Wie kann ich mein Baby anders beruhigen?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Wie kann ich mein Baby anders beruhigen?

Guten Abend, ich stille mein Kind zu gerne. Ich weiß mein Sohn Leon (8,5 Monate alt) brauch die extra Portion Geborgenheit und Liebe. Das ich für uns beide wichtig. Tagsüber stille ich ihn nicht mehr so oft als wie zum anfang. Morgens und abends nach dem Abendbrot braucht er sehr viel Mumi/Nuckel. Nur findet er ohne meine Brust keine Ruhe. Unser abendliches Ritual mit Lieder vorsingen und kuscheln, danach schlafen klappt nicht mehr ohne nuckeln. Der Papa würde mir gerne helfen nur er hat eben nicht die Brust. Wenn er getrunken hat nuckelt er eine ganze Weile. Das stört mich nicht. Wenn er sich in den Schlaf genuckelt hat und ich ihn von der Matratze in sein Kinderbett lege schläft er nicht lange. Er holt mich sehr oft in der Nacht und irgendwann lasse ich ihn dann neben mir weiter schlafen. Der Paps (schläft alleine in unserem Bett in der Schlafstube) muss morgens um halb 4 Uhr wegen der Arbeit aufstehen und da möchte ich Leon auch nicht schreien lassen. Da bin ich auch total dagegen. Ein Kind einfach so schreien lassen. Das geht gar nicht. Doch meine Mama und Schwester sehen das anders. Bei mir schläft er dann durch (mit Trink,- und Nuckelpausen im Schlaf). Bitte nicht missverstehen aber dieses ständige rein,- und rauslegen ist extrem anstrengend. Leon wiegt 10kg. Nachts ist man als Mama ja auch kraftlos. Seitdem er zahnt ist es so dass er nicht mehr durchschläft. Bis dahin hatte ich ihn nach wie vor Gute-Nacht-Liedchen vor seinem Kinderbett vorgesungen und er schlief mit Nuckel ein. Er rief uns dann noch 2, 3 mal, den Schnulli reingesteckt und manchmal schlief er sogar durch. Also einen Nuckel nimmt er seitdem gar nicht mehr. Mamas Brustsauger ist eben der Beste. Nur geht die Zeit irgendwann vorrüber? Kann mein Baby lernen irgendwann ohne Brustwarze zu schlafen? Wie kann ich das fördern? Zum Anfang hat mir meine Hebamme bei Probleme des Stillens auch immer Mut zugesprochen und meinte dass die Zeit wo das Neugeborene alle 45 min 45 min lang beide Brüste trinkt vorübergeht und sich die Saugkraft/Milchproduktion ändert. Ist es mit der Geduld ähnlich? Mein Spatz ist eben immer noch ein kleiner Milchliebhaber. Mittags und abends versuche ich ihn Fingerfood oder Brei anzubieten. Zwischendurch dann mal ein Dinkelkeks oder sowas. Brei isst er nicht so gerne. Ich koche Brei selbst und probiere gerne was neues aus. Doch die Stullenstange mit Leberwurst/Avocado/Banane (manchmal auch Brei zum dippen als kleiner Austrickser) selbst in die Hand zu nehmen und daran zu knappern mag er am Besten. Er möchte eben tasten womit er es zu tun hat und nicht alles reingeschaufelt bekommen. Es sind eben immer nur kleine Hapser, kleine Mengen und manchmal verzieht er sein Gesicht, würgt es raus oder bläkt. Dann höre ich auch auf. Wenn der Papa ihn füttert klappt es manchmal besser oder auch nicht. Eine Wienerwurst zum knappern geht immer. Da pelle ich die Haut ab und viertel die. Die lässt er gar nicht mehr los. Genau dasselbe mit saurer Gurke. Da zutscht er dran. Nur reicht das alles an Mengen? Bekommt er da genug Eisen? Vieles muss ich auch wegschmeißen, da zuviel. Der Arzt sagt die Blässe (ich würde schon so oft angesprochen dass mein Kond blass ist und das nervt) ist normal. Ihm fehlt es da an nichts. Er ist so lebhaft und agil. Er krabbelt und steht jetzt immer mal wieder von alleine. Karottensaft gebe ich ihn mit Wasser verdünnt, trinkt er eigentlich ganz gut aus seinem Trinkbecher (wo er mittlerweile auch schon oft alleine draus trinken kann). Nur das kauen daran muss