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Stillen - Tipps, Erfahrungen und Austausch für stillende Mütter

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Geschrieben von enanita am 06.01.2016, 11:35 Uhr

Was frau so wissen muss

Ich muss jetzt doch nochmal einen längeren Text bzgl. Wissen und Bauchgefühl schreiben - es beschäftigt mich einfach ;-)

Vor 3 Jahren sind wir in den Urlaub geflogen und haben beschlossen, mit dem Kind basteln anzufangen. Ich war fest davon überzeugt, dass das eh bissel dauert, weil das das einzige war, was ich gehört hatte. Naja, es klappte dann direkt im 1. Versuch, also war ich schon schwanger als wir zurückflogen. Dass man in den ersten 12 Wochen nicht fliegen soll, hab ich erst jetzt gelernt...
Die Schwangerschaft war dann recht unproblematisch, ich war brav immer bei meiner Frauenärztin und hab so ziemlich das Standardprogramm mitgenommen. Dass die Vorsorge auch von einer Hebamme gemacht werden kann, wusste ich nicht.
Ich wollte stillen, aber die einzige "Vorbereitung", die ich dafür traf, war eine Entbindung in einem babyfreundlichen Krkhs. Dort hatte ich auch den GVK und meine Nachsorgehebamme war auch von der dortigen Liste - also eigentlich alles ziemlich stillfreundlich ausgelegt. Aber auch im GVK hieß es wenigstens 2h Abstand, und wenn das Kind ein sehr großes Saugbedürfnis hat, darfs auch ein Schnuller sein. Das war also mein Wissen zur Geburt, ein Extra-Buch hatte ich mir ja nicht gekauft. Hinzu kommt noch das Wissen, dass mich meine Mama nur 8 Wochen stillen konnte, da dann ihre BW durch waren, und dass damals 4h-Rhythmus normal war.
Außerdem wusste ich noch, dass sich mit Baby alles ändert (aber so ganz genau konnte und wollte ich mir das nicht vorstellen), dass eine Freundin ihren Sohn noch mit 2,5 Jahren stillte (das fand ich eher komisch und es war gewiss nicht mein Ziel) und dass nicht alle Kinder Brei essen.
Geburt und Stillstart waren dann ok, aber sicherlich verbesserungsfähig ;-) Da sie meine BW nicht fassen konnten, gabs Stillhütchen. Vor allem machte mir aber zu schaffen, dass sie sich nicht ablegen ließ. Das Baby der Zimmernachbarin lag doch auch in seinem Bettchen und wenn ich mit dem Kind auf dem Gang rumlief, wurde ich von den Schwestern angerrscht, dass ich das Kind im Bettchen schieben müsse (ich weiß wegen evtl. Kreislaufproblemen). Also kommt sofort der Gedanke "Ich mach was falsch". Glücklicherweise war das nur ein Problem der ersten Tage. Dass es bei einigen Kindern viel länger so ist und sie z.B. nie nen Kiwa akzeptieren, hab ich erst hier gelernt. Ich kann mich auch noch erinnern, dass wir sehr verwirrt waren, dass das Kind abends/nachts nicht einschlafen wollte. Nachts muss man doch schlafen!
Irgendwie hatte es sich dann ziemlich bald ergeben, dass jede Stillmahlzeit recht lange dauerte und mit den Stillhütchen war es durchaus nervig - ich hätte locker 4 Hände gebrauchen können. Von daher war ich schon sehr froh, dass wir dazwischen gut 3h Pause hatten, also Abstände von 4h. Dazwischen ließ sie sich ja gut so beruhigen und war gern im Tragetuch. Natürlich denkt man dann auch, du kannst ja jetzt keinen Hunger haben. Wenn sie nur 5min gestillt hätte, hätte ich nach 1h eher gedacht "ach, wieder Hunger". Aber wenn sie mir deutlich zu verstehen gegeben hätte, dass sie stillen will, hätt ich das sicherlich gemacht. Von ihr kamen aber nie so eindeutige Zeichen wie Schmatzen. So gabs dann halt ab 6 Wochen auch mal nen Schnuller - in Absprache mit der stillfreundlichen Hebamme.
Schon 3 Wochen nach der Geburt bin ich wieder 1x pro Woche zu einer Vorlesung gegangen. Dann war die Maus also gut 5h mit dem Papa allein. Wenns gepasst hat, hab ich vorher entsprechend Milch ausgestrichen. Wenn nicht, gabs einfach Pre. Dass schon die einmalige Gabe von Pre die Darmflora verändert, wusste ich nicht.
Es gab also aus meiner Sicht nie ein Problem, auch wenn ich im Nachhinein vielleicht einiges anders machen würde. Es wäre sicherlich interessant, nochmal unter genau den gleichen Umständen genau das gleiche Kind zu bekommen nur mit dem Wissen von heute. Aber das ist halt nicht möglich. Und ob es dann beim nächsten Kind an mir oder am Kind liegt wird wohl auch immer ungewiss bleiben.
Ich denke, so geht es vielen Frauen. Sie stoßen auf dieses Forum oder auf andere Info-Quellen, wenn es ein Problem gibt. Manchmal ist das Kind dann vielleicht schon in den Brunnen gefallen und es wäre gut gewesen, hätte die Frau das vorher gewusst. Aber gegen die gröbsten Fehler gibts ja (freiwillige) GVK und ganz alles will man vorher auch nicht wissen (bzw. würde es eh nicht glauben).

