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Frühchen - Forum für frühgeborene Babys

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Geschrieben von gusi am 17.09.2015, 22:32 Uhr

aufarbeitung

hallo ihr lieben,
langsam kommt der erste geburtstag meiner zwillinge näher. sie kamen bei 27 1/7 und es geht ihnen im grossen und ganzen gut. ich merke, dass nun langsam aber sicher die emotionen zurück kommen. jene die ich wohl über monate hinten angestellt habe um zu funktionieren. manchmal schau ich meine kinder an und werde von meinen emotionen übermannt. oft sind es aber auch ganz kleine momente, die mich daran erinnern wie es denn vor einem jahr war, als ich unbeschwert meine schwangerschaft genossen habe und wie dann so schnell alles anders wurde...
ging es euch ähnlich? und wie seid ihr damit umgegangen? ich spreche viel mit meinem mann und das tut gut. bin aber am überlegen, ob ich mir vielleicht dennoch psych. unterstützung dazu holen soll.
das ist ein sehr persönliches thema, das weiss ich. würde mich trotzdem über eure erfahrungen freuen.
alles liebe!

 
10 Antworten:

Re: aufarbeitung

Antwort von Miramar07 am 18.09.2015, 0:25 Uhr

Du sprichst mir aus der Seele, genau so geht es mir jetzt. Da habe ich neulich einen ganz krassen Flash back von der Intensiv gehabt... Ausgelöst durch mein schlafendes Kind auf meiner Brust.
Es tut immernoch weh und das obwohl es in ein paar Wochen schon ein Jahr her ist. Und dann wieder denke ich, dass gerade diese Tatsache einen sentimental werden lässt. Das erste Jahr ist einfach so schnell um.
Vielleicht kommt und das einfach noch schneller vor, weil man die ersten Monate nicht so richtig bzw anders genießt...keine Ahnung.

Ich bin noch oft traurig, ratlos, voller Schuldgefühle...

Wahrscheinlich keine große Hilfe für dich, aber du bist nicht allein mit diesen Gefühlen und Gedanken.

Liebe Grüße

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Re: aufarbeitung

Antwort von gusi am 18.09.2015, 8:12 Uhr

herzlichen dank für deine ehrlichkeit. das tut gut! wünsche dir alles gute und dann einen tollen 1. geburtstag mit deiner maus.

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Re: aufarbeitung

Antwort von lisi3 am 20.09.2015, 21:17 Uhr

Bei mir hat es auch mehrere Jahre gedauert, bis ich alles aufgearbeitet hatte. Ich glaube so richtig abgeschlossen habe ich erst im letzten Jahr (etwa fünf Jahre nach der Geburt) damit. Mir persönlich hat geholfen, dass ich meine Gedanken aufgeschrieben und mich ausgetauscht habe. Seitdem geht es mir besser.
Bei mir hatte sich nach der Entlassung meiner Tochter aus der Klinik die Klinikpsychologin gemeldet, damit ich mit ihr alles hätte aufarbeiten können. Aber da war alles noch so frisch und ich hatte genug damit zu tun mich um mein Kind zu kümmern und alles zu organisieren. Vielleicht hätte ich das Angebot annehmen sollen, es hätte sich bestimmt positiv ausgewirkt.
Ich weiß auch nicht, ob nicht irgendwann eine Phase kommt, wo alles wieder hoch kommt, warten wir es einfach ab.

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Re: aufarbeitung

Antwort von Jani81 am 21.09.2015, 6:34 Uhr

ich hatte das letztes jahr zum 2. geburtstag mal ganz schlimm. der geburtstag war dabei aber nicht der auslöser. wir befanden uns zu dem zeitpunkt gerade auf kur. es waren so viele dinge, die mich dort einfach haben zusammenbrechen lassen. ich habe geweint und geweint und geweint und musste dann abbrechen. mein hausarzt hat mich anschließend erstmal für wochen krank geschrieben. ich wollte mir psych. unterstützung holen, was kurzfristig so gut wie unmöglich ist. nachdem ich das extreme tief erstmal überstanden hatte, war es einfach gut. ich habe in der zeit viel nachgedacht.

die erinnerungen sind nachwievor present. aber es tut nicht mehr so weh. ich seh mein kind jetzt mit etwas anderen augen. sie ist wie sie ist und sie ist ein großes wunder. wir hatten unendlich großes glück und das überwiegt allem anderen was war.

