Frage: verzweifelte Stillversuche

Liebe Frau Welter, ich weiß gar nicht so recht, wo ich anfangen soll.. Mein Kleiner ist jetzt 4 Wochen alt und seitdem haben wir schon einiges hinter uns. Bei der U1 wurde ein verkürztes Zungenbändchen festgestellt, welches angeblich getrennt wurde. Beim Stillen hatten wir im Krankenhaus keine Probleme. Die ersten Tage zu Hause waren so lange entspannt, bis die Hebamme (Vertretung meiner eigentlichen Hebamme im Urlaub) eine zu geringe Gewichtszunahme von 10g an einem Tag festgestellt hatte. Seither pumpe ich mit dem Doppelpumpset ab und füttere zu. Strategie der Hebamme; alle 3 Stunden Stillen, Zufüttern, Abpumpen. Dazu muss ich sagen, dass Kleiner sehr müde ist. Gelb ist er nicht. Ich muss ihn fast immer zum Essen wecken. Zum Teil dauerte diese Weckprozedur fast 1 Stunde. Mit allen Tipps die wir kannten. Füße massieren,Rücken kraulen, nassen Waschlappen - wir haben alles durch... In der 2. Woche stellte meine Hebamme fest, dass das Gewicht an 2 Tagen hintereinander stagnierte und bat mich, den Kleinen in der Klinik checken zu lassen. Zwei Ärzte haben sich unser Kind angesehen und konnten nichts feststellen. Auch die Stagnierung besorgte sie nicht. Stoffwechsel war in Ordnung. Die 2. Ärztin hatte lediglich eine weitere Fütterungsstrategie für mich; 24 Stunden keine Brust, sondern nur die Tagesmenge an Milch mit der Flasche zufüttern. Ich habe das nicht gemacht, weil es gegen mein Bauchgefühl war. Also weiter meistens mit dem Löffel zugefüttert, ein paar Versuche mit der Flasche, weil die Hebamme meinte, das Kind braucht das Saugerlebnis. Dann habe ich in der 2. Woche eine Kollegin von Ihnen in Berlin telefonisch um Rat gebeten. Tipps wie Brustkompression hatten nur einen kurzen Erfolg. Dann war ich bei ihr zuhause. Aber auch dort war mein Kleiner wieder am schlafen und Stillversuche blieben eigentlich aus. Nächste Hoffnung, ich fuhr in die Stillambulanz des Krankenhauses. Dort fanden die Schwestern, dass es nicht an der Anlegetechnik liegt, sondern am Kind. Strategie der Beraterinnen erstmal die gleiche; Stillen, Füttern, Pumpen, und verdacht auf immer noch zu kurzes Zungenbändchen. Nachdem ich dort in der Klinik beim HNO vorstellig war, gab es wieder einen Dämpfer. Zungenbändchen lt. diesem Arzt ok. Besprechung mit den Beraterinnen, dass ich einen Tag nach meinem Gefühl handle. Kind schlafen lasse und anlegen. Wir hatten eine gute Nacht. Haben zwar 2 Stunden für beide Brüste gebraucht aber er hat sie leer getrunken und war wach dabei. Nächster Tag, Stillprobe bei den Stillberaterinnen. 10g pro Seite in 10- 15 Minuten. Neue Strategie der Beraterinnen; alle 2 Std. Pumpen, ausser in der Nacht alle 4 Std., Brust weg lassen für 4 Tage, und mit Fingerfeeding (Finger und Aufziehspritze) füttern. Ich soll ihn päppeln, damit er mehr Kraft zum saugen hat. Vor zwei Tagen bin ich zum Kinderarzt, weil ich das Gefühl hatte, mein Kind kommt nicht mit der Zunge weit genug vor. Würde auch vielleicht die Stillprobleme erklären, weil er nicht richtig andockt und immer wieder locker lässt. Mehr nuckelt als trinkt. Bei Bedarf, wenn Muttermilch nicht ausreichte, hab ich immer Pre gefüttert. Gestern wurde dann das Zungenbändchen getrennt, es war definitiv zu kurz und stramm. Ich hatte so große Hoffnung, ihn anzulegen und der Spuk würde sich in Luft auflösen.... - Pustekuchen. Er nuckelt immer noch mehr und schläft dabei ein. Die letzte Nacht war soooo frustrierend. Abends hab ich ihm gegen 23Uhr noch eine Mahlzeit gefüttert, aus Muttermilch und Pre. Fast die gesamte nacht bis morgens um halb vier hab ich versucht, das Kind zu füttern, bis ich aufgegeben habe und wir beide erschöpft eingeschlafen sind. Heute Früh hab ich ihm ein bisschen Muttermilch und Pre gegeben. Gesamttrinkmenge 105ml. Ein bisschen hat er danach rausgespuckt. Ich bin so ratlos! Ich möchte so gerne dass er stillt. Meinen Großen habe ich 2,5 Jahre problemlos gestillt. Übrigens nachdem wir einfach "gemacht" haben, wie wir dachten. Kind schlafen lassen und dann angelegt. Damals hatte ich allerdings kein 5 jähriges Kind, dass auch umsorgt werden will. Mein Mann hat mittlerweile seinen kompletten Jahresurlaub aufgebraucht. Ich weiß nicht, warum das Kind so müde ist. Er nimmt stetig zu. die letzten 2 Wochen eine Zunahme von 440g. Es war kein Tag dabei, an dem er nach der Klinik Gewicht verloren hat. Bin fast soweit, aufzugeben... Kann es vielleicht an der Horror Geburt liegen, dass er immer noch dran zu knabbern hat? Ich hatte 4 1/2 Stunden einen Wehensturm. Tut mir leid, wenn alles so wirr geschrieben ist. Haben Sie noch einen Rat für mich? Liebe Grüße Purzel

