Woher weiß ich, ob genug Milch da ist?

 Kristina Wrede Frage an Kristina Wrede Stillberaterin

Frage: Woher weiß ich, ob genug Milch da ist?

Dank Ihrer Hilfe habe ich es geschafft, meinen Sohn nun doch nach drei Monaten noch fast voll zu stillen. Vielen Dank dafür! Trotzdem nimmt er nur mäßig zu und ich mache mir Gedanken, ob er denn genug bekommt. Um ihn voll stillen zu können, habe ich ihn eine Zeitlang alle zwei Stunden gestillt, nun mache ich es alle drei Stunden. Wenn das nicht passt, meckert er so etwa nach vier Stunden, sodass ich denke, dass er jetzt Hunger hat. Abends und nachts gebe ich ihm zusätzlich noch 90ml Zusatznahrung auf Anraten der Hebamme Früher habe ich auch mehrfach am Tag abgepumpt, seitdem ich so oft stille, habe ich das nur abends gemacht. In letzter Zeit kommt da aber kaum noch Milch, meist nicht mal 15 ml. Jetzt im Urlaub habe ich die Pumpe nicht dabei gehabt. Mein Sohn ist 19 Wochen alt und hat vor 4 Wochen beim Kinderarzt 5040g gewogen. Heute hat er nur 5350g gewogen, hat also in 4 Wochen nur etwa 300g zugenommen. Er ist gut gelaunt, weint wenig, spielt und turnt fleißig herum wenn er wach ist. Er macht allerdings auch einige Nickerchen tagsüber, mal schläft er auch 2 Stunden am Stück tagsüber. Nachts legen wir ihn etwa um 20 Uhr hin, er verlangt eine Mahlzeit nachts nach etwa 6 Stunden und schläft dann bis 6 Uhr. Dann ist er wach ohne Hunger ;-) und super drauf. Ich finde, er ist ein gesundes Kind und auch das nur stillen tagsüber fühlt sich richtig an. Trotzdem nimmt er so wenig zu, das macht mir Sorgen. Vor 4 Wochen meinte der Kinderarzt, es ist wenig, aber ok. An der unteren Grenze. Die Hebamme rät mir, auch tagsüber zuzufüttern. Aber dann kommt er seltener mit Hunger und ich kann seltener stillen und habe dann sicher auch wieder weniger Milch. Oder? Außerdem frage ich mich: - Neuerdings trinkt er kürzer als vorher. Ich frage mich: woher weiß ich, ob dann einfach nichts mehr kommt oder ob er schneller trinkt, was er braucht?? - Er wendet oft den Kopf ab beim Stillen nach einigen Minuten und weint dann aber. Manchmal ist dann ganz Schluss, manchmal nimmt er die andere Seite. (Ich glaube, meist hat er dieses Verhalten an der gleichen Seite). Was bedeutet das wohl? - Manchmal meckert er die Brust an und spuckt sie aus, geht dann aber gleich wieder dran. (Manchmal sehe ich, dass Milch raus spritzt oder sie tropft, auch so unter der Dusche usw., aber immer nur eine Seite) - Am Ende des Stillens (meist stillen wir so jede Seite 10 Minuten, manchmal weniger, mal länger) weint er meist heftig, dann machen wir ein Bäucherchen. Bis das kommt, weint er heftig, macht sich steif und kneift mich. Wenn das Bäucherchen raus ist, ist er meist zufrieden. Was bedeutet das? - Besonders abends und nachts macht er Theater. Nach dem Stillen wie eben erwähnt, danach kriegt er das Fläschen, das er auch gierig trinkt. Nach der Hälfte machen wir Bäucherchen. Da schreit er heftig und will weitertrinken. Danach spuckt er viel (nach dem Fläschchen) - gleiches Verhalten beim Bäucherchen. Am Ende ist alles gut. Bei allen Verhaltensweisen weiß ich nicht: Ist er wirklich satt? Ein Fläschchen würde er wohl immer nehmen! Würde er weiter weinen/schreien, wenn er nach dem Bäuerchen noch Hunger hätte? Viele Fragen... Bitte bringt Licht ins dunkel :-) Der Arzt sagt immer: Er verlässt ich auf die Hebamme, die weiß am besten, was wir tun sollen. Die sagt, wir sollen mit dem Arzt sprechen... :-( Vielen Dank im Voraus!!

von Lukelly76 am 11.09.2017, 22:05



Antwort auf: Woher weiß ich, ob genug Milch da ist?