ich ihn noch wegen Kariesvorbeugung abgewöhnen. Was könnte noch hinter Blässe stecken (Blässs finde ich bei ihm auch übertrieben)? Er juckt sich aber ständig an den Ohren, auf dem Kopf und an der Stirn blutig. Halte seine Fingernägel kurz, abends jetzt wieder Kratzlinge-Handschuhe aber zwecklos. Wir haben jetzt eine Harnstoffcreme vom Kia verschrieben bekommen aber wirkt bis jetzt noch nicht. Insbesondere wenn er müde ist, kurz vorm einschlafen ist, nachts kurz vorm aufwachen extrem oder einfach zum abreagieren kratzt er sich. Gibt es mit der Blässe irgendeine Verbindung an Symptome? Sein Kompane, 3 Monate jünger, hat ja so eine rosige Haut. Die Mama hat vor allen geschwärmt. Tja, dachte ich mir, vielleicht vom Gebrüll.&586; Dann haben sie Leon angeruckt. So unterschiedlich ist das eben von Kind zu Kind. Sie hat ihn 4 Monate gestillt und dann gab es Brei (finde ich eindeutig zu früh). Vielleicht macht Mumi auf Dauer käsig? Sie weckt ihr Kind auch damit es abends gleich einschläft (genauso wie meine Schwester mit ihrer Frieda/Flaschenkind). Er schläft wohl auch durch. Da meinte ich gleich zu ihr, dass wenn er zahnt, dass es dann erst mal vorbei ist mit durchschlafen. Ich meine mit dem aufwecken, wenn man längere Reisen vor sich hat dann verstehe ich das aber sonst. Wir werden doch auch nicht zum füttern geweckt. Also die geregelten Zeiten bei denen machen mich kirre. Von meiner Mama höre ich dann auch noch dass sich Leon ja im Kindergarten auch an feste Zeiten gewöhnen muss; sind noch knapp 10 Monate hin). Mein Freund und ich wollen aber nicht nach Buch bzw altes Schema gehen sondern auf die Bedürfnis unseres Kindes achten. Ich finde auch dass er so selbstständig wird. Und wenn er eben mittags schläft und keinen Happen davor vor lauter Quengelei eben nichts runter bekommen hat. Ja dann gibt es eben mal um 14.30 Uhr Brei. Ist das so schlimm? Machen wir das falsch? Meine Mama vergleicht Leon mit Frieda (sie konnte wegen Mastitis meine Schwester und mich nicht stillen). Frieda ist ein halbes Jahr älter. Die Eltern werden richtig zynisch wenn mal irgendwas aus dem "Rhytmus" gerät oder Frieda auch einfach mal mit dem Essen in ihrem Hochstuhl rumspielt und alles dreckig macht. Sowas lasse ich meinen Sohn einfach mal machen sodass er sich mit dem Essen anfreundet. Oft versteht man mich nicht und dann zweifle ich an mir selber. Dann immer die Rechthabereien und wir-machen-alles-richtig Getue. Das regt mich innerlich auf! Man kann gar nicht alles richtig machen. Eine letzte Frage noch nebenbei - ich habe 13kg abgenommen aber knapp 10kg fehlen noch. &579; Das stillen hat mir anfangs geholfen. Nur manchmal kann ich mich nicht kontrollieren (vor allem bei stress denn man stopft oft da keine Zeit und genießt nicht mehr). Wie kann ich das abstellen? Egal ob süßes oder saures. Der Körper signalisiert denke ich was er brauch. Nur einmal habe ich soviel Schokolade reingestopft bis alles leer war und mir war kotzübel. Ja, kein Wunder, ich weiß. Wie kann man solche Heißhunger-Attacken vermeiden oder ist die 3 Monats Spritze dran schuld? Schoki habe ich oft zum stillen am Anfang benötigt (da schlaflose Nächte). Ansonsten ernähre ich mich vollwertig. Wir leben auf einem Mehrgenerationsgrundstück mit einem riesen Garten mit viel Gemüse und Obst. Ich koche auch gerne und oft selbst. Sorry dass ich gleich so einen riesen Text geschrieben habe aber ich musste mir meinen Frust von der Seele sprechen. Schon vom schreiben allein geht's mir schon besser. Puhhh&517; Liebe Grüße von meiner kleinen Familie und mir&587;&995;

von Larimar87 am 03.06.2016, 22:27



Antwort auf: Wie kann ich mein Baby anders beruhigen?