Eine Vermutung bzgl. der Stillabstände hab ich aber noch: Stillen möglicherweise Sommerkinder häufiger, weil sie eher auch mal "nur" Durst haben? Außerdem ist frau im Sommer ja auch eher bereit überall mal schnell zu stillen als im Winter. Also ist das ganze vielleicht auch bissel jahreszeitlich abhängig?

 
24 Antworten:

Re: Was frau so wissen muss

Antwort von Sille74 am 06.01.2016, 16:43 Uhr

Interessante Gedanken! Danke! Manches davon geisterte auch in meinem Kopf schon so oder aehnlich herum. Ich habe mir aber bisher nicht die Muehe gemacht, es in so schöne Worte zu fassen bzw. hätte es vielleicht so auch gar nicht gekonnt.

Vieles, was Du hins. Deines ersten Kindes beschreibst, kommt mir sehr bekannt vor und war auch bei uns so oder ähnlich. Ich denke, es hat Vor- und Nachteile, wenn man so unbedarft an "die Sache" herangeht. Einerseits macht man sicher einiges "falsch" und nicht lehrbuchmaessig, andererseits findet man aber tatsächlich im Idealfall dann seinen ureigenen Weg. Und manches würde ich vielleicht sogar wieder so machen bei gleicher Konstellation, obwohl ich jetzt mehr Infos habe, die das entsprechende Vorgehen (auch) kritisch sehen.

Manches muss man auch selbst erlebt haben, um es wirklich zu glauben ... :-)

Kann ich mir gut vorstellen, dass Herbst-/Winterkinder tendenziell nicht so oft die Brust verlangen, weil nicht noch zusätzlicher Durst dazu kommt. Meine beiden sind November-Kinder ... Ich habe mir auch schon überlegt, ob es auch Unterschiede im Stillverhalten von Natürvölkern gibt, also zwischen solchen im tropischen Bereich und z.B. den Innuit oder den Samen. Klar, ein Baby bei den Yanomami hat leichten Zugaeng zur Brust und kann entsprechend häufig angelegt werden. Aber bei den Samen? Ich stelle mir das gerade so vor ... die Sippe muss mit ihren Rentieren den Standort wechseln, man ist mitten in der Steppe unterwegs, der Wind pfeift, Schneegestöber, die Menschen in mehrere Lagen Fell gehüllt ... ob da so oft angelegt wird oder nicht auch etwas gezogen wird oder ob die entsprechende Stillkleidung haben oder einfach hart im Nehmen sind ...

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Re: Was frau so wissen muss

Antwort von sileick am 06.01.2016, 21:02 Uhr

Wirklich interessante Gedanken, und gerade nach der heftigen Diskussion unten hilfreich.

Mein Kind ist Oktoberkind und hatte extrem kurze Stillabstände. Insofern trifft Eure Theorie nicht auf sie zu. Meine Vermutung geht dahin, dass sowohl die Babys verschiedene Bedürfnisse haben als auch die Mütter einfacher oder schwerer in Sachen Milchproduktion stimuliert wetden. Mit meiner Hashimoto-Thyreoiditis, z.B., trotz ständigem Monitoring und Einstellung mit Hormonen scheint mein Kind eben wirklich auch häufiger stillen zu müssen, damit genug produziert wird. Ich habe auch die Beobachtung gemacht, dass kleine Babys oft kürzere Stillabstände zu haben scheinen. Vielleicht schlicht, weil auch der Magen kleiner und der Energieverbrauch im Verhältnis größer ist.

Zur Beikosteinführung kam es mir so vor, als müsste zur Unterstützung der Nahrungsaufnahme zusätzlich gestillt werden, das aber kürzer.

Ich vermute, die Menschen, die in sehr kalten Gegenden leben, tragen ihre Babys unter den Klamotten auf der nackten Haut. Da können sie dann stillen, wann sie wollen und sind immer schön warm.

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Re: Was frau so wissen muss

Antwort von Kräuterzauber am 06.01.2016, 21:10 Uhr

Die These Sommer/Winterkind und Stillhäufigkeit kann ich widerlegen :-)
Ich glaube, dass es ganz einfach ganz individuell ist. Wenn ich mich und meinen Mann zb vergleiche, habe wir einen ganz anderen Appetit und essen andere Mengen. Klar, Mann und Frau ist eh ein Unterschied, aber ich denke ihr wisst wie das gemeint ist. Es gibt kein richtig oder falsch, wenn man nach den Bedürfnissen des Kindes und der Mutter geht. Wobei ich persönlich schon der Meinung bin, dass Kinder zu haben auch bedeutet eine zeitlang zu "verzichten". In welchser Hinsicht auch immer....wer vor der Schwangerschaft regelmäßig Alkohol getrunken hat, kann das für eine Zeit nicht mehr usw.
Für meine Begriffe gehört ein Kind im ersten Lebensjahr, wobei noch besser die ersten Jahre zur Mutter - egal ob gestillt oder nicht.

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Re: Was frau so wissen muss

Antwort von enanita am 06.01.2016, 21:59 Uhr

Es gibt so einen Film über 4 oder 5 Babys in unterschiedlichen Regionen der Welt, u.a. auch eins aus der Mongolei. Ich hab ihn selber nicht gesehen, aber ein Freund erzählte mir sehr erstaunt, dass das Kind im Film ein Stück Fleisch in den Mund bekam. Und damit es sich nicht verschluckt, wird noch nen Holzspieß durchgesteckt. Ich kann mir also schon vorstellen, dass der Schnuller keine reine Erfindung der Neuzeit ist.

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Re: Was frau so wissen muss

Antwort von faenny am 06.01.2016, 22:04 Uhr

Der ein oder andere Gedanke kam auch mir schon - und oft mache ich mir nach solch Emotionalen Diskussionen Gedanken darüber, wie sie zustande kommen...

