Windpocken - warum die Impfung wichtig ist

Windpocken - warum die Impfung wichtig ist

© Adobe Stock, Gennadiy Poznyakov

Windpocken sind doch harmlos - hat man früher gesagt. Warum also dagegen impfen? Seit dem Jahr 2004 wird die Impfung gegen diese Kinderkrankheit aber offiziell von der STIKO (der Ständigen Impfkommission) empfohlen. Und das aus gutem Grund!

Windpocken sind hochgradig ansteckend

Windpocken gehören zu den häufigsten Kinderkrankheiten überhaupt. Bevor die allgemeine Impfung eingeführt wurde, haben gut 95% der Kinder die Krankheit bekommen. Das liegt daran, dass sie wirklich extrem ansteckend ist. Das hochinfektiöse Sekret aus den Windpocken-Bläschen verbreitet sich zwar nicht wirklich mit dem Wind, sondern durch Kontakt. Die Erfahrung zeigt aber, dass es reicht, wenn man etwa 1 Std. im selben Raum mit einem Erkrankten ist, um sich anzustecken. Hat erst mal ein Kind im Kindergarten die Windpocken, folgen schnell die ganze Gruppe - und bald auch alle Familienmitglieder, die die Krankheit noch nicht hatten oder nicht geimpft sind. Auf diese Weise kommt es vor allem zur kalten Jahreszeit, wo die Kinder in geschlossenen Räumen eng beieinander sind, zu regelrechten Epidemien.

Woran erkennt man Windpocken?

Windpocken beginnen meist mit einzelnen Pickelchen im Gesicht oder am Oberkörper, die man auch mit Mückenstichen verwechseln könnte. Innerhalb von ein paar Stunden werden daraus stark juckende, mit Flüssigkeit gefüllte Bläschen, die sich sprungartig vermehren. Bald ist das ganze Kind übersät - auch so unangenehme Stellen wie Kopfhaut, Mund, Augen, Ohren oder Genitalien werden nicht verschont. Viele Kinder haben zwar leichtes Fieber oder Kopfschmerzen, fühlen sich aber grundsätzlich nicht allzu schlecht. Am unangenehmsten ist der Juckreiz. Nach etwa 7 Tagen ist das Kind nicht mehr ansteckend und darf zurück in Schule oder Kindergarten.

Warum sollte man impfen?

Obwohl die Windpocken bei Kindern meistens harmlos verlaufen, gibt es gute Gründe, die für eine Impfung sprechen:

  • Die Impfung schützt andere
    Für Säuglingen oder immungeschwächte Kinder ist die Krankheit längst nicht so ungefährlich wie für ansonsten gesunde Kleinkinder oder Vorschüler. Bei ihnen drohen schwere Komplikationen wie Hirnentzündung, Lungen- oder Mittelohrentzündung. Für Neugeborene ist die Krankheit sogar lebensgefährlich. Eine flächendeckende Impfung schützt also "passiv" auch die ganz Kleinen, die noch nicht selber geimpft werden können, und alle, die aufgrund einer Immunschwäche gefährdet sind.
  • Windpocken können unangenehm und in seltenen Fällen auch gefährlich sein
    Obwohl die meisten Kinder kein hohes Fieber haben, leiden viele sehr unter dem quälenden Juckreiz und sind deshalb weinerlich, gereizt und schlafen schlecht. Gerade im Windelbereich und an den Schleimhäuten können die Pusteln auch recht schmerzhaft sein. Manchmal infizieren sich die Bläschen beim Kratzen, dann droht schlimmstenfalls eine Blutvergiftung (Sepsis). Zu den wirklich bedrohlichen Komplikationen zählt eine Entzündung des Kleinhirns (1:4000), des Gehirns und anderer Organe. All das kann die Impfung den Kindern ersparen!
  • Windpocken werden schlimmer, je älter der Patient ist
    Während Kinder die Windpocken meistens locker wegstecken, leiden Jugendliche und Erwachsene häufiger unter hohem Fieber und unter Komplikationen. Auch Narben bleiben bei ihnen häufiger zurück. Deshalb sollten Jugendliche, wenn sie bis dato nicht erkrankt sind, in jedem Fall geimpft werden!
  • Windpocken sind für Babys im Mutterbauch gefährlich
    Wenn eine werdende Mutter in den ersten Monaten der Schwangerschaft Windpocken bekommt, drohen dem Baby schwere Schäden bis hin zur Fehlgeburt. Auch eine Infektion zum Zeitpunkt der Geburt kann fürs Baby gefährlich werden. Glücklicherweise haben fast alle Frauen als Kinder Windpocken gehabt. Falls nicht, sollten sie sich möglichst 3 Monate vor einer geplanten Schwangerschaft impfen lassen.
  • Windpocken können später zu Gürtelrose führen
    Die sogenannten Varizella-Zoster-Viren bleiben lebenslang im Körper. Im Erwachsenenalter können sie wieder aktiviert werden und eine Gürtelrose auslösen. Auf diese Weise beginnt übrigens oft die Infektionskette: indem Oma oder Opa mit Gürtelrose das Enkelkind mit Windpocken anstecken. Gürtelrose ist häufig langwierig und ziemlich schmerzhaft. Die Impfung schützt nicht nur vor Windpocken, sondern wahrscheinlich auch vor Gürtelrose.
  • Nur bei flächendeckender Impfung aller Kinder ist es möglich, eine Krankheit vollständig "auszurotten", wie es bei anderen Kinderkrankheiten teilweise schon gelungen ist.

Wann wird geimpft?

Die Impfung gegen Windpocken (Varizellen-Impfung) erfolgt mit abgeschwächten Lebendviren und wird deshalb erst um den ersten Geburtstag herum gegeben. Im Lauf des zweiten Lebensjahrs muss sie wiederholt werden. Am einfachsten geht das zusammen mit der Masern-Mumps-Röteln-Impfung (MMR). Inzwischen ist auch ein Vierfach-Impfstoff erhältlich, der den Kindern einen Pieks erspart. Außer harmlosen Nebenwirkungen, wie eine Rötung der Einstichstelle oder leichtes Fieber, die immer möglich sind, wird die Impfung im Allgemeinen gut vertragen.

Weitere Infos über die Kinderkrankheit Windpocken, und was am besten gegen den Juckreiz hilft, lesen Sie in unserem Special über Infektionskrankheiten.

Einen Impfplan für die von der STIKO empfohlenen Impfungen finden Sie hier.

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