Zufüttern trotz guter Gewichtszunahme?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Zufüttern trotz guter Gewichtszunahme?

Hallo liebe Stillberaterinnen, mir lastet etwas schwer auf der Seele. Unser Sohn kam mit 3530 gr auf die Welt, aufgrund sehr schlechter Beratung im Krankenhaus wurde er zugefüttert da ich erst an dem 3. Tag milcheinschuss hatte. Dadurch kam es zu einer saugverwirrung und er wollte die Brust nicht mehr bzw trank nicht gut daran. Mit viel Mühe schaffte ich es ihm die Flasche abzugewöhnen und er nahm zu. Als er 14 Tage alt war wog er 3600 gr und mit 21 Tagen nun 3750 gr. Er ist ab nachmittag/Abend sehr unleidlich und weint viel. Meine Hebamme vermutet er könnte nicht satt werden. Ich habe 150 ml Muttermilch eingefroren (aufgefangen während dem Stillen von der jeweils anderen Brust, weil es da nur so raus läuft). Sie meinte ich solle diese einmal abends anstatt einmal stillen verfüttern und schauen wie er sich dann verhält. Ob er besser bzw länger schläft und insgesamt ruhiger ist. Was halten sie davon? Ich weiß ehrlich gesagt nicht ob ich das möchte, habe Angst dass ich mir damit unsere bisherigen Erfolge zunichte mache und bald wieder pre Nahrung geben muss. Danke für einen Rat.

von Sommernachtstraum012 am 28.08.2014, 15:36



Antwort auf: Zufüttern trotz guter Gewichtszunahme?

Liebe Sommernachtstraum012, so kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Altersstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Wird in dieser Situation zugefüttert, so wird in das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage eingegriffen und das kann der Beginn des unfreiwilligen, vorzeitigen Abstillens sein. Die Vorstellung, dass die Brust (ähnlich wie eine Flasche) nach dem Stillen leer ist und erst wieder aufgefüllt werden muss, ist so nicht richtig. Zwar wird zwischen den Stillmahlzeiten Milch produziert, der Hauptanteil der Milch wird jedoch erst während des Stillens gebildet. Das Saugen des Kindes gibt das entsprechende Signal zur Milchbildung, der Milchspendereflex wird dann ausgelöst. Deshalb ist es auch falsch zwischen den Stilmahlzeiten eine längere Pause einzulegen, damit sich die Milch in der Brust sammelt, sondern es muss häufiger angelegt werden, um die Milchmenge zu steigern. Oberste Regel: Häufiges Anlegen und ein gut saugendes Kind stimulieren die Brust zu mehr Milchbildung. Deshalb solltest Du dein Baby in den nächsten Tagen oft anlegen. Um das Interesse deines Babys an der Brust wach zu halten, kannst Du es mit Wechselstillen versuchen. Dabei legst Du dein Baby an und stillst es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nimmst Du es sanft von der Brust (vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und lässt es aufstoßen, streichelst seine Fußsohlen oder massierst es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Du es wieder etwas ermuntert hast. Dieses „Wecken und Wechseln“ wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, wie bereits erwähnt tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden Eventuell ist es sinnvoll zusätzlich zu pumpen. Wenn gepumpt wird, dann sollte eine möglichst effektive Pumpe verwendet werden, am besten eine vollautomatische, elektrische Kolbenpumpe mit Doppelpumpset. Zu wenig Milch ist eine medizinische Indikation für die Verordnung der Pumpe durch den Arzt (auf der Verordnung muss „mit Zubehör“ stehen, sonst musst Du das Zubehör selbst zahlen). Richte dich mit deiner Flüssigkeitszufuhr nach deinem Durstgefühl. Eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme führt nicht zu mehr, sondern zu weniger Milch, da sie dazu führt dazu, dass das antidiuretische Hormon (ADH) zurückgeht, die Frau erfährt dann eine vermehrte Wasserausscheidung („schwemmt aus“) und die Milchbildung verringert sich. Zwei bis drei Liter Flüssigkeit (davon höchstens zwei bis Tassen Milchbildungstee) sind im Allgemeinen ausreichend. Wenn der Urin dunkelgelb wird und die Menge gering ist, trinkst Du zu wenig. Schwarzer Tee, Matetee und Kaffee sollten nur mäßig genossen werden. Auf Limonaden oder Colagetränke sowie künstlich gesüßte Getränke sollte möglichst verzichtet werden. Auf die (angebliche) milchflussfördernde Wirkung von Bier oder Sekt sollte verzichtet werden. Alkohol geht bereits in kleinen Mengen in die Milch über und belastet den Stoffwechsel des Babys. Achte darauf, dass DU ausreichend und möglichst ausgewogen isst. Kohlenhydratreiche Nahrung hat einen positiven Einfluss auf die Milchbildung. Ruhe dich oft aus und entspanne dich. Arbeite für eine Weile so wenig wie möglich. Die Hausarbeit läuft dir nicht davon! Stress wirkt sich ungünstig auf den Milchspendereflex und auf die Milchbildung aus. Vielleicht kannst Du ja ein paar „Stilltage“ einlegen, das heißt Du legst dich mit deinem Baby ins Bett und kümmerst dich ausschließlich um dein Baby und das Stillen. Wenn möglich, sollte dein Kind keinen Schnuller und auch keine Flaschensauger bekommen, denn diese können dazu führen (bzw. schon dazu geführt haben), dass dein Baby nicht mehr weiß, wie es richtig an der Brust trinken soll. Die eventuell notwendige Zusatznahrung sollte mit einer alternativen Fütterungsmethode gegeben werden. Außerdem solltest Du Kontakt zu einer Stillberaterin vor Ort aufnehmen, die dich und dein Kind beim Stillen beobachten kann. Es ist wichtig, dass Du korrekt anlegst und dass dein Kind korrekt saugt. Es kann auch sein, dass dein Baby nicht richtig saugt oder eine Saugschwäche hat, was korrigiert werden müsste. Das kann ich nicht beurteilen, denn ich kann dich nicht sehen. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 28.08.2014



Ähnliche Fragen ähnliche Fragen

Zufüttern und Beikost bei geringer Gewichtszunahme?