Ich vermute, dass wir in unserer Gesellschaft, das "Problem" haben, dass Bauchgefühl und Wissen nicht unbedingt zusammenpassen. Ich denke, dass unser Bauchgefühl eng damit zusammen hängt, wie wir aufwachsen, was wir erleben, wie wir erzogen werden, was in unserem Umfeld als "richtig" gilt. Ich vermute, dass das "früher" und in anderen Kulturen auch eng mit dem jeweiligen Wissen, das von Mensch zu Mensch, in der Familie, Sippe, weitergegeben wurde, verbunden war. Und somit ein stimmiges Bild entstanden ist. Wir verfügen über eine vielzahl an Wissensquellen, die uns meist alle etwas anderes als das Richtige darstellen. Und so hat man nun die "Qual der Wahl" und muss sich selbst entscheiden, wie man sein Kind großziehen möchte. Dabei versucht logischerweise jede Mutter für sich und sein Kind den besten Weg zu finden (unterstelle ich jetzt mal einfach so) und trifft dabei immer wieder auf Mütter, die sich für andere WEge entschieden haben. Das verunsichert. Und um sich wieder sicher sein zu können, muss man (in Diskussionen) den eigenen Weg möglichst gut "verkaufen" als den richtigen darstellen und vielleicht sogar andere Wege als die "schlechteren" darstellen.
Generell bin ich da ja immer sehr für leben und leben lassen. Wir sind unterschiedlich und unsere Kinder sind unterschiedlich. Jeder muss einfach seinen eigenen Weg finden dürfen. Nach seinem eigenen Bauchgefühl.
Manchmal scheint es aber eben doch irgendwie auch ratsam zu sein, Dinge "zu wissen". Ich finde die sache mit den Stillabständen sind ein gutes Beispiel dafür. Bei vielen Frauen klappt das Stillen ja trotzdem, aber eben halt nicht unbedingt bei allen. (Meine Oma kann einfach nicht verstehen, wie ich soooo lange Milch haben kann ;-))
Oder auch bei anderen Dingen wie Kind gehört in Kiwa, hat einen Schnuller etc. Wenn man ein Kind hat, dass nicht diesem vielleicht noch "gesellschaftlichen Idealbild" entspricht, kann es auch sehr hilfreich sein, zu erfahren, zu wissen, dass es auch anders sein kann (auch wenn alle anderen Kinder im Umfeld im Kiwa fahren).
Dabei bleibt dann immer noch die Frage, welchem Wissen man vertrauen möchte, denn da scheiden sich ja auch oft die Geister. Dann muss doch wieder das Bauchgefühl entscheiden. Sofern man sich überhaupt noch traut seinem Bauchgefühl zu vertrauen. Ich selbst merke immer wieder - insbesondere, wenn es ums Thema schlafen geht - wie leicht ich mich von "Experten" verunsichern lasse.
Vielleicht noch kurz zum Forum hier: Ich bin in meinem Umfeld der absolute Exot: Unbedingt stillen zu wollen, obwohl es doch nicht klappt, so lange zu stillen, schwanger weiterzustillen und jetzt sogar zwei Kinder zu stillen (glücklicherweise, war meine Mutter auch schon so ein Exot). Ich kann mich da also über vieles nicht wirklich austauschen, nicht mal, weil die anderen das nicht wollen, aber sie können es einfach nicht verstehen. Darum tut es mir immer wieder gut, hier zu lesen und zu schreiben.
Ich denke mal, dass es einigen hier so geht und sich aus diesem Grund viele Gernelangestillerinnen hier aufhalten. Und ich kann schon auch verstehen, dass das für Frauen, die eher so stillen, wie es mein sonstiges Umfeld tut und die sich mit einer Frage hierherverirren, manchmal etwas irritierend ist. Bzw. dass auch die Antworten an diese oft sehr gefärbt von unserem LZSDenken sind. Ahhh, ich hab ne Erkältungsmatschbirne, ich hoff meine Gedanken sind trotzdem bissel nachvollziehbar aufs Papier gekommen.....

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Eskimos - ich musste einfach googeln :)

Antwort von faenny am 06.01.2016, 22:18 Uhr

Eskimo-Babys werden in den ersten Lebenstagen in Eiswasser getaucht – sie brauchen eine gute eigene Wärmeproduktion. Später werden sie nur mit einer Windel bekleidet und im Haut-zu-Haut-Kontakt an einem Menschen festgebunden, dann Pelz drüber. Das Kind ist dann immer genau so warm wie die tragende Person. Jede Kleidung, und wäre sie noch so dick, wäre zu kalt.

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Re: Was frau so wissen muss

Antwort von sileick am 07.01.2016, 0:11 Uhr

Ich hätte es nicht besser ausdrücken können! Hear, hear!!

Was Du über Eskimos schreibst, bestätigt meine Vermutung. Interessant!

