Von der Flasche an die brust

 Kristina Wrede Frage an Kristina Wrede Stillberaterin

Frage: Von der Flasche an die brust

Hallo, Mein Sohn ist 4 Wochen alt.Durch eine sehr stressige Geburt bei der er viel fruchtwasser geschluckt hat, hat er die ersten beide Tage nur gespuckt und nicht getrunken. Dadurch hat er fast 400 g abgenommen (geburtsgewicht lag bei 2700g).Hinzu kam Gelbsucht die ihn zusätzlich geschwächt hat.An der brust hat er überhaupt nicht getrunken. Deshalb war ich gezwungen ihm die Flasche zu geben.Um die trinkmenge im Blick zu habe und schnell wieder zuzunehmen würde mir geraten erstmal weiter mit der Flasche zu füttern.Er bekommt aber trotzdem ausschließlich muttermilch die ich abpumpen.Nun möchte ich ihn aber gerne stillen und lege ihn mehrmals am Tag an die brust an.anfangs wusste er nicht was er tun soll,mittlerweile lässt er sich anlegen und trinkt auch,allerdings sehr geringe Mengen da er sofort einschläft bzw wird er sehr unruhig und wehrt sich ganz vehement,versucht sich krampfhaft in eine andere Position zu drehen,oft auch während er saugt und beginnt dann zu schreien bis ich ihn wieder abnehme...er hat momentan starke Blähungen. Ist es möglich dass diese ihn in der stillposition einfach noch mehr quälen? Ich bin langsam mit meinen nerven am ende.Das ständige abpumpen kann ich so auf lange Sicht nicht weitermachen, ich möcht sehr gerne stillen, bin mir aber langsam nicht mehr sicher ob wir das noch hingekommen. Ist es ihrer Ansicht nach überhaupt noch möglich ihm umzugewöhnen?lege ich ihn an wenn meine hebamme da ist,klappt es für diese kurze Zeit meist sehr gut sodass sie immer meint das wird... Danke und liebe grüße

