Weiterstillen trotz Schwangerschaft ?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Weiterstillen trotz Schwangerschaft ?

Guten Morgen Frau Welter, ich in derzeit in der 15.ssw mit meinem 4ten Kind schwanger. Meine jüngste Tochter ist jetzt 18 Monate und nach wie vor ein begeistertes Stillkind, und das war sie von Anfang an. Sie bekommt momentan noch 2-3x pro Tag die Brust, am Wochenende, wenn sie nicht in der Krippe ist auch mitunter häufiger. Nun mache ich mir Gedanken in Bezug auf meine Schwangerschaft und ob ich da ohne weiteres weiterstillen kann oder doch besser aufhören sollte. Ich habe nun selber schon bemerkt, das meine Brustwarze (sie trinkt nur links) sehr empfindlich geworden ist. Vielleicht durch die Schwangerschaft und auch weil sie halt das Mäulchen voller Zähne hat. Ich habe auch gelesen, das sich viele Kleinkinder während einer erneuten Schwangerschaft selbst abstillen, weil sich die Milchmenge reduziert und der Geschmack verändert. Aber sie zeigt keinerlei Anstalten, sich selbst abzustillen. Ich habe auch schon versucht sie abzustillen, ohne Erfolg. In der Kita trinkt sie ohne Probleme andere Sachen, aber sobald sie zuhause ist und Mama da ist, hat sie nur noch Augen für die Brust ;). Ich habe auch schon mit meinem Gynäkologen darüber gesprochen und er sagte auch, abstillen, da es jetzt weder noch Nutzen für mich noch für die Kleine hätte. Was würden sie mir raten? Ich stille eigentlich schon gerne, aber momentan ist es schon sehr unangenehm. Herzliche Grüße Isabell

von belli0483 am 21.07.2014, 09:57



Antwort auf: Weiterstillen trotz Schwangerschaft ?