Die Stillabstände sehe ich anders als manche, die sich da sehr vehement geäußert haben. Es GIBT tasächlich extrem selten mal Babys, für die so lange Abstände ok sind. Es ist nur wichtig zu wissen, da sind wir beim Wissen, das dann doch vor Fehlern schützt, dass man Gewichtsentwicklung, Verfassung, Haut , Ausscheidungen und die Wachstumsschübe besonders im Auge behalten muss und den Mehrbedarf nicht "überschnullern“ lassen darf. Wir alle wissen, dass Stillabstände sich andauernd ändern, und wenn diese Änderungen sensibel wahrgenommen werden, ist ja alles gut. Mein Kind wäre auf diese Weise verhungert. Aber es ist mein Kind, und das genannte ist ein anderes. Meins wäre auch niemals damit zufrieden gewesen. So sind alle verschieden, und ich bedauere die doch teilweise arg feindlich, negativ wirkenden Bemerkungen, die bei dem Thema gefallen sind. Das wird der bisher wie ich meine, sehr angenehmen Diskussionskultur in diesem Forum nicht gerecht und ist sehr schade!
Deine Beiträge finde ich immer tiefgründig und seelenvoll, nicht feindselig, muss ich dazu sagen. ;-)

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Re: Was frau so wissen muss

Antwort von Sille74 am 07.01.2016, 8:45 Uhr

Hab' ich gesehen. War wirklich interessant, aber vielleicht nicht 100% repraesentativ. An die Szene kann ich mich nicht erinnern. Auf was die Leute so alles kommen ... :-)

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Re: Eskimos - ich musste einfach googeln :)

Antwort von Sille74 am 07.01.2016, 8:57 Uhr

Danke. War zu faul zum Googeln. Also hier wie es sileick vermutet ...

Ich weiss allerdings von den Sioux - da ist es ja im Winter auch kalt, wenn auch nicht so extrem -, dass sie ihre Babys auf so eine Art gepolstertes Brett schnallen, das so konstruiert ist, dass es gut getragen, aber auch sicher am Lasttier befestigt werden kann. Von diesem "Brett" kommen die Babys angeblich die ganze Zeit kaum weg (und lernen, o Wunder, trotzdem laufen ...). Was für eine Stilltechnik und -häufigkeit die Frauen da wohl haben?

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Re: Was frau so wissen muss

Antwort von Sille74 am 07.01.2016, 13:19 Uhr

Sehe ich auch so.

Während bei den viel-zitierten Naturvölkern vieles schiere Notwendigkeit ist und gar nicht anders geht, haben wir hier die "Qual der Wahl". Das ist einerseits natürlich super, weil wir uns dann ganz nach unseren Bedürfnisden bzw. denen unseres Kindes richten können. Andererseits kann uns diese Fülle an Informationen und Meinungen aber auch verunsichern und fast schon überfordern in unserem Bestreben, ja auch alles richtig zu machen, und es wird uns möglicherweise auch ein gesundes Mass an Unbedarfheit und Unbeschwertheit genommen.

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Re: Was frau so wissen muss

Antwort von sileick am 07.01.2016, 15:14 Uhr

Ich stimme Dir zu, glaube aber, dass dies weniger an unseren Wahlmöglichkeiten liegt, sondern mehr daran, dass es an Vorbildern fehlt, durch die gesellschaftliche Entwicklung, in der Distanz zu Babys und Kindern über Generationen trainiert wurde, und durch die vereinzelt lebenden Kleinstfamilien, in denen die Unterstützung und passende Vorbildfunktion en fehlen. Dazu kommt noch ein halbes Jahrhundert erfolgreiches Marketing für künstliche Babymilch und die damit verbundene jahrzehntelange Fehlinformation von Ärzten, Hebammen und Müttern, den heutigen Großmüttern. Wir sind, was die natürlichen Funktionen unserer Körper anbetrifft, eine sehr verkorkste und verunsicherte Gesellschaft. Das betrifft auch und besonders die weiblichen Bereiche, die ja im Wesentlichen sexualisiert, Geburtsthematiken vor allem dramatisiert und zu Gefährdungen gemacht werden, die sie in dieser Brisanz nicht sind...
Wie soll frau da gelassen immer "am Bauch" bleiben? Für mich bedeutet die Möglichkeit, an Sachinformationen zu gelangen, in so einem Rahmen der allgemeinen nen Verunsicherung eine Hilfe.

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Re: Was frau so wissen muss

Antwort von Sille74 am 07.01.2016, 16:32 Uhr

Da spielen bestimmt viele Dinge mit rein, und je nach Typ spielt das eine oder das andere eine grössere Rolle oder gar keine ...

Es ist ja trotz aller Tendenz zur Kleinstfamilie und Individualisierung nicht so, dass wir keine Mütter und Großmütter bzw. Eltern u d Großeltern hätten, die wir fragen könnten, mit denen wir sprechen könnten, deren Art wir übernehmen könnten. Aber das tun wir nicht, sondern wir hinterfragen, kritisieren, sammeln anderweitig Informationen und meinen, alles anders machen zu müssen und tun das auch, weil wir die FREIHEIT dazu haben. Das ist ja auch nicht verkehrt und oft sogar genau das Richtige. Bei den Naturvölkern gibt es dieses Hinterfragen und Infos sammeln und Literatur wälzen nicht. Da wird es so gemacht, wie es vorgelebt wird, und dann ist man seiner Sache sicher ... Aber jenseits von Stillen und Tragen und dem Idyll, das in manchen Köpfdn zu geistern scheint, ist auch dort nicht alles Gold, was glänzt im Leben eines Kindes und könnte im Sinne des Kindes anders laufen ...

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Re: Was frau so wissen muss

Antwort von sileick am 07.01.2016, 20:54 Uhr

Auf jeden Fall! Naturvolk, sogar Menschenaffen - auch hier klappt es nicht, wenn nicht erfolgreich vorgelebt wird. Jane Goodall beschreibt in "Grund zur Hoffnung" wunderbar, wie sie über Jahre die verschiedenen Muttertypen bei ihren Schimpansen beobachtete: Erfolgreiche Mütter zogen zukünftige erfolgreiche Mütter auf, hysterische, wenig involvierte, abweisende Mütter, die ihre Aufgabe nicht so gut machten, zogen ebensolche zukünftige Mütter auf. Sehr spannend!

