Hallo,
unser Kleiner ist jetzt 4 Wochen alt und nimmt auch normal zu (von U2 auf U3 1 kg zugenommen). Ein Stillabstand von 3 Stunden haben wir so gut wie gar nicht. Oft trinkt er nach 1 Stunde oder weniger schon wieder. Ab spät nachmittags und abends ist es am schlimmsten da wechseln wir von Brust zu Brust in kürzester Zeit und er weint und meckert imme noch (Brust ist dann natürlich noch leer bei dem häufigen Wechsel). Kann es sein das er wirklich nicht satt wird obwohl er normal zunimmt? Er spuckt auch sehr viel und trinkt manchmal sehr hektisch (vor allem beim häufigen Wechseln in kurzer Zeit wo er wohl nicht satt wird). Auch nachts stillen wir sehr häufig, bzw wird er wach biete ich ihm gleich die Brust wenn er weint(auch um schnell zu versuchen Ruhe zu schaffen damit er Mann und Tochter nicht gleich weckt). Trinkt auch oft aber manchmal sieht es so aus als wüsste er nicht ob er sie nehmen soll oder nicht. Ist das ok ihm gleich die Brust zu bieten oder lieber anderweitig erst versuchen ihn zu beruhigen und wieder zum Schlafen zu bringen? Ist das viele stillen noch ok? Meine Hebamme meinte anfangs wäre es ok und nach 3-4 Wochen wenn die Milch sättigender wird sollte er wohl 3-4 Std durchhalten. Kommt die grösseren Abstände von alleine? Vielen lieben Dank!
von
Angel82
am 10.02.2016, 13:14
Antwort auf:
wird er nicht satt?
Liebe Angel82,
kleine Babys wollen durchschnittlich zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an die Brust. Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. Dabei ist es nun nicht unbedingt immer so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys und vor allem am späten Nachmittag und Abend kommt es verstärkt zu solchen Cluster-Phasen.
Dazu kommt, dass in bestimmten Altersstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Wachstumsschübe sind Zeiten erhöhter Nachfrage, in denen das Baby sehr oft gestillt werden möchte. Wird das Baby dann auch häufig angelegt (etwa alle zwei Stunden, manchmal sogar noch häufiger), erhält der Körper der Frau das Signal „mehr Milch bilden" und nach ein paar Tagen ist der Spuk vorbei und die Milchmenge hat sich dem Bedarf des Babys wieder angepasst. Stillen funktioniert nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Sie haben dann nicht zu wenig Milch, sondern der Bedarf des Babys hat sich vergrößert und die Brust muss darauf erst reagieren. Je häufiger angelegt und die Brust effektiv entleert wird, um so mehr Milch wird gebildet. Wird in dieser Situation zugefüttert, kann das sehr schnell zu einem ungewollt frühen Abstillen führen.
Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, das die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht.
Sie schreiben, dass Ihr Baby viel spuckt und manchmal die Brust verweigert. Kann es sein, dass Sie einen starken Milchspendereflex haben, mit dem Ihr Baby nicht zurecht kommt?
Bei einem sehr starken Milchspendereflex hat es sich bewährt, das Baby von der Brust zu
nehmen sobald die Milch zu fließen beginnt (legen Sie sich eine Windel zum Auffangen der
Milch hin) und erst nach ein bis zwei Minuten weiter zu stillen, wenn der Milchfluss etwas
nachlässt. Eine weitere Möglichkeit ist das „Berg auf Stillen“. Dazu wird das Baby so gehalten,
dass sein Kopf, Nacken und Hals höher liegen als die Brustwarze. Beim Stillen mit dem
Rückengriff lehnt die Mutter sich dabei nach hinten, beim Wiegengriff wird das Baby von unten
mit zwei Kissen im Schoß der Mutter abgestützt und die Mutter lehnt sich, möglichst in einem
bequemen Sessel sitzend, zurück.
Klappt es denn im Liegen besser bei Euch? Oft ist das anfangs die beste Lösung.
Weitere Möglichkeiten einem starken Milchspendereflex zu begegnen sind:
die Häufigkeit der Stillmahlzeiten erhöhen. Dadurch verringert sich die Menge der
gestauten Milch
Wenn Sie die Abstände zwischen den Stillmahlzeiten
vergrößern verschlimmert sich das
Problem noch weiter.
nur eine Brust pro Mahlzeit anbieten. Dieser Vorschlag passt nicht zu dem, was
üblicherweise gesagt wird. Aber das Ziel ist es die Brust weniger zu stimulieren. Wenn Ihr
Baby quengelt und oft trinken möchte, kann es nötig sein, dass Sie ihm mehrere Male
dieselbe Brust über einen Zeitraum von zwei bis drei Stunden anbieten, bevor Sie die Seite
wechseln. Wenn sich die zweite Brust zwischendrin zu voll anfühlt oder spannt, sollten Sie
gerade so viel Milch ausstreichen, dass Sie sich wohl fühlen, um die Milchproduktion nicht zu
sehr anzuregen.
das Baby stillen, wenn es gerade wach geworden ist. Es wird dann eventuell nicht so stark
saugen, wie wenn es richtig wach und hungrig ist. Wenn das Baby weniger intensiv saugt,
ist häufig auch der Milchspendereflex weniger stark.
verschiedene Stillpositionen ausprobieren (auch das oben beschriebene Berg auf Stillen)
das Baby oft aufstoßen lassen.
den Gebrauch von künstlichen Saugern und Schnuller vermeiden. Mit dem Schnuller lässt
sich ein Baby vielleicht hinhalten, aber es bleibt hungrig. Die Milch wird dann um so mehr mit
Macht herausschießen, vor allem je mehr das ausgehungerte Baby kräftig saugen wird.
Schauen Sie doch auch einmal in eine Stillgruppe. Dort werden Sie andere Mütter kennen lernen, die die gleiche Erfahrung machen oder gemacht haben und Sie werden erleben, dass Ihr Kind sich keineswegs außergewöhnlich verhält und - was noch wichtiger ist - Sie werden erfahren, dass sich das Durchhalten lohnt und diese anstrengende Zeit nicht ewig andauern wird.
Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 10.02.2016