Was kann ich tun, damit sich mein Baby nicht erschrickt durch zu viel Milch

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Was kann ich tun, damit sich mein Baby nicht erschrickt durch zu viel Milch

Liebe Biggi, meine Tochter ist 21 Wochen alt und stillt voll. Nach ein paar heftigen Anlaufschwierigkeiten, klappt(e) es mit dem Stillen sehr gut. Von Anfang an hat mein Baby sehr oft getrunken - in Wachphasen jede Stunde, morgens und abends auch öfter, alle paar Minuten - Cluster Feeding par excellence. Ich habe 8 Wochen kaum das Haus verlassen und das Wochenbett wirklich fast nur liegend und stillend verbracht. Und auf einmal war ich eine dieser Mütter, die nichts mehr geschafft haben, selbst essen blieb sehr auf der Strecke. Nach 3 Monaten waren die 20kg runter, die ich in der Schwangerschaft zugenommen hatte. Nachts waren die Abstände etwas länger, so zwischen 2 und 3, manchmal auch 4 Stunden. Schnell habe ich nachts den Überblick verloren, da sie im Gegensatz zu tagsüber immer nur kurz und schnell getrunken hat, wir beide problemlos im gemeinsamen Bett weitergeschlafen haben. Natürlich wusste ich immer, dass sich das jederzeit ändern kann. Von Anfang an hatte ich sehr viel Milch - nach etwa 3 Monaten hatte sich die Milchproduktion dann ihrem Bedarf entsprechend eingependelt. Mein Baby schläft einschlafstillend abends auf mir ein. Einige Wochen lang hatten wir vorher jeden Abend lange und heftige Schreiphasen. Tagsüber schläft sie ausschließlich im Tuch bzw. im Ergo Baby. Das war auch meist mit Schreien und Weinen verbunden - seit ich begonnen habe, vor etwa 2 Monaten, beim Tragen zu stillen, ist es einfacher für sie geworden einzuschlafen und ich bin wieder viel mehr in Bewegung. Seit 4 Wochen hat sich dennoch etwas grundlegend geändert. Ein Schlafrhythmus tagsüber ist bei uns eingezogen. Nach ziemlich genau 1,5 Stunden meist aktiver Wachphase auf dem Bauch oder Rücken spielend, brabbelnd, lachend, reibt sie sich sehr deutlich und plötzlich die Augen und macht alle Anzeichen sehr müde zu sein. Meist nehme ich sie bereits nach 1 Stunde 15 ins Tuch oder in die Trage, damit sie gar nicht erst so über den Punkt ist, dass sie schreit oder weint, weil sie nicht in den Schlaf findet. Inzwischen schläft sie nur noch ein, wenn sie stillt bzw. nach einer Weile an der Brust nuckelt. Meist dauern die Trink-/Schlaf/-Nuckelphasen auch 1,5-2 Stunden. Manchmal dockt sie sich kurz ab, oft nicht. Was sich radikal geändert hat, sind unsere Nächte. Abends schläft sie oft schneller und mit weniger Schreien bzw. Weinen ein, schreckt dafür aber gefühlt jede Stunde (ich schaue nicht auf die Uhr um mich nicht unnötig zu stressen), so ca. 6-8 Mal pro Nacht auf und weint sofort ohne wirklich aufzuwachen. Sie schläft stillend ein und dauernuckelt fast die ganze Nacht. In manchen Nächten dockt sie sich für ein paar Minuten oder selten mal für 1 oder 2 Stunden ab. Den Rest verbringt sie auf mir schlafend und stillend bzw. nuckelnd. Dadurch ist natürlich die Milchmenge extrem hochgefahren. Bis gestern Nacht dachte ich, dass die ersten Zähne einschießen und sie vor Schmerz weint und deshalb auch dauernuckelt. Da sie aber immer wieder geweint hat, habe ich mal das Licht angemacht und gesehen, dass ihr Milch in den Mund und ins Gesicht gespritzt ist. Tagsüber passiert das seit 4 Wochen auch wieder, allerdings dockt sie sich dann kurz ab und dreht den Kopf weg bzw. ich fange für den Moment die Milch mit einem Tuch auf. Ich gehe ehrlich gesagt ziemlich auf dem Zahnfleisch, weil ich nachts kaum noch Tiefschlafphasen habe, maximal vor mich hin dämmere und merke, dass mich der Gedanke auch nachts jeden Milchspendereflex zu beobachten und überschüssige Milch aufzufangen noch müder macht. Mein Mann kann sie seit 4 Wochen weder tragen noch zumindest mal für 1 Schlafphase in der Nacht übernehmen, was vorher beides problemlos ging. Außerdem ist sein längerer Urlaub vorbei und ich bin meist an 3-4 Tagen die Woche tagsüber und auch nachts alleine mit unserer Tochter. Diverse Menschen um mich herum fragen immer wieder warum ich ihr keinen Schnuller gebe - zumindest nachts - obwohl ich weder jammere noch im Detail von unseren Nächten bzw. Dauerstillen nachts und tagsüber erzähle. Auch mein Mann, der ja als Einziger halbwegs live mitbekommt, wie die Nächte aussehen, bringt das Thema Schnuller immer wieder auf den Tisch. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass sie extra viel Nähe, Geborgenheit und deshalb die Brust braucht und ich eh grundsätzlich nix mit der Schnulleridee anfangen kann, da Schnuller halt immer ein Substitut ist. Allerdings macht mir das noch schwerer jemanden um Hilfe zu bitten. Ich bräuchte so dringend (mehr) Schlaf. Und auch mal ne Pause. Dummerweise bin ich auch noch Bauchschläfer und mir fehlt es sehr in meiner bevorzugten Schlafposition zu schlafen. Meine zugegeben naive Vorstellung war außerdem, dass ich während der Elternzeit mein eigenes Business aufbaue, damit ich meine Tochter nicht meiner alten Karriere zuliebe mit spätestens 1 Jahr extern betreuen lasse. Konkret sind meine Fragen: Gibt es etwas, das ich machen kann um das nächtliche Erschrecken durch den Milchspendereflex zu verhindern? Was hilft gegen zu viel Milch. Ich laufe gefühlt ständig aus trotz häufig gewechselten Stilleinlagen. Da ich keine großen Brüste habe, gucken mich die meisten Leute schräg an, wenn ich mal erwähne, dass ich sehr viel Milch habe. Ist es sinnvoll einen Ostheopaten oder Ähnliches zu kontaktieren um physische Blockaden auszuschließen? Gibt es irgendeinen anderen Tipp mit dauernuckelnden, schwer in den Schlaf findenden Babys umzugehen und selber genug Schlaf zu finden? Schlafprogramme meine ich natürlich nicht .... Tagsüber mit ihr schlafen geht nicht mehr, da sie nur zur Ruhe kommt, wenn ich mich bewege. Wahrscheinliche brauche ich vor allem Beistand und die Versicherung, dass meine Intuition mich nicht trügt und der eingeschlagene Weg der richtige, da stimmigste und liebevollste für mich und uns ist und ich nicht für den Rest meines Lebens nur noch Mama und Milchbar sein werde .... Danke für dieses Forum - eure Antworten auf andere Fragen haben mir sehr geholfen meinem Gefühl zu vertrauen und den natürlichsten Weg für mich zu gehen: zu stillen und Baby immer stillen zu lassen und auch dem non nutritive Saugen allen Raum zu geben, den es braucht. Auch wenn ich müde und kaputt und manchmal verzweifelt bin mit der Frage im Kopf, was jetzt eigentlich genau mein Leben ist. Viele Grüße und danke für deine Antwort

von Thea16 am 30.08.2016, 23:05



Antwort auf: Was kann ich tun, damit sich mein Baby nicht erschrickt durch zu viel Milch

