Hallo,
kurz zu uns:
Meine Kleine ist jetzt vier Wochen alt und wiegt 3370g. Zur Geburt wog sie 3280g und kam bei der U2 auf 2960g. Dieses Gewicht hielt sich bis zum 10. Lebenstag durch ausschließliches Stillen. Ab dann sollten wir 5x 20ml täglich zufüttern, was wir seither mit der Spritze praktizieren. Die Menge an Pre-Milch wurde bis aktuell auf 5x 40ml täglich erhöht. Nach etwas mehr als drei Wochen lag ihr Gewicht bei 3350g und somit das erste Mal über dem Geburtsgewicht.
Unsere Stillbeziehung begann ziemlich gut, außer, dass sie am ersten Tag kaum zum Stillen aufzuwecken war. Ab der ersten Nacht begann aber schon das Clusterfeeding und das Anlegen klappte super und schmerzfrei. Die ersten 10 Tage waren teilweise durch Dauerstillen (das Längste waren 30h ununterbrochen mit maximal 5 Minuten Pausen) gekennzeichnet, die wir auch gut überstanden haben. Nur leider nahm die Kleine keinen Gramm zu, aber auch nicht ab. Bis Dato tat ich nichts außer zu Stillen...
Irgendwann mussten wir dann zufüttern und die Welt ist für mich zusammengebrochen. Mittlerweile geht es mir damit besser. Ich habe auch das Gefühl mehr Milch zu produzieren und die Kleine trinkt effektiver (Schluckt häufiger), bin aber doch immer verunsichert, ob ich denn Recht behalte. Gewogen wird ca. alle 3 Tage von meiner Hebamme.
Was das Problem ist, wissen wir nicht, auf der Liste stehen bisher: Baby anfangs zu schwach, verspäteter Milcheinschuss, zu wenig Drüsengewebe, da sehr kleine Brüste, oder eine Kombination daraus. Das merkwürdige an allem war, dass die Kleine rosig und zufrieden aussah, wie meine Hebamme sagte.
Nun stehen wir eben immer vor dem Dilemma, dass ich das Gefühl habe, ihr reicht meine Milch, bzw. wir könnten die zugefütterte Milch stark reduzieren, dann bin ich aber immer wieder unsicher, da ich ihr Verhalten eben nicht zu 100% einschätzen kann, und dann ist da noch ihr Gewicht... Man kann es sich nicht erlauben jetzt Experimente zu machen. Die vorletzte Waage zeigte eine Zunahme von 110g, die letzte (3 Tage später) nur 20g, man kann nur spekulieren wieso. Eine Milchpumpe habe ich mir nun besorgt, komme aber nicht recht zum Pumpen. Ich versuche es ab und zu parallel während ich stille an der leergetrunkenen Brust mit 10 Minuten Pumpen und einmal habe ich eine Art Powerpumpen geschafft, welches aber nur klappt, wenn die Kleine nicht in der Trage schläft und sich ablegen lässt.
Ich weiß einfach nicht weiter, ich versuche zu entspannen, aber der nächste Waagetermin macht mich wahnsinnig und ich weiß nicht was ich tun soll. Ich fühle mich schlecht, weil ich nicht weiß, ob ich meine Kleine hungern lasse und sie erschöpft an der Brust einschläft, da keine oder nicht genügend Milch mehr kommt oder ob sie satt und glücklich ist. Ich hoffe Sie können mir helfen..
LG Nadine
von
Taekdine
am 04.01.2017, 08:31
Antwort auf:
Vom Zufüttern zum Vollstillen
Liebe Nadine,
hole dir bitte Hilfe vor Ort!
Ich kenne dein Baby nicht, ich sehe nicht, wie es trinkt und wie es aussieht, deshalb könnte ich leider niemals sagen, wie Du weiter vorgehen kannst.
Eben so wenig wie ein Arzt, dem Du am Telefon sagen „mir tut mein Rücken weh" eine Ferndiagnose stellen kann, kann eine Stillberaterin bei Saugproblemen aus der Ferne sagen „genau das ist es".
Ich kann hier am PC aus dem, was mir die Frauen schildern, bestimmte Rückschlüsse ziehen und mehr oder weniger allgemeine Tipps geben, doch das ersetzt in vielen Situationen niemals die direkte Beratung durch eine Stillberaterin vor Ort. Ja, es wäre sogar fahrlässig, wenn ich behaupten würde, die Stillberatung über Internet kann alle Probleme lösen.
Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
Ich gebe dir nun ein paar allgemeine Tipps, aber die Saugtechnik sollte dringend überprüft werden.
Die Vorstellung, dass die Brust (ähnlich wie eine Flasche) nach dem Stillen leer ist und erst wieder aufgefüllt werden muss, ist so nicht richtig. Zwar wird zwischen den Stillmahlzeiten Milch produziert, der Hauptanteil der Milch wird jedoch erst während des Stillens gebildet. Das Saugen des Kindes gibt das entsprechende Signal zur Milchbildung, der Milchspendereflex wird dann ausgelöst. Deshalb ist es auch falsch zwischen den Stilmahlzeiten eine längere Pause einzulegen, damit sich die Milch in der Brust sammelt, sondern es muss häufiger angelegt werden, um die Milchmenge zu steigern.
