Welche sanfte Methode empfehlen Sie zum nächtlichen Durchschlafen.

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Welche sanfte Methode empfehlen Sie zum nächtlichen Durchschlafen.

Liebe Stillberaterinnen, ich hoffe, Sie können mir helfen. Es geht um die Themen Einschlafen, (nächtliches) Abstillen, Durchschlafen und Schwangerwerden/-sein. Mein Sohn ist 18 Monate und liebt das Stillen über alles, besonders das nächtliche. Auch, wenn es für mich inzwischen körperlich sehr anstrengend ist, stille ich ihn sehr gern. Von verschiedenen Seiten höre ich immer wieder, dass ich ihn abstillen muss und obwohl ich das eigentlich nicht möchte, wird der Druck immer größer. Die Methoden und Aussagen, die man von verschiedenen Seiten (z.B. Kinderarzt, Beratungsstellen, Gynäkologin...) an mich heranträgt, sind dabei so unterschiedlich, widersprüchlich und allesamt für meinen Geschmack so hart, dass ich schon sehr verunsichert und verzweifelt bin und nun sehr auf Ihren Rat hoffe. Allerdings komme ich nicht umhin, noch etwas mehr zum Hintergrund schreiben zu müssen: Es ist so, dass mein Sohn wegen einer Eisenmangelanämie mit einem Eisenpräparat (ferro sanol) seit zwei Monaten behandelt wird, da er dem Thema Essen nichts abgewinnen konnte. Seit einer Woche isst er nun aber endlich ganz gut. Ich stille meinen Sohn nur zum Einschlafen und nachts. Der Kinderarzt rät trotzdem zum Abstillen und fragt den Sachstand auch regelmäßig nach. Ich selbst bin seit einem halben Jahr wieder berufstätig. Nachts meldet sich mein Kleiner zwischen 3 und 5 Mal, manchmal wird es auch eine Art Dauerstillen (wenn er getrunken hat, sich wegdreht, kurz darauf wieder beginnt zu weinen und erneut an die Brust will. Das passiert oft zwischen 3 und 6 Uhr morgens). Oft schlafe ich nicht länger als 2 Stunden am Stück. Allmählich zehrt das an meinen Kräften und ich würde wirklich gern die Nächte durchschlafen. Mein Sohn hat seit 1 Jahr keine Lust mehr auf Schnuller, während ich damals das Einschlafen und nächtliche Aufwachen mit dem Schnuller gut in den Griff bekommen habe, nimmt er seit er Zähne hat, nur noch die Brust - zum Trinken und quasi auch zum Schnullern. Wir haben in der Vergangenheit schon Verschiedenes versucht, um ihn vom Einschlafen an der Brust und dem nächtlichen Aufwachen wegzubekommen, z.B. haben wir statt seines Kinderbettchens in unserem Schlafzimmer nun seit einigen Monaten ihn direkt am Elternbett (wie ein Balkon). Ich habe zwischendurch die Stillorte verändert, achte darauf, dass er in seinem Bettbereich einschläft usw. Nachts schlafe ich also direkt neben ihm (seit wir ihn am Familienbett angedockt haben, schläft er "ruhiger", d.h. früher kam er noch öfter als 3-5x). Wenn er weinend erwacht, versuche ich ihn zu beruhigen, indem ich ihn berühre, sanft zentriere. Hilft das nicht, rede ich beruhigend auf ihn ein. Hilft das nicht, biete ich ihm ein Fläschchen an (Wasser, Frucht, Milch, verschd. ausprobiert). Er lehnt das ab. So stille ich ihn seitlich liegend, meist beruhigt er sich so und dreht sich dann zufrieden um und schläft weiter. Zwischen 3 und 6 Uhr morgens werden die Aufwachabstände (weinend) immer enger, sodass es eine Art Dauerstillen / Einschlaf-/Beruhigungsversuche seinerseits wird. Ich vermeide wenn mgl., ihn aus seinem Bettbereich hochzunehmen, damit er nicht noch wacher wird. Ein paar wenige Versuche haben wir schon unternommen, dass mein Mann ihn ins Bett bringt und nachts versucht zu beruhigen. Alles ohne Erfolg. Der kleine steigert sich regelrecht ins Weinen hinein. Wir wollen ihn nicht weinen lassen, deshalb haben wir diese Versuche immer wieder abgebrochen. Was denken Sie zu alldem? Was kann ich tun, damit er auch ohne Brust bei mir einschlafen kann? (In der Krippe schläft er problemlos ein) Was kann ich tun, damit er leichter durchschläft? Wieviel Stunden Schlaf am Stück sind in seinem Alter normal? Soll ich ihn, wenn er in die Dauerstillphasen (ab 3 Uhr) kommt, weiter stillen oder mit ihm aufstehen. Muss ich ihn wirklich abstillen? Ich hätte es am liebsten, dass sich mein Sohn irgendwann von selbst abstillt. Kommt soetwas oft vor oder wird es mit zunehmendem Alter immer schwieriger, ihn von der Brust zu entwöhnen? Ist es besser, ihn ggf nur nachts von der Brust zu entwöhnen oder komplett abzustillen? Welchen sanften, konkreten Weg können Sie mir dazu raten? Geht es nicht ohne Weinenlassen? Mein Mann und ich wünschen uns noch ein Kind. Im zeitlichen Abstand soll es möglichst so sein, dass die Kinder maximal drei Jahre auseinander sein sollen. Seit 7 Monaten versuche ich nun wieder schwanger zu werden, allerdings trotz Zyklus ohne Erfolg. Immer wieder wird mir gesagt, dass ich auch deshalb abstillen muss, spätestens wenn ich schwanger sein sollte. Wie stehen Sie dazu? Ich danke Ihnen jetzt schon ganz herzlich für Ihre Antwort. Liebe Grüße.

