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Geschrieben von Sodapop am 09.06.2015, 10:57 Uhr

Toller Artikel zum Thema Drogen: Eltern-Kind-Gespräche in der Zeit

Ich kopier den Artikel mal komplett rein, damit dieser in zig Jahren noch auffindbar ist.
Die Quelle wie gesagt: www.zeit.de

Martha Fernback war ein süßes Mädchen. Dunkle Locken, große hellblaue Augen, zierliche Statur. Auf Fotos im Netz kuschelt sie sich an ihre Mutter, lächelt mit Blumen im Haar in die Kamera oder streichelt ihr Kaninchen. Am 20. Juli 2013 starb Martha im Alter von 15 Jahren an einer Überdosis MDMA. Die junge Britin war nicht abhängig, sie wollte das Zeug zum ersten Mal mit ihren Freunden ausprobieren. Sie recherchierte im Internet, kaufte sich wohl besonders teuren Stoff. Doch das Pulver war ungewöhnlich hoch dosiert, es brachte Marthas Herz zum Stillstand.

Solche Berichte machen Eltern Angst. Was, wenn das eigene Kind herumexperimentiert? Zwanghaft wollen sie ihre Söhne und Töchter von Drogen fernhalten. Peinlich genau achten sie darauf, in welchen Kreisen sich der Nachwuchs herumtreibt. Mittags nach der Schule prüfen sie den Atem auf Zigarettengeruch. Und beim Abendessen wettern sie gegen Drogen.

Die einen schweigen, aus Angst ihre Kinder auf Ideen zu bringen, die diese noch gar nicht selber hatten. Die bunten Pillen könnten ja plötzlich interessant werden. Dabei ist es eine naive Vorstellung, dass die Kinder mit verschlossenen Augen herumlaufen und in den Pausen nur über die letzte Klavierstunde sprechen.

Andere erzählen ihren Kindern Gruselgeschichten, um zu verhindern, dass sie jemals Drogen anrühren. Und zwar solange, bis ihre Kinder sie nicht mehr ernst nehmen und sich alleine auf die Suche machen nach diesen aufregenden Erfahrungen, die sie von ihren Freunden kennen.

Dabei könnten Eltern ein Bewusstsein schaffen, sie könnten aufklären – am besten so früh wie möglich. Natürlich über Risiken und strafrechtliche Folgen, aber auch ganz rational über Drogenwirkung. Und wann? "Sobald die Kinder in der Lage sind, zu verstehen, um was es geht", sagt der britische Psychopharmakologe David Nutt.

Nur dazu müssen Eltern zunächst verstehen, um was es geht. Sie können nicht über jede Droge umfassend Bescheid wissen, niemand kann das. Aber über die Basics informiert zu sein, kann schon helfen. Ob Cannabis gefährlicher ist als Alkohol, ob Kokain und Crystal Meth sofort süchtig machen – Informationen wie diese finden Eltern etwa auf den Seiten der Elternberatung bei Suchtgefährdung und Abhängigkeit von Kindern und Jugendlichen, kurz Elsa, der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung oder bei den Drug Scouts.

Diese Informationen können Eltern Vorurteile nehmen und Angst abbauen, die zu unnötigen Familiendramen führt. Die Devise lautet: ruhig bleiben. Die britische Beratungsseite talk-to-frank rät, sich auf Tatsachen zu konzentrieren: "Für die meisten jungen Menschen ist Drogengebrauch kein normaler Alltagszustand. Viele junge Menschen, die Drogen ausprobieren, nehmen sie daraufhin nicht regelmäßig. Drogen bringen zwar ernste Risiken mit sich, aber die meisten, die Drogen ausprobieren, tragen keine schweren Schäden davon." Und der Psychologe Peter Tossmann warnt davor, alle Rauschmittel gleichzusetzen: "Raucht ein junger Mensch gelegentlich Cannabis, sollten Eltern ihm nicht den ersten Schritt in die Heroinabhängigkeit prophezeien. Das macht sie unglaubwürdig."

