Selbstbestimmte Geburt - ein Mythos?

 Silke Westerhausen Frage an Silke Westerhausen Beleghebamme der Frauenklinik in Herne

Frage: Selbstbestimmte Geburt - ein Mythos?

Hallo liebes Geburtshilfe-Team, ich bin Mama von zwei Kindern. Bei beiden Geburten war es so, dass meine Wünsche, obwohl ich diese vorher und auch während der Geburt klar geäußert habe, absolut nicht akzeptiert wurden. So wurde ich bei beiden Geburten beispielsweise quasi gezwungen, ein CTG im Liegen zu machen und durfte auch nicht aufstehen und herumlaufen, obwohl mir dies, meinem Gefühl nach, sehr gut getan hätte. Bei der zweiten Geburt ging alles sehr schnell. Mein Sohn hatte Probleme, tiefer ins Becken zu rutschen. Ich wurde auf dem Bett gehalten und sollte mich auf die linke oder die rechte Seite legen, entgegen meinem Protest und meinen Bitten, man möge mich aufstehen lassen (ich hatte das Gefühl, die Schwerkraft würde meinem Sohn helfen). Nun möchten mein Mann und ich gerne noch ein drittes Kind und ich muss sagen, dass mir der Gedanke an die Geburt ein sehr mulmiges Gefühl macht. Was "darf" ich während der Geburt überhaupt verlangen? Darf ich mich weigern, ein CTG zu machen, sollte dieses mir keine Bewegungsfreiheit ermöglichen? Darf ich so arg protestieren, dass man mich aufstehen lassen MUSS? Gibt es so etwas wie eine selbstbestimmte Geburt im Krankenhaus überhaupt? War es Zufall, dass es mich zwei Mal "getroffen" hat und mir meine Wünsche verweigert wurden? Ich danke Ihnen vielmals für Ihre Antwort!

von Kekskopf am 07.06.2016, 19:06



Antwort auf: Selbstbestimmte Geburt - ein Mythos?

Hallo, Oh,das klingt nach Geburtshilfe von vor 25 Jahren ... Sie sollten sich dringend eine Klinik aussuchen,in der eine natürliche Geburt Vorrang hat - dazu zählt auch die selbstbestimmte Geburt im Rahmen des Möglichen. Fragen Sie bei der Geburtsplanung nach konkreten Zahlen zB:Dammschnittrate,Sectiorate,Rate an HocKer- und Wassergeburten,ist die Klinik babyfreundlich??aufrechtes Gebären....und und... Zu Ihren Fragen: 1. "Verlangen" dürfen Sie alles! Falls Ihre Wünsche von denen der Hebamme abweichen sollten diese gut begründet werden wie zB schlechte Ableitung der kindlichen Herztöne ,deshalb CTG in Seitenlage,kein herumlaufen wegen hochstehendem Kopf,immer wieder auffällige Herztöne deshalb bestimmte Positionen.... 2. Das Aufzeichnen der fetalen Herzfrequenz gehört natürlich in bestimmten Zeitabläufen dazu,deshalb macht es wenig Sinn ein CTG "zu verweigern",da Wehen Stress für das Kind bedeuten können und deshalb eine intermittierende Aufzeichnung notwendig ist. Diese kann man aber ,dank der Telemetrie,in Bewegung der Frau durchaus aufzeichnen. Ja,natürlich MUSS man sie aufstehen lassen,wenn alles im grünen Bereich ist - Bewegung ist klasse für einen guten Geburtsverlauf. Ja,es gibt durchaus eine selbstbestimmte Geburt in der Klinik.Suchen sie sich eine Hebamme,die Sie in einer guten Klinik zur Geburt betreut. An Zufälle glaube ich persönlich nicht. Viele Grüße Silke Westerhausen

von Silke Westerhausen am 07.06.2016



Antwort auf: Selbstbestimmte Geburt - ein Mythos?

Ich möchte dir Mut machen, denn ich habe zwei schöne KKH-Geburten erlebt und die 2. war wirklich sehr selbstbestimmt. Ich hatte vorher einen Zettel mit Wünschen und Abneigungen in den Mutterpass gelegt, und die im KkH waren sehr bemüht, sich daran zu halten. Vielleicht wäre das was für dich. Ich habe z.B. draufgeschrieben, dass ich keine lautstarken Anfeuerungsrufe o.ä. will, dass ich nach Möglichkeit auf dem Hocker oder in der Wanne gebären möchte (kam dann anders, das war aber ok), dass die Fruchtblase nicht ohne Absprache geöffnet wird usw. Du benennst ja konkrete Dinge, das sollte dir leicht fallen, alles kurz und knapp aufzuschreiben. Und dann ein Geburtsplanungsgespräch und eine Kopie davon da lassen. Geh doch lieber in ein anderes KKH... Das wird bestimmt besser!

von Minne am 07.06.2016, 22:52



Antwort auf: Selbstbestimmte Geburt - ein Mythos?

Was spricht für dich gegen eine Geburt zu Hause? Hast nach zwei spontanen Geburten und deiner guten Selbsteinschätzung was dir wann guttun würde doch die allerbesten Vorraussetzungen! Kein Dauer-CTG, eine Hebamme die du bereits am Anfang der Schwangerschaft kennenlernst und vielleicht rein psychisch den Vorteil, als Hausherrin bestimmen zu können. Denn natürlich kannst du auch im Krankenhaus über dich und dein Kind bestimmen. Aber die meisten Menschen schlüpfen im Krankenhaus in eine passive Rolle und sehen Ärzte und Hebammen dort als Autoritätspersonen, als Bestimmer. Und das ist natürlich nicht gut für eine entspannte, selbstbestimmte Geburt.

von MayasMama am 09.06.2016, 13:52



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