Liebe Thea16, ich kann dich so gut verstehen und ich VERSICHERE dir, dass Du alles richtig machst :-). Das Beste, was du für ihn und ihr Wohlbefinden tun kannst, ist ihn weiterhin immer anzulegen, wenn sie das möchte, egal wie viel Zeit vergangen ist. Und sie auch so viel wie möglich am Körper zu tragen, mit einem Tragetuch etwa oder einer guten Tragehilfe. DAS wird dann ganz von allein bewirken, dass seine Trinkabstände allmählich länger werden. Lass dein Baby auch weiterhin bei dir schlafen, oft bewirkt das schon Wunder. Du machst alles richtig, auch wen es für dich sehr anstrengend ist. Ich empfehle dir gern das Buch von Sibylle Lüpold: "Ich will bei euch schlafen - Ruhige Nächte für Eltern und Kinder." Von ihr ist auch die Broschüre "Kinder brauchen uns auch nachts", in der 20 namhafte Experten wie Dr. William Sears, Prof. Dr. Gerald Hüther und Prof. Dr. Remo Largo gute Argumente liefern , weshalb von der Anwendung eines Schlaftrainings, wie zum Beispiel der Ferber-Methode (dem "Schreien lassen"), abzuraten ist. http://www.fuerkinder.org/files/broschre_kinder_brauchen_uns_auch_nachts_de.pdf Kinder haben ganz andere Schlafmuster als wir Großen, und sie verändern sich auch ständig im Zuge ihrer Entwicklung. Mal schlafen sie super, mal wachen sie beim kleinsten Geräusch auf, mal lassen sie Mama nicht mehr los, mal ist es ihnen absolut egal, wo sie liegen. Alles ist normal, und ihr könnt euch darauf verlassen, dass euer Kind WEISS, was es braucht. Säuglinge sind keine dummen, leeren Wesen, sie sind intelligent und haben Instinkte, die ihnen beim Überleben helfen. Aber diese Instinkte wissen nicht, dass wir in modernen Zeiten leben, darum reagieren sie noch wie in Zeiten, wo die Trennung von der Mutter bedeutete, dass sie von wilden Tieren gefressen werden könnten. Und solange die Brust im Mund ist hat das Kleine die Gewissheit, dass Mama da ist. Darum ist es wirklich absolut normal. Die Kinder beginnen die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Die Frage Kind im Elternbett oder nicht erhitzt vielfach die Gemüter. Es gibt ebenso vehemente Befürworter wie es Menschen gibt, die es absolut ablehnen, ihr Kind zu sich ins Bett zu lassen. Letztendlich muss jede Familie für sich entscheiden und die Lösung finden, mit der alle Beteiligten gut leben können. Meiner Erfahrung nach bringt es viele Vorteile das Kind bei sich im Bett zu haben und die Kinder wollen auch nicht auf ewig mit den Eltern zusammen schlafen, sondern ziehen meist etwa mit zwei Jahren (die einen etwas früher, die anderen etwas später) von alleine aus. Interessanterweise konnte ich beobachten, dass die Kinder, deren Eltern den Zugang zu ihrem Bett verweigert oder sehr stark eingeschränkt haben, noch sehr viel länger versuchen bei den Eltern zu schlafen, während die Kinder, die von Anfang an uneingeschränkt bei den Eltern schlafen durften, recht problemlos in ihr eigenes Bett (und Zimmer) umgezogen sind. Diese Beobachtung spricht wohl auch für die These, dass gestillte Bedürfnisse vergehen. Ich hänge dir noch einen Text an, der mir damals sehr geholfen hat. Bei einem sehr starken Milchspendereflex hat es sich bewährt, das Baby von der Brust zu nehmen sobald die Milch zu fließen beginnt (leg dir eine Windel zum Auffangen der Milch hin und vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und erst nach ein bis zwei Minuten weiter zu stillen, wenn der Milchfluss etwas nachlässt. Eine weitere Möglichkeit ist das "Berg auf Stillen". Dazu hältst Du dein Baby so, dass sein Kopf, Nacken und Hals höher liegen als deine Brustwarze. Beim Stillen mit dem Rückengriff lehnst Du dich dabei nach hinten, beim Wiegengriff stützt Du dein Baby von unten mit zwei Kissen in deinem Schoß und lehnst dich, möglichst in einem bequemen Sessel sitzend, zurück. Weitere Möglichkeiten einem starken Milchspendereflex zu begegnen sind: erhöhe die Häufigkeit der Stillmahlzeiten. Dadurch verringert sich die Menge der gestauten Milch in den Milchseen und damit die Milchmenge, die während des Milchspendereflexes freigegeben wird. Wenn Du die Abstände zwischen den Stillmahlzeiten vergrößerst , verschlimmert sich das Problem noch weiter. biete nur eine Brust pro Mahlzeit an. Diese Vorgehensweise kann durchaus hilfreich sein, obwohl es nicht zu dem passt, was üblicherweise gesagt wird. Aber das Ziel ist es die Brust weniger zu stimulieren. Wenn dein Baby quengelt und oft trinken möchte, kann es nötig sein, dass Du ihm mehrere Male dieselbe Brust über einen Zeitraum von zwei bis drei Stunden anbietest, bevor Du die Seite wechselst. Wenn sich die zweite Brust zwischendrin zu voll anfühlt oder spannt, solltest Du gerade soviel Milch ausstreichen, dass Du dich wohlfühlst, um die Milchproduktion nicht zu sehr anzuregen. stille dein Baby wenn es gerade wach geworden ist. Es wird dann eventuell nicht so stark saugen, wie wenn es richtig wach und hungrig ist. Wenn das Baby weniger intensiv saugt, ist häufig auch der Milchspendereflex weniger stark. versuche verschiedene Stillpositionen (auch das oben beschriebene Berg auf Stillen) Eventuell kann dein Baby auch schon an deiner Brust trinken während es auf deinem Bauch liegt. So könntest Du dann im Liegen stillen und das Baby anschließend auf deinem Bauch einschlafen lassen.) lass das Baby oft aufstoßen. vermeide den Gebrauch von künstlichen Saugern und Schnuller. Mit dem Schnuller lässt sich ein Baby vielleicht hinhalten, aber es bleibt hungrig. Die Milch wird dann um so mehr mit Macht herausschießen, vor allem je mehr das ausgehungerte Baby kräftig saugen wird Versuche überhaupt einmal verschiedene Stillpositionen, möglicherweise gefällt deiner Kleinen die von dir bevorzugte Haltung nicht. Zusätzlich ist es ein guter Gedanke, dass Du dich an eine Kollegin vor Ort wendest, die dich und dein Kind im Gegensatz zu mir sehen kann und damit sehr viel gezielter beraten kann. Sie kann dir auch sagen, ob es evtl. sinnvoll wäre, sich an einen Ostheopaten zu wenden. Ganz ehrlich: Am besten wäre es, wenn du andere Möglichkeiten findest, dir selbst Ruhe und Entlastung zu schaffen, statt weniger zu stillen oder einen Schnuller zu geben, der zu neuen Problemen führen könnte (wobei Du es natürlich probieren könntest!). Du brauchst Hilfe, das ist klar! Nimm bitte ALLE Hilfe an, die Du bekommen kannst. Erkundige dich mal, ob Du nicht eine Haushaltshilfe verschrieben bekommen kannst (wegen absoluter und chronischer Erschöpfung). Möglicherweise kann dir auch deine Mutter, Schwiegermutter, Schwester oder eine Freundin (selbstverständlich auch das männliche Pendant dazu) etwas unter die Arme greifen. Das können ganz simple Dinge sein z.B. einmal alle Fenster putzen, deinen Bügelkorb leerbügeln, einige Mahlzeiten für deine Tiefkühltruhe vorkochen, ein Nachmittag Babysitten während du schläfst, in die Sauna gehst oder sonst etwas für dich tust ... • Vielleicht findest Du auch einen verantwortungsbewussten Teenager, der gegen geringes Entgelt bereit ist, mit deinem Kind zu spielen oder spazieren zu gehen. In dieser Zeit solltest Du dann aber wirklich entweder schlafen (bzw. ruhen) oder DIR etwas Gutes tun. • Lass den Haushalt auf Sparflamme laufen. Nicht alles muss gebügelt werden. Wenn Handtücher nach dem Baden und Duschen wieder aufgehängt werden, statt auf dem Fußboden zu landen, können sie mehrmals benutzt werden, das spart Wäsche. Es ist nicht wesentlich mehr Arbeit die doppelte Menge Spaghettisoße zu kochen, aber Du hast dann eine fast fertige Mahlzeit für die Tiefkühltruhe. Es schadet nicht der Gesundheit der Familie, wenn Du die Fenster erst wieder im nächsten Jahr putzt. Du wirst sicher einiges finden, was im Haushalt nicht so perfekt gemacht werden muss. • Achte darauf, dass Du genügend isst und trinkst. Du musst keine perfekten Menüs kochen und essen, einigermaßen ausgewogen reicht und es darf auch Tiefkühlgemüse statt frischem Gemüse sein (dann sparst Du dir auch das Schälen und Putzen). Eine hungrige Mutter ist nicht so belastbar. • Schau nach vorne. Die anstrengende Zeit wird vorübergehen. Auch dein Kind wird älter und reifer werden und nicht mehr soooo viel Aufmerksamkeit brauchen. Kurz: beschränke viel Dinge auf das absolut Notwendige, so dass Du auf diese Weise mehr Zeit für dich bekommst. Diese „gewonnene" Zeit kannst Du dann dazu nutzen, dich wieder zu erholen, neue Energie zu tanken und auch zu einem ruhigen Gespräch und Nähe mit deinem Mann. Vergiss dich selbst nicht: Gönne dir etwas Gutes, dann lassen sich so anstrengende Phasen leichter überstehen. Ich weiß, ich habe leider auch keine Zauberlösung für dich, aber vielleicht ist ja trotzdem was dabei, was dir weiterhelfen kann?! LLLiebe Grüße Biggi Mit dem Baby zusammen schlafen von John Seabrook Und auf welcher Seite stehen bzw. schlafen Sie? Der Autor und seine Frau forderten die Experten heraus. Ich bin ein Co Schläfer, das heißt, meine Frau und ich schlafen zusammen mit unserem 10 Monate alten Sohn in einem Bett und das seit seiner Geburt. Damit befinden wir uns im Gegensatz zum jüngsten Erlass der Bundesregierung über Co Schlafen, der besagt, dass Eltern niemals mit Kindern zusammen schlafen sollten, die jünger als 2 Jahre sind. "Schlafe nicht mit deinem Baby zusammen oder leg es zum Schlafen in ein Erwachsenenbett", erklärt Ann Brown, Vorsitzende der Kommission für Verbraucher und Produktsicherheit der Vereinigten Staaten, bei Bekanntgabe der Ergebnisse einer von ihrer Agentur finanzierten und in Archives of Pediatrics and Adolescent Medicin veröffentlichten achtjährigen Studie. Nach einer weiteren Nacht mit unserem Kind im Bett wunderte ich mich als Co Schläfer über ihre Bemerkungen in der Zeitung. Was hat Schlafen mit Verbrauchern und Produkten zu tun? Schlaf ist einer der geheimen Kanäle, über den Eltern mit ihren Kindern kommunizieren - stets unter der Aufsicht, so hofft man, des Handels und der Regierung. Die Kommission für Verbraucher und Produktsicherheit ist eine Bundesagentur, die sich im Schnittpunkt dieser Interessen befindet. Als Vater stand ich obengenannter Erklärung ambivalent gegenüber. 