Insofern sehe ich es wie immer so, dass die Authentizität der Mutter, ihre innere Zufriedenheit und überwiegende Ruhe und Gelassenheit dem Nachwuchs am besten tut. Eine z.B. wegen des Stillens überängstliche, unruhige Mutter ist wenig hilfreich, eine, die die Bedürfnisse ihres Kindes an zu vielen Stellen nicht wahrnimmt oder ignoriert, meist aus Unwissenheit bei uns Z.B. Stillabstände einfordern, allein schreien lassen, extreme Alarmbereitschaft bei jeder kleinen Unmutsäußrung des Kindes... und genau aus diesem Grunde finde ich es auch den Babys gegenüber nicht korrekt, wenn hier eine Fragestellende über sachliche Information hinaus emotional angegangen oder verunsichert wird. Das schadet ihrem Kind ja möglicherweise mehr als der Grund, weshalb sich einige hier melden.

Es macht eben nicht "nur" das Stillen. So viele Faktoren spielen eine Rolle, und die perfekte Mutter kann es ohnehin nicht geben, ist auch nicht anzustreben. Kinder brauchen In perfektes auch für eine gute Entwicklung.

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Re: Was frau so wissen muss

Antwort von sileick am 07.01.2016, 21:42 Uhr

Auf jeden Fall! Naturvolk, sogar Menschenaffen - auch hier klappt es nicht, wenn nicht erfolgreich vorgelebt wird. Jane Goodall beschreibt in "Grund zur Hoffnung" wunderbar, wie sie über Jahre die verschiedenen Muttertypen bei ihren Schimpansen beobachtete: Erfolgreiche Mütter zogen zukünftige erfolgreiche Mütter auf, hysterische, wenig involvierte, abweisende Mütter, die ihre Aufgabe nicht so gut machten, zogen ebensolche zukünftige Mütter auf. Sehr spannend!

Insofern sehe ich es wie immer so, dass die Authentizität der Mutter, ihre innere Zufriedenheit und überwiegende Ruhe und Gelassenheit dem Nachwuchs am besten tut. Eine z.B. wegen des Stillens überängstliche, unruhige Mutter ist wenig hilfreich, eine, die die Bedürfnisse ihres Kindes an zu vielen Stellen nicht wahrnimmt oder ignoriert, meist aus Unwissenheit bei uns Z.B. Stillabstände einfordern, allein schreien lassen, extreme Alarmbereitschaft bei jeder kleinen Unmutsäußrung des Kindes... und genau aus diesem Grunde finde ich es auch den Babys gegenüber nicht korrekt, wenn hier eine Fragestellende über sachliche Information hinaus emotional angegangen oder verunsichert wird. Das schadet ihrem Kind ja möglicherweise mehr als der Grund, weshalb sich einige hier melden.

Es macht eben nicht "nur" das Stillen. So viele Faktoren spielen eine Rolle, und die perfekte Mutter kann es ohnehin nicht geben, ist auch nicht anzustreben. Kinder brauchen In perfektes auch für eine gute Entwicklung.

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Re: Was frau so wissen muss

Antwort von Sille74 am 07.01.2016, 22:50 Uhr

Also, ich versuche tatsaechlich, mich ein bisschen an meiner Mutter zu orientieren. Sie hat bestimmt auch nicht alles in unserer Erziehung richtig gemacht und manches finde ich jetzt sogar richtig blöd, wie sie es gemacht hat (wobei ich ihr keinen Vorwurf mache, sie hat sich etwas im Sinn von uns Kindern dabei gedacht ...), aber sie hat in allem - ausser bzgl. Stillen, da hat man sie im KH zutiefst verunsichert; da kann ich mich sogar noch ansatzweise erinnern (also nicht von mir selbst, sie hat es bei meiner jüngeren Schwester nochmals versucht und das habe ich schon mitbekommen ... ;-)) - so eine unglaubliche Sicherheit ausgestrahlt (obwohl sie sich durchaus auch nicht immer sicher war, wie sie erzählt) und tut das auch heute im Umgang mit meinen Kindern. Da war irgendwie bei fast allem, was sie machte, tat, forderte, das Gefühl da, es hat seine Richtigkeit und ist gut so. Und irgendwie habe ich das ungute Gefühl, dass ich diese Sicherheit nicht so ausstrahlen kann und das schiebe ich schon auf diese Info-Flut, die heutzutage ueber einen hereinbricht und der man sich auch nicht ganz verschliessen kann, sowie auf diesen Zwang, alles perfekt machen zu wollen.

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Re: Was frau so wissen muss

Antwort von sileick am 07.01.2016, 23:23 Uhr

Das kann ich, zumindest was mein Innenleben manchmal anbetrifft, voll nachvollziehen.