Mit Wechselstillen könntest du deinem Kleinen vielleicht etwas länger zum Trinken bringen... Dabei legst Du Dein Baby an und stillst es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nimmst Du es sanft von der Brust (vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und lässt es aufstoßen, streichelst seine Fußsohlen oder massierst es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Du es wieder etwas ermuntert hast.
Und du kannst auch etwas tun, damit mehr Milch fließt beim stillen: Erstens helfen warme Auflagen auf der Brust (z.B. Kirschkernsäckchen), und du kannst beim Stillen die Brustkompression anwenden (s.u.).
Lieben Gruß,
Biggi
Brustkompression
"Der Zweck der Brustkompression ist den Muttermilchfluss zum Baby weiter zu erhalten, auch wenn das Baby selber nicht mehr so produktiv trinkt ("weit geöffneter Mund Pause dann Schliessen des Mundes"). Auf diese Weise wird das Baby länger weiter trinken. Die Brustkompression simuliert einen Milchspendereflex ("Letdown reflex") und oft stimuliert sie sogar tatsächlich das Auftreten eines natürlichen Milchspendereflexes. Diese Technik kann bei schlechter Gewichtszunahme eines Babys hilfreich sein.
Die Brustkompression setzt den Milchfluss fort, wenn das Baby nicht mehr richtig von der Brust trinkt, sondern nur noch daran nuckelt, und bewirkt beim Baby folgendes:
1. Es bekommt mehr Muttermilch.
2. Es bekommt mehr fettreiche Milch (Hintermilch).
Die Brustkompression Wie funktioniert sie?
1. Halten Sie das Baby mit einem Arm/einer Hand.
2. Halten Sie die Brust mit der anderen Hand, den Daumen auf der einen Seite der Brust (am einfachsten ist es, wenn der Daumen auf der oberen Seite der Brust positioniert ist), die anderen Finger auf der anderen, unteren Seite (C Griff). Alle Finger sollten ziemlich weit weg von der Brustwarze sein.
3. Schauen Sie wie das Baby trinkt. Machen Sie sich keinen Stress, sie brauchen nicht jeden Schluck zu erwischen. Das Baby bekommt eine nahrhafte Menge Muttermilch, wenn es mit der Technik "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes" trinkt.
4. Wenn das Baby nur noch an der Brust nuckelt und nicht mehr richtig mit der oben beschriebenen Technik trinkt, dann ist es Zeit, die Brustkompression einzusetzen. Rollen Sie nicht ihre Finger über die Brust zum Kind, sondern drücken sie nur. Aber nicht so sehr, dass es schmerzt und versuchen Sie, die Form des Brustwarzenhofes nicht zu verändern. Mit der Kompression sollte das Baby wieder anfangen effektiv zu saugen und schlucken, d.h. mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Benutzen Sie die Brustkompression nur dann, wenn das Kind nuckelt, nicht aber wenn es richtig trinkt!
5. Belassen Sie den Druck so lange, bis das Baby auch mit der Kompression nicht mehr richtig trinkt, dann lösen sie den Druck. Oft hört das Baby ganz auf zu saugen wenn der Druck wegfällt, aber es wird bald wieder damit anfangen, nämlich sobald die Milch wieder fließt. Falls das Baby nicht aufhört zu nuckeln warten Sie einen kurze Zeit, bevor Sie wieder mit der Brustkompression beginnen.
6. Die Gründe, wieso Sie den Druck lösen sollen sind einerseits, dass Sie Ihre Hand etwas ausruhen können und anderseits, damit die Muttermilch wieder zum Kind fließen kann. Das Baby wird, falls es aufgehört hat zu saugen als Sie die Kompression gelöst haben, nun wieder damit beginnen, wenn es die Milch wieder schmeckt.
7. Wenn das Baby wieder zu saugen beginnt kann es sein, dass es effektiv trinkt mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Falls dies nicht der Fall ist, d.h. das Kind nur nuckelt, benutzen Sie wieder die Brustkompression wie oben erklärt.
8. Fahren Sie so an der ersten Brust fort bis das Baby auch trotz der Kompression nicht mehr trinkt. Sie sollten dem Baby erlauben, noch eine kurze Weile länger an dieser Seite zu bleiben, da Sie manchmal einen erneuten "Let down" Reflex (Milchspendereflex) bekommen können. Das Baby würde dann von selber wieder zu trinken beginnen. Falls es jedoch nicht mehr trinkt, erlauben Sie ihm sich selbst von der Brust zu lösen oder nehmen sie es von der Brust.
9. Falls das Baby mehr möchte, offerieren Sie ihm die andere Seite und wiederholen den Prozess."
(Quelle: Handout Nr. 15. Breast Compression. Revised Januar 2005 Verfasst von Dr. Jack Newman, MD, FRCPC. ©2005; www.BreastfeedingOnLine.com; Übersetzung von: Anke Käppeli Tinnes, IBCLC in Ausbildung, Zollikerberg, April 2006)
von
Biggi Welter
am 04.01.2017