Frage: Trauer um Geburtserlebnis

Guten Tag, vor 3,5 Wochen sind wir Eltern einer gesunden Tochter geworden - vorab: das ist das wichtigste! Dennoch: Die Geburt war für mich sehr traumatisch, ich weine jeden Tag und kann nicht damit abschließen, deswegen wende ich mich an Sie. Kurz zum Verlauf: 21:30 Blasensprung und regelm. Wehentätigkeit, MuMu schon 2cm offen 23:15 PDA, Muttermund öffnete sich regulär, sehr gut. 1:15 PDA nachgespritzt 3:15 PDA nachgespritzt 4:30 MuMu 10 cm offen, PDA hat nachgelassen, keine weitere Schmerztherapie Soweit war alles "wie aus dem Lehrbuch", aber danach ging es nicht mehr weiter. Unsere Tochter hat sich nicht ins Becken gesenkt und ich hatte die Schmerzen meines Lebens. Alle 2 Minuten (oder schneller) Wehen, ich habe den Druck des Kindes im Becken gespürt, aber sie kam nicht runter. Sie hatte ein Geburtsgeschwulst, aber gute Herztöne. Dennoch habe ich einem Kaiserschnitt zugestimmt, als die FÄ mir in anbot, ich war vor lauter Schmerz einfach nicht mehr Herr meiner Sinne :( Die FÄ hat gemeint, sie machen den KS nur in Vollnarkose. Auch dem habe ich zugestimmt, obwohl ich mich sowas von ärgere. Ich fühle mich um das Geburtserlebnis betrogen irgendwie. Um 6 Uhr kam unsere Tochter per Kaiserschnitt zur Welt. Danach ging es mir so übel, dass ich mich 2 Tage nicht um unser Kind kümmern konnte. Das macht mir noch heute sooo sehr zu schaffen :( So richtig abgeschlossen habe ich deswegen damit nicht und befinde mich auch in therapeutischer Behandlung deswegen. Hebammen, Therapeuten, Ärzte: alle erzählen etwas anderes: Kaiserschnitt unnötig, Vollnarkose unnötig, PDA hätte man noch nachgeben können oder etwas anderes gegen die Schmerzen... Ich weiß nicht was ich glauben soll um das Ereignis zu verarbeiten. All das macht mir die Sache nur noch schwerer, weil ich keine der getroffenen Entscheidungen selbst gefällt oder in Frage gestellt habe :( Nun meine Fragen an Sie: - Hätte man die PDA noch nachspritzen können? Dann hätte ich länger durchgehalten und vielleicht hätte sich unsere Tochter noch ins Becken gedreht?! - Die FÄ meinte, man hätte noch warten können mit dem KS da die Herztöne gut waren, aber eine Stunde später spätestens hätte sie eh den KS durchgeführt. Sie glaubte nicht, dass sich das Baby noch senkt. Wie ist da Ihre Erfahrung? - Warum macht man eine Vollnarkose? War das nötig? Ich habe immer nur gehört, dass man eine PDA dann aufspritzt?! Der Muttermund war schon einige Zeit vollständig offen, aber dem Baby ging es ja gut? Ich hätte so gern erlebt wie sie auf die Welt kommt. Bei einer Freundin von mir haben die das im gleichen Krankenhaus bei gleicher Diagnose genauso gemacht. Auch sie ist nicht gut damit klar gekommen. - Im Anschluss an die Geburt hatte ich eine Uterusatonie und habe sehr viel Blut verloren. Kann der Geburtsverlauf dafür ursächlich sein? Habe immerhin auf dem Weg vom Kreißsaal in den OP eine Menge Wehenhemmer bekommen und vorher hat die Gebärmutter auch ordentlich gearbeitet... Vielen Dank für Ihre Mühe!

von Karin32 am 12.08.2016, 16:16



Antwort auf: Trauer um Geburtserlebnis

Hallo, Es tut mir sehr leid,dass Sie die Geburt Ihres Kindes so traumatisch erlebten. Bitte verstehen Sie ,dass ich ohne die Geburtsakte gelesen zu haben,nur allgemein antworten kann,bzw aus meiner eigenen Erfahrung kommentiere... Zu Ihren Fragen: 1. Man kann die PDA auch bei vollständig geöffnetem Muttermund nachspritzen - gerade wenn das Kind nicht optimal liegt und die Frau evtl verschiedene Positionen einnehmen muss um das Kind in "Startposition" zu locken.Oft drehen sich die Kinder dann und können ohne Probleme das Becken passieren,nur muss man wissen wie das Kind liegt. Eine Lageanomalie des Kindes steht aber auch im Mutterpass zB als Grund für den KS... 2. Wenn die Herztöne des Kindes in Ordnung sind kann gewartet werden - man kann die PDA hochspritzen und evtl (wenn das Kind richtig eingestellt ist) mit einem Wehentropf arbeiten,da oftmals auch eine mangelnde Wehentätigkeit der Grund für einen Geburtsstillstand in der Endperiode ist. Wir haben sehr wenig sekundäre KS,deshalb kann ich die Meinung der FÄ nicht teilen - aber wie gesagt,ich kenne den Verlauf nicht. 3. Eine Vollnarkose wird nur bei einem Not-KS gemacht,das bedeutet ohne Vorbereitung wird das Kind aus dem Bauch geholt. Bei einem sekundären KS wird die PDA nicht aufgespritzt,sondern es wird eine Spinalanästhesie gelegt,da diese schneller und besser wirkt. 4. Eine Atonie kommt häufig nach protrahierten Geburtsverläufen vor,aber zu viele Wehenhemmer können auch ursächlich für einen hohen Blutverlust sein. Beim nächsten Kind erkundigen Sie sich nach der KS-Rate in der jeweiligen Klinik. Viele Grüße und alles Gute, Silke Westerhausen

von Silke Westerhausen am 12.08.2016



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