Kaiserschnitt

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Geschrieben von Julia-K am 20.04.2014, 0:03 Uhr

Zwischenstand

Na dann schließ ich mich der Diskussion auch mal an...
Und teile meine Erfahrung und Meinung mit euch!

Ich gehöre wohl, wie so ziemlich viele Menschen, zum Schlag 'aus Schaden wird man klug'...
Ich habe mir in der SS ehrlich gesagt so gut wie keine Gedanken über die Geburt gemacht, weder in die eine noch in die andere Richtung, also weder ob spontan oder Kaiserschnitt...
Ich war bis dato immer der Meinung, der Kaiserschnitt sei dem Notfall vorbehalten und wenn nix 'dagegen' spricht, steht natürlich eine spontane Entbindung an... Warum auch nicht???
Ich hatte eine unkomplizierte SS, außer das ich Sodbrennen aus der Hölle hatte, völlig egal was ich gegessen habe und 23 Kilo zugenommen habe.
Da aber alle Werte immer in der Norm waren, war es dann halt einfach so.
Mir wurde ab der hälfte der SS immer ein recht kräftiges Kind vorausgesagt, was sich aber gegen Ende der 35. Woche relativierte...
Ab dort wurde gesagt, also wenn sie an den Termin kommen wird er etwa 3500gr/ 51cm/35Ku haben...
Naja, damit konnte ich leben! Also hab ich einfach abgewartet, der Dinge die da kommen mögen...
Ich hab eine Freundin, die damals 8 Wochen vor mir entbunden hat. Bei ihr war es ein geplanter Kaiserschnitt wegen einer Plazenta Praevia... Und ich erinnere mich noch das ich gedacht habe, wie schade für sie, sie wird nicht das Wunder einer Geburt erleben... (Wat'n Schwachsinn im Nachhinein)

Das Gespräch bei der Hebamme verlief gut. Allerdings wurde auch nie über Risiken und Nebenwirkungen gesprochen, sondern einfach nur über den Ablauf einer Geburt... Auch wurde im Geburtsvorbereitungskurs nie der Kaiserschnitt thematisiert.
Ich war auch in meinem Freundeskreis eine der ersten die Nachwuchs erwartete und somit war da auch nicht soviel mit Erfahrungsberichten.
Wusste nur von meiner Mutter, die mich und meine Schwester spontan entbunden hat, das es nicht so schlimm ist und durchaus zu überstehen (Wat ne Aussage...)
Und bei weitläufigen Bekannten und völlig Fremden hab ich da immer auf Durchzug gestellt! Ich wollte mir evtl. Horrorgeschichten einfach nicht anhören, da ich mir dachte, egal wieviele Geschichten ich höre, bei mir wird es sowieso anders... Besser... (Welch naives, schon fast arrogantes denken).

Ich muss dazu sagen das ich erblich bedingt ein eher schlechtes Bindegewebe habe und zudem einen stehen Beruf ausübe... Bis zur SS hab ich durchschnittlich 9 Std. Am Tag gestanden...
Ich habe schon seit langer Zeit Probleme mit Hämmorhoiden und gelegentlich auch mit Analvenethrombosen... Diese hab ich dann immer ambulant eröffnen lassen. 2011 lies ich mich sogar großflächig ambulant operieren... Und bin danach zu dem Entschluss gekommen - nie wieder... Es ist halt eine sehr schmerzvolle, reine Symptombahndlung, da man bei Hämmorhoiden nie wirklich an die Ursache geht...
Aber nun gut, das ist ein anderes Thema!
Allein aufgrund der Vorgeschichte wäre der Kaiserschnitt bei mir die eindeutig bessere Wahl gewesen.
Aber immer wenn ich meine Hebamme oder auch meine Frauenärztin auf die Problematik Hämmorhoiden (die in der SS natürlich wieder massiv Probleme gemacht haben, obwohl man mir nach der OP gesagt hatte, das die warscheinlichkeit dafür bei unter 3%liegen würde) versus Presswehen angesprochen habe, wurde nur immer gesagt, das ich ja schließlich nicht die einzige Frau sein die in der SS Probleme damit hat und es kann sein, das ich wohl unmittelbar nach der Geburt wieder vermehrt Probleme damit haben könnte es sich dann aber in der Regel auch ganz schnell wieder gibt... Pah, von wegen... Da hätten bei mir schon die Alarmglocken gehen müssen!
