Guten Morgen Frau Wrede, guten Morgen Frau Welter!
Ich habe mich schon öfter an Sie gewandt und immer ganz tolle, hilfreiche Antworten bekommen. Erstmal vielen Dank dafür! Ich hoffe, diesmal wissen Sie auch einen Rat:
Mein Sohn ist jetzt achteinhalb Monate alt und wird noch relativ viel gestillt, vor allem nachts. Seit ein paar Tagen allerdings habe ich richtig Schmerzen in den Brustwarzen, es wird immer schlimmer. Wenn er trinkt, brennt und sticht es und inzwischen sind sie so wund, dass es auch so unangenehm brennt. Ich verzichte schon auf BH und weite Kleidung. Probiert habe ich natürlich die normalen Salben aus der Drogerie, ohne Erfolg. Meine Frauenärztin hat die Brust untersucht, nichts gefunden und mir eine andere Salbe empfohlen (Garmastad). Nutzt aber leider auch nichts.
Abgesehen davon, dass es echt unangenehm ist, habe ich langsam wirlich ein Problem. Ich versuche das Stillen wo ich kann zu vermeiden, aber mein Sohn nimmt keine Flasche und ist es eben gerade nachts gewohnt sich seine Portion Futter und Nähe holen zu dürfen. Ich möchte ihn eigentlich nicht zwangsweise abstillen, aber ich muss wirklich fest die Zähne zusammen beißen, wenn er trinkt.
Können Sie mir irgendwas sagen was ich noch versuchen könnte? Ich hoffe das Beste und danke Ihnen schon mal im Voraus,
Julia
von
Jojoko
am 12.01.2017, 07:33
Antwort auf:
Wunde Brustwarzen
Liebe Julia,
die Ärztin hat Ihnen ein Mittel gegen Moor gegeben, allerdings wird es nie besser werden, wenn das Kind nicht mitbehandelt wird.
Soor ist eine ungeheuer hartnäckige Sache und muss mit ebenso ungeheurer Konsequenz mit dem richtigen Mittel und lange genug behandelt werden. Ganz wichtig ist dabei, dass nicht nur die Mutter, sondern auch das Baby behandelt wird, auch wenn das Baby, was allerdings nur sehr selten der Fall ist, symptomfrei erscheint. Wird nur die Mutter behandelt und das Kind nicht, dann stecken sich beide gegenseitig immer
wieder an (Ping Pong Effekt).
Da Pilzinfektionen so seeeeehr hartnäckig sind, ist neben der Behandlung absolute Hygiene unabdinglich ist absolute Hygiene wichtig und Du musst auch noch weiter behandeln, wenn schon alle Symptome verschwunden sind. Die Pilze halten sich nämlich noch eine Weile, nachdem die Symptome bereits verschwunden sind und schlagen erneut zu, wenn die Behandlung zu früh beendet wird.
Candida albicans, der Erreger des Soors liebt Zucker und deshalb wird bei Soorbefall empfohlen auf Zucker weitgehend zu verzichten. Muttermilch enthält Laktose, das ist ebenfalls ein Zucker und Candidapilze leben ganz gut davon. Deshalb sollte bei einer Soorinfektion die Milch nach dem Stillen nicht auf den Brustwarzen eintrocknen, sondern mit klarem Wasser abgewaschen werden, um dem Soor die Lebensgrundlage zu entziehen.
Hier noch einige generelle Hinweise zum Thema Soor:
Nachdem die Behandlung der Soorinfektion begonnen wurde, können die Beschwerden für ein bis zwei Tage schlimmer erscheinen, bevor eine Besserung eintritt. Die Mutter sollte ihre Brustwarzen nach jedem Stillen mit klarem Wasser abspülen und an der Luft trocknen lassen, da Soor in Milch und feuchtem Milieu gut gedeiht. Bis der Schmerz verschwindet, können folgende Vorschläge dazu beitragen, das Stillen weniger schmerzhaft zu machen: häufigere, kürzere Stillmahlzeiten anbieten, an der weniger schmerzhaften Seite zuerst anlegen (wenn es eine weniger schmerzhafte Seite gibt), den Saugschluss des Babys unterbrechen, bevor es von der Brust genommen wird, indem sanft am Kinn des Babys oder am Mundwinkel des Babys gezogen wird.
Soorpilze können sich an vielen Stellen (einschließlich Muttermilch) halten. Deshalb sollte sich die Mutter ihre Hände häufig waschen und die folgenden Vorsichtsmaßnahmen einhalten, um einen Rückfall zu vermeiden.
