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Schuldgefühle

Thema: Schuldgefühle

Hallo liebe Frühcheneltern, ich habe meinen Sohn per Notkaiserschnitt bei 34+6. 2300 g. Er wurde wg. beginnendem Hellp und zu wenig Fruchtwasser geholt. Nach der Geburt kam er auf die Kinderintensiv. Irgendwie komme ich mental kaum damit klar, dass er seine erste Zeit ohne Bezugsperson verbringen musste. Ich fühle mich wie eine Versagerin Er ist momentan noch auf der Säuglingsstation und ich als Begleitperson bei ihm. Ich weine sehr viel. Die Schwestern tun es als Heultage ab. Ich würde so gerne mit ihm heim und mit meiner Hebamme sprechen. Ich halte es in der Klinik fast nicht mehr aus. Wie kommt ihr mit diesen Gedanken klar?

von Gret am 12.10.2016, 08:00



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Bitte frag dort unbedingt nach einer Psychologin! So etwas gibt es auf der STation. Bei mir wurde es nichtmal abgetan, obwohl alle wahnsinnig nett waren, hat 3 Monate gedauert, eben bis meineTochter daheim war, und erst beim 2. Kind habe ich erfahren, dass ich damals eine handfeste postpartale Depression hatte. Stimmt, es sind die "Heultage", nur mit Fruehchen sind die natuelrich verschaerft, plus dass die Heultage wirklich nur Tage sind. Fuer alles, was laenger ist, sprich bitte unbedingt mit jemandem! Und schau, dass du viel rauskommst. Du musst auch nicht in der Klinik bleiben. Du kannst jeden Tag kommen, und zuhause schlafen und Kraft tanken. Es ist nicht gesagt, dass du deinem Baby mehr gibst, wenn du als heulendes Haeuflein Elend immer dabei bist, als wenn du nicht alle Stunden dabei bist, aber wenn, dann dafuer Staerke, Liebe und Anteilnahme geben kannst und nicht nur Mitleid und Verandtwortungsgefuehl. Ich habe mir auch damals und auch spaeter grosse Vorwuerfe gemacht. Ich glaube fast, darum kommt man nicht herum. Es ist natuerlich schlimm fuer so ein armes Wuermchen, allein liegen zu muessen. Das Einzige Positive daran: Die Kinder erinnern sich nachher nicht mehr daran, du hast noch viel Gelegenheit, das alles mit viel Naehe wettzumachen. Die kleinen werden richtige Kaempfer, die sich auch spaeter im Leben durchsetzen und bemerkbar machen koennen. Die Schwestern haben sich bei uns auch ruehrend gekuemmert, weiss nicht, wie das bei euch ist, bei uns war der Schluessel 2 Kinder auf 1 Schwester. lg niki

von niccolleen am 12.10.2016, 08:36



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Herzlichen Glückwunsch zur Geburt eures Babys! Mein wurde auch aufgrund von HELLP entbunden und lag auf der Neo its. Ich habe im kh mir einer tollen Hebamme die auch Traumaberatung macht und mit einer Psychologin gesprochen. Sogar über die Entlassung hinaus. Es ist schwierig, man weiß eigentlich, dass man keine Schuld an der Situation trägt aber man fühlt es eben anders. Du hast keine Schuld! Du tust alles was in deiner Macht steht und das spürt dein Sohn. Ich habe mit meiner Tochter darüber "gesprochen". Mit der Zeit wird es anders, ihr gebt gestärkt zusammen aus dem Kh! Ganz liebe Grüße

