Start ins Leben - mit Intensivmedizin
und viel Liebe

Baby mit Armbaendchen

© Adobe Stock, Dron

Frühgeborene sind bei der Geburt zwar klein und schwach, aber zum Glück meist gesund. Aber sie müssen Sie sich an Umweltbedingungen anpassen, für die sie noch nicht reif sind.

Besonders die Lungenreife ist bei Frühgeborenen noch nicht abgeschlossen, deshalb werden kleine Frühchen meistens beatmet. Einem Frühchen fehlt die Schwerelosigkeit des Wassers, in dem es sich mühelos bewegen kann und die Enge des Mutterleibs, in dem es sich sicher und geborgen fühlt. Es fehlen die vertrauten Geräusche, wie der Herzschlag und die Stimme der Mutter und es fehlt das gedämpfte Licht. Weil sich die Bedingungen der Umwelt so stark unterscheiden von denen im Mutterleib, reagieren Frühchen oft schreckhaft auf laute Geräusche und grelles Licht.

Eine medizintechnisch hervorragende Versorgung ist die Basis der Frühchenpflege. Ebenfalls wichtig ist ein gefühlvoller Umgang mit den Babys durch umsichtige Pflegemaßnahmen. Nur durch diese Kombination können die kleinen Patienten ihren Frühstart ins Leben so schonend wie möglich erleben.

Minimal-Handling bei Frühchen

In modernen Perinatalzentren werden Frühchen heute nach dem Prinzip des "Minimal-Handlings" versorgt. Das bedeutet, Ärzte und Schwestern versuchen jeden Handgriff, der das Baby irritieren könnte, zu vermeiden und die Untersuchungen auf ein notwendiges Minimum zu reduzieren. Außerdem versucht das medizinische Personal alles, um den Kleinen eine Atmosphäre wie in Mamas Bauch zu ermöglichen: Die Inkubatoren sind mit einem dunklen Tuch abgedeckt, um das Dämmerlicht zu imitieren. Wenn möglich liegt das Baby in einem festen Kissen oder einem Ring aus Windeln, damit der kleine Körper eine Begrenzung wie im Mutterleib spürt. Das soll den Babys ein Gefühl von Geborgenheit vermitteln.

In manchen Kliniken werden die Kinder auch auf ein, mit warmen Wasser gefülltes Kissen gebettet, um ein Gefühl der Schwerelosigkeit wie im Mutterleib zu immitieren. Moderne, technische Geräte, wie sie für die Beatmung nötig sind, arbeiten heute viel leiser, damit die Babys nicht unnötig gestört werden.

Mama und Papa sind wichtig

Auf einer Frühgeborenen-Station geht es sehr technisch zu: Überall sind Schläuche, Monitore, Kabel und Maschinen. Frühgeborene liegen in einem Inkubator, Sie werden beatmet und manche auch künstlich ernährt. Angesichts der Technik fühlen sich die Eltern oft hilflos und ausgegrenzt.

Selbst wenn sie wissen, dass die Apparate und Schläuche dazu da sind, um ihrem Baby zu helfen, haben sie das Gefühl, als Eltern zu versagen, weil sie für dieses kleine Wesen kaum etwas tun können. Ärzte und Schwestern können viel dazu beitragen, den Eltern Ihre Ängste zu nehmen, indem sie ihnen erklären, welche wichtigen positiven Einflüsse sie auf die Entwicklung ihres Kindes haben können.

Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass Frühgeborene, die von ihren Eltern regelmäßig besucht, gepflegt, berührt und liebkost werden, sich besser entwickeln. Sie holen das Versäumte schneller auf und können die Klinik früher verlassen. Auch das Stillen, bzw. das Abpumpen der Muttermilch trägt dazu bei und gibt der Mutter das gute Gefühl, für ihr Kind da sein zu können. Zum Glück ermutigen die meisten Kliniken die Eltern heute, ihr Kind so oft wie möglich zu besuchen und bei der Pflege zu helfen. Damit gelingt es den Eltern wie auch dem Kind leichter, den Schock durch die Frühgeburt zu überwinden und eine emotionale Bindung aufzubauen.

Stress für Frühgeborene vermeiden

Wenn das Baby irritiert ist, etwa durch laute Geräusche oder durch unangenehme medizinische Untersuchungen, zeigt es das durch seine Körpersprache. Die Hautfärbung verändert sich, die Atmung wird unregelmäßig, es macht ein unwilliges Gesicht, jammert oder versucht den Kopf oder den Fuß wegzuziehen. Jede Untersuchung oder Pflegemaßnahme - egal ob Windeln wechseln oder Blut abnehmen - bedeutet Stress für das Baby. In den Kliniken wird heute darauf Rücksicht genommen und Unnötiges soweit wie möglich vermieden.

Durch aufmerksames Beobachten lernen auch die Eltern im Lauf der Zeit, wann ihr Frühchen Ansprache und Aufmerksamkeit möchte und wann es überfordert ist und seine Ruhe braucht.

Dringend notwendig: Hilfe für Mamis und Papis

Glücklicherweise wird in den Neugeborenen-Intensivstationen heute auch stärker auf die Bedürfnisse der Eltern geachtet. Sie dürfen Spielzeug mitzubringen oder das Bettchen mit Fotos oder einem Mobile ein bisschen persönlicher gestalten. Für die Schmusezeiten und das gemeinsame "Känguruhing" stehen bequeme Liegen oder Sessel zur Verfügung. Es gibt auch fast überall Elterninitiativen und psychologische Fachkräfte, die den Eltern bei Fragen oder Problemen zur Seite stehen. Denn schließlich darf man nicht vergessen: Auch die Eltern sind zu früh Mama und Papa geworden. Sie sorgen sich um ihr Baby und benötigen Zeit, um sich auf die Situation einzustellen und ihren Alltag zu organisieren.

Viele Frauen leiden nach einer Frühgeburt unter Schuldgefühlen. Sie werden von Ängsten geplagt, dass sie die Frühgeburt durch Unachtsamkeit oder Verhaltensfehler selbst ausgelöst haben könnten. Mütter von Frühgeborenen brauchen Zeit, die verlorengegangenen Schwangerschaftswochen und die versäumte natürliche Geburt zu betrauern. Schlafstörungen, Antriebsmangel und ein Gefühl der Gleichgültigkeit - auch gegenüber dem Kind - sind Anzeichen einer sogenannten "postpartalen Depression".

Hier sollten Sie sich nicht scheuen, die psychologische Betreuung, die viele Kliniken anbieten, zu nutzen. Sie können auch Ihren Frauenarzt oder ihre Frauenärztin darauf ansprechen. Gynäkologen kennen die richtigen Ansprechpartner bei einer Wochenbettdepression.

Zuletzt überarbeitet: Dezember 2018

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