Hallo,
Mein 5 Wochen altes Baby hat bereits im Krankenhaus angefangen, die Brust nach einigen Minuten loszulassen und versucht hektisch wieder anzusaugen. Da er mit seinen Ärmchen dabei regelrecht um sich schlägt, gelingt dies nicht immer. Er streckt sich dann in alle Richtungen und tritt auch mit seinen Beinchen hin und her. Ich habe das Gefühl, dass er richtig sauer ist. Wir beide sind frustriert und ich dazu noch genervt, weil ich nicht wusste, was ihn stören könnte und darauf hin angefangen habe, Milch abzupumpen und in der Flasche zu füttern. Das Seltsame ist, dass er in der Nacht voll gestillt wird und keine Problem hat.
von
biienemaja
am 22.07.2014, 23:12
Antwort auf:
Warum will mein Baby nicht an der Brust trinken?
Liebe biienemaja,
das klingt nach einer klassischen Saugverwirrung!
Die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kindbekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung.
Nun kann ein verhängnisvoller Kreislauf beginnen: da das Kind mit der falschen Technik an der Brust trinkt, wird es an der Brust hektisch, saugt an, lässt wieder los, dreht den Kopf hin und her schluckt viel Luft (die wiederum führt möglicherweise zu Bauchproblemen) und da es die Brust nicht mehr richtig stimuliert kommt es zu einem Rückgang der Milchmenge und damit zu weiterem Zufüttern, wenn dieser Kreislauf nicht unterbrochen wird.
Eine Saugverwirrung ist alles andere als lustig und Stillberaterinnen wissen aus Erfahrung nur zu gut, warum sie künstlichen Saugern wie Schnuller und Flasche kritisch gegenüberstehen, denn beide bescheren uns immer wieder eine Menge „Beschäftigung".
Ein Baby in einer solchen Situation an die Brust zurückzubringen erfordert mehrere Dinge:
zum einen, deine echte Bereitschaft und Motivation, deine Kleine an die Brust zurückzuführen. DU musst davon überzeugt sein, dass Du wirklich weiter stillen willst. Wenn Du zweifelst, dann wird es nicht erfolgreich sein.
Als nächstes wirst Du neben der Motivation viel Geduld, Beharrlichkeit und Energie aufwenden müssen. Eine Saugverwirrung zu überwinden und die Milchproduktion wieder aufzubauen ist keine Sache, die eben mal nebenbei funktioniert.
Und außerdem musst Du dir darüber im Klaren sein, dass dein Baby nicht von jetzt auf gleich wieder problemlos an deiner Brust trinken wird.
Es ist besser, ich sage dir das alles jetzt ganz ehrlich...
Du solltest die Flasche vermeiden und den Kleinen mit einer alternativen Fütterungsmethode ernähren (z.B. mit dem Becher), wenn Du zufüttern musst. Gib ihm viel Körperkontakt, lass ihn an der nackten Brust spielen.
Vielleicht wird es nötig sein, regelmäßig zu pumpen, damit deine Milchmenge wieder gesteigert wird.
Versuche die Tipps, die auch bei einem Stillstreik Anwendung finden:
Versuche dein Baby anzulegen, wenn es schon sehr schläfrig oder fast eingeschlafen ist. Viele
Babys, die sich weigern, an der Brust zu trinken, wenn sie hellwach sind, tun es im Halbschlaf dann doch, genauso wie dein kleiner Mann. Du kannst ihm die Brust auch immer wieder anbieten, wenn er wach ist, dränge aber nicht. Manche Babys sind eher bereit zu trinken, wenn ihre Mutter umhergeht statt stillzusitzen. Wenn Du möchtest, dass es wieder an deiner Brust trinkt,
solltest Du dich darauf einstellen, dich in den nächsten Tagen fast ausschließlich deinem Baby zu widmen. Wenn Du es viel im Arm hast, zärtlich streichelst und es dich in einer entspannten Atmosphäre einmal ganz für sich alleine hat, beruhigt es sich vielleicht und lässt sich dazu bewegen, wieder bei dir zu trinken.
Weitere bewährte Tipps für diese Situation sind:
• in der Badewanne oder im Schaukelstuhl stillen,
• im Halbdunkeln stillen,
• das Baby mit der Brust spielen lassen,
• unterschiedliche Stillhaltungen ausprobieren,
• alle künstlichen Sauger vermeiden,
• das Baby massieren,
• viel Körperkontakt (Haut auf Haut),
• und ganz wichtig: keinen Stillstress erzeugen, weder bei der Mutter noch beim Kind,
Ruhe und Gelassenheit, auch wenn es schwer fällt.
Besonders unruhige Babys, die sich an der Brust steif machen und nach hinten überstrecken, können auch gebündelt werden. Beim Bündeln wird das Baby gut in eine Decke eingewickelt, so dass seine Schultern nach vorne geneigt und die Arme unterhalb der Brust gekreuzt sind. So kann es den Kopf nicht zurückwerfen. Bei manchen Babys bewährt es sich, wenn die Decke unten offen bleibt, so dass die Füße frei bleiben. Wenn ein Kind auf diese Weise eingepackt ist, sieht es wie ein „C" aus, mit dem Kinn auf der Brust und angezogenen Beinchen.
Häufig reicht diese Maßnahme aus, das Baby zu beruhigen und es trinkt dann besser an der Brust. Manche Babys brauchen Halt im wahrsten Sinne des Wortes um weniger zappelig zu sein.
Weitere gezielte Hilfe kann dir eine Stillberaterin vor Ort im direkten Gespräch geben.
Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 23.07.2014