Naja aber irgendwie überwog auch die Spannung und Neugierde...

Dann stand das Geburtsgespräch in meiner Wunschklinik an, es wurde gefragt welche wünsche ich hätte, ob Wanne oder Alternative Geburtspositionen etc. Es wurde ein Ultraschall gemacht und mir auch dort wieder bestätigt, das unser Sohn wohl einen recht großen Kopf hat... Super! Das ist ganz genau das was man hören will, wenn die Geburt noch ansteht! Aber das war dann auch schon alles... Nix über Risiken oder Nebenwirkungen...
Ich hatte am nächsten Tag sogar noch einen separaten Termin beim Anästhisten um schonmal über die Risiken einer evtl. PDA aufgeklärt zu werden damit man das nicht unter Geburtswehen abnicken muss... Naja also war in diese Richtung auch schonmal soweit alles abgeklärt.
Dann kam der Tag der Geburt! Ich fühlte mich den ganzen Tag irgendwie ganz seltsam... Ich konnte es an nichts Fest machen aber ich merkte das irgendwas anders war...
Ich bin dann Abends um halb zwölf mal unter die heiße Dusche gegangen, und ab da tat sich im 3 Minuten Takt was... Allerdings in keinerlei Weise schmerzhaft... Null, nada, keine Schmerzen...
Fühlte mich aber zuhause trotzdem irgendwie nicht mehr wohl und hab meinen Mann gebeten mich im Kreissaal anzumelden. Hatte nur mitbekommen wie die Hebamme am Telefon fragte, Erstgebärend? Ist meist falscher Alarm, aber soll sie mal kommen... Ich glaub sie hat das nicht wirklich ernst genommen... Ich aber wohl zugegebenermaßen auch nicht... War der festen Überzeugung das ich nochmal mit Kind im Bauch nach Hause komme...
Hatte Proviant und Lesestoff eingepackt, weil es immer die Sprache von mindestens 10-12 Std. war...
Das Krankenhaus war mit dem Auto nur 5 Minuten entfernt... Während dieser Zeit hatte ich 3 heftige Wehen und mit graute es vor dem was da noch kommen möge...
Als ich im Kreisaal ankam wurde ich vor der Tür erst mal gefragt "na, was haben wir denn?" ... "Ja, Wehen haben wir, was sonst?" Blöde Frage...
Dann wurde ich erst mal ans CTG gehangen, das zeichnete Wehen im 2 Minuten Takt auf wie ich auch schon ganz schön heftig gespürt habe... Dann wurde ich vaginal untersucht... 'Oh, sehr schön Frau K. Muttermund ist bereits bei 5cm"...
Dann kam die Oberärztin, die ich dann auch direkt nach einem Schmerzmittel angefleht habe... 'Ja, Frau K. Wir geben ihnen jetzt erstmal Buscopan'... 'Waaaaas? Buscopan? Ich will was richtiges, ich will ne PDA!'...
'Ja, dazu müssen wir ihnen erstmal Blut abnehmen, das ins Labor bringen und dann die Gerinnungswerte abwarten. Wenn die dann stimmen, sag ich dem Anästhesisten Bescheid, das er ihnen eine PDA legt'... Ein weiteres 'Waaaaaas???' Wozu hab ich denn das Gespräch für die PDA gehabt? Ich kam mir schon ein wenig verarscht vor... Zumal ich mir zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht mehr vorstellen konnte, das ohne Schmerzmittel zu überstehen... Denn da war für mich klar, das ich mir meine Schmerzerleichterung abschminken konnte...
Ich musste nochmal auf die Toilette um Pipi zu machen. Dort hat mich eine Wehe dermaßen übermannt das ich auf dem Boden zusammen gebrochen bin und auf einmal ein riesiger Schwall Blut aus mir schoss... Ich hab nur noch laut nach meinem Mann und nach der Hebamme geschrien... Ich hatte in dem Moment absolute Panik vor einer Plazentaablösung, aber mir wurde gesagt, das das völlig normal sei, wenn sich der Muttermund so schnell öffne...