10 Monate zuvor - am anderen Ende des langen, dunklen Tunnels der Schlaflosigkeit, den junge Eltern durchschreiten - war ich ganz und gar gegen das Co Schlafen. Wäre die Studie damals greifbar gewesen, ich bin mir sicher, ich hätte sie als Gegenargument in der Diskussion benutzt, die ich mit meiner Frau darüber hatte, wie wir unser Baby zum Schlafen bringen sollten. Wie viele Väter mochte ich die Idee nicht, mit unserem Baby zusammen zu schlafen. Schließlich hatten wir ein Schlafzimmer für unseren Sohn vorbereitet und mit sicherheitsgeprüften Produkten ausgestattet. So fand ich, er solle es auch benutzen. Aber ich hatte keine wirkliche Wahl. Wo das Baby schlief, entschied meine Frau. Und sie war für das Co Schlafen. Vaterschaft bedeutet eine Menge neuer Verantwortungen. Die meisten davon sind leicht zu akzeptieren; schwer zu akzeptieren ist dagegen die Zweitrangigkeit bei den wesentlichen Erziehungsfragen. Zunächst widerwillig fügte ich mich dem Familienbett und nach und nach änderte sich meine Einstellung zum Co Schlafen. Was an dem Bericht der Kommission so besonders unangenehm ist, ist die Tatsache, dass Amerikaner in Erziehungsfragen so autoritätsgläubig sind. Und Schlaf ist von allen Fragen, die junge Eltern beschäftigen, die komplexeste. Eine 1995 in der Bostoner Region von Sara Harkness, Charles Super und Constance Keefer durchgeführte Studie fand heraus, dass mehr Eltern nach einem Rat suchen, wie sie ihre Kinder zum Schlafen bringen können, als zu irgendeinem anderen Thema aus den Bereichen Gesundheit und Verhalten. Wissenschaft, Kultur und Geschlechterpolitik, alles spielt eine Rolle in der Diskussion - es ist schwierig genug, über diese Dinge nachzudenken, selbst wenn man ausgeruht ist, aber erst recht unter Schlafentzug. Die wissenschaftliche Grundlage der Studie der Kommission für Verbraucher und Produktsicherheit ist sehr schwach. Die Position der Agentur basiert auf einer einzigen Umfrage, durchgeführt von Dr. Suad Nakamura über einen Zeitraum von acht Jahren. Es wurden 515 Säuglingstodesfälle in U.S. amerikanischen Elternbetten festgestellt, wobei 121 durch Überrollen verursacht wurden - ein Elternteil rollt über das Baby - und die anderen durch Überdecken mit Bettzeug (Wasserbetten waren die Ursache für 79 Todesfälle). Es wurde kein Versuch unternommen, die relative statistische Signifikanz dieser 515 Todesfälle zu ermitteln - so ergibt sich ein Durchschnitt von 64 pro Jahr - bei 3,9 Millionen Geburten jährlich in den Vereinigten Staaten. Wenn für die Entscheidung, wo ein Baby schlafen sollte, aber ausschließlich das Wohlergehen des Kindes ausschlaggebend sein sollte, bedeutet die Studie, dass das Co Schlafen etwas sicherer ist, als das Baby allein schlafen zu lassen. 1997 starben in Amerika 2705 Babys am plötzlichen Kindstod (SIDS), weit mehr als die 515 Säuglinge, die über den Zeitraum von 8 Jahren in den Betten ihrer Eltern starben. Die meisten SIDS Babies sterben während sie allein in ihrer Wiege schlafen. Eine Serie von Untersuchungen, durchgeführt von James J. McKenna, Anthropologe an der Notre Dame Universität, weit darauf hin: "Einsamkeit kann in Verbindung mit Defiziten des Säuglings das SIDS Risiko erhöhen". Vermutlich tritt SIDS auf, wenn das Baby in einen solch tiefen Schlaf sinkt, dass es aufhört zu atmen; hat es dann den Herzschlag und das Atmen der Mutter in der Nähe, startet das Atmungssystem des Babys erneut. Tatsächlich schlafen 90% der Eltern in der Welt mit ihren Kindern. "Wenn du ein Baby hast," sagt McKenna, "schlaf nahe bei ihm." Wie immer schließt sich das linke Augenlid des Babys zuerst. Es könnte auch nur ein Blinzeln sein, aber nun fällt auch das zweite Augenlid zu, auf jeden Fall schwerer als bei einem Blinzeln. Die Muskeln um das Kinn herum entspannen und der Kopf senkt sich seitwärts. "Schlaf Baby", flüstere ich, "schlaf ein." Aber sobald ich beginne, nur die kleinste Bewegung zu machen, um aufzustehen und das Baby in die Wiege zu legen, erschrickt es. Seine Arme fliegen hoch, seine Finger greifen ängstlich in die Luft und seine Augen öffnen sich, als würden sie ein furchtbares Bild und bestimmt nicht den süßen bunten Clown namens Sandmann anstarren. Verdammt. Es ist ja nicht so, dass er gar nicht schläft. Das Problem ist, dass er nicht schläft, wenn wir schlafen. Mit drei Monaten ist das Baby ein Mehrphasen Schläfer, das heißt, dass es in 24 Stunden sechs oder sieben Mal schläft, ohne zwischen Tag und Nacht zu unterscheiden. Seine Eltern sind Einphasen Schläfer, die es gewohnt sind, in der Nacht sieben bis acht Stunden am Stück zu schlafen. Die erste große Herausforderung, mit der alle Eltern konfrontiert werden, ist, den kleinen Sprösslingen beizubringen, was Erwachsene unter Schlaf verstehen. Schlaf ist der Anfang von Kultur - unser erster Versuch, unsere Lebensgewohnheiten an unsere Kinder weiterzugeben. Schlaf ist aber außerdem der Anfang moralisierender Urteile über beide, das Baby (Jeder will sofort wissen, ob es gut oder schlecht schläft) und, eher prüfend, über die eigenen Fähigkeiten als Elternteil. Schlaf, oder eben der Mangel daran, ist ein Zeichen unserer Fähigkeit, für Zufriedenheit und Frieden zu sorgen. Der Schlaf scheint auf eine Art Dinge klar auszudrücken, wie das Schreien und Murren und Gurren des Babys es nicht vermag, vielleicht, weil der Schlaf einer der wenigen Zustände ist, die wir gemein haben. Er ist eine universelle Sprache, die wir auf einer Ebene teilen, die tiefer ist als Worte. Meine Frau kommt aus dem Schlafzimmer, regelrecht taumelnd vor Schlafmangel. Sie hört das Meckern des Babys und meint, es sei das "müde" Schreien, im Gegensatz zu seinem hungrigen oder schmerzerfüllten Schreien. Ich sage: "Er ist nicht müde. Wir sind müde. Das ist das Problem." Sie streckt ihre Arme aus, was bedeuten soll: Gib' ihn mir, ich werde ihn zu Bett bringen. Ich sage, "Warte." An diesem Punkt war ich immer noch der Meinung, Kinder gehörten so früh wie möglich in ihr eigenes Bett, damit sie lernen können, allein einzuschlafen, auch wenn das bedeutet, sie in ihrer Wiege schreien zu lassen, bis sie selbst merken, dass es ihnen gut geht. Um uns herum auf dem Sofa, wo wir mit dem Baby sitzen, stapeln sich die Elternbücher, aus denen ich mein Argument gegen das Co Schlafen gezogen habe: Benjamin Spocks "Baby and Child Care", T. Berry Brazeltons "Touchpoints", Burton L. Whites "The New First Three Years of Life", Arlene Eisenbergs "What to Expect the First Year" und Penelope Leachs "Your Baby and Child". Meine Schwiegermutter, die während der ersten Monate bei uns lebte, wunderte sich, warum wir uns mit all diesen Büchern herumschlugen. Aber wir neigten dazu, mehr den Büchern zu vertrauen als den Familienmitgliedern. Großmutter wird geschätzt für ihre Liebe und ihre Bereitschaft, das weinende Baby zu halten, aber ihre Methoden sind uns suspekt, basieren sie doch auf Tradition und nicht auf Information. Spock sagt, man solle nicht länger als 6 Monate mit dem Baby gemeinsam schlafen, wenn man nicht möchte, dass das Baby jahrelang bei einem schläft. "What to Expect" empfiehlt, es in seiner Wiege allein zu lassen und so lange schreien zu lassen, wie man es aushält, eine Stunde oder länger. "In unserer Gesellschaft" schreibt Brazelton, "zeugt es von Selbständigkeit, wenn man als Kind allein schlafen kann. White schreibt ominös, "Man kann es natürlich tun" - also Co Schlafen - "aber ich kann ihnen dann nicht bei den Komplikationen helfen, zu denen diese Methode gewöhnlich führt." Auch Leach, die liberalste der bedeutenden Experten (und die einzige Frau), billigt kein Co Schlafen: Wenn dein Baby, sagen wir, drei oder vier Monate alt ist, ist es vernünftig, es ab und zu allein einschlafen zu lassen, damit es weiß, wie das geht. Leach weist darauf hin, dass du, wenn dein Kind zum Einschlafen deine Nähe braucht, mit ihm schlafen gehen musst bzw. es auf deinem Schoß oder neben dir auf dem Sofa schlafen haben wirst, bis du bereit bist, zu Bett zu gehen. Klingt logisch, finde ich, aber meine Frau war voll des Misstrauens gegenüber den vorwiegend männlichen Gesetzmachern der Kindererziehung. Sie nimmt diesen Autoritäten übel, dass sie versuchen, sie davon abzuhalten, nach ihrer Intuition zu handeln, und das heißt, das Kind im Bett in den Schlaf zu stillen. Für sie war diese Synode von Experten, die in ständiger Sitzung auf unserem Kaffeetisch versammelt waren, ein Lehrbuch Beispiel für "Hegemonie". Die Co Schläfer haben auch ihre Literatur, und wir besitzen den größten Teil davon: "The Family Bed", ein Betty Friedan ähnliches Manifest aus den 80ern von Tine Thevenin, einer Hausfrau und Mutter (und einem Klappentext von Jane Goodall, in dem es heißt: Die westliche Gesellschaft liegt falsch, wenn sie ein soziales Tabu daraus macht, wenn Kinder bei ihren Eltern schlafen). "The Womanly Art of Breastfeeding" von der La Leche League International, die Stillen befürwortet und außerdem eine Brutstätte für Co Schläfer ist; und "Nighttime Parenting" von Dr. William Sears, einem Kinderarzt aus San Clemente. Sears, ein Christ mit interessantem Charakter, der eine Form des Schlafens unterstützt, die die meisten christlichen Autoren, die über Kindererziehung schreiben, ablehnen. Zusammen mit seiner Frau Martha Sears, einer La Leche League Leiterin, zog er 8 Kinder in einem 2m Bett groß. Sein Buch ist dort überzeugend, wo er das Familienbett als Teil einer größeren Philosophie, nämlich