von Miramar07 am 12.10.2016, 12:43



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Erst mal herzlichen Glückwunsch zum Baby. Ich kann sehr gut nachempfinden, wie es dir geht. Mein Sohn kam spontan bei 34+3 zur Welt. Lag dann ca. 4 Tage auf der Intensiv und dann auf der neugeborenenstation. Nach zwei Wochen durften wir ihn endlich mit nach Hause nehmen. Ich habe jeden Abend geheult, wenn ich mich von ihm verabschieden musste. Zum Glück hatte er echt liebe Krankenschwestern. Ich konnte ungeniert weinen, wurde in den Arm genommen und es wurde mir versichert, dass es ihm gut gehe. Ich durfte sogar nachts anrufen, wenn ich wach wurde und das Gefühl hatte, dass er seine Eltern vermissen könnte. Auch wurde ich immer gefragt, warum ich denn jetzt weinen müsse. Das hat mir geholfen, mich zu reflektieren und zu verstehen, wo genau meine Trauer und Ängste her rühren. Auch dem nach Hauseweg habe ich geweint. Mein Mann hat mir immer wieder gesagt, sei beruhigt, es geht ihm gut. Bald nehmen wir ihn mit nach Hause. Zuhause bin ich dann jeden Abend in ein Loch gefallen. Habe abgepumpt, damit ich ihm am nächsten Tag Milch mitbringen konnte. Danach bin ich ins Bett, nur um 3 Stunden später zum abpumpen wieder aufzustehen. Und das die ganze Nacht durch . Morgens dann duschen und ab in die Klinik. Das waren schlimme zwei Wochen. Ich gab mir auch ständig die Schuld an allem. Daran, dass er die ersten Tage seines Lebens an Geräte angeschlossen sein muss, daran, nicht bei Mama und Papa sein zu können. Spritzen und Infusionen zu bekommen. Und vor allem gab ich mir die schuld daran, dass ich es nicht geschafft habe, ihn lang genug in meinem Bauch leben zu lassen. Ich gab mir die Schuld, dass wir einen Tag vor seiner Geburt noch ein Bauchshooting gemacht haben. Und denke auch heute noch, hätte ich das gelassen, wäre er vielleicht noch ein oder zwei Wochen im Bauch geblieben. Dabei hatte ich mit dem Arzt besprochen, dass es okay sei. ( hatte seit der 31. Woche eine vorzeitige Verkürzung des Gebärmutterhalses, die zu dem Zeitpunkt aber stabil war) Über all das konnte mich nur trösten, dass es meinem Baby gut ging. Und ich jederzeit zu ihm durfte. Er hatte gute Werte, nur leichte Anpassungsstörungen. Brauchte also einfach etwas Zeit, sich an das Leben außerhalb Mamas Bauches zu gewöhnen. Der Gedanke daran, bald mein Baby mit nach Hause zu nehmen, gab mir auch unwahrscheinlich viel Kraft. Ich stellte mir vor, wie ich in die Klinik komme, ihm seine Kleider anziehe und in seinen Maxi-Cosi oder Kinderwagen lege. Und wie ich als stolze Mama die Krankenhaustür schließe und meinem Sohn das helle Licht der Natur zeigen kann. Das hat mir immer wieder ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Dieser Tag wird auch bei euch kommen. Und es wird der zweitschönste Tag eures Lebens werden, direkt nach dem Tag der Geburt. Freue dich jede Minute, die du bei ihm sein darfst. Hoffentlich könnt ihr trotz Intensivstation mit ihm kuscheln. Und wenn es dir dort zu viel wird, gehe abends heim. Ich hätte auch in der Klinik bleiben können, aber nicht direkt bei ihm. Deshalb habe ich mich dazu entschieden, in meinem eigenen Bett zu schlafen und Kraft zu tanken. Und neben dem Krankenhausalltag doch noch etwas Normalität um mich herum zu erleben. Die Schuldgefühle werden besser. Anfangs habe ich ständig geweint, dachte ich könne nicht für ihn da sein. Könne ihm nicht geben, was er braucht. Mein Knirps ist jetzt 4 Monate und ich bin einfach nur stolz auf ihn wie er all das gemeistert hat. Ich merke tagtäglich, dass er mich braucht und als seine Bezugsperson angenommen hat.

von Floane am 12.10.2016, 22:51



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huhu mein.sohn.kam 30+2 mit 1900g und 44cm. (19.9.15) und kann dich sehr gut verstehn. er war insgesamt 6wochen kh die ersten 10tage auf der its. mir wurde im.kh phsychologin feschickt am letzten tag auch ne psychaterin. aber hieß bin stabil. (hab nur rotz und wasser geheutl) als ich heim durfte (hab noch ne große tochter) war das schon sehr "hilfreich" aber solang täg ins kh fahren.zerrt unheimlich. und ich fand umso mehr wochen vergingen.umso unfreundlicher usw wurden alle. durfte ihn erst ab 34+0 wickeln.füttern.baden. allein raus nehmen nicht. 36+0 gings zum glück heim. die schuldgefühle hatte ich gutes halbes jahr.dann wurde es langsam besser. und zu sein 1geburtstag kam alles wieder hoch.