Das Baby kann mit abgepumpter Milch gefüttert werden. Die Milch, die während einer Soorinfektion abgepumpt wurde, sollte jedoch nicht aufbewahrt und eingefroren werden. Einfrieren inaktiviert Hefepilze, tötet sie aber nicht ab (Rosa 1990). Daher kann eingefrorene Milch, die das Baby nach Abschluss der Behandlung erhält, einen Rückfall verursachen. Erhält das Baby einen Beruhigungssauger oder werden Flaschensauger oder Beißringe benutzt, müssen sie einmal täglich zwanzig Minuten lang ausgekocht werden, um die Soorerreger abzutöten. Nach einer Behandlungsdauer von einer Woche sollten sie weggeworfen und neue gekauft werden.
Wird eine Milchpumpe benutzt, müssen alle Teile, die mit der Milch in Berührung kommen (mit Ausnahme der Gummidichtungen), täglich ausgekocht werden.
Einmalstilleinlagen sollten nach jedem Stillen weggeworfen werden. Stilleinlagen aus Stoff sollte die Mutter nach jedem Stillen wechseln und erst wieder benutzen, nachdem sie in heißem Seifenwasser gewaschen wurden.
Ist das Baby bereits alt genug, um mit Spielsachen zu spielen, muss alles, was es in den Mund nehmen kann, häufig mit heißem Seifenwasser abgewaschen werden, um eine erneute Infektion und ein Weiterverbreiten der Infektion an andere Kinder zu verhindern.
Auf der Webseite von LLL findest du ein Infoblatt zum Thema Soorinfektion in der Stillzeit http://lalecheliga.de/downloads
Dort ist das geballte LLL-Wissen zu diesem Übel zusammengefasst!
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 12.01.2017
Antwort auf:
Wunde Brustwarzen
Liebe Biggi,
vielen herzlichen Dank für die superschnelle Antwort. Ich bin allerdings jetzt ein bisschen irritiert. Ehrlich gesagt habe ich auch schon an Soor gedacht, man googlet ja gerne mal. Aber davon war bei der Ärztin keine Rede. Die Salbe hatte sie nur noch von ihrer Zeit im Krankenhaus in Erinnerung. Auch die Apothekerin, die mir ihre Erfahrungen mit wunden Brustwarzen erzählt hat, hat mit keinem Wort Soor erwähnt oder irgendwelche besonderen Maßnahmen, die ich ergreifen soll. Mein Sohn ist bisher auch tatsächlich symptomfrei. Wie verhalte ich mich jetzt? Ist es unbedenklich uns beide auf Soor zu behandeln, ohne hundertprozentig zu wissen, ob es das ist?
Viele liebe unsichere Grüße,
Julia
von
Jojoko
am 12.01.2017, 08:12
Antwort auf:
Wunde Brustwarzen
Liebe Julia,
das Mittel ist tatsächlich nur zur Pflege und wird meist zusätzlich gegeben.
Ich würde auf alle Fälle noch einmal zum Arzt gehen und etwas gegen Soor holen, denn die stechenden und brennenden Schmerzen können schon auf einen Soorbefall hindeuten.
Mögliche Symptome für eine Soorinfektion bei der Mutter sind:
• starke Schmerzen der Brustwarzen oder der Brust, die seit der Geburt auftreten, während der gesamten Stillmahlzeit anhalten und durch verbesserte Stillpositionen und Anlegetechniken nicht gelindert werden können,
• plötzlich einsetzenden Schmerzen der Brustwarzen und/oder Brust nach Ablauf der Neugeborenenperiode,
• juckende oder brennende Brustwarzen, die rosa oder rot, glänzend und fleckig aussehen und/oder mit einen Ausschlag aus kleinen Bläschen bedeckt sind,
• offene Brustwarzen,
• stechende Schmerzen in der Brust während oder nach dem Stillen,
• schmerzende Brustwarzen und/oder Brüste bei korrektem Gebrauch einer vollautomatischen elektrischen Milchpumpe,
• Infektionen der Scheide mit Hefepilzen (Monolia).
Mögliche Symptome für eine Soorinfektion beim Baby sind:
• Windelausschlag,
• cremige, weiße Ablagerungen auf der Innenseite des Munds, der Wangen oder der Zunge des Babys,
• wiederholtes Herausnehmen der Brust durch das Baby, ein klickendes Geräusch beim Stillen oder Brustverweigerung (weil es einen schmerzempfindlichen Mund hat),
• Blähungen und Quengeln,
• in seltenen Fällen kann Soor mit zu einer langsamen Gewichtszunahme beitragen.
Das Baby muss keine sichtbaren Symptome haben.
Du solltest unbedingt auch Kontakt zu einer Stillberaterin vor Ort aufnehmen, die dich und dein Kind beim Stillen beobachten kann. Es ist wichtig, dass Du korrekt anlegst und dass dein Kind korrekt saugt. Es kann auch sein, dass dein Baby nicht richtig saugt oder eine Saugschwäche hat, was korrigiert werden müsste. Das kann ich nicht beurteilen, denn ich kann dich nicht sehen.
Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 12.01.2017