Sehr geehrter Herr Dr. Hellmeyer, derzeit bin ich 28+3 SSW. Wenige Wochen nach dem ET werde ich 45 und ich erwarte mein erstes (und wohl sicher einziges) Kind. Der Fötus liegt derzeit in Scheitellage. Dennoch meinte die Pränatalmedizinerin, dass in meinem Alter als Erstgebärende definitiv der Kaiserschnitt die sicherste Wahl für das Kind (und wohl auch für mich) ist. Ich habe mich ausführlich informiert (u.a. Leitlinien der DGGG) und bin auch selbst der Überzeugung, dass der Kaiserschnitt die beste Wahl ist. Zum einen erscheint es mir leichtsinnig nach den Dutzenden von Vorsorgeuntersuchungen und der entsprechenden Panikmache, die in meinem Alter gemacht wird, hinsichtlich der Geburt nun jegliches Risiko einzugehen. Zum anderen habe ich ein extremes Handicap: Ich habe sehr schwere Neurodermitis (derzeit SCORAD 60) am ganzen Körper (nur Bauch, Rücken und Gesicht sind halbwegs frei). Ich habe jeden Tag schlimme Juckattacken, insbesondere auch in Stesssituationen. Nun wüsste ich nicht, wie ich stundenlange Wehen mit diesem ausgeprägten Juckreiz durchstehen sollte. Dabei bin ich nicht sehr schmerzempfindlich und habe keine Angst vor den Geburtsschmerzen, aber der Juckreiz und der damit einhergehende Stress ist wohl kaum förderlich für den Fortgang des Geburtsvorgangs, welcher bei älteren Erstgebärenden wohl auch sehr lang dauern kann. Außerdem kommt eine PDA nicht in Frage, da diese als Nebenwirkung Juckreiz auslösen kann und die Gabe von Antihistaminika 1. Generation (neuere Präparate helfen bei mir nicht) während des Geburtsvorgangs kontraindiziert ist. Dies bestätigen auch die Dermatologen der Uniklinik, die ich regelmäßig zur Spezialsprechstunde aufsuche. Bei einem Kaiserschnitt könnte man ja wohl bereits nach kurzer Zeit bereits ein Antihistaminikum spritzen, falls dies erforderlich wäre. Nun habe ich das Problem, dass die einzige Entbindungsstation mit Kinderklinik in der Nähe, den Ruf hat extrem kaiserschnittfeindlich (aber Dammschnittrate von 40%!!!) zu sein und ich fürchte, dass man meine Beeinträchtigungen als "Kinkerlitzchen" einstufen und man mir den Kaiserschnitt verweigern könnte. "Alter über 40" habe ich ein paar Mal als relative medizinische Indikation aufgeführt gesehen. Wäre dies schon ausreichend? Das mit der Neurodermitis ist ja sehr speziell. Wie sollte ich hier vorgehen (z. B. Formulierung der Indikation) bzw. wie sehen Sie die Chancen, dass in eine Schnittentbindung eingewilligt werden muss? Vielen herzlichen Dank im Voraus! Beste Grüße B.
von berghexe71 am 03.09.2015, 14:23