Unzufrieden nach Stillen: nicht satt? Bauchweh? Regulationsstörung?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Unzufrieden nach Stillen: nicht satt? Bauchweh? Regulationsstörung?

Hallo. Mein Sohn ist jetzt 20 Wochen alt und mit 4 Wochen kamen die ersten Stillprobleme. Er stillte sich nur noch ganz kurz, war dabei total wackelig. Das beruhigte sich dann, wenn ich ihm die 2. Seite gab. Er schlief nach dem Stillen nicht mehr, war schnell sehr unzufrieden, nervös und wollte wieder ran (so schien mir). Das steigerte sich so weit, dass er im Alter von 3 Monaten begann die Brust anzumeckern, sobald er etwas müde war (andocken, abdocken, meckern usw.). Das meckern hörte erst auf, wenn endlich die Milch kam. Es wird immer schlimmer. Am Anfang haben wir ihn dann viel ins tragetuch gesetzt, damit er möglichst viel schläft. Doch mittlerweile klappt das nicht mehr, weil er doch lieber Action und viel Brust will, sobald er wach ist. Seit einer Woche lehnt er den Kinderwagen nicht mehr ab. Die Kinderärztin sagte es sei nichts. Vielleicht Koliken. Die Stillberaterin sagte, es wäre kein stillproblem. Also versuchen wir meist was anderes, wenn er das Verhalten zeigt. Aber an Ende weint er so lange, bis die Brust da ist UND Milch kommt. Manchmal hilft dann nur 3 Mal die Seiten wechseln. Nuckel hilft dann auch nicht. Den nimmt er nur, wenn er bisschen meckrig ist, aber kein echtes Problem hat. Das Wort Stillabstand ist für mich zum Fremdwort geworden. Tagsüber hab ich dann auch immer "leere" Brüste. Wir wissen nicht, was wir tun sollen. Zungenbändchen ist durch, Blockaden sind anscheinend weg, Gewicht ist gut. Wir haben es mal mit zufüttern probiert. War auch nicht viel besser. Aber er hat immer ordentlich (zusätzlich) getrunken. Meist so 140ml. Bis zum Stuhlgang und dann wollte er nicht mehr. Dann war er auch wieder gut drauf. Kennen Sie so ein Verhalten? Könnte es vielleicht doch sein, dass er mehr (schneller?) Milch will? Oder etwas mit dem Bauch hat? Tee nimmt er nicht, Kümmelzäpfchen wirken, machen es aber auch nicht besser, ebenso sab simplex. Fliegergriff usw erzeugte auch keinen Unterschied. Ich bin so ratlos. Stillen macht keinen Spaß mehr. Ich würde ihn ja 24h an die Brust nehmen, wenn er einfach so nähebedürftig sein sollte. Aber da meckert er ja. Haben Sie irgendeinen Rat für uns? Ich wäre Ihnen wirklich sehr dankbar. Auch wenn es nur Hinweise sind, an wen ich mich noch wenden kann. Beste Grüße

von TheRedPomelo am 25.01.2016, 10:26



Antwort auf: Unzufrieden nach Stillen: nicht satt? Bauchweh? Regulationsstörung?