Liebe Lukelly, das sind wirklich sehr viele Fragen in einer. Aber ich probiere, sie auch alle bestmöglich zu beantworten. Zuerst mal herzlichen Glückwunsch, dass du es so toll geschafft hast!! Die durchschnittliche Gewichtszunahme bei einem gestillten Baby beträgt in den ersten drei bis vier Monaten 150 bis 227 Gramm pro Woche, bei einem vier bis sechs Monate alten Stillkind beträgt sie noch 85 bis 142 Gramm wöchentlich. Das nimmt dann immer weiter ab, was verständlich ist, denn sonst wären unsere Babys irgendwann Riesen! Vor diesem Hintergrund hat dein Kleiner tatsächlich wenig zugenommen, entwickelt sich trotzdem offenbar sehr gut. Das ist schon mal ein gutes Zeichen. Dennoch kannst du daran arbeiten, dass er besser zunimmt. Wenn du dazu jedoch mehr zufütterst, wird deine Milchproduktion zurückgehen. Und je mehr Flaschen dein Baby bekommt, desto ungeduldiger und kürzer wird er an der Brust trinken, was die Milchbildung zusätzlich hemmt. Du solltest also eher weniger Flaschen als weitere geben. Was meist recht gute Ergebnisse bringt ist die Brustkompression (siehe unten). Dadurch bekommt er auch bei kürzeren Stillmahlzeiten (die in dem Alter recht "normal" sind) mehr Milch. Und gerade in der Nacht, wo das Stillen die Milchbildung viel stärker beeinflusst als bei Tag, würde ich ihn eher häufiger anlegen, als ihm künstliche Milch zu füttern. IMMER, wenn er ein Hungerzeichen gibt, solltest du ihn anlegen, egal ob 1, 2 oder auch nur 1/2 Stunde vergangen ist seit der letzten Mahlzeit. Denn die Nachfrage regelt das Angebot. Das Schreien vor dem Bäuerchen könnte ein Hinweis darauf sein, dass verschluckte Luft ihn plagt. Achte doch beim Stillen darauf, ob du Schmatz- oder Klickgeräusche hörst - ein Zeichen dafür, dass seine Ansaugtechnik nicht optimal ist. Im Idealfall solltest du nur das Schlucken deines Kindes hören. Und - das haben wir vermutlich schon vorher mal erwähnt - schau doch mal, ob es nicht eine Stillberaterin bei euch in der Nähe gibt. Sie kann euch beim Stillen beobachten und gezielt Vorschläge machen, wenn etwas verbessert werden könne an eurer Technik. Eine Stillberaterin in deiner Nähe findest Du im Internet unter http://wwwlalecheliga.de (La Leche Liga), http://www.afs stillen.de (Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl stillen.de (Still und Laktationsberaterinnen IBCLC). Lieben Gruß, Kristina Brustkompression "Der Zweck der Brustkompression ist den Muttermilchfluss zum Baby weiter zu erhalten, auch wenn das Baby selber nicht mehr so produktiv trinkt ("weit geöffneter Mund Pause dann Schliessen des Mundes"). Auf diese Weise wird das Baby länger weiter trinken. Die Brustkompression simuliert einen Milchspendereflex ("Letdown reflex") und oft stimuliert sie sogar tatsächlich das Auftreten eines natürlichen Milchspendereflexes. Diese Technik kann bei schlechter Gewichtszunahme eines Babys hilfreich sein. Die Brustkompression setzt den Milchfluss fort, wenn das Baby nicht mehr richtig von der Brust trinkt, sondern nur noch daran nuckelt, und bewirkt beim Baby folgendes: 1. Es bekommt mehr Muttermilch. 