von Anne36 am 11.06.2015, 10:50



Antwort auf: Welche sanfte Methode empfehlen Sie zum nächtlichen Durchschlafen.

Liebe Anne36, niemand kann vorhersagen, wie schnell Du nun ob mit oder ohne Abstillen wieder schwanger werden kannst. Sogar ohne Periodenblutung kann es zu einem Eisprung kommen und es gibt viele Frauen, die in der Stillzeit gleich beim ersten Eisprung, dem keine Blutung vorangegangen war, wieder schwanger geworden sind. Stillen hat eine empfängnisverhütende Wirkung und tatsächlich kann auch bei einem älteren Stillkind die Empfängnis erschwert und die Einnistung der Eizelle behindert sein. Aber eben „kann" und nicht „muss". Es gibt da übrigens eine interessante Theorie auch über die Reife des Kindes in Bezug auf Geschwister: so lange ein Kind noch so häufig an der Brust der Mutter trinkt, dass dadurch die Fruchtbarkeit der Mutter eingeschränkt wird, so lange ist es auch noch nicht reif genug, die Mutter mit einem weiteren Geschwisterkind zu teilen. Manche Menschen halten dies vielleicht weit hergeholt, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass da viel Wahres dran ist. Die Entscheidung, ob Du zugunsten einer erneuten Schwangerschaft bzw. um die Wahrscheinlichkeit einer neuen Schwangerschaft eventuell zu erhöhen, abstillen oder einfach der Natur ihren Lauf lassen und abwarten willst, kannst nur Du alleine treffen. Es gibt in jedem Fall unzählige Mütter, die in der Stillzeit schwanger wurden, weiter gestillt haben und anschließend (ohne Schaden für Mutter, neues Baby und älteres Stillkind) auch noch nach der Geburt tandemgestillt haben. Und ja, dein Sohn WIRD alleine einschlafen, wenn er Zeit dazu bekommt, aber Du kannst auch durchaus etwas nachhelfen in diesem Alter. Stillen ist eine Zweierbeziehung und wenn es dazu kommt, dass sich ein Partner dabei nicht wohl fühlt, dann müssen Lösungswege gefunden werden. Eine Möglichkeit ist, dass Du mit deinem Kind darüber sprichst, dass Du das Dauerstillen als unangenehm empfindest und dass Du denkst, dass es nun an der Zeit ist, eure gemeinsame Stillzeit zu beenden oder zumindest das viele Stillen einzuschränken. Überlegt gemeinsam, wie ihr nun zu einem harmonischen Ende finden könnt. Vielleicht indem ihr auf ein bestimmtes Datum hinarbeitet oder aber auch durch ganz klare Regeln, die auch lauten können „Es wird nur noch gestillt, wenn es dunkel ist“ oder „wir stillen nur noch am Morgen“. So lange DU nicht ABSOLUT sicher bist, dass Du weniger stillen möchtest, wird dein Kind das spüren. Ist die Mutter innerlich nicht davon überzeugt, dass sie ihr Kind ab- oder weniger stillen will, dann ist dieser Zweifel für das Kind sehr deutlich fühlbar und es reagiert in fast allen Fällen so, dass es eher noch häufiger gestillt werden mag. Zweifel und Unsicherheit sind für ein Kind unerträglich, Kinder brauchen Klarheit. Dein Kind spürt jetzt deinen Zwiespalt und da es sich nicht hinsetzen und sagen kann „Mama, ich spüre, dass Du dir nicht sicher bist, was jetzt das Richtige ist, deshalb werde ich dir jetzt bei deiner Entscheidungsfindung helfen" reagiert es auf deine Zweifel mit Unruhe, Weinen und Verunsicherung. Es hat keine anderen Ausdrucksmöglichkeiten als Weinen und (vermehrte) Anhänglichkeit. Kinder sind für „geordnete Verhältnisse", Unsicherheit und Zweifel bringen sie aus dem Gleichgewicht. Wichtig