Wie schaffe ich es wieder mit beiden Brüsten stillen zu können?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Wie schaffe ich es wieder mit beiden Brüsten stillen zu können?

Liebes Beratungsteam, Vllt finde ich hier den passenden Rat. Mein Sohn ist aktuell fast 9 Wochen alt und wird von Anfang an gestillt. Er nimmt SEHR gut zu. (Durchschnittlich 250gr die Woche.) Leider produzierte die rechte Brust von Beginn an mehr Milch. Sie ist in der Mitte auch leicht gerissen. (Leichterer Milchfluss?) Auf der linken Seite trinkt er nur ein paar Züge lang. Dort sieht man beim Abpumpen, dass nur ein paar Tropfen Milch heraus kommen. Mein Problem ist nun, dass er seit einer Woche jeweils gegen 10.00 und gegen 18.00 knapp 50-100 ml zugefüttert wird, da die Milch zu diesen Zeiten nicht ausreicht. Kann ich die linke Brust doch noch irgendwie aktivieren? Würde gerne weiterhin voll stillen und auf die Flasche komplett verzichten. Beim Saugen hat er übrigens Keinerlei Probleme. Weder an der Brust noch an der Flasche. Benutze bei der Flaschennahrung den calma Aufsatz. Vielen Dank im Voraus:) Liebe Grüße Lucja

von Lucja am 08.06.2016, 16:17



Antwort auf: Wie schaffe ich es wieder mit beiden Brüsten stillen zu können?

Liebe Lucja, ich fürchte, dass Du wenig machen kannst, wenn dein Baby eine Lieblingsseite hat. Wir Menschen sind nicht symmetrisch und das gilt auch für die Brüste einer stillenden Frau. Es ist ganz normal, wenn eine Brust mehr Milch bildet als die andere. In einigen Fällen kommt es zu einer stärkeren Milchproduktion in einer Brust, weil in dieser Brust mehr Milchgänge arbeiten und die Milch in dieser Brust schneller und reichlicher fließt. Manchmal wird (häufig unbewusst) an einer Seite mehr angelegt als an der anderen und so diese Seite zu mehr Milchbildung angeregt. Dieser Unterschied ist jedoch normalerweise bedeutungslos, da es nicht auf die Menge in einer Brust ankommt, sondern auf die Gesamtmenge. Du kannst versuchen durch gezieltes Anlegen einen Ausgleich zu schaffen, doch es gibt keine Garantie dafür, dass Du diesen Ausgleich erreichen wirst. Und wie gesagt: wichtig ist die Gesamtmenge und nicht, wie viel Milch eine Brust bildet. Du kannst ohne Probleme auch mit einer Seite voll stillen. Die Vorstellung, dass die Brust (ähnlich wie eine Flasche) nach dem Stillen leer ist und erst wieder aufgefüllt werden muss, ist so nicht richtig. Zwar wird zwischen den Stillmahlzeiten Milch produziert, der Hauptanteil der Milch wird jedoch erst während des Stillens gebildet. Das Saugen des Kindes gibt das entsprechende Signal zur Milchbildung, der Milchspendereflex wird dann ausgelöst. Deshalb ist es auch falsch zwischen den Stilmahlzeiten eine längere Pause einzulegen, damit sich die Milch in der Brust sammelt, sondern es muss häufiger angelegt werden, um die Milchmenge zu steigern. Um das Interesse deines Babys an der Brust wach zu halten, kannst Du es mit Wechselstillen versuchen. Dabei legst Du dein Baby an und stillst es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nimmst Du es sanft von der Brust (vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und lässt es aufstoßen, streichelst seine Fußsohlen oder massierst es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Du es wieder etwas ermuntert hast. Dieses „Wecken und Wechseln“ wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, wie bereits erwähnt tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 08.06.2016