Naja gut, wieder ins CTG Zimmer und ab da ist alles wie ein Film, die Schmerzen wurden unerträglich. Ich hab angefangen mit zu übergeben und zu heulen. Ich wurde erneut untersucht und da war der MM bereits bei 9cm... Kommentar der Hebamme 'so Frau K. Wir sollten dann jetzt mal schauen das wir in den Kreisaal kommen'... 'Kreisaal? Ich steh hier nicht mehr auf, ich bin nicht fähig mich auch nur 5 Sekunden auf den Beinen zu halten'... 'Sie bekommen das Kind aber nicht hier auf der CTG Pritsche'... 'Es ist mir scheißegal wo ich dieses Kind bekomme'...
Mein Mann half mir dann eine Tür weiter in den Kreisaal, und ich hab mich in den Vierfüßler stand aufs Kreisbett gehockt, da es für mich immer unvorstellbar war wie ein Käfer auf dem Rücken zu liegen, leider konnte ich mich keine einzige Wehe lang in dieser Position halten und hab mich dann einfach rumgedreht und fallen lassen...
Die Wehen wurden immer heftiger und ohne erkennbaren Rhythmus ohne Pausen. Ein Dauerschmerz! Unerträglich...
Es wurde versucht mich von allen Seiten zu beruhigen, da ich völlig panisch wurde, weil ich mich und meinen Körper absolut nicht mehr unter Kontrolle hatte! Ich habe nur noch abgehackt geatmet und bei jeder Wehe erbrochen.
Mein O Ton war immer 'bitte helft mir doch'... Wie sehr man sich doch dann als Bittsteller hinstellt. Mir wurde ständig gesagt, das man mir ja helfen würde und das es gleich überstanden sei... Ich schrie ständig 'Nein'... Da ich das alles SO nicht wollte und di Hebamme wiederholte sich ständig indem sie immer wieder sagte 'sagen sie nicht Nein, sagen sie Ja zu ihrem Kind'... Sehr hilfreich... Ich kann ja verstehen das sie nur versucht hat mich zu motivieren und zu beruhigen aber ich war dafür in dem Moment einfach null empfänglich.
Irgendwann stand der Chefarzt der Entbindungsstation mit ihm Kreisaal. Er hatte Bereitschaft und da ich privat zusatzversichert bin, wurde er hinzugezogen.
Ich wurde ständig angehalten doch ruhig und tief in den Bauch zu atmen. Ich war allerdings zu dem Zeitpunkt froh überhaupt noch Luft zu bekommen. Ich bin in eine absolute Schnappatmung verfallen und habe ernsthaft gedacht ich müsse sterben... Als es nach einer weiteren Untersuchung hieß, der MM sei vollständig wurde mir gesagt das jetzt die Fruchtblase eröffnet würde... Ich hatte so unsagbare Panik, wovor weiß ich eigentlich gar nicht genau, vielleicht davor gleich Mama zu sein, vielleicht weil ich absolut überrumpelt war, vielleicht die Angst vor noch mehr Schmerzen, ich kann es nicht definitiv sagen. Aber was blieb für eine andere Option? Mir wurde gesagt, es würde nicht weh tun und es wäre eine Erleichterung. Also, gesagt, getan. Als die FB dann eröffnet war, kam nur wenig Fruchtwasser, da mein Sohn in dem Moment sofort tiefer gerutscht ist, und sein Kopf wie ein Stopfen war. Es setzten die ersten Presswehen ein. Mir wurde immer erzählt, die Presswehen wären eine 'Wohltat' da man aktiv mitarbeiten konnte und sich nicht weiter dem Schmerz der Eröffnungsphase hingeben musste. Dazu kann ich nur sagen: drauf geschissen! Entschuldigt bitte die Ausdrucksweise! Es fühlte sich an, als sch.... Man eine Bowlingkugel. Ich habe gedacht es zerreißt mich. Ich dachte jetzt gleich müsste das helle Licht kommen und ich wäre 'weg'.
