hier zieht wohl jeder jeden mit. Er kann solche Situationen hinterher auch nicht objektiv darstellen, das gibt seine Reife in diesem Alter nicht her. Er kann immer nur eine Seite schildern, und das ist die, bei der er eher in der Opferrolle ist. Das ist für sein Selbstbild angenehmer und er weiß außerdem, dass es das ist, was Du hören willst.

Du sprachst von dem anderen Mädchen, das die Schule gewechselt hat. Das ist doch aber eine ganz andere Situation, das Mädchen wurde offenbar gemobbt. Ich glaube aber, dass Dein Sohn durchaus wehrhaft ist und überhaupt nicht gemobbt wird. Natürlich ist der Ton und auch das Treten auf dem Pausenhof nicht okay, das gab ja offenbar auch die Lehrerin schon zu. Ich würde es trotzdem nicht überbewerten. Wir Frauen tun uns ja generell sehr schwer damit, dass Jungen Konflikte und Rangkämpfe nicht immer nur verbal, sondern auch motorisch austragen. Appelle, sich doch da fernzuhalten, fruchten nicht. Diese Selbstkontrolle kommt erst später.

Es ist kein Zufall, dass die betreffenden Väter (vielleicht ja auch Dein Mann?) die Sache meist bei weitem nicht so dramatisch finden, wir wir besorgten Mütter. Denn sie wissen noch aus eigener Erfahrung, dass Jungs auch mal zulangen müssen, wenn sie von den anderen Jungs respektiert werden wollen. Und dass körperliche Auseinandersetzungen - trotz aller Friedenserziehung - bei Jungen phasenweise dazu gehören. Das sag' übrigens nicht ich, sondern Andreas Engel, Dipl.-Psychologe und Vorsitzender der Deutschen Konferenz für Erziehungsberatung (zu der hunderte von Erziehungsberatungsstellen gehören) in einem Interview, bei dem es genau um die Sorgen der Mütter ging.

Von daher: Klar ist die momentane Situation bei Euch auf dem Schulhof ungut und unschön, und man darf sie auch nicht schönreden. Ich würde aber trotzdem nicht allzu sehr paniken. Dein Sohn scheint mir gar nicht so schlecht zurechtzukommen, und er möchte ja die Schule auch nicht wechseln.

LG von einer Jungsmutter, die weißt, was Du fühlst!

 
Unten die bisherigen Antworten. Sie befinden sich in dem Beitrag mit dem grünen Pfeil.
Die letzten 10 Beiträge im Forum Grundschule
Mobile Ansicht

Impressum Über uns Neutralitätsversprechen Mediadaten Nutzungsbedingungen Datenschutz Forenarchiv

© Copyright 1998-2024 by USMedia.   Alle Rechte vorbehalten.