Mehrsprachigkeit - das sollten Sie beachten

Mehrsprachigkeit - das sollten Sie beachten

© Adobe Stock, Yuri Arcurs

Mehrere Sprachen zu sprechen, kann in unserer globalisierten Welt ein großer Vorteil sein.

Ob Migrationshintergrund, Umzug ins Ausland oder unterschiedliche Nationalitäten der Eltern - in vielen Familien bestehen gute Voraussetzungen für eine mehrsprachige Erziehung der Kinder. Eltern, die ihre Kinder zweisprachig erziehen möchten, sollten jedoch ein paar Dinge beachten.

Gegen eine zweisprachige oder sogar mehrsprachige Erziehung ist grundsätzlich nichts einzuwenden. Alte Vorurteile, wonach mehrsprachige Erziehung ein Kind überfordere und Kinder schließlich keine Sprache richtig gut beherrschten, hat die Forschung heute widerlegt.

Bevor Eltern sich auf zweisprachige Erziehung einlassen, sollten sie ein paar Fragen für sich klären: Warum wollen wir, dass unser Kind mehrsprachig aufwächst? Wie möchten wir das im Alltag leben? Welche Sprache wählen wir als Familiensprache?

Emotionale Beziehung zur Sprache aufbauen

Oft ergibt sich mehrsprachige Erziehung ganz von allein: Familien, die aus dem Ausland nach Deutschland ziehen, deutsche Familien, die berufsbedingt ein paar Jahr im Ausland leben oder Eltern, die aus unterschiedlichen Nationen kommen. Wichtig bei der mehrsprachigen Erziehung ist immer, dass die Kinder ausreichend Gelegenheit haben, die Sprache einzusetzen. Mehrsprachige Erziehung funktioniert dann am besten, wenn die Sprache sozial wichtig - also auch nützlich für das Kind ist - und wenn das Kind eine emotionale Beziehung zur Sprache hat. Bei den Eltern ist die emotionale Beziehung zur "Muttersprache" gegeben. Zu Großeltern, Mitschülern, Erziehern und Lehrern muss eine Beziehung erst wachsen.

Etwas schwieriger ist es, wenn deutsche Eltern anfangen, mit ihren Kindern z. B. Englisch zu sprechen, um ihnen möglichst früh eine Fremdsprache mit auf den Weg zu geben. Von dieser Art künstlicher Frühförderung rate ich Eltern ab. Für alle Beteiligten ergibt sich daraus eine unnatürliche Situation. Ist man außerdem selbst nicht absolut sattelfest in der Fremdsprache, kann es auch dazu führen, dass man dem Kind ungewollt Grammatik- und Aussprachefehler beibringt.

Früh anfangen und konsequent bleiben

Ganz wichtig, wenn es um mehrsprachige Erziehung geht: Am besten früh damit anfangen und auch konsequent dabei bleiben. Schon Babys lernen über das Sprechen der Mutter und des Vaters die Sprachmelodie und den Sprachrhythmus der Eltern kennen. Bis zum dritten Lebensjahr wird Sprache nur in einer Hirnregion abgespeichert, das bedeutet, Kinder lernen Sprache sehr gut und effektiv. Sie ahmen dabei ihre Bezugspersonen nach und lernen so das Sprechen in einer oder auch mehreren Sprachen. Vorausgesetzt die Kinder haben auch ausreichend Gelegenheit dazu. Wenn ein Kind einmal im Jahr die russische Oma besucht, im häuslichen Umfeld aber überwiegend deutsch gesprochen wird, kann niemand erwarten, dass die Verständigung reibungslos klappt.

Einfache und verbindliche Regeln

Immer wenn es um Erziehung geht - und Sprache ist auch eine Form der Erziehung - sollten Eltern einfache, verbindliche Regeln aufstellen: Ein Elternteil eine Sprache, könnte eine Regel sein. Wenn der türkische Vater konsequent zuhause türkisch spricht, die spanische Mutter Spanisch und das Kind auf eine deutsche Schule geht, kann das durchaus klappen. Die Familie muss sich dann nur einigen, welche Familiensprache gesprochen wird. Eine andere Regel könnte lauten: Wenn wir unter uns sind, sprechen wir türkisch, wenn wir draußen andere Leute treffen, wechseln wir ins Deutsche und sprechen miteinander deutsch. Jede Familie kann da ihre Regeln selbst aufstellen.

Nicht gleich aufgeben

Ob ein Kind beide Sprachen sehr gut beherrscht oder in beiden Sprachen auf halber Strecke stecken bleibt, hängt maßgeblich davon ab, wie viel Gelegenheit das Kind zum Sprechen hat und wie konsequent zuhause die Sprachen eingesetzt werden. Auch wie viel überhaupt mit dem Kind gesprochen wird. In Zeiten von Smartphone, Tablett-Computer und Dauer-TV kommt das gesprochene Wort in der Familie oft zu kurz. Außerdem sollten Eltern einen ständigen Sprachwechsel, vielleicht sogar noch innerhalb eines Satzes, unbedingt vermeiden.

Mit Kindergartenstart oder Schuleintritt ist es ganz normal, dass eine Sprache stärker betont wird und die andere etwas ins Hintertreffen gerät. Hörspiele sind dann gut geeignet, Kindern mehr Gelegenheit zu geben, ihre Zweitsprache zu hören. Beim Zuhören können Kinder ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Nicht ideal sind dagegen DVDs und Videospiele. Bei Filmen überlagern oft die Bilder die Sprache - das Kind hört gar nicht richtig zu, weil es sich voll auf die Verarbeitung der Bilder konzentrieren muss.

Wenn sich Schwierigkeiten z. B. in der Schule abzeichnen oder die Kinder sich weigern in der Fremdsprache zu antworten, bitte nicht gleich klein beigeben. Drängen Sie Ihre Kind nicht in der Fremdsprache zu antworten, aber bleiben Sie selbst dabei, mit dem Kind Ihre Muttersprache zu sprechen. Wenn sich Kinder der anderen Sprache bewusst werden, kann es manchmal sein, dass sie es ablehnen, anders zu sprechen als die Kinder in ihrem Umfeld. Bleiben Sie dann trotzdem konsequent. Über lange Sicht klappt die zweisprachige Erziehung in den meisten Familien gut und erwachsene Kinder sind später froh über die doppelte Sprachmitgift ihrer Eltern.

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