Sehr geehrter Herr Prof. Jorch,
bezugnehmend auf den Beitrag von Sophie am 20.4.2016, die bei einem früher Geborenen von einer sehr schweren Gelbsucht berichtet, frage ich, ob bei 5-6 Wochen früher Geborenen diese Gelbsuchtgefahr (schwere)
erfahrungsgemäß besonders häufig auftritt?
Hat dies mit der (Un)-reife des Neugeborenen zu tun, da die Ausreifung des letzten Schwangerschaftsmonat fehlt?
Dies muss dann doch jeder Mutter, die eine früher Geborenes hat, in Form der wichtigsten ärztlichen Beratung, welche zur Behandlung gehört,ausdrücklich gesagt werden?
Vielen Dank.
Mit freundlichem Gruß
erika 65
von
Erika65
am 25.01.2017, 13:14
Antwort auf:
Früher Geborene haben grundsätzlich eine schwerere Gelbsucht?
Fast alle Neugeborenen entwickeln nach der Geburt mit Höhepunkt am 3. - 5. Lebenstag eine Gelbsucht. Hauptursachen sind eine Minderfunktion des Leberenzyms Glucuronyltranferase in den ersten Lebenstagen und der vermehrte Zerfall von vorgeburtlichen Blutzellen. Bei Frühgeborenen ist das Leberenzym besonders schwach, so dass tendenziell die Gelbsucht stärker ausfällt. Dazu kommt, dass man die Gelbsucht bei Frühchen früher behandeln muss, weil das Gehirn stärker gefährdet ist.
Das klingt für den Laien dramatisch, ist aber aus Sicht der Medizin im Vergleich zu anderen Risiken fast eine Bagatelle, die ohne großes Aufheben durch Fototherapie in den Griff zu bekommen sind.
Wenn Sie das als bedrohlich empfunden haben, war die Gelbsucht bei Ihrem Kind entweder ungewöhnlich ausgeprägt oder es gab kommunikative Missverständnisse.
von
Prof. Dr. med. Gerhard Jorch
am 26.01.2017