Frage: Was kann ich ändern

Hallo, mein Sohn (fast 10 Monate, korrigiert 9) wird nachts jede Stunde, maximal nach 2 Stunden wach und das seit 5 Monaten. Es wird einfach nicht besser. Er schläft dann aber nur wieder ein, wenn ich ihn an der Brust nuckeln lasse. Er wird morgens/vormittags gestillt (am Wochenende gibt's mal Ben Brötchen zum mümmeln wenn wir alle zusammen essen), mittags einen selbst gemachten Gemüse Kartoffel Fleischbrei mit Obst als Nachtisch, Nachmittags Frucht und Getreide aus dem Glas und abends einen Milch Getreidebrei aus Schmelzflocken und Pre mit etwas Obst. Wenn er dann ins Bett geht, stille ich ihn nochmal. Manchmal schläft er dabei ein, manchmal auch ohne Brust, aber mit Körperkontakt. Dann wird er grundsätzlich nach genau einer halben Stunde wach und dann im Stunden bzw zwei Stunden Takt und da lässt er sich nur durch nuckeln an der Brust beruhigen bzw schläft nur so wieder ein. Wenn nicht oder es zu lange dauert, ist er erstmal wach. Selbst in den Arm nehmen oder Wasser oder Schnuller helfen nicht, nur das nuckeln an der Brust. Ich sitze mittlerweile oft weinend im Bett. Es wird einfach nicht besser. Tagsüber schläft er alleine auch nur exakt 30 Minuten, danach schläft er nur mit Hilfe in meinem Arm wieder ein und kann dann insgesamt mit mehreren Unterbrechungen 2 1/2 Stunden schlafen. Aber auch da besteht wieder die Abhängigkeit zu mir. Er kann nicht mal von Papa ins Bett gebracht werden. Mitterweile belastet mich diese Angewohnheit sehr. Aber ich habe auch Angst vor dem "Entzug". Ich kann mein Kind doch nicht stattdessen fürchterlich schreien lassen, aber andererseits kann es nicht ewig so weitergehen Ich kann ihn aber auch mittags nicht nach ner halben Stunde aus dem Bett holen, dann ist er nur knatschig und müde den ganzen Nachmittag Wie komme ich aus dieser Gewohnheit raus oder was kann ich anders machen?