von Purzel09 am 03.06.2015, 08:50



Antwort auf: verzweifelte Stillversuche

Liebe Purzel, kann es sein, dass Ihr Baby an der Brust nicht korrekt saugen kann, weil es durch die Flasche saugverwirrt ist? Die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kind bekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung. Nun kann ein verhängnisvoller Kreislauf beginnen: da das Kind mit der falschen Technik an der Brust trinkt, wird es an der Brust oft hektisch, saugt an, lässt wieder los, dreht den Kopf hin und her schluckt viel Luft (die wiederum führt möglicherweise zu Bauchproblemen) und da es die Brust nicht mehr richtig stimuliert kommt es zu einem Rückgang der Milchmenge und damit zu weiterem Zufüttern, wenn dieser Kreislauf nicht unterbrochen wird. Eine Saugverwirrung ist für alle Beteiligten belastend und zerrt an den Nerven. Sie kann aber mit viel Geduld und der richtigen Anleitung überwunden werden. Wählen Sie eine bequeme Stillhaltung, um möglichst entspannt zu sein und achten Sie auf eine korrekte Anlegetechnik. Eine gute Beschreibung der korrekten Anlegetechnik finden Sie in dem Infoblatt "Anlegen und Stillpositionen", das Sie sich bei La Leche Liga herunterladen können: http://www.lalecheliga.de/download/LLLInfoAnlg&Pos_web_neu.pdf Das Stillen im Rückengriff (auch Unter dem Arm Haltung genannt, in dieser Position ruht der Kopf des Kindes in Ihrer Hand und seine Beine liegen seitlich neben Ihrem Körper und zeigen nach hinten) eignet sich gut, weil Sie in dieser Haltung den Kopf Ihres Babys gut kontrollieren können und genau sehen, was es macht. Vermeiden Sie es, Ihr Baby am Gesicht oder seitlich am Kopf oder mit geringem Fingerdruck am Hinterkopf zu berühren. Derartige Berührungen können dazu führen, dass der Suchreflex beim Baby ausgelöst wird und es seinen Kopf in Richtung der Berührung dreht. Fester, gleichmäßiger Druck auf den Hinterkopf bedeutet normalerweise kein Problem für das Baby. Wenn Sie im Rückengriff stillen, können Sie eine Windel zwischen Ihre Hand und den Kopf Ihres Kindes legen oder es fest in eine Decke einwickeln, deren obere Ecke Sie unter seinen Kopf legen. Stützen Sie den Kopf und den Nacken Ihres Babys in Höhe der Ohren mit Ihrer Hand. Will Ihr Kind nicht an der Brust bleiben, nachdem es sie zunächst erfasst hat, können Sie während des Stillens etwas zuvor ausgestrichene Milch auf die Stelle tropfen, an der seine Lippen Ihre Brust berühren. Er wird die Milch schlucken und dabei seine Zunge abflachen, so dass er die Brust richtig fassen kann. Um ein Wundwerden (bzw. eine Verschlimmerung des Wundseins) ihrer Brustwarzen zu verhindern, müssen Sie darauf achten, dass Ihr Kind die Brust richtig erfasst und korrekt saugt. Falls Sie noch keinen Kontakt zu einer guten Stillberaterin haben, sollten Sie sich an eine Stillberaterin vor Ort wenden, die sie beim Stillen sehen kann und so feststellen kann, ob Ihr Baby korrekt an der Brust saugt oder vielleicht ein Saugproblem vorliegt, das behandelt werden müsste. Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Ich würde Ihnen zusätzlich noch empfehlen, ihm eine Kalorienbombe aus Muttermilchsahne zu geben, das gibt den Kleinen meist einen wirklich guten Zunahme- und Entwicklungskick. Schauen Sie, dass Sie Milch ausstreichen oder abpumpen, die Sie in 10 ml Spritzen aufziehen und dann kopfüber in ein Glas stellen (also mit der Spitze nach unten). Lassen Sie aber ein bisschen Luft, denn die Schwerkraft wird den Kolben vielleicht etwas weiter in die Spritze drücken... Oben auf der Milch wird sich eine Fettschicht absetzen, der Muttermilchrahm. Nach ca. 2 Stunden können Sie den wässrigen unteren Teil der Milch ausdrücken und Ihrem Kind die verbleibende Sahne in den Mund träufeln. Statt mit leeren Spritzen können Sie natürlich auch mit einer Tasse arbeiten, in die Sie die gewonnene Muttermilch geben. Oben wird sich der fetthaltige Rahm absetzen, Sie können ihn mit einem Löffel abschöpfen und Ihrem Baby geben. Probieren Sie es mal aus! Leider kann ich von hier nur allgemeine Tipps geben, aber wenn Sie möchten, können wir gerne auch mal in Ruhe telefonieren. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 03.06.2015



Antwort auf: verzweifelte Stillversuche

Liebe Frau Welter, telefonieren wäre super...

von Purzel09 am 03.06.2015, 09:36



Antwort auf: verzweifelte Stillversuche

08232-78812 :-))

von Biggi Welter am 03.06.2015