Sehr geehrte Frau Welter,
meine Tochter, Amélia, ist seit etwas mehr als einer Woche wieder sehr unruhig und unausgeglichen. Sie quengelt den ganzen Tag, schläft nachts kaum, wird ständig wach und quengelt dann ebenfalls. Die Folge ist, dass sie tagsüber sehr übermüdet ist, was den Kreislauf von neuem beginnen lässt.
Zudem reagiert sie wieder stark auf Blähungen und wir haben das Gefühl, dass sie Bauchschmerzen haben könnte. Die Phase hatten wir schon mal, was sich allerdings nach etwa 3 Monaten deutlich verbesserte. Sab Simplex, Kümmelzäpfchen, Lefax etc. blieben ohne (spürbare) Wirkung. So lässt sie sich häufig nur mit Stillen beruhigen.
Seit dem 3 Monat etwa dreht sie sich allein auf dem Bauch und schläft nachts auch auf dem Bauch. Sie wird gestillt und wird zugefüttert (Pre von Hipp).
Wir sind mit unserem Latein am Ende. Ist das ein Phänomen, was man in der Praxis häufiger beobachtet, oder ist das eher untypisch? In der U4-Untersuchung vor etwa 3-4 Wochen wurde auch eine Sono des Abdomens gemacht, die unauffällig war. Sie trinkt normal und hat etwa alle 4 Tage Stuhlgang.
Wir freuen uns über Ihre Rückmeldung.
Freundliche Grüße,
Marco Matthes
von
MarcoM
am 24.08.2016, 14:47
Antwort auf:
Tochter (*04.04.2016) lässt sich nur mit Stillen beruhigen
Lieber Marco Matthes,
es ist leider ziemlich normal, wenn ein Baby in diesem Alter so schlecht schläft.
Als Eltern glauben und hoffen wir immer auf eine lineare Weiterentwicklung der Fähigkeiten unserer Kinder. Beim Schlafverhalten können wir jedoch nicht davon ausgehen, dass die Entwicklung kontinuierlich verläuft, im Gegenteil, relativ viele Babys schlafen mit vier Monaten deutlich länger und anhaltender als mit sieben oder zehn Monaten.
Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ...
Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet.
Ein Baby muss eine gewisse Reife erreichen, um längere Zeit schlafen zu können. Wann dieser Zeitpunkt erreicht wird, ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Eine Flasche mit künstlicher
Säuglingsnahrung (oder ein Abendbrei) verbessern das Schlafverhalten nicht (das wurde in
Studien nachgewiesen). Es gibt nicht wenige Kinder, die dann sogar noch weniger schlafen. Auch wenn das Kind am Tag viel isst, schläft es nicht besser, denn es wacht ja nicht nur wegen dem Hunger auf, sondern sucht Nähe und Geborgenheit! Du brauchst also keine Angst zu haben, dass deine Milch nicht nahrhaft genug ist.
Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt dir in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten.
Wenn Sie gerne lesen und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich Ihnen wärmstens „Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Sie im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen können.
Sehr empfehlenswert ist auch von Sibylle Lüpold das Buch: "Ich will bei euch schlafen - Ruhige Nächte für Eltern und Kinder." Von ihr ist auch die Broschüre "Kinder brauchen uns auch nachts", in der 20 namhafte Experten wie Dr. William Sears, Prof. Dr. Gerald Hüther und Prof. Dr. Remo Largo gute Argumente liefern , weshalb von der Anwendung eines Schlaftrainings, wie zum Beispiel der Ferber-Methode, abzuraten ist.
http://www.fuerkinder.org/files/broschre_kinder_brauchen_uns_auch_nachts_de.pdf
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 24.08.2016