Liebe Larimar87, Du machst NICHTS falsch!!! Und NEIN, das Kind kann nicht „verwöhnt" werden, wenn es viel Nähe und Zuwendung bekommt. Eine Kollegin von mir hat dazu einen schönen Text geschrieben, aus dem ich jetzt einen Abschnitt zitiere: „Das Kind wird verwöhnt und verzogen. "Ja, das ist jetzt schon total verwöhnt" "Ihr verzieht das Kind, nachher will es nur noch auf den Arm" "So lernt das Kind ja nie alleine einzuschlafen, alleine zu spielen, sich mit sich selbst zu beschäftigen ..." "Wie soll das Kind denn seinen Rhythmus finden, wenn Du es ständig mit der herumziehst". So und ähnlich lauten viele Aussagen wohlmeinender Freunde, Verwandte und auch wildfremder Menschen, von denen man auf der Straße angesprochen wird. Was ist dran an dieser Theorie, dass das Baby durch die Zuwendung, die es erhält verwöhnt und verzogen wird? Bernadette Stäbler beschreibt in ihrem Buch "Mama" die Angst, sein Kind nicht richtig zu erziehen: "Und schon ist sie da, diese Angst, sein Kind zu verziehen. Welche Ursachen hat sie? Denn, wer dieses unschuldige Baby anschaut, fühlt sich sehr glücklich. Niemand kann sich vorstellen, dass es eines Tages unerwünschte Handlungen vollbringen wird. Wenn wir also von "verziehen" sprechen, haben wir ein älteres Kind vor Augen. Das Kind im Trotzalter, das immer "nein" ruft, lässt seine Mutter denken: "Was für einen Dickkopf habe ich mir großgezogen. Sicher habe ich es falsch gemacht!" Ist es wirklich so wichtig, dass unsere Kinder vor der Zeit lernen, alleine zu schlafen, alleine zu sein und sich mit sich selbst zu beschäftigen? Ist es notwendig, dass wir Erwachsenen unseren Lebensrhythmus ändern und an das Baby anpassen, damit sich das Kind gut entwickelt? Auch hierzu möchte ich wieder aus dem Buch von Bernadette Stäbler zitieren: "In vielen ursprünglich lebenden Kulturen, die wir "primitiv" nennen, wurden inzwischen Untersuchungen durchgeführt, deren Ergebnisse eine Umwälzung unserer Ansichten über die herkömmliche Kindererziehung mit sich brachten. Ich möchte eine afrikanische Studie herausgreifen und vereinfacht darstellen: Die erste Gruppe gebar ihre Babys zuhause und ließ diese keinen Moment allein. Geborgen bei der Mutter, wurden sie nach Bedarf gestillt und mussten niemals schreien. Bald ging die Mutter wieder auf das Feld, um die gewohnte Arbeit zu verrichten, das Neugeborene in ein Tragtuch geschlungen. Die Kontrollgruppe bekam ihre Babys im Krankenhaus mit aller medizinischen Hilfe, einschließlich schmerzlindernden Medikamenten. Gleich nach der Geburt wurden Mutter und Kind getrennt, um zu ruhen. Die Babys bekamen Fläschchen und Schnuller, weil dies "das Moderne" war. Daheim schliefen die Kinder in ihrem Bettchen, in ihrem eigens dafür hergerichtetem Zimmer. Allein, ohne Körperkontakt. Alles ging recht zivilisiert zu, nämlich nach einem genauen Zeitplan, denn die Kinder sollten sich früh an ein geordnetes Leben gewöhnen und weder kleine Tyrannen noch nervös werden. Ein Jahr später offenbarte sich das Unerwartete: Die Kinder der ersten Gruppe waren in allem den anderen voraus: Sie waren intelligenter in ihren Verhaltensweisen und auch viel sozialer eingestellt, selbst die körperliche Entwicklung war besser, obwohl sie die ganze Zeit "festgebunden" waren. Ähnliche