zurück| Geschrieben von krummenau am 01.11.2012, 19:03 Uhr |
an snaffers wegen Förderung
Hallo, Snaffers,
da ist ja bei Euch noch krasser als bei uns. Mein Sohn wurde "nur" ein Jahr früher eingeschult und hat "nur" die 3. Klasse übersprungen. Wenn alles wie geplant weitergeht, kommt er im kommenden Jahr mit 8 1/2 Jahren in die 5. Klasse, die meisten sind dann 10, einige 11.
Ein Sprung von 3 auf 5 hätte mir allerdings wesentlich mehr Kopfzerbrechen bereitet als unsere Situation und ich kann sehr gut verstehen, daß Du darauf nicht sonderlich scharf bist.
Auch ich hadere sehr oft mit unserem Schulsystem, das begann schon bei der vorzeitigen Einschulung, dann haben wir die Reizworte Schulpflicht, Hausaufgaben... Aber da man das System nicht so ohne weiteres ändern kann, müssen wir eben zusehen, daß unsere etwas anders gearteten Kinder ohne allzu großen Schaden da durchkommen.
Ich weiß ja nicht, in welchem Bundesland Ihr wohnt.
In RLP gibt es seit 2004 das Modellprojekt "Erkennen und Fördern hochbegabter Kinder im Primar- und Elementarbereich", das an 15 landesweit verteilten Grundschulen umgesetzt wird. Ob es ähnliche Angebote in anderen Bundesländern gibt, weiß ich nicht.
Im Internet findest Du sehr viele Infos zum Stichwort Entdeckertagsschule.
Jede Woche Mittwoch bieten diese Grundschulen ganztägig hochbegabten Kindern speziell auf sie zugeschnittene Angebote an. Dazu werden die Kinder, die aufgenommen wurden (es gibt offenbar viel mehr Bewerbungen als Plätze) in ihrer Stammgrundschule vom Unterricht befreit. Daß sie dort wichtigen Stoff verpassen, steht ja normalerweise nicht zu befürchten, eher ein Tag pro Woche weniger Langeweile...
Für viele hochbegabte Kinder, die eben dazu neigen, im normalen Unterricht sehr stark unterfordert zu werden, ist der Mittwoch das Highlight der Woche und kann dazu beitragen, daß sie die restlichen vier Tage dann wieder lieber am normalen Unterricht teilnehmen.
Ich habe meinen Sohn jetzt für die Entdeckertagsschule Remagen-Oberwinter angemeldet, obwohl das pro Fahrt 50km von uns aus sind. Im ersten Halbjahr waren die Plätze dort schon vergeben, wobei das zusätzlich zum Sprung in die 4. Klasse für den Anang sicher auch etwas viel gewesen wäre. Aber zum 2. Halbjahr käme das genau richtig und wir hoffen sehr, daß er genommen wird. Vielleicht wäre das ja auch etwas für Euch, um den normalen Schulalltag anzureichern. Eine Stunde Zusatzförderung ist ja nicht mal der Tropfen auf den heißen Stein.
Und dann möchte ich auch Dich nochmal herzlich einladen, im logios-Elternforum mitzumischen (nein, für die Werbung werde ich nicht bezahlt).
Da können die allermeisten Eure Situation sehr gut nachvollziehen und es kommen interesante Diskussionen zustande.
Den Link hatte ich gerade in einem anderen Thread hier reinhgesetzt.
Alles Gute weiterhin für Euch, ich kann Dir nachfühlen, wie anstrengend so was ist.
LG von Silke
Beitrag beantworten
Re: an snaffers wegen Förderung
Antwort von Snaffers am 01.11.2012, 19:34 Uhr
Danke für die Tipps.
Das Forum werd ich mir sicher mal anschauen.
Leider gibts so ein Schulmodell in BW nicht. Was es hier gibt ist die Hector-Stiftung. Das beschränkt sich zwar auf nachmittags und u.U. Wochenende, aber es geht eben auch weit über den Schulstoff hinaus. Da steigt er jetzt nächste Woche in einen Kurs ein: "Forschen und Experimentieren". Klingt vielversprechend und ist eben auch ausschließlich für 'solche' Kinder.
Wir haben übrigens nicht früher eingeschult, da war er zwar im Kopf locker so weit, als das Thema gewesen wäre, aber wir erst ein halbes Jahr vorher umgezogen und er hängt im Sozialen sowieso seinen Altersgenossen hinterher (ums exakt zu sagen ist sein fast 3 Jahre jüngerer Bruder da oft schon weiter als er - auch wenn der eben grade im sozialen Bereich extrem stark ist, ist das halt schon krass).
Ich mein, diese eine Stunde Förderung ist ja nur das i-Tüpfelchen für was wirklich Neues bei ihm. Er hat wirklich zwei sehr engagierte Lehrerinnen (die eine sogar noch Referendarin), die wirklich dafür sorgen, dass Schule nicht mehr nur Langeweile ist, letztens war er sogar regelrecht überfordert bei den Hausis. Hat mich zwar ziemlich Nerven gekostet, aber eigentlich war ich trotzdem froh drum. Ansonsten arbeitet er halt permanent was anderes. Nordsee, Watt und Deich statt Getreide, jetzt ist es grade die Entwicklung des Menschen. In Mathe eben viel Knobeleien und dann Aufgaben zu dem, was er in seiner Förderstunde gemacht hat. Da sie viel mit Freiarbeit arbeiten kann er da entsprechend viel Zeit sinnvoll nutzen statt sie nur abzusitzen.