von ronja2006 am 15.10.2016, 01:06



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Vielen Dank für die Rückmeldungen. Es ist irgendwie sehr tröstlich, dass man nicht allein ist. Wir sind in der Zwischenzeit daheim angekommen. Ich habe mich lange mit meiner Hebamme unterhalten und das Ganze etwas aufgearbeitet. Sie hat mir geholfen, alles aus einer anderen Perspektive zu sehen. Wir hatten Schutzengel, die auf uns aufgepasst haben. Ich mag gar nicht daran denken, was die Alternative gewesen wäre. Krankenhaus und Intensivstation waren wirklich schlimm. Wären wir nicht gefahren, was wäre dann gekommen? Ich mag gar nicht daran denken. Im Prinzip muss ich dankbar sein, dass wir im Krankenhaus bleiben konnten und jetzt daheim sind. Es gibt Eltern die haben nicht so viel Glück. Sie meint auch, dass man durch viel Liebe und Zuwendung die erste "harte" Zeit aufholen kann. Mein Sohn macht einen glücklichen und ausgeglichenen Eindruck und das zählt Ich werde mir weiterhin Gedanken machen aber auch unendlich dankbar für mein Wunder sein.

von Gret am 17.10.2016, 16:50



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Hi Gret, ja ich bin damals leider nicht gefahren. Ich bekam in der 28. SSW spät abends Wehen, habe es aber falsch gedeutet und dachte ich müsse mich einfach ausschlafen. Erst am nächsten Tag bin ich in die Klinik (es war ein Feiertag und der FA hatte zu). Dachte ich bin bald wieder daheim, wollte nur sicherheitshalber mal nachschauen lassen. Tja, nach der Untersuchung ging alles auf einmal sehr schnell: Zugang gelegt, Wehenhemmer, Lungenreife. Leider konnten sie die Geburt nicht mehr aufhalten und er bekam auch die 2te Gabe Lungenhelfer nicht mehr. Ich habe viel geweint und mir schlimme Vorwürfe gemacht, selbst heute noch manchmal. Aber das wirft einen auf Dauer nur zurück und auch das Baby braucht die Mama im Hier und Jetzt und ihre Kraft und Zuversicht. Mir hat reden (mit anderen Frühchenmamas) sehr geholfen und dieses Ohnmächtigkeitsgefühl vor diesem "nicht-rückgängig-und-dann-besser-machen"-Gefühl wurde peu à peu leichter umso besser es unserem Baby ging. Heute bin ich einfach nur froh ihn bei mir haben zu dürfen und er bringt mich so oft zum Lachen und bereichert unser Leben so ungemein, das nur noch wenig Platz für Schuldgefühle bleibt. Manchmal kommen sie noch hoch und dann kullern auch noch die Tränen und man fragt sich wie es ausgegangen wäre, wenn man rechtzeitig gefahren wäre. Aber die Tränchen kullern heute mittlerweile viel öfter vor Freude und Dankbarkeit :) Lg und alles Gute - Schön das ihr endlich heim durftet :))

von EarlyBird am 17.10.2016, 21:25



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Für mich war es auch schlimm. Ich habe ein Kind verloren,sehr früh. Leon kam bei 32+0! Am 08.05.15 um 17.05 Uhr war alles anders Leon war da. Um 22.00 Uhr habe ich Leon zum ersten mal für 5 Min. Gesehen. Er lag auf der Intensiv. Ich habe geweint. Viel geweint vor Freude. Ich habe jeden Tag nach dem Kaiserschnitt an seinem Bett gesessen. 18 Stunden war ich bei Leon. Ich habe auch geweint. Weil ich Leon mit nach Hause nehmen wollte. Aber der Prof. Dr. Höhn hat mir immer ein Ziel gegeben. Jeden Tag konnte Leon mehr und mehr. Ich wurde ernst genommen. Das ist wichtig. Lass deinen Gefühlen freien Lauf. Weinen gehört dazu. Ich habe Leon nicht stillen können. Usw. Leon ist nicht ganz gesund. Aber ich habe alles gegeben damit aus Leon was ganz besonderes wird. Jetzt ist er 19 Monate alt und stellt alles auf den Kopf. Von Mama und Papa. Du bist eine wunderbare Mama. Und dein Kind ist was ganz besonderes. Dein Kind hat dich ausgesucht um bei dir zu sein. Um von dir ganz viel zu lernen. Das eine Mutter nicht perfekt sein muss. Sondern dein Kind liebt dich so wie du bist. Auch wenn du weinst. Es liebt dich so wie du bist. Liebe dich auch so wie du bist. Es grüßen Andrea 37 Uwe 46 und Leon 19 Monate

von Leon2015 am 20.12.2016, 00:41