des Attachment Parenting beschreibt. Attachment Parenting ist ein Erziehungsansatz, bei dem eher die Einheit der Familie und nicht die Selbständigkeit des Kindes im Vordergrund der Erziehung steht. Aber es gibt einen gewissen New Age Beigeschmack in Sears Arbeit, der meiner Nach Sechziger Sensibilität unangenehm auffällt. Wenn er beispielsweise im Rahmen seiner Theorie beschreibt, wie Sleep sharing, also gemeinsames Schlafen, das endokrine System von Mutter und Kind synchronisiert, fällt ihm dafür kein besseres Wort ein als "hormonisch". Keine einzige der Autoritäten der Anti Familienbett Seite nennt einen wirklich zwingenden Grund, warum Kinder allein schlafen sollten, abgesehen von der Bequemlichkeit der Eltern. Die meisten erklären lediglich, dass es wichtig für Babys wäre, allein zu schlafen, um ein Gefühl der "Unabhängigkeit" zu entwickeln. Aber Unabhängigkeit ist stets ein unsicherer Begriff: Bedeutet er Autonomie und Selbstsicherheit oder Einzelhaft? Und, wie die Befürworter des Familienbetts betonen, allein Schlafen kann auch bedeuten, dass aus der Abhängigkeit von den Eltern eine Abhängigkeit von Gegenständen im Kinderbett, wie Schnuller, Decke, Teddybär oder Teletubby, wird. Gibt es einen echten wissenschaftlichen Beweis dafür, dass der Schlafort des Babys für seine Zukunft von Bedeutung ist? Eine 1996 von der Universität Michigan durchgeführte Studie zeigt, dass Kinder, die alleine schlafen, seltener aufwachen als jene, die bei ihren Eltern schlafen. Andere Studien legen nahe, dass Mütter und Babys, die zusammen schlafen, schließlich einen ähnlichen Schlafrhythmus entwickeln, weshalb sie dazu neigen, sich gegenseitig aufzuwecken: Sie sind zur gleichen Zeit in einer Phase leichten Schlafs. Das ist zwar interessant, aber beide Studien geben keine Antwort auf jene Frage, die ich als Elternteil gern beantwortet hätte. Und die lautet: Wie beeinflussen die frühen Schlafgewohnheiten meines Kindes seine Aufwachgewohnheiten als Erwachsener? Wird es jemals erholsamen Nachtschlaf bekommen, pünktlich bei der Arbeit sein oder Termine einhalten, wenn wir ihm nicht jetzt die Regeln des Schlafs beibringen? Wenn ich meiner Frau das putzmuntere Baby reiche, frage ich: "Und was ist, wenn er mit fünf Jahren immer noch bei uns schläft?" Und sie antwortet: "Na wenn schon? Ich habe bei meinen Eltern geschlafen, bis ich mindestens fünf war." Was? Das öffnet mir die Augen: Ich habe einen Co Schläfer geheiratet. Ich selbst stamme nicht aus einer Familie, in der die Kinder im Familienbett mit den Eltern schliefen. Ich wurde in mein Kinderbett gelegt und mehr oder weniger allein gelassen, um mich selbst zu beruhigen. Aber ich wollte im Bett meiner Eltern schlafen, und ich erinnere mich an die wohlige Wärme und das Gefühl der Sicherheit, die ich bei den seltenen Gelegenheiten empfand, an denen es vorkam. Aber mein Vater stellte klar, dass er es nicht besonders toll fand, mich im Bett zu haben. Mit drei Jahren wurde ich "zu alt für sowas". Von nun an wurde ich zu einem sogenannten "headbanger", ich ging auf alle Viere und schlug den Kopf immer gegen den Kopfteil meines Bettes. Das war beruhigend, wie Punk Rock sechzehn Jahre später. In der Früh, als ich Großmutter fragte, ob es wahr ist, dass ihre Tochter bei ihr geschlafen hat, bis sie fünf war, leugnet sie entrüstet: "Oh nein, das ist ganz und gar nicht wahr!" ruft sie. "Wir ließen alle unsere Kinder in unser Bett kommen, wenn sie wollten. Aber sie haben alle damit aufgehört, als sie zwei waren." Genau wie bei Großmutter spürt man allenthalben eine deutliche Abneigung dagegen zuzugeben, dass man mit den Kindern in einem Bett schläft. Ich glaube daher, dass das wesentlich öfter vorkommt, als angenommen wird. Die meisten Kinderärzte, mit denen ich gesprochen habe, berichten darüber, dass jetzt mehr Eltern mit ihren Kindern zusammen schlafen, als zu irgendeiner anderen Zeit, an die sie sich erinnern können. Manche sehen das als Teil desselben Trends, der auch zu längerer Verwendung von Windeln und Schnuller geführt hat. Außerdem arbeiten viele Mütter den ganzen Tag, und die Nacht ist die einzige längere Zeit, die sie mit ihren Kindern verbringen. Michael Kaplan, Kinderpsychiater am Yale Child Study Center, macht eine ähnliche Feststellung: Unter dem Vorwand, die Verlassensängste der Kinder zu beruhigen, beruhigt die Mutter ihre eigenen Ängste. Alleinerziehende Mütter schlafen eher gemeinsam mit ihren Kindern, als verheiratete Mütter, sagte er mir. Er spricht auch von Müttern, die bei ihren Kindern schlafen, sobald ihr Ehemann auf Geschäftsreise ist, ohne es ihm zu erzählen. "Sie sagen dann: "Das ist unser Geheimnis vor Papa"." Sobald ich freiwillig zugebe, dass wir im Familienbett schlafen, gesteht mein Gesprächspartner auch oft, dass er oder sie es genauso macht. Aber man muss vorsichtig sein: Man weiß nie genau, wie einen die Leute beurteilen, wenn man es zugibt. Es scheint so, als ob an dieser Frage auch eine Klasseneinteilung vorgenommen würde. Die Ansicht der breiten weißen Mittelklasse ist tendenziell, dass arme Leute und Einwanderer mit ihren Kindern in einem Bett schlafen, während "ordentliche" amerikanische Familien in getrennten Schlafzimmern schlafen, weil sie es sich leisten können .(Interessanterweise wird das gemeinsame Schlafen unter Afroamerikanern weniger schlecht angesehen. In einer Studie gaben nur 17% der weißen Amerikaner zu, mit ihren Kindern das Bett zu teilen, gegenüber 50% der Afroamerikaner). Es ist kein Zufall, dass der Höhepunkt der Anti Famlienbett Gefühle in den Fünfzigern mit der explosionsartigen Zunahme von Bedroom Communities nach dem Krieg zusammenfiel. Ich habe junge Väter über die Schlafgewohnheiten ihrer Familien befragt, und der wichtigste Grund, ihr Bett nicht mit dem Baby teilen zu wollen, war, dass sie sonst mit ihren Frauen keinen Sex mehr haben könnten. "Kein Sex wenn ein Kind im Zimmer ist. Selbst wenn es schläft", warnte der Boston Globe 1997 in einer Randkolumne zum Thema Schlaf unter der Überschrift "Hinweise für Eltern". Und das scheint ein vernünftiger Hinweis zu sein. In der Praxis kann man bei diesem Urtabu jedoch etwas unterscheiden. Bemerkt ein vier Monate altes Baby wirklich, ob man miteinander schläft, während es im Bett ist? Die Chancen stehen gut, dass es das Ganze verschlafen wird. Aber selbst wenn es das nicht tut, wird es das alles wahrscheinlich lustig finden. Und es ist ja lustig (Danke, für die Erinnerung). Aber dann, an einem bestimmten Punkt, will man das Ganze definitiv abstellen. Nur wann? Mit sechs Monaten? Zehn Monaten? Schläft die Familie ein oder zwei Jahre lang zusammen, so wird sie wohl für längere Zeit dabei bleiben. Deshalb befürworten viele Familienbettanhänger ein eigenes "Sexzimmer" im Haus. Schließlich ist das Schlafzimmer ein Ort, der für zwei nicht immer miteinander zu vereinbarende Dinge genutzt wird, nämlich für Sex und Schlaf (Amerikaner, wie Deutsche, verwenden "miteinander schlafen" als Euphemismus für Sex, lahm aus dem Französischen entlehnt. Aber unserer Verwendung entgeht die Erotik. Wie auch immer, das Sexzimmer, sicher eine interessante Idee für IKEA, ist für die meisten Eltern in New York City nicht wirklich praktikabel. Wir haben nicht einmal genug Platz für die Babysachen, um so weniger für ein Sexzimmer. Also schliefen wir mit dem Baby zusammen. Aber es war nicht so, dass wir einfach sagten: "Okay, lasst uns im Familienbett schlafen" und es dann einfach taten. So funktioniert das nicht. Es beginnt mit der Entscheidung zu stillen. Familienbett ist eigentlich das Kleingedruckte am Ende des Stillvertrags. Das Baby schläft ca. um 19.30 Uhr an der Brust ein, und man legt es in sein Bettchen. Vielleicht wacht es um 23.30 Uhr wieder auf, und man wiederholt den Prozess. Dann wacht es um 2 Uhr morgens auf. Einige wirklich engagierte Eltern stehen auch jetzt wieder auf und das Baby wird in einem Schaukelstuhl sitzend in seinem Zimmer gestillt. Nehmen die Eltern es jedoch nur ein bisschen weniger genau, holt die Mutter das Baby und nimmt es mit ins Bett wo sie sich zumindest hinlegen und dösen kann, während es trinkt. Als Vater wirst Du der erschöpften Mutter wohl kaum sagen, dass sie es außerhalb des Bettes stillen soll. (Tust Du es dennoch, so wirst Du auch ab und zu selbst aufstehen müssen, um ihm eine Flasche abgepumpter Muttermilch zu geben.) Aber wir schliefen überhaupt nicht gut. Nach vier Monaten des Zusammenschlafens fing die Situation an, sich zu verschlechtern. An seiner Gewohnheit, in mehreren Phasen statt wie wir in einem durch zu schlafen, änderte sich nichts. Statt dessen schien das Gegenteil einzutreten: Mein ehemals einheitlicher Nachtschlaf wurde nun nach dem Zeitplan des Babys in zwei Stücke zerteilt, aber, im Gegensatz zu ihm, konnte ich nicht so leicht wieder einschlafen, nachdem ich um 3 Uhr morgens geweckt worden war, und verbrachte den Rest der Nacht also in einem Zustand zwischen Schlafen und Wachen, während surrealistische Bilder durch mein müdes Gehirn zogen. Dann verkürzten sich seine Schlafphasen von vier auf zwei Stunden. Anstatt bis zwei Uhr morgens in seiner Wiege zu schlafen und dann in unser Bett zu kommen, kam er um Mitternacht. Er schien immer noch genug Schlaf zu bekommen, wenn er auch nicht lernte, alleine zu schlafen. Meine Frau und ich dagegen zeigten allmählich Anzeichen von Schlafmangel: brennende Augen, ein Band von Müdigkeit, dass sich um den Schädel legt, als wenn man ständig einen Hut trägt, Gereiztheit wegen der anderen, der Freunde, der Wasserschüssel unserer Katze, die ich ständig versehentlich umtrat, und Asthereognose, also die Unfähigkeit, Dinge durch Befühlen zu erkennen, was ein klassisches Zeichen von Schlafentzug ist. Die Entfernung zwischen uns