Als der Arzt und die Hebamme dann merkten das sich der Kopf meines Sohnes nicht richtig eingestellt hatte, wurde in jeder Wehe vaginal versucht den Kopf zu drehen und zu verschieben. Das waren so unglaubliche Schmerzen. Ich wurde von Links nach recht gelagert in der Hoffnung mein Sohn würde es sich anders überlegen und sich richtig einstellen. Er hatte sich zu dem Zeitpunkt aber schon ein wenig verkeilt. Mir wurde gesagt, ich soll meine Beine anwinkeln und festhalten... Dazu war ich aber einfach nicht im Stande. Ich habe gebrüllt, gebrochen, um mich geschlagen und einfach keine Kraft mehr gehabt. So musste also mein Mann nach vorne kommen und mir meine Beine halten. Somit hat er also auch mehr gesehen als mir im Vorfeld lieb gewesen wäre, in dem Moment aber völlig scheiß egal war. Ich hörte wie der Arzt zur Hebamme sagte 'da müssen wir wohl mit der Saugglocke dran'... Als ich das hörte, bin ich völlig ausgeklinkt. Ich habe geweint, geschrien und was man sonst noch so für Laute von sich geben kann. Ich hatte solche Angst vor der Saugglocke. Immer im Hinterkopf, du wirst gleich geschnitten, denn das war es was ich wusste... Das in den meisten Fällen in denen eine Glocke zum Einsatz kommt ein grosszügiger Dammschnitt gesetzt wird. Und da der Glaube ja bekanntlich zuletzt stirbt, hoffte ich bis zum Ende evtl. 'Heile' zu bleiben.
Ich habe mich geweigert und um mein Leben gepresst. Im Augenwinkel sah ich auf einmal den Chefarzt mit einer (in meinen Augen) riesigen Spritze in der Hand. Ich hab völlig panisch meinen Mann angeschrien, das er das alles nicht zulassen darf, das er das alles verhindern soll... Ich hab geschrien 'was ist das für eine Spritze' und mir wurde dann kurz erläutert das es sich dabei um einen Pudendusblock handelt, der während einer Wehe in den Geburtskanal gesetzt wird um diesen Lokal zu betäuben. Er sagte, das das jetzt die einzige Schmerzlinderung wäre, die er mir jetzt noch anbieten könne, da es für alles andere zu spät sei. Nun gut, ich nahm alles was ich bekommen konnte... Das setzen der Spritze tat wieder erwarten nicht weh, was aber vielleicht daran lag, das noch mehr Schmerz einfach nicht möglich gewesen wäre. Wiegesagt, vom setzen merkte ich nix, von der Wirkung aber leider auch nicht! Also musste ich da doch so durch... Da ich nicht mehr wirklich effektiv geatmet habe und auch mir schon schwummerig war, ob jetzt von den Schmerzen oder vom Sauerstoffmangel, vermag ich nicht zu beurteilen, wurde ich doch sehr energisch dazu angehalten doch tiefer und regelmäßiger einzuatmen, dies war aber einfach nicht möglich. Da ich nicht genug Sauerstoff bekam wurde auch das CTG zunehmend schlechter. Dann bekam ich einen Tropf angehangen, mit der Info 'das ist ein Wehenhemmer, ihr Kind bekommt nicht genug Sauerstoff, sie müssen mal ordentlich durchatmen'... Die Wirkung hielt genauso lang an das ich 2 mal wirklich tief Luft holen. Daraufhin bekam ich einen weiteren Tropf angehangen bei dem ich schlagartig das Gefühl bekam das mir jeden Moment das Herz aus der Brust springt. Ein unglaublich beängstigendes Gefühl... Dies war eine Wehentropf, mit der Begründung, mein Sohn und ich hätten grade genug Sauerstoff bekommen, aber jetzt müsse es dann auch schnell gehen. Ich wurde beim Pressen angefeuert wie eine Fußballmanschaft bei der WM... Als dann 2 Presswehen später der Kopf zu sehen war, wurde ich gefragt ob ich mal fühlen wollte... NEIN, wollte ich nicht, ich wollte einfach nur das es vorbei war! Bei der nächsten Presswehe habe ich mitbekommen wie mir die