Liebe Kristina, liebe Biggi,
Ich habe bisher durch eure Tipps nicht versucht meinem 10,5 monatigem Sohn sein Schlaf-oder Trinkverhalten "umzugewöhnen".
Allerdings habe ich zur Zeit das Gefühl, dass er seine Hauptnahrung in der Nacht zu sich nimmt und viel und oft trinken möchte. Nachts ist er teilweise stündlich wach und trinkt alle zwei bis drei Std 15 Minuten.
Am Tage habe ich das Gefühl, dass wenn ich ihn nicht "erinnern" würde,in dem ich ihn anlege (er trinkt dann gut aber nur so 6-8 Minuten) er gar nichts bräuchte. D.h. er meldet sich nicht von selbst.
Da er auch seinen Brei (Mittag und Abendbrei) schlecht isst sind wir auf Fingerfood umgestiegen bzw. wechseln ab. Danach bekommt er natürlich noch Milch.
Nun zu meiner Frage: Wie schaffe ich es, dass er am Tag mehr isst und die Hauptnahrung dann zu sich nimmt? Wie könnte ein Tagesrythmus aussehen?Gerne Stille ich ihn weiter auch in der Nacht, nur nicht so oft. Außerdem habe ich das Gefühl in einem Teufelskreis zu sein, der so ja nicht auf Dauer weitergehen kann. nachts viel trinken, am Tag kaum Hunger nächste Nacht oft wach und Hunger und so weiter...ist das schon "Gewöhnung" bei ihm?
Biggi schrieb mir schon mal, dass ich ihm einfach noch ein bisschen meiner Zeit schenken soll und ihn so lassen soll wie er ist. Das möchte ich gern tun, dennoch denke ich, dass er doch so langsam mehr feste Nahrung benötigt und vor allem doch am Tag die Energie braucht?
Eine Freundin gab mir den Tipp ich solle ihm nachts einfach nichts geben, wenn er weint ihn tragen, schaukeln, schmusen, Schnuller aber nicht stillen. Das soll ich drei Nächte so durchziehen, dann würde er am Tage mehr essen auch seinen Brei und in der Nacht besser schlafen was auch für seine Entwicklung wichtig und gut sein.
Was haltet ihr davon? Ich bin ratlos und würde mich sehr über eure Antwort freuen. Vielen herzlichen Dank im Voraus
Franziska
von
Franziska27
am 01.05.2015, 20:25
Antwort auf:
Wie isst/trinkt mein Sohn am Tag mehr?
Liebe Franziska,
es ist wirklich nicht einfach, ein Kind umzugewöhnen, und du kannst prinzipiell davon ausgehen, dass dein Kleiner weiß, was er braucht. Mehr feste Kost ist gar nicht unbedingt nötig, denn im gesamten ersten Lebensjahr ist die Milch der Hauptbestandteil der Ernährung. So ist es gesund und gut für die Entwicklung (auch wenn die Hersteller von Babynahrung das gern anders verkaufen!).
Es ist ja auch nicht wirklich ungewöhnlich für ein Kind in seinem Alter, dass tagsüber kaum Zeit zum trinken ist, denn das Leben ist so unendlich spannend und aufregend! In der Regel ist es einfacher, sich anzupassen in dem Sinn, dass du z.B. deinen Sohnemann mit zu dir ins Bett nimmst. Dann musst du gar nicht wirklich wach werden, um ihn zu stillen, und ihr bekommt beide mehr Schlaf ab.
Ihn "auf die harte Tour" zu entwöhnen vom nächtlichen Stillen können wir nicht empfehlen. Zum einen widerspricht es der Erfahrung, dass Babys nicht aus "Verwöhntheit" sondern aus Bedürfnis heraus handeln, zum anderen wissen wir aus Studien, dass tatsächlich nächtlicher Bedarf an Milch besteht. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind.
Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten.
Es spricht natürlich nichts dagegen, dass du dein Kind tagsüber immer wieder ans Essen erinnerst, aber auch ein großer Teller Brei am Abend führt nicht zwangsläufig zu längeren Schlafphasen in der Nacht. Denn es geht beim Stillen nicht nur um die Nahrungsaufnahme: Beim Saugen an der Brust findet ein Baby das, was es braucht: Trost, Geborgenheit, Sicherheit. Und das ist in einem Alter, wo nachts die Geschehnisse des Tages verarbeitet werden, auch ziemlich wohltuend.
Lieben Gruß,
Kristina
von
Kristina Wrede
am 02.05.2015