und dem Rest der Welt schien immer größer zu werden. Habe ich heute früh die "Times" geholt, oder war das gestern? Ich überfliege den Wetterbericht in der oberen rechten Ecke der ersten Seite. Er kündigt an: "Ablehnende Bewölkung." Hm. Ablehnende Bewölkung. Noch nie gehört. Plötzlich wird mir klar, dass es "Abnehmende Bewölkung" heißt. Aber "Ablehnende Bewölkung" schien völlig einleuchtend. Das Baby weint schon wieder in seiner Wiege. Ich versuche die großen, roten Ziffern der Digitaluhr scharf zu sehen: 3:32 Uhr. Es wacht fast immer plus minus zehn bis fünfzehn Minuten um seine Geburtsstunde (3.21 Uhr) herum auf, was zu meiner Erster Weckruf Theorie geführt hat: Dass es allnächtlich das Trauma wiedererlebt, grob aus der Gebärmutter geweckt zu werden. Meine Frau holt ihn und bringt ihn mit ins Bett. Sie legt ihn auf ihre Seite, wie sie es immer tut, und wendet sich ihm zu. Manchmal aber liegt er morgens zwischen uns. Ich liege hellwach da, bin Vater Zeit, während Mutter Natur und ihr Baby neben mir zur Sache gehen, trinken und Leben spenden in tiefer, rhythmischer Verbindung. Meine Hauptaufgabe ist es, mich nicht auf meinen Sohn zu wälzen. (Dr. Sears schlägt vor, dass der Vater im Bett das "warme, kuschelige Etwas" sei und illustriert dies mit einem Bild seiner Selbst mit behaarter Brust, wie er mit einem seiner Kinder im Bett liegt. Ich aber fühle mich im Moment nicht gerade wie etwas Warmes, Kuschelndes.) Mit Babys zu schlafen ist nicht dasselbe, wie mit Erwachsenen zu schlafen. Babys haben im Schlaf einen anderen Zeitplan und verhalten sich im Bett demzufolge anders. Säuglinge befinden sich doppelt so häufig in der REM Schlafphase, die mit dem Träumen in Verbindung gebracht wird, wie Erwachsene. 30 Wochen alte Föten befinden sich fast ununterbrochen im REM Schlaf, Neugeborene ungefähr die Hälfte ihrer Schlafenszeit. Aufbauend auf Experimenten an Kaninchen und Katzenjungen, die zeigen, dass Neugeborene, die am REM Schlaf gehindert werden, als ausgewachsene Tiere Verhaltensstörungen entwickeln, glauben Schlafexperten, dass der REM Schlaf bei Säuglingen eine wichtige Rolle bei der strukturellen Entwicklung des Gehirns spiele. Dem Psychiater J. Hobson zufolge bauen Babys im wahrsten Sinne des Wortes ihr Gehirn auf, während sie schlafen. Michel Jouvet, ein bekannter französischer Schlafforscher, spekuliert in seinem letzten Buch "Das Paradox des Schlafes", dass bei der Geburt wichtige Teile des Genoms unfertig seien, und dass "die genetische Programmierung während des Träumens zustandekomme". Wir würden alle im Prinzip gleich geboren, argumentiert er, und die Träume des Babys würden helfen, unbewußte Reaktionen zu programmieren, die dann die Basis der individuellen Persönlichkeit seien. Erwachsene im REM Schlaf sind wie gelähmt, angeblich damit sie sich nicht ihren Träumen entsprechend bewegen. Babys sind nicht gelähmt (wo sollten sie auch hingehen?), so dass sie sich nachts viel mehr bewegen. Sie zucken, winden sich, strampeln, grummeln, lächeln, wackeln mit dem Kopf, schlagen um sich und brechen in merkwürdiges Beinahe Gelächter aus: Es ist fast, als seien sie wach (tatsächlich unterscheiden sich die Gehirnwellen eines Säuglings im REM Schlaf kaum von den Alphawellen im Wachzustand). Diese ganze Aktivität war in Ordnung, solange das Baby noch winzig war, aber jetzt, da es größer wird, hilft uns die Anwesenheit des träumenden Babys in unserem Bett nicht gerade dabei, den Schlaf zu bekommen, den wir bräuchten: tiefer Schlaf bzw. Delta Wellen Schlaf: Die beim EEG sichtbaren großen langsamen Wellen, die von Milliarden von auf einmal feuernden Neuronen verursacht werden. Während dieses Delta Schlafes werden die Neurotransmitter ausgeschüttet, die Schlaf erholsam machen, wie Acetylcholin und Serotonin. Außerdem bildet die Hirnanhangdrüse ohne Tiefschlaf nicht so viele Wachstumshormone, die für Muskelspannung sorgen. Sie wissen, was das bedeutet: Schlapper Papa. Der Höhepunkt meines Schlafentzuges fiel zufällig mit der zweiten der alljährlichen "Schlafwochen" zusammen, die der Versuch der Nationalen Schlaf Stiftung ist, die Leute dazu zu bringen, Schlafmangel als Gesundheitsrisiko ernster zu nehmen. Der Tankerunfall der Exxon Valdez, Tschernobyl und das Bophal Unglück sind allesamt unter den Händen übermüdeter Arbeiter geschehen. Tödliche Autounfälle werden häufiger durch Übermüdung als durch Alkohol am Steuer verursacht, aber da Schlafmangel nicht stigmatisiert ist tatsächlich wird er oft als Anzeichen vorbildlicher, harter Arbeit gesehen machen wenige die übermüdeten Fahrer verantwortlich. (In einer kürzlich durchgeführten Umfrage, die William C. Dement in seinem neuen Buch "The Promise of Sleep" zitiert, gaben 23 Prozent der Autofahrer zu, zumindest einmal im Jahr am Steuer einzuschlafen. Leute, die nie einen Piloten oder Chirurgen akzeptieren würden, der Alkohol getrunken hat, begeben sich oft in die Hände eines solchen, der 24 Stunden nicht geschlafen hat. In seinem kürzlich erschienen Buch "Sleep Thieves" (Schlafdiebe) schreibt Stanley Coren, dass Fehler und Unfälle, die aus Schlafmangel passierten, die Vereinigten Staaten jedes Jahr über 56 Milliarden US$ kosten, annähernd 25 000 Todesfälle verursachen und zu beinahe einer halben Millionen Unfälle mit bleibenden Schäden führen. Aber das Ethos des Schlafmangels ändert sich möglicherweise. Aus einem kürzlich im Wall Street Journal erschienen Bericht könnte man Mut schöpfen: Danach brüsten sich der Gründer von Amazon.com, Jeff Bezos, und der Firmenchef von Netscape, zwei der Erbauer der 24 Stunden Welt damit, nachts acht oder mehr Stunden zu schlafen. Montaigne schreibt, dass die alten Römer König Perseus von Makedonien töteten, indem sie ihn wachhielten, aber aus neuerer Zeit ist kein Mensch bekannt, der aus Mangel an Schlaf starb. 1959 blieb Peter Tripp, ein beliebter DJ bei WMGM in New York, 201 Stunden in einer Bude am Times Square wach, um Geld für wohltätige Zwecke zu sammeln. Er durchlebte Wahnvorstellungen und Verfolgungswahn und schließlich, als ein Arzt im dunklen Anzug ihn untersuchte, glaubte Tripp, dass der Mann ein Leichenbestatter sei, bereit, ihn lebendig zu begraben, und floh schreiend aus dem Zimmer. 1965 blieb Randy Gardner, ein 17jähriger High School Absolvent in San Diego, 264 Stunden wach. Laut Dr. Dement, der mit Gardner gegen Ende seiner Wachzeit am Flipper spielte, zeigte dieser kein halluzinatorisches Verhalten und keine Ausfallerscheinungen, war allerdings sehr müde (und gewann alle Spiele). Sowohl Tripp als auch Gardner erholten sich von ihrem Härtetest mit einem einzigen langen Schlaf. Tiere jedoch sind schon aus Mangel an Schlaf gestorben. In dem Buchklassiker "Sleep and Wakefulness" (Schlafen und Wachsein) berichtet Nathaniel Kleitman ausführlich, dass man Welpen töten kann, indem man sie wachhält (5 6 Tage). Andere Forscher haben ausgewachsene Hunde ihres Schlafes beraubt, bis sie starben (13 Tage). Aber das berühmteste Schlafentzugexperiment führte Dr. Allan Rechtschaffen, jetzt ein berühmter Schlafforscher in Chicago, durch. Er setzte zwei Ratten, beide an einen Elektroenzephalographen angeschlossen und von einander durch eine Barriere getrennt auf eine rotierende runde Plattform. Sobald das EEG anzeigte, dass die zur Schlaflosigkeit bestimmte Ratte einschlief, kippte die Plattform, und die Ratte fiel in kaltes Wasser oder wurde in anderen Experimenten gegen eine Wand geworfen (die Vergleichsratte durfte hingegen einschlafen). Die unter Schlafentzug leidenden Ratten bekamen wunde Stellen an den Füßen und aßen zweieinhalb Mal mehr als normalerweise, trotzdem verloren sie an Gewicht - es war als ob ihr beschleunigter Stoffwechsel sie auffraß. Alle schlaflosen Ratten starben innerhalb von 21 Tagen. Dennoch konnte auch durch gründliche Autopsien keine Todesursache festgestellt werden. Die Ratten starben einfach. Nicht umsonst waren Hypnos und Thanatos, Schlaf und Tod, die Zwillingsbrüder der griechischen Mythologie, genau in dem Moment vereint, als sie einschliefen. "Dr. Ferber rettete mein Leben". Mehrere Eltern haben so etwas zu mir über Dr. Richard Ferbers Schlaftheorie gesagt, und als unser Baby fünf Monate als ist, bin ich bereit, ihnen zu glauben. "Wir legten sie in das Kinderbett", sagte ein Freund zu mir, "schlossen die Tür und mussten vor allem uns festbinden, damit wir nicht hineingingen. Als das Weinen schließlich aufhörte, schauten wir hinein, und da hatte doch unsere Tochter ihren Kopf tatsächlich durch die Gitterstäbe gesteckt und war eingeschlafen. Aber es wirkte innerhalb von zwei Nächten." Ferbers "Solve Your Child's Sleep Problems" (wörtlich: Löse die Schlafprobleme Deines Kindes), zuerst 1985 in kleiner Auflage veröffentlicht, wurde bis heute ca. 750 000 Mal verkauft. Gegenwärtig werden mehr als 50 000 Exemplare pro Jahr gekauft. Laut Fred Hills, Ferbers Herausgeber bei Simon & Schuster, kaufen manche Leute mehrere Exemplare davon, um sie Freunden zu schenken, die gerade ein Kind bekommen haben (es ist ein Buch, "das man einfach gelesen haben muss"). Jeder, der in Zweifel zieht, dass Schlaf ein höchst brisantes Thema ist, sollte mal versuchen, Ferbers Name in einer Elterngruppe fallenzulassen und dann die entgegengesetzten Reaktionen beobachten. Für jemanden, der vom Familienbett überzeugt ist, ist Ferber der Feind schlechthin, weil er kalte Methodik (Lewis Mumford nannte es einst "Technik") in das verzauberte und weitgehend uneroberte Reich des Schlafes brachte. Aber für schlaflose Eltern, die dringend Hilfe brauchen, ist Ferber in der Tat der Retter. Der berühmteste Teil seines Buches ist ein Kurvendiagramm, das zeigt, wie man nach Ferber Schritt für Schritt ein Kind dazu bringt, allein einzuschlafen. In der ersten Nacht