Ergebnisse ergaben vielseitige Studien in den verschiedensten Kulturkreisen. Wenn wir versuchen, dies mit einer natürlichen, einfühlsamen Intelligenz nachzuvollziehen, wissen wir, warum das Ergebnis so ausfallen musste. Das Baby fühlt sich bei seiner Mutter geborgen. Es muss seine Kräfte nicht für das Weinen verbrauchen. Der mütterliche Körper gibt ihm Wärme. Wenn das Baby sich an seine Mutter schmiegt, fühlt es ein wenig von dem Glück, das es neun Monate lang im Mutterleib haben durfte. Es kennt von daher ja auch schon die Herztöne seiner Mutter, es kennt sogar schon ihre Stimme und nun sieht es endlich ihr Gesicht, ihre Augen und darf an der Brust trinken, wenn es möchte. Das ist das Glück, die mütterliche Liebe, die Impulse gibt für die Intelligenz und das soziale Verhalten. Wenn das Baby sich an die Körperbewegungen der Mutter anpassen muss, während sie ihre alltägliche Arbeit verrichtet, übt es in wundervoller Weise seine Muskeln und den Gleichgewichtssinn." (Aus: Denise Both: „Tragen") Du kannst jetzt mit vielen Tricks versuchen, die Situation zu verändern, aber es wird nur Stress und Tränen geben, denn dein Kind IST einfach in der Phase, in der es dich so viel braucht. Selten ist Abstillen die Lösung, meist wachen die Kinder noch öfter auf und klammern umso stärker. Die unruhigen Tage und Nächte sind furchtbar anstrengend, daran kann ich mich auch noch gut erinnern. Trotzdem: Sie sind normal und werden garantiert irgendwann vorbei sein. Wann, kann ich leider nicht sagen. Aber sie gehen wirklich vorbei! Bis dahin kannst du probieren, dir den Alltag so einfach wie möglich zu machen, so dass auch du tagsüber mal ein kurzes Nickerchen machen kannst. In dieser Zeit verarbeiten Kinder vieles in der Nacht, und brauchen die Bestätigung, dass Mama ganz nah ist, und die beruhigende Milch, noch ziemlich. Es ist kein Rückschritt, wie es scheint, sondern zeigt, dass sich dein Kleines weiter entwickelt! Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist es so, dass Mütter ihre Babys in den Schlaf stillen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses „natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit „Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben. Leider geht der Trend zu immer früherer Anwendung sogenannter Schlaftrainingsprogramme und Eltern von Babys, die sich nicht dieser „Norm" anpassen, wird mehr oder weniger direkt vermittelt, dass sie selbst schuld sind, ja manchmal kommt unterschwellig sogar dazu, dass dies Eltern sich als Versager fühlen sollten. Ein Baby schläft ohne Brust ein, sobald es reif genug dazu ist. Das bedeutet jetzt aber nicht, dass Du noch die nächsten Jahre damit verbringen musst, dein Baby in den Schlaf zu stillen, wahrscheinlich wird es sogar schneller vorbei sein, als Du es dir jetzt vorstellen kannst. Hast du gewusst dass ein junger Elefant eingeht, wenn er in den ersten 2 Lebensjahren nicht die PERMANENTE Anwesenheit seines Hauptbezugs"tieres" hat (kann auch ein Mensch sein...). Wenn ein Elefantenbaby zum Waisenkind wird bekommt es im Zoo selbstverständlich einen Pfleger zur Seite gestellt, der Tag und Nacht Hautkontakt bietet. Kein Mensch würde die Notwendigkeit dafür in Frage stellen. Nur mit unseren eigenen Babys, die viel unreifer