Meine Mutter hat mich immerhin 6 Monate gestillt, was für Anfang der 70er Jahre schon wirklich lange war. Sie war sehr jung, sehr aktiv, sehr kreativ, aber sie fand unsere Bedürfnisse wenig wichtig. Besonders mein Bruder, der als Erster seine ersten zwei Jahre folglich viel zu oft allein gelassen wurde, leidet noch heute darunter. Man ging segeln, Kind stand im KiWa über Stunden allein da - auch heute findet sie daran nichts auszusetzen. Sie kommt aus einer anderen Zeit, in der man die Kinder anders wahrnahm. Es gibt nicht viel, woran ich mich an ihr mit gutem Gefühl in Bezug auf mein Kind orientieren kann, wenn auch nicht gar nichts. Ich BRAUCHE den Input von außen, um meinen eigenen Weg zu finden, und das gelingt mir, nach den anfänglichen Ängsten und Problemen meist sehr gut. Ich wünschte, ich hätte vor der Geburt über bestimmte Dinge mehr gewusst... Aber wir sind eben alle nur Menschen, die es so gut machen, wie es ihren Möglichkeiten entspricht, und in der Retrospektive versteht man natürlich immer vieles besser. ;-)

Die hysterische Schimpansentochter bei Jane Goodall konnte sich nur an der Mutter orientieren, wir aber können, wenn das Vorbild nicht hilfreich ist, lesen, auf Wissen anderer zurückgreifen und damit den Teufelskreis durchbrechen. So hat der Zugang zu Informationen in dieser Beziehung eindeutig etwas sehr Positives.

Toll, wenn Du an Deiner Mutter in vielen Bereichen ein gutes Leitbild hast!

Es ist nicht leicht, den Perfektionismus abzulegen, das betrifft aber alle Lebensbereiche.

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Re: Was frau so wissen muss

Antwort von Sille74 am 08.01.2016, 1:36 Uhr

Bzgl. Haushalt habe ich das schon bestens geschafft, keinen Perfektionismus an den Tag zu legen ... ;-))

Ich find's ja schon auch gut, dass uns so viele Info-Quellen zur Verfügung stehen; je nach Typ muss man halt aufpassen, dass man sich darin nicht verliert ...

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Re: Was frau so wissen muss

Antwort von FräuleinSauerkirsch am 08.01.2016, 15:21 Uhr

Hallo,
spannende Diskussion, musst auch gleich mal nachdenken, was ich damals gedacht/geplant hatteund wie es dann doch manchmal anders läuft.
Ich habe tatsächlich auch eine Mutter, die fürs Stillen ein tolles Vorbild war, sie hat beide Kinder über ein Jahr gestillt, wenngleich auch immer mit genauen Zeitabständen und weniger nach Bedarf. Sie hat auch gleich bei Geburt Zettel an die Kinderwiegen im KH gemacht mit der Aufschrift "Keine Flasche und keinen Schnuller bitte!" Damals gab es noch kein Rooming in. Das fand ich immer toll. Ich hatte mir damals auch immer vorgenommen so lange zu stillen, bis Milch nicht mehr wirklich nötig ist und habe tatsächlich nie Pre-Milch gegeben. Dass ich allerdings so lange stillen würde, hätte ich nicht gedacht. Ich dachte vorher, dass sich alle Kinder mit ca. 1 Jahr abstillen, wenn alle Mahlzeiten ersetzt sind. Mein Kind hat sich allerdings nie an Mahlzeiten gehalten, er wollte eigentlich immer an die Brust, teilweise hat er gleichzeitig gestillt und ab und zu einen Bissen gegessen. Ich habe ihn da immer machen lassen, wie er wollte, das finden viele doch etwas befremdlich. Überhaupt hätte ich nicht gedacht, so viel zu stillen. Es stimmt schon, dass ich teilwiese den ganzen Tag nichts anderes machte, das hätte ich so auch nicht erwartet. Belohnt wurde ich dafür aber mit einem sehr zufriedenen Kind. Und außer vielleicht Kino habe ich alles einfach mit Kind gemacht oder ihn mal 2 Stunden beim Papa gelassen.
Stress macht eigentlich nur seit Geburt das niedrige Gewicht meines Kindes, aber das ist wohl Veranlagung.
Ich hatte im Vorfeld schon recht viel gelesen und war/bin selbst überrascht, dass ich beim Thema Kind relativ viel auf meinen Bauch höre (bin sonst eher der Kopfmensch). Beim nächsten Kind würde ich eigentlich nichts anders machen, außer vielleicht noch mehr auf mein Kind vertrauen. Und ich wäre sicher entspannter, weil ich jetzt weiß, dass sich z.B. auch Arbeiten und Stillen recht gut kombinieren lassen. Ach ja, und ich würde noch mehr auf die Fähigkeiten des Papas vertrauen, denn Papas kommen meist alleine mit Kind sehr gut zurecht, auch wenn wir Mamas das oft nicht glauben..
Ach ja, die Sommer/Winterkindvermutung kann ich nicht belegen, mein Winterkind war und ist ein Vieltrinker!

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Re: Was frau so wissen muss

Antwort von sileick am 08.01.2016, 20:45 Uhr

Na da gibt es viele Ähnlichkeiten, wobei ich mein Kind nie habe während des Essens stillen lassen, davor und/oder danach war für mich immer OK, aber z.B. Fruchtsäuren vom Äpfel an der Brust finde ich nicht schön. ;-) Aber auch mein Kind ist sehr klein und leicht, mit vier Jahren noch keine 14kg und nicht ganz ein "laufender Meter". Manchmal denke ich, für diese Kleinen, Leichten hat das Stillen noch eine größere Bedeutung. Das einzige andere Kind, das in ähnlichem Alter noch stillt in meinem Umfeld, ist auch sehr klein und leicht, während die gleichaltrige Freundin meiner Tochter sehr groß und schwer ist - und immer war - und für sie war das Stillen längst nicht so ein Bedürfnis. Sie hatte auch viel längere Intervalle und war mit etwas über 2 Jahren ohne Drama abgestillt.

Manchmal beneidet ich die Leute mit nicht so zarten Kindern. Im Winter, wenn doch mal häufigere Infekte kommen, haben sie mehr Reserven. Man sorgt sich nicht so sehr. Da denke ich dann, es ist gut, dass wir noch stillen.