Liebe TheRedPomelo, auf Anhieb gibt es mehrere mögliche Ursachen für das Verhalten deines Babys. Zum einen erlebt dein Kind jetzt seine Umwelt immer bewusster und muss daher die Ereignisse des Tages verarbeiten. Das bedeutet für manche der kleinen Menschlein, dass sie sehr unruhig sind, weinen und an der Brust ebenfalls unruhig sind. Hier hilft es, die Tage möglichst ruhig verlaufen zu lassen, den Abend sanft ausklingen zu lassen und dem Kind Nähe, Ruhe und Halt zu geben. Keine hektischen Versuche mit immer neuen Ideen das Kind zur Ruhe zu bringen, sondern so wenig „Action" wie möglich. Den Raum abdunkeln, beruhigend mit dem Baby sprechen oder ihm etwas leise vorsingen. Besonders unruhige Babys, die sich an der Brust steif machen und nach hinten überstrecken, können auch gebündelt werden. Beim Bündeln wird das Baby gut in eine Decke eingewickelt, so dass seine Schultern nach vorne geneigt und die Arme unterhalb der Brust gekreuzt sind. So kann es den Kopf nicht zurückwerfen. Bei manchen Babys bewährt es sich, wenn die Decke unten offen bleibt, so dass die Füße frei bleiben. Wenn ein Kind auf diese Weise eingepackt ist, sieht es wie ein „C" aus, mit dem Kinn auf der Brust und angezogenen Beinchen. Häufig reicht diese Maßnahme aus, das Baby zu beruhigen und es trinkt dann besser an der Brust. Manche Babys brauchen Halt im wahrsten Sinne des Wortes um weniger zappelig zu sein. Eine andere Ursache kann der Schnuller sein. Schnuller können wie alle künstlichen Sauger zu einer Saugverwirrung führen. Ist das Kind dann auch noch erregt oder besonders müde, dann „erinnert" es sich unter Umständen nicht mehr an die korrekte Trinktechnik für die Brust. In diesem Fall hilft nur konsequentes Verzichten auf alle künstlichen Sauger. Wenn Du also Schnuller und Flasche gibst, lass sie weg! Als nächstes kannst Du einmal eine Stillzeit ganz genau beobachten. Verschluckt sich dein Baby sehr leicht? Hast Du den Eindruck, dass die Milch sehr rasch aus deiner Brust fließt? Fließt deinem Kind Milch aus den Mundwinkeln, weil es beim Schlucken nicht nachkommt? Wenn Du die obigen Fragen mit „Ja" beantworten kannst, dann könnte es sein, dass Du einen sehr starken Milchspendereflex hast und dein Baby mit der plötzlich in großer Menge fließenden Milch nicht zurechtkommt. Bei einem sehr starken Milchspendereflex hat es sich bewährt, das Baby von der Brust zu nehmen sobald die Milch zu fließen beginnt (leg dir eine Windel zum Auffangen der Milch hin und vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und erst nach ein bis zwei Minuten weiter zu stillen, wenn der Milchfluss etwas nachlässt. Eine weitere Möglichkeit ist das „Berg auf Stillen". Dazu hältst Du dein Baby so, dass sein Kopf, Nacken und Hals höher liegen als Deine Brustwarze. Beim Stillen mit dem Rückengriff lehnst Du dich dabei nach hinten, beim Wiegengriff stützt Du dein Baby von unten mit zwei Kissen in deinem Schoß und lehnst dich, möglichst in einem bequemen Sessel sitzend, zurück. Weitere Möglichkeiten einem starken Milchspendereflex zu begegnen sind: erhöhe die Häufigkeit der Stillmahlzeiten. Dadurch verringert sich die Menge der gestauten Milch und damit die Milchmenge, die während des Milchspendereflexes freigegeben wird. Wenn Du die Abstände zwischen den Stillmahlzeiten vergrößerst, verschlimmert sich das Problem noch weiter. biete nur eine Brust pro Mahlzeit an. Diese Vorgehensweise kann durchaus hilfreich sein, obwohl es nicht zu dem passt, was üblicherweise gesagt wird. Aber das Ziel ist es die Brust weniger zu stimulieren. Wenn dein Baby quengelt und oft trinken möchte, kann es nötig sein, dass Du ihm mehrere Male dieselbe Brust über einen Zeitraum von zwei bis drei Stunden anbietest, bevor Du die Seite wechselst. Wenn sich die zweite Brust zwischendrin zu voll anfühlt oder spannt, solltest Du gerade so viel Milch ausstreichen, dass Du dich wohlfühlst, um die Milchproduktion nicht zu sehr anzuregen. stille dein Baby wenn es gerade wach geworden ist. Es wird dann eventuell nicht so stark saugen, wie wenn es richtig wach und hungrig ist. Wenn das Baby weniger intensiv saugt, ist häufig auch der Milchspendereflex weniger stark. versuche verschiedene Stillpositionen (auch das oben beschriebene Berg auf Stillen) Eventuell kann dein Baby auch schon an deiner Brust trinken während es auf deinem Bauch liegt. So könntest Du dann im Liegen stillen und das Baby anschließend auf deinem Bauch einschlafen lassen.) lass das Baby oft aufstoßen. vermeide den Gebrauch von künstlichen Saugern und Schnuller. Mit dem Schnuller lässt sich ein Baby vielleicht hinhalten, aber es bleibt hungrig. Die Milch wird dann um so mehr mit Macht herausschießen, vor allem je mehr das ausgehungerte Baby kräftig saugen wird Versuche überhaupt einmal verschiedene Stillpositionen, möglicherweise gefällt deinem Baby die von dir bevorzugte Haltung nicht. Zusätzlich ist es ein guter Gedanke, dass Du dich an eine Kollegin vor Ort wendest, die dich und dein Kind im Gegensatz zu mir sehen kann und damit sehr viel gezielter beraten kann. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 25.01.2016