geboren werden, erwarten wir so viel mehr. Das ist ein Punkt, der viele Diskussionen auslöst und bei Mutter und Kind zu vielen Tränen führen kann: Das Kind soll "wach" ins Bett gelegt werden und alleine einschlafen können (was eine enorme neurologische Leistung darstellt). Wenn es aber nur an der Brust oder im Körperkontakt mit der Mutter einschlafen kann, dann verurteilen wir dies als schlechte oder gar schädliche Angewohnheit... Aber das ist es gar nicht! Es hat seinen Grund, warum stillende Mütter die besten Einschlafhilfen SIND. Beim Saugen an der Brust findet ein Baby das, was es braucht: Trost, Nahrung, Sicherheit. Es liegt vermutlich an einer gewissen neurologischen Unreife, wenn einige Babys das mehr brauchen als andere, und es "verwächst" sich wirklich von alleine!! Dein Baby braucht also vor allem eines: Zeit zum Reifen. Vielleicht "schenkst" Du ihm einfach noch ein bisschen von dieser Zeit, in der du ihm gestattest, so zu sein, wie es ist. Du machst nichts falsch! Die unruhigen Nächte sind furchtbar anstrengend, daran kann ich mich auch noch gut erinnern. Trotzdem: Sie sind normal und werden garantiert irgendwann vorbei sein. Wann, kann ich leider nicht sagen. Aber sie gehen wirklich vorbei! Bis dahin kannst du probieren, dir den Alltag so einfach wie möglich zu machen, so dass auch du tagsüber mal ein kurzes Nickerchen machen kannst. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Das Buch von William Sears, "Schlafen und Wachen", dass es z.B. über La Leche Liga Deutschland zu kaufen gibt, kann hier tatsächlich hilfreich sein. Nicht, dass es große Auswege aufzeigen würde, aber es erklärt, warum das so ist mit unseren Babys, und warum das auch ok ist. Allein das Wissen kann eine Mutter schon beruhigen, und ihr den Stress nehmen, sie hätte ihrem Kind etwas Verkehrtes antrainiert. Überlege dir auch einmal zu einem Stillgruppentreffen zu gehen und tausch dich dort mit den anderen Müttern aus. Vielleicht hast Du sogar das Glück so wie ich vor Jahren, dass Du dort Mütter oder eine Stillberaterin kennen lernst, die bereits ältere Kinder haben und Du kannst miterleben, dass es sich lohnt noch etwas durchzuhalten. Eine Stillberaterin in deiner Nähe findest Du im Internet unter http://wwwlalecheliga.de (La Leche Liga), http://www.afs stillen.de (Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl stillen.de (Still und Laktationsberaterinnen IBCLC). Ich hoffe, der Text war dir jetzt nicht zu lange und wenn Du noch Lust zum Lesen hast, dann schau dir auch den angehängten Text von Dr. Paky an. Auch das Essen ist genau richtig so, dein Kind MUSS noch nicht so viel essen, im ersten Lebensjahr sollte Muttermilch die Hauptnahrungsquelle sein! Eisenmangel lässt sich nur über eine Blutuntersuchung feststellen. Blässe oder andere äußere Anzeichen können ein Hinweis sein, aber es kann genau so gut sein, dass das Kind von Natur aus einfach ein blasser Typ ist. So lange der Arzt zufrieden ist, würde ich mir keine Sorgen machen. Dein Baby wird von ganz alleine mehr essen! Ich hoffe, die Antwort hilft dir weiter. LLLiebe Grüße Biggi Die Kunst, sein Kind schlafen zu lassen Prim. Dr. Franz Paky, Leiter der Schreiambulanz (Ambulanz für Schreien und Schlafstörungen) der Kinderabteilung des LKH Mödling