Ich hätte auch niemals gedacht, dass ich so lange stille. Ich glaubte, ab 6 Monaten gibts Brei und die Flasche und dann hört das Stillen auf. Von unserer Hebamme lernte ich die etwas andere Beikost in Form dessen, was jetzt als BLW einen Namen bekommen hat, und da unser Kind von Brei sowieso nicht sehr begeistert war, aber alles andere mit Begeisterung in sich hineinmampfte, klappte das super. An den Stillfrequenzen hat das aber nie etwas geändert, und mit einen Jahr stillten wir wieder fast voll.

So ändern sich die Vorstellungen zum Teil dramatisch mit der Veränderung der Lebensumstände. ;-)

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Re: Was frau so wissen muss

Antwort von faenny am 08.01.2016, 21:51 Uhr

Spannend, was ihr so über die Mütter alsVorbild geschrieben habt - meine gedanken gingen gestern abend in ähnliche richtungen - allerdings war ich mit immer wieder in den schlafstillen, meiner kranken Kinder beschäftigt ;-)
Ich selbst habe eine Mutter, die für mich ein ganz tolles Vorbild und eine sehr wichtige Bezugsperson ist. Sie ist mit Leib und Seele "Mama" und interessanter weise, hat man das von mir auch schon behauptet, lange bevor ich Mutter war (dass ich ein "Mamatyp" sei). Jetzt, wo ich so drüber nachdenke, merke ich, wieviel Sicherheit mir das gibt, was sie mir vorgelebt hat - gerade im Mamasein.
Interessant finde ich, dass meine Mutter den Schritt, den ihr beschreibt (dass ihr als Mütter einen anderen Weg einschlagt als eure Mütter) quasi schon gemacht hat. Sie hat uns großen 3 anfang der 80er bekommen - stillen hat nicht geklappt, Kiwa, Schnulli, eigenes Bett etc, wie "üblich" halt. Mitte der 90er kamen dann noch zwei nachzügler - beide wurden gestillt (mit Hebammenunterstützung hats plötzlich geklappt) und zwar jeweils 4 Jahre, teilweise also Tandem, es gab Tragetuch und Familienbett, Schnuller weiß ich ehrlich gesagt nicht. Und auch, wenn ich mich an vieles nicht mehr bewusst erinnere, so scheint es mich doch sehr geprägt zu haben.
Ach, alles sehr spannend und ich habe noch tausend Gedanken im Kopf (aber ich brauch immer so lange, bis sie fomuliert sind). Fände zum beispiel interessant, warum manche eher für alles, was man so unter attachment parenting zusammenfasst empfänglich sind (auch wenn sie es nicht vorgelebt bekommen haben) und andere nicht....

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Re: Was frau so wissen muss

Antwort von faenny am 08.01.2016, 21:59 Uhr

Hmmm, da muss ich dich enttäuschen ;-)
Meine beiden gehören definitiv zu den großen kräftigen (der 2 Jahrige ist knapp ein laufender Meter und wiegt gut 15 kg, der kleine war mit 4 Monaten schon 71cm und gut 8 kg schwer) und stillen seeeehr gerne.
Aber ja, es ist sehr entlastend, wenn sie so gut zunehmen. Ein Thema über das man sich definitiv keine Gedanken machen muss, aber es gibt ja noch genug andere. ;)

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Re: Was frau so wissen muss

Antwort von enanita am 08.01.2016, 22:38 Uhr

Meine Mama hat sicherlich auch ihr Bestes gegeben, war aber doch sehr durch die damalige Zeit beschränkt. Stillen ging nur 8 Wochen, mit nicht mal 6 Monaten kam ich in die Krippe. Bei meinem Bruder war sie 3 Jahre daheim, dann aber auch wieder Vollzeit arbeiten. Und auch sonst ging es bei uns nicht immer so ganz harmonisch zu.
Mein Bauchgefühl und die (unbewussten) Kindheitserfahrungen sind für mich deshalb nicht unbedingt die besten Ratgeber. Aber das Verständnis, warum sich ein Kind wie verhält, hilft mir. Gerade jetzt in der Autonomiephase ist es schon manchmal echt schwer für mich, gelassen zu bleiben. Ich erhoffe mir manchmal wirklich sowas wie Dankbarkeit von meiner Tochter dafür, dass sie bei uns schläft, gestillt wird, ganz viel ausprobieren darf (dass das Unfug ist, weiß ich).
Blöderweise ist es bei mir auch immer (und bei allem) ein sehr schmaler Grat zwischen Unter- und Überforderung. Ich weiß noch, dass ich wenige Wochen nach Geburt gelangweilt auf dem Sofa saß und dass alles bissel zu einfach fand, weil die Kleine nur schlief ;-)
Eine Vollzeitmama für 3 Jahre oder so könnte ich nicht sein. Sileick und Faenny, ihr seid Lehrerinnen, oder? Das wäre halt etwas, was ich mir für mich gar nicht vorstellen könnte - mir fehlt also eher das "Mama-Gen". Vielleicht hats der Papa bissel, seine Mama ist nämlich auch Lehrerin.

