Wie schläft mein Baby nachts länger?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Wie schläft mein Baby nachts länger?

Hallo Biggi Ich habe folgendes Problem. Mein Kleiner ist jetzt acht Wochen alt und er schläft nachts nie länger als drei Stunden am Stück und das ist schon viel. Ich bade ihn jeden Abend 19:30 danach wird er gestillt und ich versuche noch etwas abgepumpte Milch hinterher zu geben. Dann bring ich ihn mit vorsingen ins Bett. Versuche ihn auch wach hinein zu legen. Er schläft dann gegen 21:00Uhr ein. Dann wacht er spätestens 23:00 Uhr wieder auf. Da wird er gestillt und so geht es die ganze Nacht. Aber das ist nicht das schlimmste daran. Das Problem ist dass er nicht wieder einschlafen möchte. Er unterscheidet überhaupt nicht zwischen Tag und Nacht. Ich habe schon so viel versucht. Stille ihm im Bett sein Körbchen steht auch in unserem Zimmer, rede nicht mit ihm,versuche wickeln zu vermeiden, lass das Licht aus. Auch am Tag versuche ich immer den gleichen tagesablauf hinzugekommen. Ich steh früh auf wenn er wach ist 5:00, zieh ihn an, dann vormittag eine Runde mit dem Kinderwagen und nachmittags. Mach auch am Tag Radio an und rede mit ihm, und spiele auch mit ihm. Kann es ein Problem sein dass er kein clusterfeeding hat oder muss ich ihm am Tag wach halten. Du solltest vielleicht noch wissen dass ich voll Stille. Hast du noch einen Rat für mich.

von Chrisferdi am 03.06.2016, 17:52



Antwort auf: Wie schläft mein Baby nachts länger?

Liebe Chrisferdi, so kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Altersstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Dein Baby ist erst acht Wochen alt und es hat noch keine große Vorstellung davon, dass es einen Unterschied zwischen Tag und Nacht gibt. Du musst dir vorstellen, dass dein Baby bis vor fünf Tagen Tag wie Nacht ununterbrochen Nahrung bekommen hat, ganz gleich wie viel Uhr es war. Es war immer gleichmäßig warm und die Geräusche um ihn herum hatten auch eine gewisse Monotonie. Nun plötzlich ist alles anders und an diese riesige Veränderung muss er sich erst gewöhnen. Das braucht seine Zeit und acht Wochen sind viel zu wenig Zeit, um diese Umstellung einfach zu bewältigen. Gib dir und deinem Kind die Zeit, die ihr beide braucht, um euch an das neue Leben zu gewöhnen. Leider ist es in unserer Kultur nicht (mehr) so sehr verbreitet darauf Rücksicht zu nehmen, dass eine Frau, die gerade ein Kind geboren hat, Zeit braucht. Zeit zur Erholung, Zeit zum gemeinsamen Kennenlernen des neuen Menschleins, Zeit ums sich an die ganze Veränderung, die so ein kleiner Erdenbürger mit sich bringt zu gewöhnen. Wird in dieser Situation zugefüttert, wird der Brust kein erhöhter Bedarf signalisiert und die Milchmenge kann sich auch nicht auf den erhöhten Bedarf einstellen. Das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage wird gestört und es kann der Beginn eines unfreiwilligen Abstillens sein. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Keine Angst, Babys bleiben nicht auf ewig so klein und anstrengend. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 03.06.2016