2. Es bekommt mehr fettreiche Milch (Hintermilch). Die Brustkompression Wie funktioniert sie? 1. Halten Sie das Baby mit einem Arm/einer Hand. 2. Halten Sie die Brust mit der anderen Hand, den Daumen auf der einen Seite der Brust (am einfachsten ist es, wenn der Daumen auf der oberen Seite der Brust positioniert ist), die anderen Finger auf der anderen, unteren Seite (C Griff). Alle Finger sollten ziemlich weit weg von der Brustwarze sein. 3. Schauen Sie wie das Baby trinkt (zu Ihrem Verständnis können Sie folgenden Video anschauen unter: www.thebirthden.com/Newman.html). Machen Sie sich keinen Stress, sie brauchen nicht jeden Schluck zu erwischen. Das Baby bekommt eine nahrhafte Menge Muttermilch, wenn es mit der Technik "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes" trinkt. 4. Wenn das Baby nur noch an der Brust nuckelt und nicht mehr richtig mit der oben beschriebenen Technik trinkt, dann ist es Zeit, die Brustkompression einzusetzen. Rollen Sie nicht ihre Finger über die Brust zum Kind, sondern drücken sie nur. Aber nicht so sehr, dass es schmerzt und versuchen Sie, die Form des Brustwarzenhofes nicht zu verändern. Mit der Kompression sollte das Baby wieder anfangen effektiv zu saugen und schlucken, d.h. mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Benutzen Sie die Brustkompression nur dann, wenn das Kind nuckelt, nicht aber wenn es richtig trinkt! 5. Belassen Sie den Druck so lange, bis das Baby auch mit der Kompression nicht mehr richtig trinkt, dann lösen sie den Druck. Oft hört das Baby ganz auf zu saugen wenn der Druck wegfällt, aber es wird bald wieder damit anfangen, nämlich sobald die Milch wieder fließt. Falls das Baby nicht aufhört zu nuckeln warten Sie einen kurze Zeit, bevor Sie wieder mit der Brustkompression beginnen. 6. Die Gründe, wieso Sie den Druck lösen sollen sind einerseits, dass Sie Ihre Hand etwas ausruhen können und anderseits, damit die Muttermilch wieder zum Kind fließen kann. Das Baby wird, falls es aufgehört hat zu saugen als Sie die Kompression gelöst haben, nun wieder damit beginnen, wenn es die Milch wieder schmeckt. 7. Wenn das Baby wieder zu saugen beginnt kann es sein, dass es effektiv trinkt mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Falls dies nicht der Fall ist, d.h. das Kind nur nuckelt, benutzen Sie wieder die Brustkompression wie oben erklärt. 8. Fahren Sie so an der ersten Brust fort bis das Baby auch trotz der Kompression nicht mehr trinkt. Sie sollten dem Baby erlauben, noch eine kurze Weile länger an dieser Seite zu bleiben, da Sie manchmal einen erneuten "Let down" Reflex (Milchspendereflex) bekommen können. Das Baby würde dann von selber wieder zu trinken beginnen. Falls es jedoch nicht mehr trinkt, erlauben Sie ihm sich selbst von der Brust zu lösen oder nehmen sie es von der Brust. 9. Falls das Baby mehr möchte, offerieren Sie ihm die andere Seite und wiederholen den Prozess." (Quelle: Handout Nr. 15. Breast Compression. Revised Januar 2005 Verfasst von Dr. Jack Newman, MD, FRCPC. ©2005; www.BreastfeedingOnLine.com; Übersetzung von: Anke Käppeli Tinnes, IBCLC in Ausbildung, Zollikerberg, April 2006)

von Kristina Wrede am 11.09.2017



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