legt man das Baby in das Kinderbett, schließt die Tür und geht fünf Minuten lang nicht hinein. In der zweiten Nacht wartet man zehn Minuten, in der dritten Nacht fünfzehn und so weiter, bis man in der siebten Nacht fünfunddreißig Minuten wartet (es hat etwas Alttestamentarisches an sich). Das Kind weint, die gequälten Eltern stehen vor der Tür, verzweifelt entschlossen, hineinzugehen und das Weinen zu beenden - aber, wie Ferber sagt, nicht bevor "die Zeit um ist". Unter bestimmten Umständen darf man hereingehen und seinen kleinen Engel trösten, ihn vielleicht ein bisschen streicheln, aber selbst wenn das Kind so sehr weint, dass es sich übergeben muß, darf man es nicht aus dem Bett hochnehmen. "Säubern Sie Ihr Baby und wechseln Sie die Laken und den Schlafanzug falls nötig", schreibt Ferber, "und dann verlassen Sie das Zimmer wieder". Wenn Sie das aushalten können, werden Sie mit einem Kind belohnt werden, dass "ferberisiert" ist, d.h. in der Lage, allein in seinem eigenen Bett einzuschlafen. Es hört sich fast sadistisch an, und dennoch ist für mich der Gedanke sehr verführerisch, dieses Problem durch eine wirksame und durchdachte/geniale Methode zu lösen. Die Anziehungskraft des Ferberisierens auf uns liegt auch im amerikanischen Charakter begründet, dem es auch Freude macht, Schmutz am Auto dadurch zu verhindern, dass man den Lack konserviert, oder Flecken dadurch zu entfernen, indem man einen Schutzfilm auf die Wäsche gibt - also dem Glauben daran, dass man das Heil erreicht, wenn man nur die richtige Methode hat, der zurückgeht auf Ben Franklins Tipps zur Zeitersparnis in "Poor Richard's Almanac". Familien aus der ganzen Welt wenden sich ans Zentrum für kindliche Schlafstörungen, das Dr. Ferber am Kinderkrankenhaus in Boston leitet, auf der Suche nach einer Lösung für die Schlafprobleme ihrer Kinder. Dr. Ferber oder einer seiner Studenten trifft sich mit der Familie in einer zweistündigen Sitzung zusammen mit dem schlaflosen Kind, und die Praxis erarbeitet dann ein Programm für die Eltern, die es ausprobieren und nach 2 4 Monaten Bericht darüber erstatten. In besonderen Fällen erstellt Ferber eine "Schlafstudie" über das Kind, was bedeutet, dass das Kind die Nacht an Drähte angeschlossen im Schlaflabor verbringt. Ich traf Dr. Ferber Anfang April, an einem Freitag, einem jener Tage, an denen er nicht auf der Klinikstation arbeitet und Patienten im Labor betreut. Ein müdes Kind mit dunklen Ringen unter den Augen befand sich in einem der drei Schlafräume. Außerhalb des Labors zog eine Mutter einen Kinderwagen, in dem ihre Sechsjährige lag, mit einem großen Schnuller im Mund. Dr. Ferber ist ein schlanker Mann mit leiser Stimme und einem weißen Bart, wie Freud ihn trug, der ihn älter als 55 Jahre erscheinen lässt. Seine Lesebrille hängt an einem vergoldeten Band um seinen Hals. Er ist keineswegs so groß, wie er in der Vorstellung schlafloser Eltern erscheint. Er führte mich herum, zeigte, wie er in einem Raum Tag und Nacht simulieren kann, indem er stufenweise das Licht ausschaltete. Obwohl eine gewisse Bestimmtheit in Dr. Ferbers Auftreten lag und er andeutete, dass er für sich selbst einen festen Zeitplan wünscht ("Unter keinen Umständen kann ich nach sechs hier sein", hatte er mir gesagt, als wir meinen Besuch planten), so war doch nichts Sadistisches an ihm. Dr. Ferber ist Kinderarzt und hatte anfänglich kein spezielles Interesse am Schlaf. Während des Studiums leitete er ein Forschungsprojekt über den Biorhythmus von Mäusen, durch das sein Interesse an Schlafrhythmen geweckt wurde. Und das wurde der Schwerpunkt seiner beruflichen Laufbahn - zu erforschen, in wie weit der Schlaf von Gewohnheiten oder Uhrzeiten bestimmt wird. Ferbers Ansatz basiert auf der Theorie der "Assoziationen". In seinem Buch benutzt er das Beispiel eines Kissens. Genau wie ein Erwachsener sich angewöhnt, mit einem Kissen einzuschlafen und, wenn er aufwacht und es nicht mehr vorfindet, nicht mehr einschlafen kann, bis er es wiederfindet, so braucht auch ein Baby das, was es mit Schlaf assoziiert, um einschlafen zu können. Wenn das die Brust oder das Bett der Eltern ist, wird es genau das zum Einschlafen brauchen, und anders wird es nicht funktionieren. Wenn die Eltern das Kind jedes Mal aus dem Kinderbett hochnehmen, wenn es schreit, wird es Schreien mit Trost assoziieren. Ferbers Theorie der Assoziationen ähnelt den Vorstellungen des russischen Wissenschaftlers Ivan Pavlov, der den Nobelpreis für die Erforschung der bedingten Reflexe bei Hunden bekam, aber Jahre damit verbrachte, Ähnliches beim Schlaf zu beweisen, nämlich dass Schlaf durch die Unterdrückung bestimmter Bereiche in der Großhirnrinde hervorgerufen werde und dass diese Unterdrückung ein bedingter Reflex sei. Pavlovs Ideen wurden von Kleitman in "Sleep and Wakefulness" in Frage gestellt und werden als Theorien zur Physiologie des Schlafes nicht mehr anerkannt. Aber als Hilfe zum Einschlafen scheinen Ferbers Pavlovsche Forschungsansätze zu funktionieren, nämlich dass Kinder zum Schlafen erzogen werden können wie Tiere zur Speichelbildung beim Läuten einer Glocke. Es hatte zu regnen angefangen, und ein düsteres Licht fiel in die Ecken des ungewöhnlichen, dreieckigen Zimmers, in dem wir saßen. Ferber erzählte, dass er seine Erkenntnisse über die Schlafrhythmen von Kindern zum ersten Mal Anfang der siebziger Jahre anwenden wollte, als er selbst Vater geworden war. "Unsere beiden Kinder blieben bei uns im Zimmer, als sie Babys waren", erzählte er mir, "und sie wachten auf und mussten wieder in den Schlaf gewiegt werden. Ich verstand nicht, warum sie aufwachten. Jetzt verstehe ich es - sie wussten nicht, wie sie allein einschlafen konnten." Langsam entwöhnte Ferber seine Kinder vom gemeinsamen Bett, indem er eine einfache Version seiner später berühmt gewordenen Methode anwandte. Es waren die ersten ferberisierten Kinder. Ferber mag den Ausdruck "ferberisieren" nicht. "Es klingt, als ob es eine Diät wäre", sagte er mir. "Es sieht so aus, als ob meine Arbeit nur auf diese Tabelle hinausliefe, während der Sinn unserer Arbeit hier am Zentrum darin liegt, eine Lösung zu finden, die für die Schlafprobleme jedes Kindes geeignet ist. Wenn man ein Schlafproblem betrachtet, muss man alles berücksichtigen: das Alter des Kindes, die Schlafsituation, die Eltern, ob die Schlafzimmer nebeneinander liegen. Es gibt Situationen, in denen unsere Tabelle funktioniert, aber sie tut es nicht bei jedem. Wenn ich einen Brief bekomme, in dem steht: ‚Wir haben Ihre Technik schon 6 Wochen angewandt und er schreit immer noch die ganze Nacht', dann finde ich das schrecklich. Das ist sehr grausam". Ich gestand Dr. Ferber, dass wir mit unserem Baby zusammen schliefen. "Wir bringen ihn in unser Bett, oder meine Frau stillt ihn in den Schlaf und legt ihn dann hin - auf jeden Fall schläft er fast nie von allein ein. Und ich mache mir Sorgen, dass er sich daran gewöhnen könnte..." Schuldbewusst verstummte ich. Dr. Ferbers Stimme klang beruhigend. "Nun, verschiedene Dinge können passieren. Vielleicht kommt er mit 6 Monaten zur Ruhe und fängt an, besser zu schlafen. Dann haben Sie kein Problem, wenn Sie mit dem Familienbett zufrieden sind. Aber vielleicht halten seine Probleme auch an, und dann wird es um so schwerer, sie zu überwinden, je später es ist. Im Verhältnis zu anderen ist er jedoch noch klein genug, so dass Sie die freie Entscheidung darüber haben, was Sie tun. Denn sowohl das Schlafen im Familienbett als auch das Schlafen im eigenen Bett kann funktionieren. "Aber hier in Ihrem Buch heißt es doch..." Ich las ihm zwei Sätze vor, die ich meiner Frau während einer unserer Auseinandersetzungen um 2 Uhr morgens vorgelesen hatte: "Obwohl es vernünftig sein kann, Ihr Kind für ein oder zwei Nächte mit zu sich ins Bett zu nehmen, falls es krank oder wegen irgendetwas verängstigt ist, ist es jedoch meistens keine gute Idee." Und: "Allein schlafen zu lernen ist wichtig für das Kind, damit es lernt, ohne Ängste von Ihnen getrennt zu sein und sich selbst als ein unabhängiges Individuum zu betrachten." "Ich wünschte, ich hätte diese Sätze nicht geschrieben", entgegnete Ferber. "Sie stammen aus der herkömmlichen Literatur. Es sind Pauschalaussagen, die einfach nicht stimmen. Es gibt viele Beispiele, in denen das Familienbett funktioniert. Meine heutige Einstellung ist, dass Kinder mit ihren Eltern zusammen oder allein schlafen können. Was wirklich zählt, ist, dass die Eltern sich darüber klar werden, was sie wollen." Bevor ich auf der Rückreise den Shuttle Bus bestieg, rief ich von einer Telefonzelle aus zuhause an. "Rate mal, was passiert ist. Ferber hat widerrufen!" "Er hat widerrufen?" "Er sagt, dass es ihm leid tut, dass er jemals geschrieben hat, wie negativ sich das Familienbett auf die kindliche Unabhängigkeit auswirkt." "Wirklich? Wow!" Ich dachte, dass meine Verteidigung jetzt zusammengebrochen sei und dass wir für immer mit unserem Baby zusammenschlafen würden. Aber statt dessen begann meine Frau, sich für das zu interessieren, was Ferber zu sagen hatte, nachdem sie sicher war, dass er ihr nicht vorschrieb, nicht mit dem Baby zusammen zu schlafen. In der folgenden Woche fragte sie mich, wo das Ferber Buch sei, und kurze Zeit später versuchten wir eine abgeänderte Form der Tabelle - und scheiterten kläglich. Es stellte sich heraus, dass nicht jedes Kind ferberisiert werden kann so wie Ferber selbst gesagt hatte, hören einige einfach nicht auf zu weinen. Und manche Eltern sind ebenfalls nicht zu ferberisieren - sie können es nicht ertragen, ihr Baby weinen zu hören. Als wir die 35 Minuten Marke erreichten - er warf immer noch schreiend seinen Kopf hin und her und wir gingen dabei zugrunde - gaben wir auf. Vielleicht war