Antwort auf: Unzufrieden nach Stillen: nicht satt? Bauchweh? Regulationsstörung?

Na huch. Vielen Dank für die schnelle Reaktion, aber genau dasselbe habe ich schon einmal hier gelesen. Es liegt nicht am Milchspendereflex. Das konnte ausgeschlossen werden. Wenn ihm ihm die leerere Brust gebe, weint er noch mehr. Erst bei der volleren beruhigt er sich (wenn es endlich fließt). Also ist es doch die Milch, die er will. Außerdem hatte ich wie bereits erwähnt eine Stillberaterin zu Hause. Sie sagt, er würde ganz kompetent trinken. Außerdem meckert er nur, wenn er nicht frisch ausgeschlafen ist. Als würde ihn was stören. Daher tippe ich auch auf ein Problem bei der Verarbeitung. Denn anscheinend sei er ja gesund. Komisch ist nur, dass es eher schlimmer wird und nicht besser. Was mich noch so verunsichert hat: eine stillprobe mit fast 3 Monaten (6kg Gewicht) hat nach 2,5h nur 90 ml trinken ergeben. Mehr hat er einfach nicht hingekriegt. Ich habe nach wie vor das Gefühl, dass er ständig Milch will. Warum auch immer. Um sich zu beruhigen oder satt zu werden. Er bekommt es dann einfach nicht richtig hin, auch wenn die Brust definitiv nicht leer ist :( :( Er stillt sich nicht richtig.

von TheRedPomelo am 25.01.2016, 13:33



Antwort auf: Unzufrieden nach Stillen: nicht satt? Bauchweh? Regulationsstörung?

Liebe TheRedPomelo, und ich denke eben doch, dass dein Baby nicht korrekt und effektiv trinkt, sondern eher nuckelt. Der Milchspendereflex setzt mehrmals ein und dein Kind scheint ihn nicht immer auslösen zu können und weint dann. Sonst würde es auch größere Mengen trinken. Bitte lass noch einmal überprüfen, ob dein Kind korrekt saugt und lass Schnuller und Flaschen weg. In leichteren Fällen ist das wirklich die Lösung! Biggi

von Biggi Welter am 25.01.2016



Antwort auf: Unzufrieden nach Stillen: nicht satt? Bauchweh? Regulationsstörung?

Liebe Frau Welter, so kommt es mir leider auch vor. Aber die Stillberaterin war ja da und konnte / wollte mir diesbezüglich nicht weiterhelfen. Das Gewicht sei so gut usw (furchtbar, dass viele nur auf das Gewicht schauen). Das Verhalten hat sich bei ihm eigentlich zu einer Zeit gezeigt, als er keinen Schnuller und keine Flasche bekam. Das verwundert uns eben so sehr. Er nahm nämlich keinen Schnuller. Den haben wir erst eingeführt nach Anraten mehrerer Leute (Ärzte, kinderkrankenschwester). Ich bin fest davon überzeugt, dass er es zum Teil einfach nicht hinkriegt. Warum auch immer. Wie kann man das denn jetzt noch ab- bzw. trainieren? Gibt es noch andere Gründe, warum das Saugen für ihn so schwierig sein könnte? Er ist besonders in den ersten 3 Monaten auch fast immer dabei eingeschlafen. Als sei es ihm zu anstrengend. Nachts klappt es ja eigentlich ganz gut, aber da trinkt (braucht?) er auch nicht so viel. Ich werd noch wahnsinnig. Er sei halt "schwierig", aber ich werde das Gefühl einfach nicht los, dass da mehr dahinter ist. Müsste ich nicht auch eine enorme Milchbildung haben, so oft wie er ran geht?

von TheRedPomelo am 25.01.2016, 23:32



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