Warum wird meine Tochter plötzlich wieder so oft wach?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Warum wird meine Tochter plötzlich wieder so oft wach?

Hallo liebe Stillberaterinnen, meine Tochter ist jetzt 15 Wochen und wird noch voll gestillt. Tagsüber haben wir einen 3 Stunden Rythmus, was auch gut funktioniert. Abends Stille ich sie meist gegen 19:30 das letzte Mal und bringe sie gegen 20 Uhr ins Bett. Sie schläft meist prima von alleine ein. Wie sie etwa 7 Wochen alt war, hat sie das erste Mal bis morgens um halb 5Uhr durchgeschlafen und das hat sich dann so eingespielt, dass sie nachts max. 1 mal wach wurde und Hunger hatte. Seit 2 Wochen jedoch wacht sie meist schon gegen 24 Uhr dann gegen 3 Uhr dann wieder um 5 Uhr auf. Sie trinkt nach wie vor nur eine Brust in der Nacht und schläft danach auch sofort wieder weiter. Anfangs dachte ich, Sie hat evtl ein Wachstumsschub und hat deshalb Nachts einfach mehr Hunger, aber kann dieser Schub so lange anhalten? Kann es sein dass sie nicht richtig satt wird, weil sie auch immer nur eine Brust trinkt? Aber ich kann sie nicht dazu bringen auch die zweite Seite zu trinken, da sie gleich wieder tief und fest schläft. Was kann ich tun, damit die Nächte wieder ruhiger werden? Sollte ich zufüttern? Oder am Abend eine Flasche geben mit einer Nachtmilch, die länger satt macht? Bin etwas ratlos, fühl mich morgens immer wie erschlagen, da ich mehrfach aus dem Tiefschlaf geholt werde... Liebe Grüße

von Niszert am 07.08.2015, 09:33



Antwort auf: Warum wird meine Tochter plötzlich wieder so oft wach?

Liebe Niszert, Als Eltern glauben und hoffen wir immer auf eine lineare Weiterentwicklung der Fähigkeiten unserer Kinder. Beim Schlafverhalten können wir jedoch nicht davon ausgehen, dass die Entwicklung kontinuierlich verläuft, im Gegenteil, relativ viele Babys schlafen mit zwei Monaten deutlich länger und anhaltender als mit vier oder acht Monaten. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Ein Baby muss eine gewisse Reife erreichen, um längere Zeit schlafen zu können. Wann dieser Zeitpunkt erreicht wird, ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Eine Flasche mit künstlicher Säuglingsnahrung (oder ein Abendbrei) verbessern das Schlafverhalten nicht (das wurde in Studien nachgewiesen). Es gibt nicht wenige Kinder, die dann sogar noch weniger schlafen. Auch wenn das Kind am Tag viel isst, schläft es nicht besser, denn es wacht ja nicht nur wegen dem Hunger auf, sondern sucht Nähe und Geborgenheit! Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt dir in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Als stillende Mutter hast Du den ungeheuren Vorteil, dass Du dein Kind durch diese für alle anstrengende Zeit begleiten kannst, ohne dass Du richtig wach werden und aufstehen musst. Genieße dieses Privileg, dich einfach nur umdrehen zu müssen, so dass dein Kind an deine Brust kann und dann, wenn schon nicht sofort weiterschlafen zu können, so doch zumindest ruhen kannst. Wenn Du gerne liest und ein Buch lesen möchtest, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich dir wärmstens „Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Du im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen kannst. Sehr empfehlenswert ist auch von Sibylle Lüpold das Buch: "Ich will bei euch schlafen - Ruhige Nächte für Eltern und Kinder." Von ihr ist auch die Broschüre "Kinder brauchen uns auch nachts", in der 20 namhafte Experten wie Dr. William Sears, Prof. Dr. Gerald Hüther und Prof. Dr. Remo Largo gute Argumente liefern , weshalb von der Anwendung eines Schlaftrainings, wie zum Beispiel der Ferber-Methode, abzuraten ist. http://www.fuerkinder.org/files/broschre_kinder_brauchen_uns_auch_nachts_de.pdf LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 07.08.2015