Aber auch wenn aus dem bisschen Kiffen ein regelmäßiger Konsum wird, sollten Eltern nicht überreagieren und ihr Kind nicht unter Druck setzen. Im kürzlich erschienen Buch High Sein raten die Autoren dazu, herauszufinden, welche Motive zugrunde liegen: konsumiert das Kind zum Spaß, zur Entspannung oder zur Problembewältigung? Greift der Sohn oder die Tochter zu Drogen, um eine schöne Zeit zu haben, sollten sich die Eltern die positiven Rauscherlebnisse anhören. Die Kinder sollen zwar spüren, dass ihre Eltern den Konsum nicht unterstützen, dass sie aber dennoch mit ihnen darüber sprechen können. Ist der Drogenkonsum nur das Symptom anderer Schwierigkeiten, sollten sich Eltern um das Problem kümmern, statt gegen den Rausch zu kämpfen.

Drogenexperte Nutt empfiehlt zehn Dinge, die Eltern im Gespräch mit ihren Kindern über Drogen ehrlich erörtern sollten:

-> Alkohol und Tabak sind Drogen. Es gibt keinen sicheren Konsum von beiden.
-> Alle Drogen haben angenehme Effekte. Deshalb unterschätzt man oft auch die Risiken.
-> Fang niemals an, Drogen zu spritzen, denn das ist die gefährlichste Art des Drogenkonsums.
-> Halte Dich auch von Lösungsmitteln fern. Inhalieren tötet jede Woche einen Menschen.
-> Trink niemals Alkohol, wenn Du andere Drogen konsumierst. Dabei können neue Substanzen im Körper entstehen, die noch schädlicher sind.
-> Selbst wenn wir nicht nicht nachvollziehen können, warum einige Drogen illegal sind: Ein Eintrag im Strafregister kann Dein Leben zerstören.
-> Finde zuverlässige Quellen für Informationen. Wer Drogen verteufelt, lügt – genauso wie lügt, wer Drogen verharmlost.
-> Wann immer Du Drogen nimmst, sei Dir im Klaren darüber, warum. Das gilt auch für Alkohol und Zigaretten.
-> Wenn Du Probleme mit Drogen bekommst, hol Dir so schnell wie möglich Hilfe. Auch bei uns. Wir bestrafen Dich nicht, sondern sind für Dich da.
-> Wenn Du mit Drogen experimentierst: Sorge dafür, dass Deine Abenteuer keine Folgen für die Schule haben. Nimm niemals Drogen mit dorthin und konsumiere auch keine auf dem Schulgelände. Deine Experimente sollten auch nicht verhindern, dass Du Deine Hausaufgaben machst oder nüchtern am Unterricht teilnimmst.

Was für Eltern gilt, gilt übrigens in Teilen auch für die Freunde jugendlicher Drogenkonsumenten. Sie sprechen weniger verkrampft über das Thema und finden womöglich schneller den Zugang zu einem Freund, der in eine Sucht gleitet. Dazu bedarf es allerdings einer eigenen Haltung: Wie stehe ich zu welcher Droge? Es sei wichtig, das vor dem Gespräch mit einem konsumierenden Freund zu wissen, sagt Christa Merfert-Diete von der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen. "Nur so kann ich überzeugend argumentieren und Freunde selbstbewusst über Risiken aufklären."

Aber Freunde sind keine Therapeuten. Sie können begleiten und Hinweise geben. Auf Dauer kann die Sorge um einen Freund – ebenso wie um ein Familienmitglied – aber zur Belastung werden. "Eltern und Freunde können versuchen, einen drogenkonsumierenden Jugendlichen wieder auf die richtige Bahn zu bringen", sagt Peter Tossmann. Aber selbst eine optimale Gesprächstechnik ändere nichts daran, dass irgendwann professionelle Hilfe nötig sein kann.

 
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