wie stille ich am "schonendsten" ab?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: wie stille ich am "schonendsten" ab?

Liebe Biggi, mein Sohn ist 21 Monate alt und ich stille ihn noch zum einschlafen, also mittags und nachts (leider schläft er schlecht und ich stille ihn 3-4x/Nacht). Auch tagsüber möchte er zwischendurch mehrmals gestillt werden. Ich arbeite abwechselt vor- oder nachmittags. Dann ist mein Mann zu Hause und er wird weniger gestillt, will dann aber immer an die Brust sobald ich komme. Nun fährt mein Mann in 4 Wochen zu seinem kranken Vater ins Ausland und wird den kleinen mitnehmen, da ich arbeiten muss. Das heisst, ich muss abstillen. Er nimmt keinen Schnuller und auch Flasche nur so zwischendurch, noch nie zum einschlafen. Wie soll ich das deiner Meinung nach am besten (für das Kind) machen? Ist die radikale Version am besten, um den Kleinen nicht zu verwirren? Versteht er z.B. wenn er tagsüber erstmal nicht mehr stillen darf, aber dafür noch nachts und eine Woche später dann z.B. nachts auch nicht mehr? Und wenn ja, die komplette Nacht nicht mehr stillen oder erst die ersten 4 Stunden und nach 3 Tagen die restlichen Stunden? Soll ich Flasche nachts anbieten? Ich wäre sehr dankbar für einen kleinen "Leitfaden". Liebe Grüße

von familiesandra am 27.06.2016, 09:14



Antwort auf: wie stille ich am "schonendsten" ab?

Liebe familiesandra, jede Familie muss für sich selbst ausprobieren, was am besten funktioniert, doch nach meiner Erfahrung ist es wenig sinnvoll zuerst das nächtliche Stillen ausfallen zu lassen. Günstiger ist es in den meisten Fällen zuerst das mittägliche Stillen einzuschränken und schließlich wegzulassen, dann das abendliche Stillen und zuletzt das Stillen in der Nacht. Wenn Sie nun abstillen wollen, dann sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber, dass eure Stillzeit nun langsam zu Ende geht und zeigen Sie ihm, dass Sie es selbstverständlich noch genau so lieb haben wie schon immer. Sie entziehen ihm die Brust aber nicht Sie selbst und Ihre Liebe. Dazu können Sie die Stillzeiten immer weiter verkürzen. Viele Mütter haben festgestellt, dass es wirksam und relativ wenig belastend ist, ein Kind so oft anzulegen, wie es möchte, aber es nicht so lange zu stillen. Sie können Ihr Kind eine kleine Weile anlegen und es dann ablenken oder ihm etwas zu essen oder zu trinken anbieten. Eine andere Möglichkeit ist es, dass statt Ihnen, Ihr Partner die Nachtschicht bzw. das zu Bett bringen zum Teil übernimmt. Also nicht Sie wenden sich jedes Mal Ihrem Kind zu, sondern ihr wechselt euch ab und da ein Mann keine Brust zum Stillen hat, wird er euer Kind auf andere Weise beruhigen müssen. Sie können Ihr Kind ja zuerst (kurz) stillen und dann Ihrem Partner übergeben. Das Verändern von Ritualen kann helfen. Das kann auf verschiedene Art und Weise möglich sein. Ihr könnt ein festes Ritual mit Kuscheln und Vorlesen oder Geschichte erzählen einführen. Viele Eltern beginnen auch bereits bei einem wenige Monate alten Baby damit, den Tag am Abend noch einmal Revue passieren zu lassen und so ein Gespräch (das sich im Laufe der Zeit dann entwickeln wird) über die Erlebnisse, Freuden, aber auch Sorgen und Nöte des Kindes zu führen. Durch solch ein Gespräch bleiben Eltern dann auch in engem Kontakt mit ihrem Kind und der leider viel beobachtet Sprachlosigkeit zwischen Eltern und Kind kann entgegengewirkt werden. Wenn Ihr Partner nicht einspringen kann, bleibt es an Ihnen, Ihr Kind auf andere Weise zu trösten und zu beruhigen und ihm einen Ersatz für die Brust anzubieten. In dieser Situation ist ein Nachthemd bzw. Kleidung, die sich vorne nicht öffnen lässt oft hilfreich. Wichtig ist, dass Ihr Kind weiterhin Ihre Liebe und Zuneigung spürt und Sie nicht gleich die Geduld verlieren, wenn es nicht so schnell klappt mit dem Abstillen. Viele Frauen glauben, dass sie sich beim Abstillen vom Kind distanzieren müssen, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Probieren Sie es einmal mit immer kürzerem Stillen und viel Kuscheln. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 27.06.2016