Groß ist meine Tochter auch nicht, aber "gut genährt". Mittlerweile weiß ich auch aus eigener Erfahrung, was Cluster-feeding ist. Ich hätte nur gedacht, dass das eher was für Neugeborene ist ;-)

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Re: Was frau so wissen muss

Antwort von sileick am 08.01.2016, 22:49 Uhr

Ich denke, wir brauchen alle immer zum passenden Zeitpunkt den richtigen Boten. In meinem Leben gab es mehrere richtige Boten zu den passenden Zeitpunkten, und eine davon war meine Hebamme. Aber die besten Helferlein nützen nichts, wenn man noch nicht soweit ist. Die allerbeste Botin war und ist meine Tochter. Sie kam nach lächerlichen 4,5 h Hausgeburt wie eine Kanonenkugel zur Welt und war sowas von präsent und klar! Es erstaunt mich heute noch. Die Hebamme meinte, die sei fertig so, Wolle in die Welt und sei unverbiegbar. Und so ist es auch bis jetzt gewesen. Als ich noch den alten Vorstellungen nachhing, schrie sie unstillbar, bis wir mit ihr schliefen, ich sie lange ewig stillte und sie die meiste Zeit im Tuch trug. Und so ging es immer - verlor ich meine Erdung und tat Dinge, die nicht zu uns passten, war sie der Zeiger, der uns erkennen ließ, dass wir nicht "unseren" Weg gingen.

Ich finde das faszinierend und möchte diese Erfahrung um nichts in der Welt eintauschen. Unser Kind hat uns so viel reicher gemacht!

Übrigens glaube ich, dass besonders solche Menschen mit "attachment parenting" oder ähnlichem Umgansstilen in Bezug auf Kinder so viel anfangen können, die dieses durch ihre eigene frühkindliche Geschichte ewig nagende Unzulänglichkeitsgefühl nur allzu gut kennen und immer versucht haben, Lösungen dafür zu finden. Allein gelassen sein in den ersten drei Jahren, vor allem, bedeutet, im emotionalen Gedächtnis das Gefühl zurückzubehalten, nicht wert zu sein, dass man geliebt wird. Das verstandesmäßige Gedächtnis setzt erst später ein. Das, was vorher erlebt wird, ist vor allem die Erinnerung an Gefühle. Kommt Mama nicht, wenn Kind verzweifelt schreit, wohl möglich noch allein im dunklen Bett, bedeutet das für das Kind, dass Mama es nicht liebt, nicht will, dass es nicht wert ist, geliebt zu sein. Diese Kinder tun alles für die Liebe ihrer Eltern. Das Unzulänglichkeitsgefühl bleibt ein Leben lang, und manchmal gibt es dann Chancen auf Heilung, wenn die eigenen Kinder kommen. ;-)


Diese Diskussion finde ich unheimlich anregend! Toll, dass wir hier so unsere Gedanken teilen können!

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Re: Was frau so wissen muss

Antwort von Vampirchen am 10.01.2016, 19:46 Uhr

Als Tochter groß vor knapp 4,5 Jahren zur Welt kam, machte ich mir nicht wirklich Gedanken. Ich war paar Mal im GV-Kurs, an den restlichen Tagen war mir das Wetter zu schön :-) Zur Entbindung ging ich in das nächstgrößere Kh. Ich erwischte halt die Ferienzeit, sprich Urlaubszeit, aber mei... Die Geburt dauerte recht lange, ich hatte aber ne PDA und empfands damals als ok, auch dass sie mit der Saugglocke endete. Stillen klappte - die Welt war in Ordnung für mich.

Das änderte sich etwa nach 2 Wochen, als die Große nur noch dauerstillte, sich nie ablegen lies und ich am Zahnfleisch ging. ABER ich hatte zwei tolle Hebammen, die mich darin bestärkten, das Kind sofort anzulegen, wenn gemotzt wurde, auch wenn die letzte Mahlzeit 10 Min her war. Unsere Tochter schlief nachts auf mir, tagsüber im Tuch und es ging wieder.

Nen kurzen Knackpunkt gabs mit 2 Monaten. Ich dachte, ich könne mit meinem Mann mal wieder ausgehen, pumpte ab (klappte super), die Oma bot sich als Babysitter an. ABER das große Vampirchen wollte partout keine Flasche oder einen Schnuller...

Endlich begriff ich, dass sich die wenigsten Babys wie in den Hochglanzmagazinen verhielten. Und zack wurde das Leben einfacher.

Ich dachte, mit 6 Monaten, zur Beikosteinführung, wird abgestillt, schließlich gäbe es ja jetzt Brei. Den mochte die Große auch, aber auf ihre MuMi und das Einschlafstillen konnte sie nicht verzichten.

Mit einem Jahr kam die problemlos in die Krippe, konnte plötzlich auch bei Papa oder Oma schlafen und war ein fröhliches, ausgeglichenes Kind. Mit 22 Monaten stillte ich ab - ich wollte nimmer.

Was ich rückblickend, auch durch die Erfahrungen mit Tochter 2 vllt anders machen würde, wenn ich die Zeit bis zur Geburt der Großen zurückdrehen könnte?
Ich wäre nur in ein anderes Kh gegangen. Dort hätte man vielleicht nicht solange rumgedocktert und die extrem schlechten Herztöne (entweder ich fand ne Position zum Pressen, dann aber schlechte Herztöne oder genau umgekehrt) und Saugglocke + Kristallergriff in Kauf genommen, sondern hätte nen Kaiserschnitt gemacht. Auch die Ruhe auf Station war im Krankenhaus der Kleinen besser.

Weshalb ich zu diesen Überlegungen kam? Mini hatte ne stressfreie Geburt und ist schon von Anfang an einfach gechilled, während die Große permanent unter Strom zu stehen scheint und nach wie vor Angst hat einzuschlafen.

Vielleicht wirkt da die Geburt nach, vielleicht ist es einfach ihr Wesen... Aber mich und meinen Mann beschäftigt das schon.

LG

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