Liebe Biggi, unser Sohn wird in 1 Woche 6 Monate alt, wird voll gestillt und hat in den letzten 2 Monaten nur 300g zugenommen. Die geringe Zunahme macht mir Sorgen und ich wüßte gern, ob ich so weiterstillen kann oder ob ich ihm ihm Flaschennahrung zufüttern muß? Da er jedem Bissen und Schluck von uns nachschaut, dabei den Mund aufsperrt u...


Zufüttern und Beikost bei geringer Gewichtszunahme

Liebe Biggi, gern beantworte ich Dir alle Fragen. Also, bei der Geburt hat Henry 4.270g gewogen und war 54cm lang bei 35,5cm Kopfumfang, hat kaum abgenommen und bei der Krankenhausentlassung schon seit Geburtsgewicht wiedergehabt. Bei der U3 wog er 4715g bei 56cm Länge und 39cm Kopfumfang und bei der U4 am 27.August wog er 5575g bei 61cm Länge un...


Zufuettern wegen keiner Gewichtszunahme?

Hallo, ich habe vor genau 3 Wochen entbunden und stille seither voll, nachdem es am Anfang Probleme gab, weil man im Krankenhaus ziemlich allein gelassen wurde und der Kleine mir die Brustwarzen "zerkaut" hat. Geburtsgewicht war 3850 Gramm, Entlassungsgewicht nach 3 Tagen wurde nicht gemessen (hier in Schottland nicht ueblich), nach 2 Wochen hatt...


Stillen, Zufüttern, Gewichtszunahme

Hallo, meine Tochter ist nun 28 Wochen alt, und ich habe arge Probleme, was das Stillen und die Nacht angeht. Seit ein paar Wochen kommt sie nachts bis zu sechs mal, oder diese Nacht alle 1,5 Stunden. Letzte Woche war ich zur U5, und da haben wir festgestellt, dass sie innerhalb der letzten Untersuchung (drei Wochen zuvor) und dieser 40g zugen...


zufüttern, gewichtszunahme

Meine Tochter ist jetzt 3 1/2 Wochen alt, hat nach der Geburt mehr als 10 % abgenommen, ich sollte also zufüttern. Hab täglich 50 ml zugefüttert und sie hat auch zugenommen. 100 g fehlten noch zum Geburtsgewicht.Ich hatte das Gefühl, die Muttermilch reicht aus und nicht mehr zugefüttert, hab mir jetzt eine Waage geliehen und jetzt hat sie wieder 10...


Gewichtszunahme - zufüttern notwendig?

Hallo, Meine kleine Tochter nimmt schlecht zu: sie wog bei der Geburt 3440 g, niedrigstes Gewicht war 3170 g, bei Entlassung aus dem Krankenhaus (3 Tage) 3230 g. Heute mit 16 Tagen wiegt sie nur 3360 g. Ausserdem bereitet mir Sorgen, dass sie immer weniger Stuhlgang hat - in den ersten Tagen mehrmals täglich, nun ist der letzte schon über 36...


Gewichtszunahme - zufüttern notwendig? 2

Hallo Biggi, Leider hat sich bei uns die Situation immer noch nicht gebessert, eher im Gegenteil: ich habe begonnen zuzufüttern, u.a. auch weil ich den Eindruck habe, dass die Milch trotz häufigem Anlegen immer weniger wird. Dazu kommt noch, dass ich zwei Tage mit einem Magen-Darm-Infekt zu kämpfen hatte. Nun habe ich eine Milchpumpe hier und...


Sehr geringe Gewichtszunahme-Zufüttern ???

Hallo, meine Tochter wurde am 04.10.2012 (3Monate 14 Tage)mit einem Gewicht von 3225g und 48cm geboren. Ich stille noch voll....am Tage alle 3 Std.(manchmal auch erst nach 4 Std.)und seit der 6.Woche hat sie um 21.00 die letzte Stillmahlzeit bekommen und ist erst wieder zwischen 5.00 und 7.00 drangewesen. Meist braucht sie nur das Schlafzimm...


gewichtszunahme eher mäßig, soll ich zufüttern?

Liebe Biggi, liebe Kristine, meine kleine ist nun 8 wochen alt und wiegt etwa 4600g (mit mir auf erwachsenenwaage), das geburtsgewicht war 3080g (bei 47cm ), vor drei wochen beim KiA 4100g. da ich bei der geburt viel blut verloren hatte und zunächst keine milch kam, hatte sie viel gewicht verloren (2700g im KH), dann gelbsucht und wir haben zugefü...


Wenig Gewichtszunahme - zufüttern

Hallo, Mein Sohn ist 4 Wochen alt und wird bisher voll gestillt. Er trinkt tagsüber alle 2 Stunden (ca20 min) und nachts hat er mal eine Pause von max 3-4 Stunden (da trinkt er c.a. 10 moin). Da er leider nicht viel zugekommen hat seit der Geburt, hat die Kinderärztin heute empfohlen, dass ich Pre-Nahrung zufüttern soll. Abstände von 2 Stunden wü...