es zu spät, etwas zu ändern - bis dahin hatte er 6 Monate bei uns geschlafen, und wir begannen alle, uns daran zu gewöhnen. Was wäre passiert, wenn wir es früher versucht hätten? Auf jeden Fall funktionierte es nicht, und kein Buch, auch nicht Ferbers, sagt, was danach zu tun ist. Die Frage war also: Wenn wir schon nicht die Gewohnheiten unseres kleinen Viel Phasen Schläfers ändern konnten, konnten wir dann unsere ändern? Wieviel Schlaf brauchen Erwachsene wirklich, und wie sollte er aussehen? Ich fragte Dr. Neil Kavey, den Leiter des Zentrums für Schlafstörungen am Columbia Presbyterian Hospital, ob es für einen Erwachsenen möglich sei, seine innere Uhr auf die eines Babys abzustimmen und vom Einphasen zum Vielphasen Schläfer zu werden. Kavey sagte, er würde es nicht empfehlen, aber er kenne einen ähnlichen Zustand, den er "Schriftstellersyndrom" nennt. Als Schlafarzt in Manhatten sehe er viele solcher Fälle. "Junge Leute kommen in die Stadt, um als Künstler, Schriftsteller oder so kreativ zu arbeiten. Weil sie keinen festen Tagesplan haben, neigen sie dazu, bis spät in die Nacht oder vielleicht die ganze Nacht lang wach zu bleiben, und schlafen tagsüber. Sie tun dies so lange, dass sie tatsächlich ihre innere Uhr umstellen. Aber es ist natürlich nicht einfach, als Künstler erfolgreich zu sein, und viele schaffen es nicht, und nach einer gewissen Zeit müssen sie sich eine Arbeit am Tage suchen. Aber in den Jahren, in denen sie nachts wach waren, hat sich ihre innere Uhr verstellt, und sie können tagsüber nicht wach bleiben. Von daher die Bezeichnung Schriftstellersyndrom". Ich verbrachte auch etwas Zeit damit, zusätzlich zu Jouvets und Dements Büchern neu herausgegebene Bücher von Schlafwissenschaftlern zu lesen, darunter "Dreaming Souls" (Träumende Seelen) von Owen Flanagan, einem Professor der Duke Universität, und "The Enchanted World of Sleep" (Die verzauberte Welt des Schlafes) von Peretz Lavie. Die Schlafforschung, eine Synthese aus Neurologie, Psychologie, Physiologie und Allgemeinmedizin, scheint Wissenschaftler mit Neigung zur Literatur anzuziehen, vielleicht weil die Begabung eines Poeten für Metaphern einem Schlafforscher ebenso viel Renommee einbringen kann wie ein Durchbruch im Labor. Einige der vielversprechendsten neuen Schlaf und Traumtheorien sind gleichzeitig auch die hübschesten, z. B. Francis Crick und Graeme Mitchisons Ansicht, dass wir träumen, um zu vergessen - dass der Sinn des Träumens also der sei, den Teil der täglichen Sinneseindrücke zu löschen, der nicht nützlich ist, und den Teil dauerhaft festzuhalten, der es ist. Ohne diesen dauerhaften Speicher, so die Theorie, würden uns all die ungefilterten Informationen in unseren Köpfen verrückt werden lassen. In "Traumdeutung" von 1900 benutzt Freud den Schlaf zur Erforschung der Träume, und Träume für die Psychoanalyse; dadurch schlägt er Physiologen und Neurologen aus dem Feld. Die mechanistische Schlafforschung - bei der Augenbewegungen und elektrische Impulse während des Schlafes im Gehirn gemessen werden - kam erst 1953 auf, als die REM Schlafphase in Chicago von Nathaniel Kleitman und seinem promovierten Studenten Eugene Aserinsky entdeckt wurde, der sie an seinem 8jährigen Sohn beobachtete. Diese Entdeckung und Dements Verknüpfung des REM Schlafs mit dem Träumen führten zu einem 30 Jahre andauernden außerordentlichen Interesse an diesem Bereich. Jouvet schreibt: "Der ganze Bereich der Traumfunktionen hat, von ein paar wenigen Nachzügleraktionen abgesehen, langsam die Couch des Psychoanalytikers verlassen und das Labor des Neurobiologen betreten." In den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde die "Monoamin Schlaftheorie" entwickelt. Laut dieser Theorie ist es der Sinn des Schlafs, Neurotransmitter, also Substanzen wie Acetylcholin und Serotonin, im Hirn wieder aufzubauen, nachdem sie im Wachzustand abgebaut wurden. Jouvet entdeckte den Gehirnteil, der den Schlaf auslöst, und man glaubte, es sei nun nur noch eine Frage der Zeit, bis man die wichtigsten Susbstanzen, die den REM Schlaf auslösen bzw. unterdrücken im Labor synthetisch herstellen könne. Indessen entdeckte man in den folgenden Jahren noch andere Neurotransmitter, und die Monoamin Theorie wurde immer wackliger. Heute glaubt man, dass ein komplexes Gemisch verschiedener Neurotransmitter für unser Nachtleben verantwortlich ist, und Schlafwissenschaftler bemühen sich immer noch darum zu verstehen, wie sie alle zusammenarbeiten. "Im Moment haben wir Dutzende", schreibt Jouvet, "aber das ist fast so, als ob wir überhaupt keine hätten". Mit einem gewissen Verdruß, wie er wohl kurz vor dem Ende des Jahrhunderts typisch ist, bezeichnet er die verfrühte Aufregung um Serotonin als "zweitklassigen Roman". Gleichzeitig hat die Schlafforschung sich vom einfachen Grundlagenforschen zur "Schlafmedizin" gewandelt, die sich um praktischere Schlafprobleme kümmert, wie Schlaflosigkeit, Narkolepsie und Schlafapnoe. Die meisten Forschungsmittel stammen von Pharmakonzernen; Schlafmittel werden in den USA häufiger als alle anderen Medikamentengruppen verschrieben. Schlafzentren, in denen Arzneien verschrieben werden, wie Dr. Kaveys Klinik in Columbia, entstanden überall im Land. Viele Jahre lang glaubte man, Schlaf sei das Gegenteil von Wachsein - Ruhe für den Geist. Aber gemäß dem zur Zeit vorherrschenden Trend in der neurologischen Erforschung des schlafenden Gehirns wird vermutet, dass das Gehirn im Schlaf aktiv ist. Die Aktivität der Nerven nimmt im Schlaf um nur 20 % gegenüber dem Wachsein ab. Manche Nervenzellen ruhen sich aus, hauptsächlich in den Bereichen des Gehirns, die für Aufmerksamkeit und Gedächtnis zuständig sind, andere aber sind genauso beschäftigt wie im Wachzustand. J. Allan Hobson schreibt in "The Dreaming Brain" (Das träumende Gehirn, 1988): "Während des Schlafs sind genauso viele Nervenzellen aus wie eingeschaltet, und während des REM Schlafs sind fast alle Zellen im Gehirn erstaunlich aktiv." Er vermutet, dass das Gehirn "mit sich selbst spricht", während wir schlafen. "Der nächtliche Schlaf kann, mehr noch als eine Erholung von den Beanspruchungen des heutigen Lebens, eine aktive und dynamische Vorbereitung auf die Herausforderungen des nächsten Tages sein." In einem 1992 in der Zeitschrift "Neuroscience" veröffentlichten Artikel schrieben die zwei Neurologie Professoren R. R. Llinás und D. Paré, den Stand der Schlaf und Traumforschung zusammenfassend: "Wachsein ist nichts anderes als ein traumartiger Zustand, der unter dem Druck bestimmter Sinneseindrücke beeinflusst wird." Das Wachsein, so fügten sie hinzu, ist "nur eine Funktion einer ganzen Reihe wichtiger Gehirnfunktionen, und der REM Schlaf ist eine andere". Der einzige Unterschied zwischen Wachsein und Träumen ist, dass man bei Ersterem seine Informationen aus den Sinneseindrücken erhält und bei Letzterem aus den Nervenzellen. Subjektivität, so Llinás und Paré, entwickelt sich aus "dem Dialog zwischen Thalamus und Großhirnrinde", zwei Gehirnbereichen, die, so legen die Studien nahe, miteinander während des Schlafs kommunizieren. "Ich denke, also bin ich" müsste in Wirklichkeit "Ich träume, also bin ich" heißen, aber dann Descartes seine berühmte Definition des Bewusstseins vermutlich im Traum eingefallen. Als wir ungefähr 8 Monate mit dem Baby geschlafen hatten, begann sich mein Schlafmuster zu verändern. Der Wendepunkt war meine erste Nacht allein mit meinem Sohn. Seine Mutter war nicht da, und wir zwei waren allein zuhause. Es war wirklich schrecklich - er schrie fast die ganze Nacht, suchte verzweifelt nach Brüsten, die nicht da waren, bis er irgendwann auf meiner Brust einschlief. und ich mit ihm. Nach dieser Nacht hatte ich vor seinem nächtlichen Wesen keine Angst mehr, und die Situation hat sich seitdem stetig verbessert. Ich will nicht so weit gehen zu sagen, dass wir "hormonisch" geworden sind, aber ich glaube mittlerweile, dass ich die nötige Erholung bekommen kann, selbst wenn ich ein oder zweimal nachts aufwache. Es ist eine andere Art Schlaf als früher, aber ich bin nicht mehr so müde wie in den Anfangsmonaten, und ich träume erheblich öfter. Vielleicht ist der amerikanische Kult um eine Nacht ununterbrochenen Schlafs nur eine Voreingenommenheit, die von unserer Kultur bedingt und als wissenschaftlich begründet angesehen wird. Hierzulande wird erwartet, dass man schnurlos kommuniziert, solange man wach ist. Schlaf ist die einzige freie Zeit, die noch übrig bleibt, und es ist nicht verwunderlich, dass die Leute dazu neigen, einen Fetisch daraus zu machen. Ich habe es in den wenigen Nächten, in denen ich nicht zuhause war, genossen, ohne das Baby zu schlafen. Allein im Hotelbett bekam ich die Art von Erholung, die jetzt wie eine Erinnerung an längst vergangene Tage anmutet. Ich bin auch voller Hoffnung, dass unser Sohn eines Tages in seinem eigenen Bett schlafen will; selbst Ferber räumt ein, dass dies manchmal ohne Eingreifen seitens der Eltern geschieht. Aber was ich wirklich vermissen würde, ist der Anblick des Gesichtes meines Sohnes in dem Moment, in dem er aufwacht. Erst kommt der Moment zwischen Schlafen und Wachen, wenn die nächtlichen Visionen vor seinen Augen verblassen (weiß er, dass er geträumt hat?), sein Gesicht aber noch kein wirkliches Wachsein erkennen lässt. Und dann ist da dieses Lächeln, ein großes, strahlendes Grinsen, das allein durch die bloße Gegenwart eines neuen Tages hervorgerufen wurde. Es ist bemerkenswert, jemanden jeden Tag mit einem großen Lächeln auf dem Gesicht aufwachen zu sehen - selbst dann, wenn es viel zu früh am Morgen ist. Ich versuche herauszufinden, wie er das eigentlich macht. Presseerklärung der La Leche League International. übersetzt von Denise Both