von Sarah-J. am 31.08.2017, 14:52



Antwort auf: Was kann ich ändern

Liebe Sarah-J., ich kann Sie so gut verstehen und würde Ihnen so gerne eine Antwort geben, die Ihnen zu längeren Ruhepausen verhelfen könnte…. Für viele Menschen unserer Kultur wird "guter Schlaf" mit "ununterbrochenem Schlaf" gleichgesetzt und für junge Eltern ist es dann eine große Herausforderung mit dem Schlaf in "Häppchen" zurecht zu kommen. Genau zu diesem Thema habe ich eine interessante Stellungnahme eines Gynäkologen gehört, der über das Thema "rooming in und Müdigkeit der Mutter" gesprochen hat: Er hat dargelegt, dass er aufgrund seiner Dienste und seiner Arbeit im Krankenhaus extrem selten mehr als drei bis vier Stunden am Stück schlafen kann und fünf Stunden ununterbrochener Schlaf sind für ihn bereits der Inbegriff des Luxus. Dennoch und obwohl dies schon seit mehr als zehn Jahren für ihn so ist fühlt er sich nicht unausgeschlafen oder empfindet seinen Schlaf als qualitativ beeinträchtig. Ich will damit sagen, dass unterbrochener Schlaf nicht mit Schlafmangel gleichgesetzt werden kann und dir deshalb das Abstillen in der Nacht nicht zwingend einen Vorteil bringen wird. Zumal es auch keine Garantie dafür gibt, dass Ihr Kind dann nicht mehr aufwachen wird, nur weil es nachts nicht mehr gestillt werden wird. Muttersein ist einer der härtesten und anstrengendsten Berufe der Welt ist, der sieben Tage die Woche und 52 Wochen im Jahr einen 24 Stunden Dienst ohne Urlaubsanspruch und Krankschreiben bedeutet. Und an dieser Tatsache ändert sich nichts, ob frau nun stillt oder nicht. Als Eltern glauben und hoffen wir immer auf eine lineare Weiterentwicklung der Fähigkeiten unserer Kinder. Beim Schlafverhalten können wir jedoch nicht davon ausgehen, dass die Entwicklung kontinuierlich verläuft, im Gegenteil, relativ viele Babys schlafen mit zwei Monaten deutlich länger und anhaltender als mit vier oder sechs Monaten. Das Schlafverhalten hängt nicht unbedingt oder nur in extrem geringem Maße von der Ernährung ab. Gerade in der Zeit ab etwa vier bis sechs Monate wachen viele Babys (wieder) vermehrt auf. Dies liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung auch keine Garantie für angenehmere Nächte. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt Ihnen in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Sie sollten auch tagsüber versuchen, sich selbst Nischen zu schaffen, die Sie ganz gezielt für Ihre Erholung nutzen. Gönnen Sie sich selbst in dieser anstrengenden Zeit so viel Ruhe wie möglich. Jetzt ist nicht die Zeit für blitzende Fußböden und spiegelnde Fenster. Lassen Sie den Haushalt auf Sparflamme laufen. Wenn die Fenster erst in einem halben Jahr wieder geputzt werden, dann schadet das niemandem und Tiefkühlgemüse ist nicht so schlecht und muss nicht geputzt werden. Nicht alles muss gebügelt werden. Machen Sie den Tragetest. Bügeln Sie etwas und tragen Sie es für zehn Minuten. Das nächste Mal bügeln Sie es nicht und tragen es für zehn Minuten. Dann vergleichen Sie ist der Unterschied nach der kurzen Tragezeit wirklich so deutlich, dass das Bügeln sich gelohnt hat? Viel Bügelarbeit lässt sich sparen, wenn die Wäsche sorgfältig aufgehängt wurde bzw. nicht lange im Trockner liegen bleibt, wenn der Trockner fertig ist. Es ist nicht viel mehr Arbeit, die doppelte Menge von zum Beispiel Nudelsauce zu kochen. Sie können dann eine Hälfte einfrieren und haben damit schnelle eine Mahlzeit, wenn ein Tag mal wieder sehr hektisch war. Nehmen Sie ALLE Hilfe an, die Sie bekommen können. Möglicherweise kann Ihnen auch Ihre Mutter, Schwiegermutter, Schwester oder eine Freundin (selbstverständlich auch das männliche Pendant dazu) etwas unter die Arme greifen. Das können ganz simple Dinge sein z.B. einmal alle Fenster putzen, den Bügelkorb leerbügeln, einige vorgekochte Mahlzeiten für die Tiefkühltruhe, ein Nachmittag Babysitten während Sie in die sich hinlegen, spazierengehen oder sonst etwas für sich tun ... Vielleicht finden Sie einen verantwortungsbewussten Teenager, der gegen geringes Entgelt bereit ist, mit dem Baby zu spielen oder spazieren zu gehen. In dieser Zeit sollten Sie dann aber wirklich entweder schlafen (bzw. ruhen) oder SICH etwas Gutes tun. Außerdem möchte ich Ihnen empfehlen (sofern Sie nicht privat versichert sind), sich von Ihrem Hausarzt krank schreiben und sich eine Haushaltshilfe verschreiben zu lassen (dazu müssen Sie erklären, dass Ihr Mann nicht zuhause bleiben kann und auch sonst niemand in der Familie da ist, der sich um die Versorgung Ihres Kindes [das ist der erforderliche Wortlaut!] kümmern kann. Wenn Sie erst einmal Entlastung im Alltag haben, haben Sie etwas mehr Luft um durchzuschnaufen. Und um sich jedes Mal, wenn auch Ihr Kind ruht, selbst (mit) ins Bett zu legen! Ehrlich gesagt ist DIESER Schritt meist auch recht schnell in Angriff genommen, ein Termin beim Hausarzt reicht, dann ein Anruf bei der Nachbarschaftshilfe, Sozialstation oder Kinderbüro (je nachdem, wer sich bei euch um das Thema "Haushaltshilfe im Krankheitsfall" kümmert). Das "Problem Kind" braucht meist mehr Zeit... Achten Sie auch darauf, dass Sie genügend essen und trinken. Sie müssen keine perfekten Menus kochen und essen, einigermaßen ausgewogen reicht und es darf auch Tiefkühlgemüse statt frischem Gemüse sein (dann sparen Sie sich auch das Schälen und Putzen). Eine hungrige Mutter ist nicht so belastbar. Schauen Sie nach vorne. Die anstrengende Zeit wird vorübergehen. Auch Ihre beiden werden älter und reifer werden und nicht mehr soooo viel Aufmerksamkeit brauchen. Kurz: beschränken Sie viel Dinge auf das absolut Notwendige, so dass Sie auf diese Weise mehr Zeit für sich bekommen. Diese "gewonnene" Zeit können Sie dann dazu nutzen, sich wieder zu erholen, neue Energie zu tanken. Vergessen Sie sich selbst nicht: Gönnen SIE SICH etwas Gutes, dann lassen sich so anstrengende Phasen leichter überstehen. Ich wünsche Ihnen bald wieder ruhigere Zeiten. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 31.08.2017



Antwort auf: Was kann ich ändern

Hallo sarah-j, du sprichst mir von der seele! Meine kleine ist 8 monate alt und schläft genau so, wie du es beschrieben hast. Ich frag mich oft, wies das geben kann, dass ein baby so wenig schlaf braucht! Meine lösung: Mir ist aufgefallen, dass es mir, seitdem ich die Situation einfach als gegeben hinnehme, viel besser geht. Seit ca zwei Wochen denk ich gar nimma drüber nach. Hör mir auch die tollen schlaf-tipps von allen möglichen Leuten nimma an. Sind ja alle soooo gscheit. Probiert haben wir eh schon alles - nix hat gholfen. Ja mei, es wird schon mal besser werden. Vertrauen wir in unsere kinder, dass sie schon in wenigen wochen oder monaten besser schlafen werden können. Ich hoff ja drauf, dass es so wird wie man immer wieder hört "Ja und plötzlich kam da eine Nacht, da is er das erste mal um 3 aufgewacht." Seit der geburt meiner Tochter wart i drauf :) Ja... Zähne zsamm und durch. Wir schaffen das. Nimm hin wie es is, denk nit zuviel drüber nach, und geh mit deinem söhnchen mützen wenn du müde bist. Der boden muss geputzt werden, das is das einzige was sauber sein muss, weil da die kleinen rumwuseln, der Rest muss warten. Geh i hab keine lust drauf, den ganzen Tag grantig rumzugeistern weil ich zuwenig Schlaf gekriegt hab. Da hol i mir, was i brauch, ende gelände. Oisdonn: Kopf hoch, und, i bin mir sicher, eines Tages werden wir wehmütig zurückdenken: mei es war sooo schwierig, so viel gweint hama vor verzweiflung, aber es war ja a so schön wie die pimpfe da an unseren busen gnuckelt haben. Oh ja. Alles liebe, i schick dir einen container Gelassenheit! Martina

von Haaze am 31.08.2017, 20:52