ich wünsche dir alles gute und das auch du einen weg aus den schlechten erinnerungen findest.

lg

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Re: aufarbeitung

Antwort von DeLania am 21.09.2015, 23:23 Uhr

Hallo.
Meine Kleine kam im Februar nach sehr frühem und schwerem HELLP Syndrom per Kaiserschnitt zur Welt.
Sie ist Gott sei Dank gesund, hat toll aufgeholt aber mir geht es genauso. Manchmal sehe ich mein kleines Wunder an und die Tränen laufen einfach so. Ich weiss, dass ich keinen Einfluss darauf hatte und dass ich in der Schwangerschaft nichts falsch gemacht habe, aber mich plagen auch Schuldgefühle. Ich komme auch nicht damit klar, dass man meinen Bauch aufschneiden musste und man mir mein Baby aus dem Bauch gerissen hat (so hat es sich angefühlt). Den Kaiserschnitt fand ich so schrecklich und es tut mir wahnsinnig leid, dass ich nicht noch länger im Krankenhaus durchhalten konnte um meiner Süssen die ganzen Schläuche und den Inkubator zu ersparen. Meine Blutwerte und der Blutdruck war nicht mehr unter Kontrolle zu bringen. Ich kann mir tausend Mal sagen, es ist nicht meine Schuld. Ich bin einfach unglücklich darüber, was mein Baby alles schon erleben musste. Eigentlich soll so ein kleiner Mensch nach der stressigen Geburt in Mamas Arm liegen, trinken, einschlafen,warm und weich, aber meine Kleine wurde weg gebracht, bekam Infusionen, bekam eine Atemmaske, Spritzen, .... ich hab schon wieder Tränen in den Augen, während ich das schreibe. Ich wurde auf die Beobachtungsstation gebracht, mein Baby auf die Frühchen Intensivstation und ich hab sie bei der Geburt nur kurz schreien hören und im vorbei fahren im Krankenbett konnte ich kurz ihre Hand sehen. Ich empfinde das als grausam, bin gleichzeitig froh und dankbar, dass es die Möglichkeit gibt so kleinen Menschen zu helfen. Ich schwanke ständig zwischen Schuldgefühl und tiefer Dankbarkeit wenn ich an die Geburt denke. Ich wäre so gerne einfach nur glücklich beim Gedanken daran, aber immer bleibt dieses "du hättest länger durchhalten müssen, dann hättest du ihr so viel erspart..." meine Narbe kann ich mir nicht gut angucken. Wenn ich darüber mit meinem Lebensgefährten rede, sagt er nur "Da ist ne Narbe, da kam das Baby raus und sie ist jetzt gesund" ich würde es auch gerne so sehen, aber es fehlen eben 10 Wochen und eine Geburt in meinem Puzzle und das ist nicht mehr aufzuholen.
Ich schaffe es, die ganze Sache im Alltag zu verdrängen, aber es ist nie ganz weg.

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Re: aufarbeitung

Antwort von Miramar07 am 21.09.2015, 23:42 Uhr

Genauso geht es mir auch. Und mir fällt es auch wahnsinnig schwer die Tränen zu unterdrücken. HELLP, 11 Wochen und einen Tag zu früh, ein grausamer Kaiserschnitt. Schuldgefühle, ohne Ende. War es wirklich nötig, dramatisch genug, immerhin musste ich nichtmal auf intensiv. War die ganze Zeit ansprechbar aber mein kleines Baby musste mir 865 Gramm um ihr Leben kämpfen, drei Spritzen die Woche waren Minimum. Hätte ich da nicht einfach noch ein bisschen länger aushalten können?
Und auf der anderen Seite sehr ich die Blutdruckwerte, die ängstlichen Augen der Krankenschwestern und den Chefarzt, der meinte es geht nicht mehr oder ich sterbe. Aber wieso habe ich das selbst nicht körperlich gemerkt? So schlimm kann es dann ja nicht gewesen sein, nicht mal intensiv nur ca 12 Stunden Kreißsaal Überwachung nach dem ks. Aber mein Baby, die musste durch so vieles durch. Und das auch noch die erste Zeit ganz alleine und ohne meine Nähe.
Und natürlich ist trotzdem die unendliche Dankbarkeit da, dass sie nun gesund lebt. Und wie egoistisch ist das eigentlich sich selbst so zu bemitleiden, wo es doch so viele kleinere Frühchen, Frühchen mir Komplikationen und Mütter auf der Intensivstation gibt, wieso bin ich so egoistisch und komme nicht aus dem Jammern raus wo wir es doch so gut getroffen haben?