von Biggi Welter am 31.08.2016



Antwort auf: Was kann ich tun, damit sich mein Baby nicht erschrickt durch zu viel Milch

Dankeschön für deine ausführliche Antwort, Biggi. Es hat mir schon sehr geholfen, es gestern einfach mal aufzuschreiben und damit zuzugeben, dass ich unfassbar müde und kaputt bin und eigentlich dringend Hilfe brauche. Unsere Familien sind gerade zeitgleich bis Ende September verreist und haben teilweise eine komplett gegensätzliche Einstellung, das Verhältnis ist eher distanziert, so dass es sich für mich nicht gut anfühlt mein Baby auch nur stundenweise fremd betreuen zu lassen. Und gerade deshalb noch mal zu hören, dass alles gut ist, obwohl ich das weiß, tut auch gut. Ich verlasse mich wie gesagt voll und ganz auf mein Bauchgefühl. Es gibt für mich keine andere Option als Familienbett, stillen, wann immer Baby stillen möchte, keine Nuckelsubstitute und kein Ferbern oder auch nur ansatzweise Schreienlassen, ich trage immer, unser Kinderwagen ist nur Deko des nichtgenutzten Kinderzimmers und ist lediglich eingezogen, weil er ein sehr großzügiges Geschenk der Schwiegereltern war. Ich bin auch so (ähnlich) aufgewachsen mit Stillen nach Bedarf, wenn auch nur 6 Monate, ohne Schnuller und mit Familienbett bis ich von alleine ausgezogen bin, was nach der Geburt meiner Schwester mit 2,5 Jahren der Fall war, von daher gibt's auf Seiten meiner Eltern zumindest keine überflüssigen Kommentare und Ratschläge. Wir stillen seit Beginn längere Zeit, meist einige Stunden, nur eine Seite - zum Glück bin ich früh auf die Stillkinder Seite gestoßen - und haben so für eine ganze Weile die Milch dem Bedarf gut angepasst. Noch häufiger anlegen geht nicht :-) - es sei denn, wir würden auch noch die 1-2 stündigen Wachphasen komplett durchstillen, statt nur am Anfang und am Ende, aber da spielt unsere Kleine voller Begeisterung und entdeckt ihre Welt oder wir massieren etc. Sie schläft gerade wieder nuckelnd auf mir, da sie um 4 hellwach auf mir losgeturnt ist. Ich versuche mal ne Runde mitzuschlafen. Danke nochmals und viele Grüße

von Thea16 am 31.08.2016, 09:39



Antwort auf: Was kann ich tun, damit sich mein Baby nicht erschrickt durch zu viel Milch

Liebe Thea16, darf ich dich einfach mal schnell virtuell in den Arm nehmen? Ich kann dich soooooo gut verstehen und ich weiß, wie schlimm Schlafentzug ist..... Aber Du gehst den richtigen Weg und all die Liebe, die Du jetzt schenkst, kommt irgendwann zurück. Lieben Gruß Biggi

von Biggi Welter am 31.08.2016



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Liebe Frau Welter, Mein Sohn (knapp 3 Monate alt) ist generell ein eher unruhiges Kind und hat ein sehr stark ausgeprägtes Saugbedürfnis. Zum Einschlafen abends benötigt er 2-2,5h an meiner Brust. Zwischendurch sind die Brüste immer mal wieder so leer, dass er die Warze nicht mehr fassen kann, und er erbricht auch fast jeden Abend schwallartig, ...


Habe ich zu viel Milch?

Hallo, mein Baby ist heute 4 Wochen alt und wird voll gestillt. Ich habe bei den Mahlzeiten oft den Eindruck, dass er mit der Milch überfordert ist. Er verschluckt sich etwa 2-3x am Tag, dockt oft ohne Grund ab und wieder an (ziemlich energisch) und hat oft Bauchweh bzw. Bäuerchen. Untertags will er meist alle 2 Stunden an die Brust, in der Nacht...


Zu viel Milch?

Guten Morgen, Es war wiedereinmal eine Katastrophennacht mit dem Stillen. Meine Tochter ist 4 Wochen alt und es gibt einige Probleme. Ich habe so viel Milch das mir vorkommt sie kommt mit dem Trinken nicht hinterher und beim trinken dockt sie immer wieder ab und verschluckt sich. Beim Trinken hört man immer wieder ein Art klacksen (war einpaar T...


Zu viel Milch

Liebe Frau Welter! Mein Sohn ist 9 Monate und isst gut Beikost bzw wird gestillt. Ich hatte bereits zu Beginn der Stillzeit sehr viel Milch und einen starken Milchspendereflex. Mein Sohn isst immer schon eher kleine Portionen und dafür häufiger. Aktuell sieht sein Speiseplan ca so aus: 5:00 Stillen 7:30 ein bisschen GOB und Avocado 9:0...


Zu viel Milch / Nachts stillen / Milchstau

Hallo Biggi, ich habe folgende Frage, da ich nicht weiß wie ich weiter vorgehen soll. Ich stille meine Tochter (4,5 Monate) voll. Ich hatte schon immer zu viel Milch und oft Probleme mit Milchstaus und verstopfen Milchausgängen. Das mit den „Verstopfungen“ habe ich schon besser im Griff durch wenig Milchfette in der Ernährung und Lecith...


Abpumpen bei zu viel Milch?

Liebe Biggi, vielleicht kannst du mir mit paar praktischen Tipps helfen. Ich habe eine 5 Monate alte Tochter, die ich von Anfang an voll stille. Sie hat nie was anderes als Muttermilch bekommen. Ich kämpfe allerdings mit einer hohen Milchproduktion. Ich habe auch große Brüste (große Speicherkapazität), sie sind auch in der Schwangerschaft ...


Zu viel Milch

Hallo Biggi, ich habe mal wieder eine Frage. Ich habe aktuell noch das Problem, dass ich zu viel Milch habe. Mein Sohn ist jetzt vier Wochen alt. Beim Stillen läuft die Milch aus seinem Mundwinkel raus. Er muss häufig Aufstoßen, manchmal noch während er trinkt und spuckt auch viel. Zudem hat er stark mit Blähungen zu kämpfen und der Stuhl ist t...