Hebamme einen warmen Waschlappen auf den Damm gehalten hat in dem verzweifelten Versuch, Dammschutz zu betreiben. Ich wurde eindringlich dazu angehalten bei der nächsten Wehe nicht zu pressen und sie zu veratmen. Keine Chance, in dem Moment hätte ich es auch in Kauf genommen bis zwischen die Schulterblätter zu reißen, alles egal (in dem Moment), Hauptsache es ist vorbei... Also habe ich gepresst wie eine Irre und der Kopf meines Sohnes war geboren, der Rest schoss direkt hinterher auf einer riesigen Fruchtwasserwelle. Bevor er vollständig geboren war, bekam ich einen Kommentar mit in dem mein Sohn als Frechdachs bezeichnet wurde, da er es also auch ohne sich perfekt eingestellt zu haben sich seinen Weg gebahnt hatte... Ich dachte in dem Moment als ich das hörte, er wäre wieder 'zurückgerutscht'... (Völlig Panne, ich weiß, aber man bekommt ja immer gesagt, das der Kopf sich in jeder Wehe Millimeter für Millimeter vorschiebt und dann aber auch in den Wehenpausen gern mal wieder ein Stück zurückrutscht, und so hab ich gedacht, es ginge jetzt alles von vorne los)...
Nun war er also da und wurde mir auch sofort auf den Bauch gelegt. In dem Moment habe ich auf das Gefühl der 'unendlichen Glückseeligkeit' gewartet. Das stellte sich aber leider überhaupt nicht ein. Mein erster und einziger Gedanke war, 'Du bist jetzt also mein Sohn?!... Ich habe auch darauf gewartet die Schmerzen zu vergessen so wie alle Mütter immer behaupten das alles vergessen sei, sobald man sein Kind im Arm hält. Aber auch das war leider nicht der Fall. Ich war einfach nur froh es geschafft zu haben. 8 Minuten nach seiner Geburt sollte ich nochmals pressen für die Nachgeburt, da hab ich schon gemerkt das ich keinerlei Gefühl für meinen Beckenboden hatte. Die Plazenta kam aber problemlos hinterher und der frischgebackene Papa durfte die Nabelschnur durchschneiden.ich war froh als ich meinen Sohn zum wiegen und messen abgeben konnte... Ich wollte ihn in dem Moment einfach nicht halten, so grausam es sich auch anhört. Das alles hat mich so überrollt und ich war gedanklich einfach noch schwanger.
Ich wurde erneut lokal betäubt und genäht, wobei eine meiner ersten Fragen war, wie kaputt ich sei?! Darauf bekam ich aber leider keine Antwort. Das vernähen nahm ca. 40 Minuten in Anspruch, die sich aber anfühlten wie eine Ewigkeit. Als der Arzt fertig war, verabreichte er mir direkt noch ein Schmerzzäpfchen, welches aber auf die Anweisung 'so, jetzt bitte mal anspannen' postwendend zurückkam. Als ich meine Sohn wieder bekam, entdeckte ich eine kleine Beule an seiner Stirn und fragte woher sie käme?! Die Erklärung: ihr Sohn hat sich mit seinem Köpfchen nicht richtig eingestellt und kam nicht brav wie alle anderen Babys mit dem Kinn auf dem Brustbein mit dem Hinterkopf voran sondern mit dem Gesicht, der Stirn voraus. Ihm ging es allerdings blendend und hatte einen Apgar von 9/10/10.
wir wurden nach weiteren 2 Stunden zum kennenlernen auf die Wöchnerinnenstation gebracht. Wenigsten hatte ich ein Einzelzimmer (nicht selbstverständlich, da ich nur auf 2 Bett Zimmer versichert bin). Kurze zeit später kam eine Schwester, gratulierte mir zur Geburt und erklärte mir, das ich aufstehen müsse um zur Toilette zu gehen, zu schauen ob die Harnröhre Schaden genommen hat. Ich bin sofort zusammen geklappt. Ich konnte mich auch als ich endlich im Bad angekommen war nicht setzen, nicht direkt wegen der äußeren Geburtsverletzungen sondern wegen den unerträglichen Schmerzen am Beckenboden. Dies wurde aber erst nicht ernst genommen.