Schlafen, Alleinsein, Finsternis Für ein Kind gibt es nichts Schlimmeres, als den Schutz und die elterliche Geborgenheit zu verlieren. Mit der Finsternis der Nacht reißt die Gewißheit ab, dass der elterliche Schutz gegeben ist. Nichts ist leichter verständlich, als dass sowohl das Einschlafen als auch das nächtliche Aufwachen für ein Kind mit Angst verbunden ist. Es ist ebensowenig verwunderlich, dass viele Methoden entwickelt wurden, den Übergang vom Wachzustand in den Schlaf für das Kind zu erleichtern. All diesen Riten ist gemeinsam, dass sie die elterliche Gegenwart in den Schlaf hinein zu erhalten suchen (Wiegenlied, Gute Nacht Geschichte, Gute Nacht Kuß, Kuscheltier als Übergangsobjekt usw.). Schlafen Loslassen Nicht nur für das Kind ist mit dem Einschlafen eine Trennung von den Eltern verbunden. In ähnlicher Weise erleben die Eltern das Einschlafen des Kindes als Trennung. Insgeheim stellt sich die Frage: Wird das Kind ohne unsere Hilfe einschlafen? Wird sich das Kind ohne weiteres (?) von mir trennen? Wird es auch wieder von selbst wach? Zwei Arten von guten Schläfern die echten und die resignativen Nicht alle Kinder, die unkompliziert einschlafen und durchschlafen, sind zu beneiden. Wenn Babys spüren, dass ihr Schreien in der Nacht die Eltern unter keinen Umständen auf den Plan rufen kann, geben sie auf und schlafen den Schlaf der Resignation. Auf diesem Mechanismus beruht der scheinbare Erfolg der älteren Generation, ein Kind beim Einschlafen unbegrenzt schreien zu lassen. Die Entwicklung des Babys und das Schlafproblem Um das sechste Lebensmonat erweitern Babys ihren sozialen Horizont beträchtlich. Sie lernen zwischen ihren vertrauten Eltern und fremden Menschen zu unterscheiden ("Fremdeln"). Die Angst, die damit einhergeht ("Achtmonatsangst"), führt nicht selten zu einer Störung des Schlafes. Kinder, die in den ersten Lebensmonaten zur Freude ihrer Eltern bereits durchgeschlafen haben, beginnen dann nachts mehrmals wach zu werden. Oft brauchen sie nicht mehr als die Versicherung, dass alles in Ordnung ist. Ein kurzes Nuckeln an der Brust oder allein der Zuspruch einer vertrauten Stimme genügen, dass das Kind weiterschläft. Häufig führt aber die Schlafstörung zur Sorge der Mutter, dass das schon größer gewordene Kind mit ihrer Milch nicht mehr genug hat. Dann erhält das Kind an Stelle des Trostes, den es braucht, mehrere Mahlzeiten, die eigentlich überflüssig sind. Welcher Erwachsene, der gut schlafen will, würde sich absichtlich zu diesem Zweck den Bauch voll schlagen? Das Schlafparadoxon Wenn wir den Schlaf dringend herbeisehnen, stellt er sich am zögerndsten ein. Eine ganz ähnliche Erfahrung machen wir mit unseren Kindern. Wenn wir am wenigsten darauf angewiesen sind, schläft unser Kind am leichtesten ein. Brauchen wir dagegen unseren eigenen Schlaf dringend, weil wir am nächsten Tag früh aufstehen müssen oder einen schwierigen Termin haben, dann spielt das Kind nicht mit. Es will und will nicht einschlafen. Und noch weniger gönnt es uns einen ununterbrochenen Schlaf. Man gewinnt fast den Eindruck, als würden wir das Kind mit unserer Aura des Schlafzwanges am Schlaf hindern. Wenn sich ein Vater, der sein Kind mit allergrößten Mühen zum Einschlafen gebracht hat, auf leisesten Sohlen