Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Hellmeyer, vielen Dank für die Geduld und die Zugewandtheit, mit der sie hier im Forum Fragen beantworten, das ist sehr wohltuend! Vor zwei Jahren kam mein erstes Kind per sekundärem Kaiserschnitt zur Welt. Ich weiß, dass medizinisch einer Spontangeburt bei meiner jetzigen, zweiten Schwangerschaft nichts im Wege steht. Ich würde aber gerne Ihre Meinung dazu hören, wie realistisch es ist, dass es dieses Mal klappt. Leider muss ich hierfür ein wenig ausholen. Neun Tage vor ET bekam ich Wehen, an dem Tag war Vorsorge und mein Arzt nannte sie bereits Geburtswehen, aber so lange ich währenddessen noch sprechen konnte, solle ich nicht in die Klinik fahren. Erst vier Tage später, in denen ich Tag und Nacht Wehen in ca. 10-15 minütigen Abständen hatte, folglich also kaum Schlaf bekam, kamen die Wehen alle sieben Minuten, ich konnte nicht mehr währenddessen sprechen, und wir fuhren in die Klinik. Der Gebärmutterhals war, 36 Stunden vor Geburt, verstrichen, mehr hatte sich nicht getan. 20 Stunden Wehen später platze die Fruchtblase, mit grünem Fruchtwasser. Wieder 10 Stunden später bekam ich, obwohl mein Muttermund erst 1cm geöffnet war, einen Wehentropf mit PDA, ich habe nach fünf Tagen zum ersten Mal zwei Stunden am Stück geschlafen. Dann kam die Entgleisung: Die Herztöne meines ohnehin bereits gestressten Kindes fielen bis auf 54, im OP-Bericht steht Dezelerationen Typ 2. Nachdem ich einen Wehenhemmer bekam und mein Muttermund trotz Wehentropf nur 2cm offen war, wurde mir wegen der Kombination aus den schlechten Herztönen, der vergangenen Zeit und dem grünen Fruchtwasser sehr nachdrücklich ein Kaiserschnitt ans Herz gelegt. Ich stehe zu dieser Entscheidung, und ich würde es wieder so machen. Aber: Meinem Kind ging es nicht gut, es bestand der Verdacht auf eine Neugeboreneninfektion, wir haben die erste Zeit auf der Kinderstation verbracht, überwacht an Monitoren, und mussten es die ersten zwei Wochen mit dem Löffel füttern, weil es zu entkräftet war um zu saugen, weder an der Brust noch an der Flasche. Und ich war wegen des Schlafmangels und den Kaiserschnittschmerzen vollkommen entkräftet für viele Wochen und konnte mich kaum selber um mein Kind kümmern. Für uns alle war diese lange, lange Geburt und das Danach eine insgesamt verstörende Erfahrung, die ich nicht wiederholen möchte. Vor allem möchte ich dem Geschwister eine solche lange Tortur ersparen. Hinzukommt, dass ich zwar mit den Ärzten während der OP eine tolle Erfahrung gemacht habe, der Kaiserschnitt an sich war gut, aber die Zeit im Kreisssaal war es nicht. Eine Hebamme bekam ich nur alle paar Stunden zu Gesicht, und da wurde kurz getastet, Ausdrucke angeschaut und vor sich hingemumelt, dass ich eigentlich weiter sein sollte. Keine Anleitung, keine Korrektur meiner Atemtechnik, keine Motivation, kein Wort zuviel. Deswegen würde mich Ihre Einschätzung interessieren, mit welcher Wahrscheinlichkeit sich dieser Geburtsverlauf wiederholen wird. Meine Frauenärztin sagt, da die Wehen kaum muttermundwirksam waren, sieht sie die Chancen für eine weitere solche Erfahrung als sehr groß an. Was meinen Sie?
von KS-Mama am 25.07.2017, 15:17