ist nun, dass ihr zum einen wirklich miteinander redet und Du deinem Kind klar erklärst und sagst, was Du willst und was Du nicht mehr willst. Zum anderen muss für dein Kind deutlich erkennbar sein, wo deine Grenzen gesetzt sind. Liebevolle Konsequenz ist das Zaubermittel in der Erziehung. Erkläre deinem Kind schon bei Tag, was sich in der Nacht ändern wird, und versuche, Signale zu definieren, die es wieder erkennen kann (z.B. "erst wenn der Radiowecker angeht, dann darfst Du trinken") und die sich eventuell anpassen lassen (den Radiowecker kann man etwa jeden 2. Tag eine viertel Stunde nach hinten programmieren, so dass die Pause immer länger wird). So wird die Nacht allmählich stillfrei. Wenn sich dein Kind dann in der Nacht beschwert, dass es nicht trinken darf (und das kann es natürlich nur durch weinen oder schreien), dann tröste es und sprich liebevoll-beruhigend mit ihm, und gestehe es ihm auch wirklich zu, sauer zu sein, aber bleib konsequent beim "Nein", bis der vereinbarte Zeitpunkt (z.B. der Radiowecker geht an) für das Stillen gekommen ist. Dann jedoch solltest Du auch von dir aus deinem Kind die Brust anbieten - so lernt es, dass es sich auf dein Wort verlassen kann. Natürlich kannst Du ihm während der Nacht einen Schluck Wasser oder auch einen Schnuller anbieten, doch sei nicht allzu überrascht, wenn das anfangs mit Wut abgewiesen wird. Ehrlicherweise muss ich dazu sagen, dass die ersten Nächte zwangsläufig sehr unruhig sein werden. Doch in der Regel akzeptieren Kinder relativ schnell die neuen "Spielregeln", und je älter sie sind, desto einfacher. Einen "Knacks" beim Kind brauchst du nicht befürchten, wenn du ihm wirklich beistehst und ihn nicht "strafst" für seine natürliche Reaktion auf diese Veränderung. Dieser Vorschlag stammt von Elizabeth Pantley, Autorin des Buchs "Schlafen statt Schreien: Das liebevolle Einschlafbuch: Das 10-Schritte-Progamm für ruhige Nächte", das ich wärmstens empfehlen kann. Pantley hat ein Programm entwickelt, mit dem man älteren Babys, auch Stillkinder, dabei helfen kann, auch ohne Brust oder ständiges Stillen die Nacht zu schaffen. Auch wenn man nicht alle ihre Schritte anwendet haben viele Mütter doch gute Erfahrungen mit diesem Buch gemacht. Er wird vermutlich schreien, toben, treten oder dich schlagen wollen. Ist das schlimm? Nein, es ist völlig normal, denn es ist die einzige Art, wie er in diesem zarten Alter ihren Frust ausdrücken kann. Wie kannst du damit umgehen? Lass es zu. Lass dich nicht verunsichern, denn es geht deinem Sohn ja trotzdem gut, er bekommt kein Trauma fürs Leben, wird nicht an deiner Liebe zweifeln. Er ist sauer, und das wird auch wieder vergehen. Bleibe bei ihm und sei du ruhig und klar, so dass er sich an dir orientieren kann. Vielleicht wirst du ihn ein wenig ablenken wollen (falls er sich ablenken lässt), vielleicht bleibst du auch einfach nur in seiner Nähe und versicherst ihm, dass alles ok ist, und dass ihr weiter stillen könnt (oder kuscheln), sobald er sich etwas beruhigt hat. Wenn du konsequent bleibst, wird es klappen. Nur davon hängt es ab: Schaffst DU es... Ich würde mich freuen, wenn Du mir in ein paar Tagen noch einmal schreibst, wie es Euch dann geht. LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 11.06.2015



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