Schrecklich dieser Kampf mit einem selbst.

Liebe Grüße

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Re: aufarbeitung

Antwort von DeLania am 22.09.2015, 11:20 Uhr

Es ist nicht schön, dass es Dir genauso geht, aber tröstlich, dass ich nicht alleine damit bin. Viele erleben schlimmeres und ich kann nicht ahnen wie es in ihnen aussieht. Wir hatten wirklich Glück im Unglück und ich hoffe, ich kann das irgendwann einfach nur als Krankheit sehen, die eine gute Wendung genommen hat, denn wir leben und sind gesund. Das sage ich mir immerwider. Trotzdem hätte ich mir für meine Kleine nichts mehr als einen tollen Start ins Leben gewünscht. Wenn sie gross ist, werde ich mit ihr darüber sprechen.
Ich hab auch immer das Gefühl, ich muss mehr für sie tun weil ich ihr zu Beginn 10 Wochen schuldig geblieben bin, aber ich tu wirklich schon alles, damit es ihr gut geht. Wenn sie weint, sagt mein Lebensgefährte, sie muss mal lamgsam lernen, dass die Welt sich nicht um sie dreht, aber meine Welt tut das schon, weil ich immer denke, ich habe noch so viel gutzumachen. Ich würde mich so gerne entschuldigen.

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DANKE

Antwort von gusi am 25.09.2015, 21:00 Uhr

vielen dank für eure ehrlichkeit!
auch mir fehlen die 12 wochen, die geburt, das kuscheln danach, die gefühle dazu.... es tut gerade sehr sehr gut nicht alleine damit zu sein.
alles liebe euch allen

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Re: aufarbeitung

Antwort von Luzi10 am 28.09.2015, 11:21 Uhr

Hallo zusammen!

Meine Kleine ist im Juli 2014 bei 27+6 geboren, wurde beatmet und hat sehr lange noch Atemunterstützung (CPAP) gehabt. Nach elf Wochen kam sie endlich nach Hause.
Sie ist gesund und munter und ein kleiner Wirbelwind. Sicher hängt sie in der Entwicklung noch ein wenig hinterher, aber wenn man bedenkt wie unterschiedlich auch "normal" geborene sind, ist das sicherlich alles noch im Rahmen. Wir haben seeeehr viel Glück gehabt!

Als ich Eure Beiträge eben gelesen habe, bin ich auch erst einmal wieder in Tränen ausgebrochen, genauso geht es mir auch. Im Alltag ist alles gut - aber wehe man wird in irgendeiner Form an diese Zeit erinnert.

Wir würden gern eine Familienreha machen, denn auch mein Mann und unser Sohn (er war 4 1/2 als die Kleine geboren wurde) haben ja unter der Situation gelitten. Unsere Tochter war 8 Wochen in einer knapp 70 km entfernten Klinik untergebracht, was für zusätzlichen Stress gesorgt hat. Als sie dann verlegt wurde hatte ich zwar nicht mehr den Fahrtweg (mit endlosen Staus), dafür aber eine deutlich "schlechtere" (im nachhinein nicht gefährdend, aber wir waren einfach anderes gewohnt) Versorgung meiner Kleinen... das alles zehrt.

Habt ihr mal über eine Kur/Reha nachgedacht? Oder sogar eine gemacht? Habt ihr irgendwelche Tipps? Oder wie ist Eure Meinung dazu?

Würde mich über Meinungen/Erfahrungen freuen...

Luzi10

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Re: aufarbeitung

Antwort von Alanina am 11.10.2015, 21:52 Uhr

Hallo DeLania,

Du sprichst mir aus der Seele. Mein Kleiner wurde im August 2014 unter den gleichen Umständen geholt. Ich fühlte mich genauso. Inzwischen ist es etwas besser, aber es tut immer noch weh und das obwohl wir so Glück hatten und beide soweit gesund sind.

LG, ich drück dich,
Alanina

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