Ein paar Stunden später klingelte ich nach der Schwester und sagte ihr, das ich furchtbare Schmerzen hätte und ein Schmerzmittel bräuchte. Mein ganzes Becken, mein ganzer Körper wär ein einziger Schmerz. Man sagte mir, das sowieso gleich die Visite käme. Als dies dann da war, schilderte ich meine Schmerzen und ich wurde gebeten mich doch untenrum einmal frei zu machen. Als der Arzt schon nur die Untersuchungshandschuhe überzog, erkämpft ich schlagartig Panik und fing wie bekloppt an zu heulen. Der Gedanke an eine weitere vaginale Untersuchung war für mich der Horror. Aber es musste sein um ein evtl. Hämatom auszuschließen. So wurde ich also vor den Augen mehrerer Assistenzärzte und Schwestern erneut untersucht. Ein Hämatom konnte aber ausgeschlossen werden. Als ich dabei in die Gesichter des Personals schaute, konnte man das 'Entsetzen' sehen. Denn ich hatte unter der Geburt meinen kompletten Enddarm nach außen gepresst. Es wurde sofort der Chirurg bestellt, der eine halbe Stunde später auch zugegen war. Er schaute sich meinen Hintern an und riet mir sofort zur OP. Das kam für mich aber absolut nicht in Frage. Erstmal wollte ich einfach in Ruhe gelassen werden und zweitens hatte ich mir ja aufgrund meiner Vorgeschichte geschworen daran nichts mehr machen zu lassen. Wobei er sagte, DIESES Problem, in DIESEM Umpfang wird sich definitiv nicht von selbst erledigen. Der nächste Tiefschlag also.
Die Tage vergingen und die Schmerzen wurden nicht besser. Ich habe mich tagelang geweigert das angebotene Abführmittel zu nehmen. Der Gedanke an einen Toilettengang war für mich gleichzusetzen mit einer weiteren Geburt. Aber am 4. Tag kam ich nicht mehr drum herum. Als ich mitten in der Nacht merkte, das das Medikament anschlug, klingelte ich nach der Schwester. Gott sei dank war es meine Lieblingsschwester, zu der ich wirklich vertrauen hatte. Sie hat mir auf die Toilette geholfen und ich habe eine halbe Stunde weinend bei ihr im Arm gelegen weil ich solche Schmerzen hatte.
Mein Analprolaps (Diagnose des Chirurgen) wurde mit Cortisonsalbe, in Nasentropfen getränkten Kompressen und Laserbehandlung (eigentlich zur Therapie von schlecht heilenden Kaiserschnittnarben) behandelt. Aber es war keine Besserung in Sicht. Zudem hatte mich eine schwerer Wochenbettdepression gepackt, so das ich eigentlich nur noch geheult habe. Ich wollte einfach mein altes Leben zurück. Auch das Stillen ist mir dadurch verwehrt geblieben. Ich hatte regelrechte Panikattacken wenn er Hunger bekam. Diese unglaubliche Verantwortung, das ich die einzige bin die ihn ernähren kann, war zuviel für mich. Zudem nahm mein Sohn die Brust nicht und trank nur mit Stillhütchen, in denen hatte ich aber binnen kürzester Zeit mehr Blut als Milch stehen, und da mein Sohn ziemlich arg abgenommen und einen zu niedrigen Blutzucker hatte, wurde schon im Krankenhaus zugefüttert. Ich war froh das mir viel abgenommen wurde, da ich zum einen absolut nicht fähig war, aufgrund der Schmerzen aufzustehen und zum anderen ich einfach absolut überfordert war. Mein Mann stand kurz vorm verzweifeln.
Die Nachuntersuchung verlief 'normal' so das ich mich nach 7 Tage selbst entlassen habe. Ohne mich vorher einer weiteren OP unterzogen zu haben. Es hat nahezu 6 Monate gedauert bis der Prolaps weitestgehend resorbiert war. Mein Mann musste über Wochen meine Wunden versorgen da ich einfach nicht im stande war mir meine Verletzungen anzuschauen, zu denen noch ein Dammriss 2. Grades, ein hoher Scheidenriss und mehrere Labienrisse zählten, geschweige denn dort hinzufassen.