Liebe Isabell, eine erneute Schwangerschaft ist kein Abstillgrund. Es ist möglich während der gesamten Schwangerschaft weiter zu stillen und sogar nach der Geburt des nächsten Babys beide Kinder zu stillen (das wird Tandemstillen genannt). Viele Kinder stillen sich allerdings im Laufe der erneuten Schwangerschaft ab, unter anderem deshalb, weil sich der Geschmack der Milch verändert. Bei einem normalen Schwangerschaftsverlauf schadet das Stillen nicht. Die Mutter sollte jedoch auf eine gute und ausgewogene Ernährung achten, um Mangelerscheinungen bei sich selbst zu vermeiden. In der Regel kann eine gut ernährte Mutter, sowohl das ungeborene Baby als auch das gestillte Kind, wenn es älter als ein Jahr ist, ausreichend zu versorgen. Ist das Stillkind noch jünger als ein Jahr, sollte auf seine Entwicklung und seinen Gewichtsverlauf geachtet werden. Die Mutter sollte darauf achten, dass Sie angemessen zunimmt, gesund und nahrhaft isst und genügend Zeit zum Ausruhen hat. Manche Frauen brauchen deutlich mehr zusätzliche Kalorien, wenn sie schwanger sind und gleichzeitig stillen. In der Schwangerschaft kann die Milchproduktion nachlassen und es ist nicht immer möglich sie mit den üblichen Methoden zur Steigerung der Milchmenge wieder zu erhöhen. Deshalb sollte die Gewichtskurve des gestillten Kindes im Auge behalten werden. Einige Frauen haben Probleme mit sehr empfindlichen oder sogar wunden Brustwarzen, die auf die Hormonumstellung durch die Schwangerschaft zurückzuführen sind. Wie lange diese Empfindlichkeit und das Wundsein anhalten, lässt sich nicht vorhersagen. Leider helfen, die meisten Empfehlungen für wunde Brustwarzen in dieser Situation nicht. Es gibt keine bewiesenen Risiken für Mutter oder ungeborenes Kind, wenn die Mutter während der gesund verlaufenden Schwangerschaft stillt. Gebärmutterkontraktionen, die beim Stillen auftreten können, sind ein normaler Teil der Schwangerschaft. (Die Stimulation der Brustwarzen verursacht die Ausschüttung geringer Mengen des Hormons Oxytozin, das wiederum Kontraktionen der Gebärmutter und der Milchbläschen in der Brust verursacht). Auch während des Geschlechtsverkehrs, den die meisten Paare auch während der Schwangerschaft weiterhin haben, kann es zu Gebärmutterkontraktionen kommen. Selbst wenn einige stillende Mütter stärkere und häufigere Kontraktionen während der Spätschwangerschaft spüren, scheinen diese keine Gefahr für das ungeborene Baby im Verlauf einer normalen Schwangerschaft darzustellen. Eine Studie ergab, dass Stillen keine negativen Auswirkungen auf den Verlauf der Schwangerschaft zu haben scheint (Moscone und Moore, 1993). Außer dem Wunsch der Mutter abzustillen, gibt es nur wenige Gründe, während einer Schwangerschaft nicht weiterzustillen. Dazu gehören: o Schmerzen in der Gebärmutter oder Blutungen; o vorangegangene Frühgeburten; o ununterbrochener Gewichtsverlust der Mutter im Verlauf der Schwangerschaft. Dies kommt jedoch nur sehr selten vor. Stillen verursacht auch keine Blutungen. Es gibt auch keine Beweise dafür, dass eine vorangegangene Fehlgeburt ein Grund zum Abstillen sei. Nun geht es aber Ihnen nicht gut und Sie sind jetzt in einer Situation, in der Kompromisse geschlossen werden müssen. Wenn Sie viel Ruhe bekommen und Zeit für viele Kuschel und Streicheleinheiten für Ihr Kind haben und vor allem fest hinter dem Entschluss stehen, dass das Stillen nun eingeschränkt wird, dann wird Ihr Kind Ihre Entscheidung akzeptieren. Sicher wird es nicht ganz ohne Tränen und Kummer (von beiden Seiten) abgehen, doch wie gesagt: Das Leben ist nicht immer der Idealfall und wir müssen uns immer wieder mit bestimmten Tatsachen arrangieren. Beim allmählichen Abstillen können Sie zum Beispiel das Stillen jedes Mal weiter verkürzen. Viele Mütter haben festgestellt, dass es wirksam und relativ wenig belastend ist, ein Kind so oft anzulegen, wie es möchte, aber es nicht so lange zu stillen. Sie können Ihr Kind eine kleine Weile anlegen und es dann ablenken oder ihm etwas zu essen anbieten. Eine Möglichkeit nachts abzustillen ist es, dass statt Ihnen Ihr Partner die Nachtschicht bzw. das zu Bett bringen zum Teil übernimmt. Also nicht Sie wenden sich jedes Mal dem Kind zu, sondern ihr wechselt euch ab und da ein Mann keine Brust zum Stillen hat, wird er euer Kind auf andere Weise beruhigen müssen. Das Verändern von Ritualen kann helfen. Wenn Ihr Partner nicht einspringen kann, bleibt es an Ihnen, Ihr Kind auf andere Weise zu trösten und zu beruhigen und ihm einen Ersatz für die Brust anzubieten. In dieser Situation ist ein Nachthemd bzw. Kleidung, die sich vorne nicht öffnen lässt oft hilfreich. Wichtig ist, dass Ihr Kind weiterhin Ihre Liebe und Zuneigung spürt. Es muss erkennen können, dass Sie ihm zwar die Brust, aber nicht Ihre Liebe entziehen. Ich würde dabei allerdings das neue Baby beim Erklären aus dem Spiel lassen, nicht dass das Kind den Eindruck erhält, dass das neue Baby „Schuld" ist, dass es nicht mehr stillen darf. Ich wünsche Ihnen viel Kraft für die kommende Zeit und eine problemlose Schwangerschaft. Ihr schafft das!!! LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 21.07.2014



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