vom Bett fortschleicht, weckt er das Kind mit seiner Angst, dass es wieder wach werden könnte, tatsächlich auf. Dieses Phänomen zwingt uns dazu, über den eigenen Schatten zu springen. Wir müssen uns nach dem Rhythmus des Kindes richten und aufhören, ihm unsere Bedürfnisse aufzuzwingen. Individueller Schlafbedarf Jedes Kind braucht wie übrigens erwachsene Menschen auch eine individuelle Zahl von Schlafstunden. Die Spannbreite liegt bei Kindern im zweiten Lebenshalbjahr bei 9 bis 14 Stunden (Largo Kinderjahre 1999, S. 27). Behinderung der Selbstregulation Groß ist die Gefahr, dass sich Eltern in guter Absicht in Vorgänge einmischen, über deren Ablauf das Kind selbst bestimmen soll. Als Beispiele seien das Essen und das Trinken, die Kleidung und die Kontrolle von Stuhl und Harnausscheidung genannt. Die Selbstregulation über diese Vorgänge wird vom Kind im Lauf seiner normalen Entwicklung übernommen. Greifen die Eltern allerdings in diese Entwicklung ein, wird die Selbständigkeit nicht erreicht. Den Eltern bleibt damit die Bürde der Kontrolle erhalten, und das Kind bleibt in Abhängigkeit. In typischer Weise tritt dieser Mechanismus beim Schlaf auf. In der Meinung, dass die Eltern die volle Verantwortung für die Tiefe und die Dauer des Schlafes ihres Kindes tragen, wird dem Kind seine Selbständigkeit verwehrt und die Eltern zerbrechen an der Bürde der Kontrolle, die sie selbst nicht abgeben können. Die Kunst, sein Kind schlafen zu lassen Auf übermüdete und erschöpfte Eltern wirkt es vermutlich zynisch, wenn ich davon spreche, dass es bei der Kunst, sein Kind schlafen zu lassen, um die eigene Gelassenheit und das Loslassen des Kindes geht. Nach allem, was man schon versucht hat, sollte es gerade mit dem Loslassen funktionieren, wo man doch weiß, dass nichts schwerer ist im Leben als das Loslassen. Vertrauen in die Selbstregulation des Kindes ist der Schlüssel zum Loslassen und damit auch zum Schlafenlassen des Kindes. Wenn man dieses Vertrauen erwirbt, wird man sich vom Kind für die Zeit des Schlafes trennen können, ohne den Kontakt ganz zu verlieren. Das Kind wird auch in einer unruhigen Umgebung und ohne großes Geschrei einschlafen können. Vor allem wird es möglich sein, das Kind im Elternbett schlafen zu lassen und auf diese Weise das Stillen nach dem natürlichen Bedarf von Mutter und Kind beizubehalten. Jedes Kind kann schlafen lernen Weil es schwierig ist, diese Zusammenhänge bewusst zu machen, erfreuen sich Bücher, die sich auf ein Training bzw. auf eine Dressur des kindlichen Verhaltens beschränken, großer Beliebtheit. Am populärsten sind zur Zeit wohl Methoden der dosierten Frustration. Anstatt bei sich selber anzufangen, lässt man das Kind etwas länger schreien, so lange, bis es davon überzeugt ist, dass man als Nachtwächter oder Tröster nicht in Frage kommt. Der Erfolg stellt sich scheinbar ein, indem das Kind den Schlaf der Resignation schläft. Die Chance, dass sowohl die Eltern als auch das Kind aus dem Problem des gestörten Schlafes etwas lernen und auch für sich gewinnen, wird damit aber vertan. Wir sollten die Chance wahrnehmen, die darin liegt, die Kunst zu erwerben, sein Kind schlafen zu lassen

von Biggi Welter am 03.06.2016



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