Hallo,
ich bin jetzt in der 37.ssw, und mein Baby wird in 16 Tagen per KS geholt. Es ist mein drittes. Und ich würde diesmal so gern stillen.
Das erste Kind war eine Spontangeburt, sehr schnell und schwer. Er hatte das Kiss-Syndrom, welches nicht erkannt wurde. Er hat nur geschrien, somit habe ich nach einer Woche abgestillt. Das zweite Kind war ein Not-Kaiserschnitt. Es war schon im KH schwierig, ihn anzulegen. Die Schwester (ich glaub es war keine Hebamme) hat gemeint, das aus meinen großen Brüsten eh nichts rauskommt. Sie hat mir lächelnd eine Pumpe angeboten. Das habe ich angenommen und sie hat nicht schlecht gestaunt, das was rauskam. Vor allem genügend. Naja, trotzdem liess sich mein Sohn nur schwierig anlegen. Am 7. Tag haben wir sogar sein Zungenbändchen kappen lassen, weil wir dachten er bekäme tatsächlich nicht genug Brustwarze mit Brust in seinen Mund. Auch das hat nichts gebracht. Meine Nachsorgehebamme hat noch einiges versucht, mit Hütchen, irgendso einem Schlauch, aber ich hab 5 Wochen abgepumpt und die Milch mit Flasche gegeben. Danach habe ich es aufgegeben. Nun möchte ich einfach schon im Vorfeld gut vorbereitet sein. Kann es denn wirklich sein, das Frauen mit recht großen Brüsten ihr Kind nicht stillen können? Was mache ich, wenn man im KH zufüttern möchte? Meine jetzige Hebamme die mich danach betreuen wird, wird sicherlich sich nicht so intensiv ums Stillen bei mir kümmern. Sie arbeitet Vollzeit im KH und nebenbei noch Vorsorge und Nachsorge. Wie finde ich eine ausgebildete, geduldige Stillberaterin? Ich sorge schon im Vorfeld dieses Mal für eine ruhige und entspannte Umgebung zu Hause. Ich möchte soviel wie möglich kuscheln, Körperkontakt bieten. Ich darf mein Baby schon im OP auf die Brust bekommen, wenn alles in Ordnung ist. Sicherlich noch nicht an die Brust. Wie bereite ich mich also dieses Mal am besten vor und wie verliere ich nicht die Geduld? Haben Sie auch eine Buchempfehlung für mich?
Vielen Dank für eine Antwort.
LG, die Landmotte
von
landmotte
am 12.01.2015, 19:50
Antwort auf:
Wie am besten vorbereiten?
Liebe Landmotte,
ganz kurz kann man die wichtigsten Punkte für den Grundstein einer erfolgreichen Stillbeziehung auf die folgenden Schlagworte zusammenfassen:
Bald stillen oft stillen uneingeschränkt stillen keine Flüssigkeit oder andere Nahrung dazugeben außer bei medizinisch begründeten Fällen.
Das Baby sollte so bald wie möglich nach der Geburt zum ersten Mal angelegt werden und dann jederzeit und ohne zeitliche Einschränkung an die Brust dürfen, wenn es das will. Bei eher schläfrigen Kindern oder Babys mit verstärkter Neugeborenengelbsucht muss die Mutter unter Umständen den Takt angeben und dafür sorgen, dass das Kind mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an der Brust trinkt.
Tee, Glukoselösung oder Wasser sind überflüssig und vor allem bei einer eventuell verstärkten Neugeborenengelbsucht sogar kontraproduktiv. Das Bilirubin (der gelbe Farbstoff, der für die Gelbfärbung der Haut bei der Neugeborenengelbsucht verantwortlich ist) wird nur zu zwei Prozent über den Urin ausgeschieden, der Rest wird durch den Darm ausgeschieden. Daher ist es unsinnig, die Gelbsucht „ausschwemmen" zu wollen. Wichtig ist, dass der Darm mit Nahrung versorgt wird und die Verdauung angeregt wird, das Mekonium möglichst rasch ausgeschieden wird. Das Kolostrum, die wichtige erste Milch wirkt abführend und begünstigt damit die Ausscheidung des Bilirubins.
Der Organismus eines Neugeborenen ist auf viele, kleine Mahlzeiten eingestellt. Sein Magen hat etwa die Größe eines Teebeutels. Kleine Mengen an Muttermilch sind also absolut richtig und in Ordnung.
Wichtig ist, dass Ihr Baby ab dem zweiten, dritten Tag mindestens drei bis vier Darmentleerungen hat und ausreichend Urin ausscheidet. Eine Gewichtsabnahme von etwa sieben Prozent des Geburtsgewichtes innerhalb der ersten Tage ist normal, bis zehn Prozent sind bei einem ansonsten gesunden Kind tolerierbar. Spätestens mit drei Wochen sollte Ihr Baby sein Geburtsgewicht wieder erreicht haben.
Milchbildungstee ist nicht notwendig und es hat keinen Sinn ihn bereits während der Schwangerschaft zu trinken. Wenn überhaupt Milchbildungstee getrunken wird, dann bitte auch nicht mehr als höchstens zwei bis drei Tassen täglich, da mehr zu Bauchproblemen beim Kind führen kann.
Wunden Brustwarzen und anderen Stillproblemen können Sie am besten dadurch vorbeugen, dass Sie sich informieren. Wunde Brustwarzen entstehen in über 80 % der Fälle durch falsches Anlegen oder Ansaugen. Es ist extrem wichtig, korrekt anzulegen, nicht nur um wunde Brustwarzen zu vermeiden, sondern auch, damit die Brust gut stimuliert und richtig entleert wird und so die Milchbildung gut in Gang kommt bzw. aufrecht erhalten wird.
Deshalb ist es entscheidend, dass Sie sich möglichst gut über das Stillen und die grundlegenden Dinge wie korrektes Anlegen und Ansaugen, das Prinzip von Angebot und Nachfrage, Stillen nach Bedarf usw. informieren. Nochmals: Ganz wichtig ist dass Sie wissen, wie korrekt angelegt ist und woran Sie erkennen, dass das Baby richtig ansaugt und effektiv an der Brust trinkt.
Hierzu bietet sich neben dem Lesen der entsprechenden Literatur (z.B. "Stillen gesund und richtig" von Denise Both und Gabi Eugster, "Das Handbuch für die stillende Mutter" von der La Leche Liga, "Stillen einfach nur stillen" von Gwen Gotsch) der Besuch einer Stillgruppe an. In einer Stillgruppe treffen Sie nicht nur andere stillende Mütter, sondern Sie lernen auch gleich eine kompetente Ansprechpartnerin kennen, für den Fall, dass es nach der Geburt zu Stillproblemen kommen sollte.
Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus.
Erkundigen Sie sich auch einmal, vielleicht gibt es in Ihrer Nähe ein stillfreundliches Krankenhaus, dort verläuft der Start der Stillbeziehung oft sehr viel besser und es gibt echte und gute Unterstützung nach der Geburt.
Ich wünsche Ihnen schöne restliche Schwangerschaftswochen, eine gute Geburt und diesmal eine problemlose und schöne Stillzeit.
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 12.01.2015
Antwort auf:
Wie am besten vorbereiten?
Vielen Dank für die nette und ausführliche Antwort. Wie lasse ich Ihnen meinen Wohnohrt und PLZ zukommen, ohne das hier öffentlich im Forum schreiben zu müssen?
LG, die Landmotte
von
landmotte
am 12.01.2015, 20:27
Antwort auf:
Wie am besten vorbereiten?
Liebe Landmotte,
schauen Sie am beste selbst nach :-).
Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 12.01.2015