Im Moment hoffe ich einfach, dass das so bleibt. Den 'sauren Apfel' ab Klasse 5 das Kind definitiv mit der S-Bahn bis in die benachbarte Großstadt schicken zu müssen, reicht mir schon (mit ein Grund, warum wir hier alle versuchen die Grundschule wenigstens 3jährig durchzustehen)
Re: an snaffers wegen Förderung
Antwort von krummenau am 02.11.2012, 8:14 Uhr
Hallo, Snaffers,
schön, daß Du jetzt auch bei logios bist.
Es ist doch schon verrückt oder? Die meisten Leute machen sich Sorgen, ob das Kind den Stoff packt, da ja ach so schnell vorangegangen wird. Und wir stöhnen, weil sich derselbe Stoff mit endlosen Wiederholungen so ewig lange hinzieht...
Und Du versuchst, die Grundschulzeit wenigstens auf drei Jahre auszudehnen, damit Dein Sohn nicht zu früh in die 5. Klasse kommt. Was ich in Eurem Fall besonders gut nachvollziehen kann, wenn damit dann noch S-Bahnfahrt und Großstadt mit dem Schulwechsel verbunden sind. Da hätte ich bei einem jungen und sozial noch etwas problematischem Kind auch so meine Bauchschmerzen. Ich sehe das auch so wie bei Euch, daß mein Sohn nicht wegen des Schulstoffs in die Grundschule geht, sondern wegen des Sozialen. Nicht, daß er sozial betrachtet die Schule vermissen würde. Aber da er nun mal gar keine Gruppen mag und noch sein ganzes Schulleben lang mit welchen konfrontiert sein wird (seine Klasse, Schüler auf dem Pausenhif etc.), ist es schon ganz gut, daß er sich jeden Tag wieder dieser großen Klasse (24 Kinder, auf dem Gymnasium bis 30) stellen muß. Seine beiden Hauptlernziele an der Grundschule sind irgendwie, sich in Gruppen zurechtzufinden - und Langeweile aushalten zu lernen. Früher dachte ich immer, Schule hätte andere Aufgaben, aber naja, man wird manchmal überrascht.
Wir wohnen zwar sehr ländlich, haben aber sowohl die Grundschule als auch das Gymnasium in fußläufiger Entfernung. Unser Gymnasium platzt aus allen Nähten, hat einen großen Einzugsbereich, scheint recht beliebt zu sein und einen guten Ruf zu haben. Mein großer Sohn ist gerade in der 5. Klasse und fühlt sich wohl (ist aber auch der geborene Gruppenmensch und sozial total kompatibel, so wie offenbar Dein Jüngerer).
Zwar gibt es in ca. 30 km Entfernung auch ein Gymnasium, das auf Hochbegabte spezialisiert ist, das wäre aber ein großer logistischer Aufwand mit der Fahrerei, da es keine vernünftige Anbindung mit dem ÖPNV gibt. Wir wohnen in RLP, Grenznähe zu NRW, das wäre in NRW, dann hätten wir auch immer verschobene Schulferien. Und er wäre hier komplett aus dem sozialen Umfeld raus, das er sich eh immer sehr mühsam aufbauen muß. Alles Gründe, die mich davor zurückschrecken lassen, an diese Alternative auch nur zu denken. So hoffe ich, daß er auf unserem ganz normalen hausbackenen Gymnasium "vor der Haustür" zurechtkommt. Zurechtkommen bedeutet nicht, daß er überall Einsen und Zweien haben müßte... Er soll sich wohlfühlen, darum geht es vorrangig.
Gerade heute habe ich dort an unsrem Gymnasium schon mal ein erstes Vorfühlgespräch (ohne Kind) und bin sehr gespannt, was für einen Eindruck ich mit nach Hause nehmen werde. Die Frau mit der ich spreche, hat wohl eine Fortbildung in Richtung Hochbegabung hinter sich, so daß ich sie sicher nicht von "ganz unten" her aufklären muß.
Bei logios schrieb mal eine Mutter, ihr hochbegabtes Kind sei auf einem Gymnasium, dessen Direktor nicht an Hochbegabung glaubt, nicht bezogen speziell auf ihr Kind, der lehnt das Ganze völlig ab. Wenigstens scheinen unsere hier nicht so drauf zu sein.
Dir viel Erfolg beim Strecken der Grundschulzeit auf immerhin 3 Jahre
und ganz herzliche Grüße von Silke
Re: an snaffers wegen Förderung
Antwort von Snaffers am 02.11.2012, 23:38 Uhr
*lach* ja die Welt ist ziemlich verquer mit so nem Schnelllerner.
Über "solche" Kinder hab ich im Studium und Referendariat auch nie was gehört, es ging immer nur ums "wie mach ich es allen Kindern begreiflich?"...
Ich hab hier ja sogar (Grundschul)-Lehrer-Verwandschaft (meine Altersklasse), die nicht verstehen kann, warum man das Kind springen ließ. Er ist doch 'völlig normal' und 'es reicht doch auch einfach ein paar andere Aufgaben' ... klar, die erleben ihn nur selten und dann eher mit den andren Kindern der Verwandschaft, da isser anders drauf, schließlich ist er ein Kind...
...eins, dass sich jetzt bei den Großeltern ne Woche lang ausschließlich mit Holzbausteinen beschäftigt hat 
- an muss ja nicht immer nur Vollgas fahren
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