Selbst meine Hebamme musste zugeben das sie sowas in ihrer Laufbahn noch nie gesehen hat.
Ich habe weitere 4 Wochen durchgeheult, und war auch bei meiner Frauenärztin, die mit Antidepressivum verschrieb, welches ich aber nicht nehmen wollte. Ich wollte es einfach aus eigener Kraft schaffen. Dann kam der Tag an dem ich von dem Schicksalsschlag einer Freundin erfuhr. Und mit diesem Moment wusste ich zu schätzen was ich hatte, nämlich ein gesundes Kind.
Ich war aufgrund meiner Verletzungen erst nach 8 Wochen fähig mal eine halbe Stunde spazieren zu gehen und hatte danach wieder furchtbare Schmerzen. Mein BB war so überdehnt das ich jedesmal das Gefühl hatte ich verliere meine Organe, wenn ich länger als 5 Minuten auf den Beinen war.
Auch wenn ich heute noch bei meiner Frauenärztin bin, sagt sie ich müsse mir einfach noch etwas zeit geben, zumindest bis mein Sohn nicht mehr ständig getragen werden will.
Da ich allgemein recht sportlich bin habe ich, als es die Schmerzen zuließen (das war so ca. nach 5 Monaten) begonnen Rückbildung zu machen und meinen Beckenboden wie eine Irre zu trainieren. Und trotzdem muss ich mich mit dem jetzigen Zustand zufrieden geben. Denn dieser wird sich nicht mehr verbessern. Eine diagnostizierte Belastungsinkontinenz. Auch heute fast 2 Jahre nach der Geburt wäre ich nicht fähig meinen Job Vollzeit auszuüben, da ich nach spätestens 2-3 Std. dauerstehen wieder Schmerzen am Beckenboden habe, wie ein starker Muskelkater, der mir auch das Gefühl nimmt ob ich grade anspanne oder nicht. Ich konnte bis 6 Wochen nach der Geburt weder Urin noch Stuhlgang halten. Ich war 6 Wochen lang vollkommen inkontinent. Das war ein so schreckliches Gefühl, sich einzumachen wie ein Kleinkind.
Auch heute noch sagt meine FA, wenn ich das Thema erneute SS und damit verbundenen Kaiserschnitt anspreche, 'ach, sie haben doch schon ein Kind spontan geboren, das zweite flutscht da so durch' und 'schauen sie doch mal wie schön dieser Bereich ist OHNE Narbe'... Tja, dafür ist mein Intimbereich ziemlich entstellt und nur weil ich mir die Narben nicht täglich anschaue, sind sie ja da und deswegen nicht weniger hässlich.
Wenn gesagt wird an einem Kaiserschnitt wäre nichts selbstbestimmtes, das war es bei meiner Geburt und der zeit danach auch nicht und wenn ich das alles vorher gewusst hätte, hätte ich den Kaiserschnitt gewählt ohne mit der Wimper zu zucken. WOMIT WIR WIEDER BEIM EIGENTLICHEN THEMA WÄREN - aus schaden wird man klug!!!
So, ist ja doch ganz schön lang geworden und wahrscheinlich auch völlig 'over Top', da es sich nicht nur um meine Beweggründe meiner Entscheidung zu einer spontanen Entbindung, sondern auch um meinen kompletten Geburtbericht handelt. Ich war nach dem Korrekturlesen auch kurz davor das alles wieder zu löschen, da ich furchtbare Gänsehaut bei all dem bekam und doch tat es gut es nach so langer zeit nochmal nieder zu schreiben. Und wenn ihr bis zum Schluss gelesen habt, habt ihr meinen vollsten Respekt.
Und ich freue mich auf einen evtl. Kaiserschnitt ob er jetzt nun in meinem Fall medizinisch indiziert ist oder nicht. Kein Kaiserschnitt kann schlimmer sein als meine Geburt und die Schmerzen danach!

 
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