Habe dezeit ein paar Probleme beim stillen. Mein Sohn ist 12 Wochen alt und hat Blähungen sowie Bauchbeschwerden. Alle Dinge, die der Behandlung gegen den Beschwerden dienen, führe ich schon länger durch. Jedoch hatten wir immer einen stillrythmus, tagsüber alle 2 h, nachts alle 3-4 h. Derzeit haben wir kein stillrythmus mehr, da mein sohn den ganzen Tag wegen den Bauchbeschwerden und Blähungen quengelt. Ich stille dann nach Bedarf, da ich nicht weiss, wann er Hunger hat. Er hat keine eindeutigen Hungerzeichen. Ich mache mir nun Gedanken, meine Kinderärztin hat mir aufgrund der Beschwerden von alle 2 h stillen abgeraten. Mein Sohn schreit zeitweise an der Brust, er saugt an, lässt los, schreit, sucht, saugt an lässt los...ich weiss dann nicht ob er hunger hat oder nicht :-( wenn ich nicht alle 2 h versuche anzulegen, dann trinkt er auch über sechs stunden nicht. Habe dann Angst das mein sohn austrocknet. Er ist Normalgewichtig, und nuckelt auch gerne am Schnuller. Wie kann ich mich verhalten, was würden Sie mir raten.
Danke vorab .
Lg Laura
von
Laura1986
am 08.02.2016, 16:22
Antwort auf:
Wielange dürfen Stillabstände bei einem 12 Wochen alten Baby höchstens sein?
Liebe Laura,
ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einige, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Während eines Wachstumsschubs kann es durchaus sein, dass ein Baby alle Stunde an die Brust möchte.
Es gibt keinen Grund einen Mindestabstand zwischen zwei Stillmahlzeiten einzuhalten. Im Extremfall kann das „Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. All die Erzählungen von einem bestimmten Rhythmus eines Babys sind schlicht und ergreifend falsch.
Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt.
Deshalb bringt es auch nichts, wenn Du versuchst, deinem Baby größere Mengen zu verabreichen.
So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Altersstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen.
Wachstumsschübe sind Zeiten erhöhter Nachfrage, in denen das Baby sehr oft gestillt werden möchte. Wird das Baby dann auch häufig angelegt (etwa alle zwei Stunden, manchmal sogar noch häufiger), erhält der Körper der Frau das Signal „mehr Milch bilden" und nach ein paar Tagen ist der Spuk vorbei und die Milchmenge hat sich dem Bedarf des Babys wieder angepasst. Stillen funktioniert nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Wird in dieser Situation zugefüttert, wird der Brust kein erhöhter Bedarf signalisiert und die Milchmenge kann sich auch nicht auf den erhöhten Bedarf einstellen. Das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage wird gestört und es kann der Beginn eines unfreiwilligen Abstillens sein.
Aber auch ohne Wachstumsschub ist es normal, dass ein so kleines Baby mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden will.
Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt.
Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht.
Für eine Stillberaterin besteht der erste Schritt bei einem Kind mit Bauchproblemen darin, die Stillposition, Anlegetechnik und das Saugverhalten des Kindes zu überprüfen. Ein nicht korrekt angelegtes Kind und/oder ein Kind, das nicht richtig saugt, schluckt an der Brust meist sehr viel Luft und darin kann schon die Ursache für Blähungen begründet sein. Solange diese Ursache nicht beseitigt wird, können alle anderen Maßnahmen allenfalls Kosmetik betreiben, aber nicht wirklich helfen.
Da ich nun weder dich noch dein Kind sehen kann, weiß ich nicht, wie das Kind angelegt ist und wie es saugt. Solche Probleme stoßen einfach an die Grenzen einer Fernberatung und deshalb kann ich dir nur dringend ans Herz legen, dich an eine Kollegin vor Ort zu wenden, die sich anschauen kann, wie dein Kind an der Brust trinkt und dir dann gezielte Tipps geben kann, was Du tun kannst, damit er weniger Luft schluckt.
Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
Möglicherweise ist deine Anlegetechnik oder die Saugtechnik deines
Babys nicht (mehr)ganz korrekt, so dass dein Kind viel Luft beim Trinken an der Brust schluckt. Das
ist eine Möglichkeit, die ich nun aber nicht über den Bildschirm beurteilen kann.
Falls Du Fencheltee oder Milchbildungstee trinkst, dann lass diese Tees weg. Viele Babys
reagieren auf diese Tees mit Bauchproblemen.
Eine andere Ursache könnte eine Unverträglichkeitsreaktion deines Kindes auf etwas was Du
isst sein. Es kommt zwar sehr viel seltener vor als allgemein angenommen, aber gelegentlich
gibt es ein Kind, das mit vielen Koliken reagiert, weil es etwas nicht verträgt, was die Mutter zu
sich nimmt. Relativ häufig sind bei diesen Kinder Kuhmilch und Kuhmilchprodukte die
Auslöser.
Das Herausfinden, was eventuell die Unverträglichkeitsreaktion beim Baby hervorruft ist ein
Detektivspiel. Wie bereits schon erwähnt steht Kuhmilch ganz oben auf der „Hitliste“. Du
kannst einmal den Versuch wagen und dich für einige Zeit konsequent kuhmilchfrei ernähren
und beobachten, wie dein Kind reagiert. Ehe Du jetzt jedoch alle Milchprodukte (und es gibt
wahnsinnig viele Lebensmittel, in denen Milch enthalten ist), solltest Du dich informieren, wie
Du trotz fehlender Milchprodukte genügend Kalzium usw. zu dir nimmst. Bis eine Besserung
feststellbar ist, vergeht in der Regel meist mindestens eine Woche.
Manche Babys leiden in den ersten Monaten unter Koliken, ohne dass sich eine Ursache finden
lässt und ganz gleich was die Mutter isst und trinkt. Hier bleibt nichts anderes übrig als diese
anstrengende Zeit durchzustehen, bis das Baby älter und reifer geworden und aus dem
Kolikalter herausgewachsen ist. Bis dahin, brauchen die Eltern gute Nerven, viel Geduld und
das Baby viel Körperkontakt (den ja jedes Baby bekommen sollte) und Trost.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 08.02.2016