von Sternschnuppe 84 am 19.08.2015, 17:23



Antwort auf: Von der Flasche an die brust

Liebe Sternschnuppe 84, toll, dass du dran bleibst am Stillen, auch wenn das für dich eine erhebliche Belastung darstellt. Es ist wirklich eine riesige Leistung, dabei bist du selbst ja noch im Wochenbett und brauchst dringend Ruhe und Erholung! Dein Söhnchen kämpft damit, dass die Brust sich anders verhält als die Flasche. Aus der Flasche fließt die Milch sofort und gleichmäßig stark, aus der Brust erst nach Auslösen des Milchspendereflexes, und dann wieder schwächer, dann wieder stärker usw. Hinzu kommt, dass eine völlig andere Saugtechnik erforderlich ist und nicht immer können die Kleinen problemlos "umschalten". Das wird wohl der Grund sein, dass er so unruhig ist an der Brust. Zum Glück lässt sich das ändern.... Du brauchst dazu noch ein wenig Geduld und am besten eine erfahrene Stillberaterin in deiner Nähe, die dich punktgenau unterstützen kann. Schau doch mal, ob du jemanden findest, unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Hilfreich könnte es sein, dass du deinem Sohn keine Flasche gibst, sondern entweder mit einem so genannten Brusternährungsset arbeitest oder ihn mit "alternativen Füttermethoden" fütterst (Becher, Löffel, oder nach Anleitung auch mit dem Fingerfeeder). So kann er sich allein auf das Saugen an der Brust konzentrieren. Hier kann dich eine Stillberaterin, oder auch eine entsprechend erfahrene Hebamme, gut unterstützen! Damit die Milch beim Stillen schneller fließt, kann es helfen, wenn du ein warmes Kirschkernsäckchen auflegst. Das fördert den Milchfluss... Auch die Brustkompression kann helfen (siehe unten). Und durch das Super-Wechselstillen kannst du ihn wacher, aktiver halten. Dabei legst Du dein Baby an und stillst es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nimmst Du es sanft von der Brust (vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und lässt es aufstoßen, streichelst seine Fußsohlen oder massierst es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Du es wieder etwas ermuntert hast. Dieses „Wecken und Wechseln“ wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, wie bereits erwähnt tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden. Ich würde dir zusätzlich noch empfehlen, deinem Sohnemann eine Kalorienbombe aus Muttermilchsahne zu geben, das gibt den Kleinen meist einen wirklich guten Zunahme- und Entwicklungskick. Schau, dass du Milch ausstreichst oder abpumpst, die du in 10 ml Spritzen aufziehst und dann kopfüber in ein Glas stellst (also mit der Spitze nach unten). Lass aber ein bisschen Luft, denn die Schwerkraft wird den Kolben vielleicht etwas weiter in die Spritze drücken... Oben auf der Milch wird sich eine Fettschicht absetzen, der Muttermilchrahm. Nach ca. 2 Stunden kannst du den wässrigen unteren Teil der Milch ausdrücken und deinem Kind die verbleibende Sahne in den Mund träufeln. Statt mit leeren Spritzen kannst du natürlich auch mit einer Tasse arbeiten, in die du die gewonnene Muttermilch gibst. Oben wird sich der fetthaltige Rahm absetzen, du kannst ihn mit einem Löffel abschöpfen und deinem Baby geben. Wenn du das 3-4 Tage lang machst (je mehr, desto besser), wird er ganz sicher einen Schub machen! Wichtig ist, dass du seine Gewichtsentwicklung noch so lange im Auge behältst, wie er nicht von allein soviel zunimmt, wie er sollte. Das kann jetzt also noch ein paar Tage anstrengend sein, aber es ist gut möglich, dass ihr nächste Woche dann die Hürden überwunden habt und endlich entspannt erfolgreich stillen könnt. Lieben Gruß, Kristina Brustkompression "Der Zweck der Brustkompression ist den Muttermilchfluss zum Baby weiter zu erhalten, auch wenn das Baby selber nicht mehr so produktiv trinkt ("weit geöffneter Mund Pause dann Schliessen des Mundes"). Auf diese Weise wird das Baby länger weiter trinken. Die Brustkompression simuliert einen Milchspendereflex ("Letdown reflex") und oft stimuliert sie sogar tatsächlich das Auftreten eines natürlichen Milchspendereflexes. Diese Technik kann bei schlechter Gewichtszunahme eines Babys hilfreich sein. Die Brustkompression setzt den Milchfluss fort, wenn das Baby nicht mehr richtig von der Brust trinkt, sondern nur noch daran nuckelt, und bewirkt beim Baby folgendes: 1. Es bekommt mehr Muttermilch. 2. Es bekommt mehr fettreiche Milch (Hintermilch). Die Brustkompression Wie funktioniert sie? 1. Halten Sie das Baby mit einem Arm/einer Hand. 2. Halten Sie die Brust mit der anderen Hand, den Daumen auf der einen Seite der Brust (am einfachsten ist es, wenn der Daumen auf der oberen Seite der Brust positioniert ist), die anderen Finger auf der anderen, unteren Seite (C Griff). Alle Finger sollten ziemlich weit weg von der Brustwarze sein. 3. Schauen Sie wie das Baby trinkt (zu Ihrem Verständnis können Sie folgenden Video anschauen unter: www.thebirthden.com/Newman.html). Machen Sie sich keinen Stress, sie brauchen nicht jeden Schluck zu erwischen. Das Baby bekommt eine nahrhafte Menge Muttermilch, wenn es mit der Technik "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes" trinkt. 4. Wenn das Baby nur noch an der Brust nuckelt und nicht mehr richtig mit der oben beschriebenen Technik trinkt, dann ist es Zeit, die Brustkompression einzusetzen. Rollen Sie nicht ihre Finger über die Brust zum Kind, sondern drücken sie nur. Aber nicht so sehr, dass es schmerzt und versuchen Sie, die Form des Brustwarzenhofes nicht zu verändern. Mit der Kompression sollte das Baby wieder anfangen effektiv zu saugen und schlucken, d.h. mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Benutzen Sie die Brustkompression nur dann, wenn das Kind nuckelt, nicht aber wenn es richtig trinkt! 5. Belassen Sie den Druck so lange, bis das Baby auch mit der Kompression nicht mehr richtig trinkt, dann lösen sie den Druck. Oft hört das Baby ganz auf zu saugen wenn der Druck wegfällt, aber es wird bald wieder damit anfangen, nämlich sobald die Milch wieder fließt. Falls das Baby nicht aufhört zu nuckeln warten Sie einen kurze Zeit, bevor Sie wieder mit der Brustkompression beginnen. 6. Die Gründe, wieso Sie den Druck lösen sollen sind einerseits, dass Sie Ihre Hand etwas ausruhen können und anderseits, damit die Muttermilch wieder zum Kind fließen kann. Das Baby wird, falls es aufgehört hat zu saugen als Sie die Kompression gelöst haben, nun wieder damit beginnen, wenn es die Milch wieder schmeckt. 7. Wenn das Baby wieder zu saugen beginnt kann es sein, dass es effektiv trinkt mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Falls dies nicht der Fall ist, d.h. das Kind nur nuckelt, benutzen Sie wieder die Brustkompression wie oben erklärt. 8. Fahren Sie so an der ersten Brust fort bis das Baby auch trotz der Kompression nicht mehr trinkt. Sie sollten dem Baby erlauben, noch eine kurze Weile länger an dieser Seite zu bleiben, da Sie manchmal einen erneuten "Let down" Reflex (Milchspendereflex) bekommen können. Das Baby würde dann von selber wieder zu trinken beginnen. Falls es jedoch nicht mehr trinkt, erlauben Sie ihm sich selbst von der Brust zu lösen oder nehmen sie es von der Brust. 9. Falls das Baby mehr möchte, offerieren Sie ihm die andere Seite und wiederholen den Prozess." (Quelle: Handout Nr. 15. Breast Compression. Revised Januar 2005 Verfasst von Dr. Jack Newman, MD, FRCPC. ©2005; www.BreastfeedingOnLine.com; Übersetzung von: Anke Käppeli Tinnes, IBCLC in Ausbildung, Zollikerberg, April 2006)

von Kristina Wrede am 19.08.2015



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