Ich habe eigentlich nie an meiner Milchproduktion und meiner Muttermilch gezweifelt, aber jetzt scheine ich damit anzufangen:
Mein Sohn ist 6,5 Monate alt und für sein Alter gut entwickelt (73cm, 9,1 kg). Er bekommt Mittags einen Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei und abend einen Milch-Getreidebrei. Essen tut er gerne, bei dem Abendbrei hat die Einführung etwas gedauert, aber mittlerweile klappt es. Muttermilch kriegt er also noch Nachts, Morgens und Nachmittags.
Es hatte sich in den letzten Monaten so eingependelt, dass ich nachts 2 mal gestillt habe, so gegen 1 und gegen 4 Uhr. Danach hat er gut weitergeschlafen. Ich konnte mich gut damit arrangieren. Natürlich gab es auch mal ein paar Tage, an denen die Nächte weniger ruhig waren.
Mittlerweile muss ich aber dauerhaft 3 mal stillen und er schläft auch oft nicht wieder ein oder wird nach 15 Minuten erneut wach. Zudem ist das Einschlafen seit einiger Zeit mit einen enormen Geschrei verbunden...
Da es jetzt schon einige Wochen so geht, kann ich mittlerweile nicht mehr an eine "Phase" oder einen "Schub" glauben. Ich habe ihm einen Tag immer, wenn er gequengelt hat, die Brust angeboten (ca. stündlich) bzw. auch mal beide Seiten trinken lassen. Er hat sie immer genommen, auch wenn es etwas zu viel schien und er die Milch hinterher wieder in hohem Bogen ausgespuckt hat.
Kann es sein, dass mein Sohn nicht mehr richtig satt wird und ständig Hunger hat? Ich vermisse irgendwie das zufriedene Lächeln nach dem Stillen, wenn er abdockt und das ruhige Einschlafen...
von
rinka84
am 27.01.2016, 12:12
Antwort auf:
Wird mein Sohn (6,5 Monate alt) noch satt?
Liebe rinka84,
es ist leider ziemlich normal, wenn ein Baby in diesem Alter so schlecht schläft.
Als Eltern glauben und hoffen wir immer auf eine lineare Weiterentwicklung der Fähigkeiten unserer Kinder. Beim Schlafverhalten können wir jedoch nicht davon ausgehen, dass die Entwicklung kontinuierlich verläuft, im Gegenteil, relativ viele Babys schlafen mit zwei Monaten deutlich länger und anhaltender als mit vier oder acht Monaten.
Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ...
Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet.
Ein Baby muss eine gewisse Reife erreichen, um längere Zeit schlafen zu können. Wann dieser Zeitpunkt erreicht wird, ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Eine Flasche mit künstlicher
Säuglingsnahrung (oder ein Abendbrei) verbessern das Schlafverhalten nicht (das wurde in
Studien nachgewiesen). Es gibt nicht wenige Kinder, die dann sogar noch weniger schlafen. Auch wenn das Kind am Tag viel isst, schläft es nicht besser, denn es wacht ja nicht nur wegen dem Hunger auf, sondern sucht Nähe und Geborgenheit! Du brauchst also keine Angst zu haben, dass deine Milch nicht nahrhaft genug ist.
Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt dir in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten.
Als stillende Mutter hast Du den ungeheuren Vorteil, dass Du dein Kind durch diese für alle anstrengende Zeit begleiten kannst, ohne dass Du richtig wach werden und aufstehen musst. Genieße dieses Privileg, dich einfach nur umdrehen zu müssen, so dass dein Kind an deine Brust kann und dann, wenn schon nicht sofort weiterschlafen zu können, so doch zumindest ruhen kannst.
Wenn Du gerne liest und ein Buch lesen möchtest, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich dir wärmstens „Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Du im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen kannst.
Sehr empfehlenswert ist auch von Sibylle Lüpold das Buch: "Ich will bei euch schlafen - Ruhige Nächte für Eltern und Kinder." Von ihr ist auch die Broschüre "Kinder brauchen uns auch nachts", in der 20 namhafte Experten wie Dr. William Sears, Prof. Dr. Gerald Hüther und Prof. Dr. Remo Largo gute Argumente liefern , weshalb von der Anwendung eines Schlaftrainings, wie zum Beispiel der Ferber-Methode, abzuraten ist.
http://www.fuerkinder.org/files/broschre_kinder_brauchen_uns_auch_nachts_de.pdf
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 27.01.2016