Hallo, Frau Welter.
Mein Baby ist ein Frühchen und mit 29+5 per Kaiserschnitt zur Welt gekommen. Sie ist gesund und hat schon mit jetzt einem Jahr alles aufgeholt.
Wir haben ein massives Problem mit dem Einschlafen ohne Brustnuckeln. Als wir aus dem Krankenhaus kamen, riet mir meine Hebamme, meine Tochter nicht sofort von der Brust zu nehmen, wenn sie nicht mehr aktiv Milch saugt, sondern sie noch weiter nuckeln zu lassen denn sie meinte das extra Schlückchen Milch, dass sie dadurch bekäme, täte ihr gut. Das war auch absolut in Ordnung für mich. Allerdings ergab sich daraus jetzt ein massives Einschlafproblem. Sie schläft jetzt nur noch nuckelnd an der Brust ein. Nehme ich sie weg, schreit sie sofort und ich habe keine Möglichkeit, sie zu beruhigen. Sie schreit bis sie nach Luft schnappt. Auch kommt es immer häufiger vor, dass ich sie, wenn sie an der Brust eingeschlafen ist, nicht mehr in ihr bettchen legen kann. Sie wacht dann auf, sobald sie im Bett liegt und schreit ganz extrem.
Mittlerweile würde ich gerne langsam abstillen aber ich sehe keine Möglicjkeit wie ich das hinbekommen soll. Nachts weiter zu stillen wäre erstmal kein Problem, aber tagsüber würde ich jetzt nach einem Jahr ganz gerne aufhören zu stillen aber ich habe wirklich keine Chance sie ins Bett zu kriegen. So langsam bin ich der Verzweiflung nahe.
Wie kann ich das in den Griff kriegen?
von
DeLania
am 29.01.2016, 11:53
Antwort auf:
Wie kann ich schonend das Brustnuckeln abgewöhnen?
Liebe DeLania,
dein Baby ist wie alle Babys, das hat NICHTS damit zu tun, dass es ein Frühchen war.
Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist es so, dass Mütter ihre Babys in den Schlaf stillen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses „natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit „Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben.
Es hat seinen Grund, warum stillende Mütter die besten Einschlafhilfen SIND. Beim Saugen an der Brust findet ein Baby das, was es braucht: Trost, Nahrung, Sicherheit. Es liegt vermutlich an einer gewissen neurologischen Unreife, wenn einige Babys das mehr brauchen als andere, und es "verwächst" sich wirklich von alleine!!
Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ...
Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet.
Ein Baby muss eine gewisse Reife erreichen, um längere Zeit schlafen zu können. Wann dieser Zeitpunkt erreicht wird, ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Eine Flasche mit künstlicher
Säuglingsnahrung (oder ein Abendbrei) verbessern das Schlafverhalten nicht (das wurde in
Studien nachgewiesen). Es gibt nicht wenige Kinder, die dann sogar noch weniger schlafen. Auch wenn das Kind am Tag viel isst, schläft es nicht besser, denn es wacht ja nicht nur wegen dem Hunger auf, sondern sucht Nähe und Geborgenheit!
Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt dir in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten.
Dein Baby braucht also vor allem eines: Zeit zum Reifen. Vielleicht "schenkst" Du ihm einfach noch ein bisschen von dieser Zeit, in der du ihm gestattest, so zu sein, wie es ist. Du machst nichts falsch!
Die unruhigen Nächte sind furchtbar anstrengend, daran kann ich mich auch noch gut erinnern. Trotzdem: Sie sind normal und werden garantiert irgendwann vorbei sein. Wann, kann ich leider nicht sagen. Aber sie gehen wirklich vorbei! Bis dahin kannst du probieren, dir den Alltag so einfach wie möglich zu machen, so dass auch du tagsüber mal ein kurzes Nickerchen machen kannst.
Sehr empfehlenswert ist von Sibylle Lüpold das Buch: "Ich will bei euch schlafen - Ruhige Nächte für Eltern und Kinder." Von ihr ist auch die Broschüre "Kinder brauchen uns auch nachts", in der 20 namhafte Experten wie Dr. William Sears, Prof. Dr. Gerald Hüther und Prof. Dr. Remo Largo gute Argumente liefern , weshalb von der Anwendung eines Schlaftrainings, wie zum Beispiel der Ferber-Methode, abzuraten ist.
http://www.fuerkinder.org/files/broschre_kinder_brauchen_uns_auch_nachts_de.pdf
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 29.01.2016
Antwort auf:
Wie kann ich schonend das Brustnuckeln abgewöhnen?
Vielen Dank dafür, dass Sie mich darin bestärken weiter zu stillen. Ich spüre von überall einen gewissen Druck allmählich zum Ende der Stillzeit zu kommen, obwohl mir mein Gefühl sagt, dass meine Tochter es noch braucht.
Natürlich will ich nur ihr Bestes und ihr die Geborgenheit geben, die sie braucht. Ihre Antwort liefert mir wirklich gute Argumente den blöden Bemerkungen des Umfeldes entgegenzutreten. Vielen Dank.
Beste Grüsse Daniela.
von
DeLania
am 04.02.2016, 14:18