Frage: Stillversuch beim 4ten Kind wagen?

Hallo liebe Experten! Ich stehe zur Zeit kurz vor der Geburt unseres 4ten Wunschkindes. Meinen ältesten Sohn ( 8 ) habe ich voll gestillt und dies auch sehr genossen und geliebt. Bei meiner großen Tochter ( 4 ) hat das Stillen krankheitsbedingt nicht geklappt, was mich sehr traurig machte. Für Tochter Nr. 2 (2) fest Vorgehabt, leider entwickelte sich das Stillen zum ganz großen Frust :-( Der hektische Alltag hat die kleine an der Brust nicht zur Ruhe kommen lassen, sie wurde immer unzufriedener und verweigerte die Brust schließlich ganz. Ich mache mir nun Gedanken , demnächst kommt unser Sohn auf die Welt, ich bin unsicher , ob ich es gleich von Anfang an mit dem Stillen lasse. Das wäre für mich ganz schlimm, ich habe es so geliebt , diese verbundenen Momente mit meinem Großen, wenn er anlag. Aber was, wenn es wieder so schief geht ? Ich möchte dem kleinen und auch mir diesen Frust ersparen. Meine Überlegung war nun : Klappt eventuell so etwas wie "Teilzeitstillen" Klingt jetzt seltsam, aber mein Wunschdenken ist gerade, feste Stillzeiten zu haben, zB Abends , wenn es im Haus friedlich wird, über die Nacht und Morgens eine Frühstückrunde..... Dann über Tag abgepumpte Milch per Flasche ... Kann das funktionieren? Oder bringe ich mein Kind dann nur total durcheinander?? Ich entschuldige mich für diesen langen Text und hoffe, Sie können mir ein paar Ratschläge geben :-) Herzliche Grüße

von Sannysteve am 13.06.2016, 11:33



Antwort auf: Stillversuch beim 4ten Kind wagen?

Liebe Sannysteve, Sie kennen sicher die berühmte Frage an Radio Eriwan, die immer beginnt mit "Ist es möglich" und auf die die Antwort folgt "Im Prinzip ja, aber ..." So ist es auch mit der Antwort auf Ihre Frage: Theoretisch ist es möglich von Anfang an Zwiemilch zu ernähren, doch in der Praxis läuft es fast immer auf ein sehr rasches Ende einer (meist problematischen) Stillzeit hinaus. Jeder Tropfen Muttermilch, den Ihr Baby bekommen kann, ist wertvoll für Ihr Kind. Deshalb ist es immer sinnvoll zu stillen, auch wenn es nur eine kurze Zeit sein sollte. Ich würde es also auf alle Fälle probieren und alles in Ruhe auf mich zukommen lassen. In den ersten Tagen sollten Sie wirklich nur stillen und keine Flasche geben, damit das Baby lernt, korrekt und effektiv zu trinken. Wenn sich alles eingespielt hat, kann es durchaus klappen, wenn Sie Flasche und Brust kombinieren! Ganz kurz kann man die wichtigsten Punkte für den Grundstein einer erfolgreichen Stillbeziehung auf die folgenden Schlagworte zusammenfassen: Bald stillen oft stillen uneingeschränkt stillen keine Flüssigkeit oder andere Nahrung dazugeben außer bei medizinisch begründeten Fällen. Das Baby sollte so bald wie möglich nach der Geburt zum ersten Mal angelegt werden und dann jederzeit und ohne zeitliche Einschränkung an die Brust dürfen, wenn es das will. Bei eher schläfrigen Kindern oder Babys mit verstärkter Neugeborenengelbsucht muss die Mutter unter Umständen den Takt angeben und dafür sorgen, dass das Kind mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an der Brust trinkt. Tee, Glukoselösung oder Wasser sind überflüssig und vor allem bei einer eventuell verstärkten Neugeborenengelbsucht sogar kontraproduktiv. Das Bilirubin (der gelbe Farbstoff, der für die Gelbfärbung der Haut bei der Neugeborenengelbsucht verantwortlich ist) wird nur zu zwei Prozent über den Urin ausgeschieden, der Rest wird durch den Darm ausgeschieden. Daher ist es unsinnig, die Gelbsucht "ausschwemmen" zu wollen. Wichtig ist, dass der Darm mit Nahrung versorgt wird und die Verdauung angeregt wird, das Mekonium möglichst rasch ausgeschieden wird. Das Kolostrum, die wichtige erste Milch wirkt abführend und begünstigt damit die Ausscheidung des Bilirubins. Der Organismus eines Neugeborenen ist auf viele, kleine Mahlzeiten eingestellt. Sein Magen hat etwa die Größe eines Teebeutels. Kleine Mengen an Muttermilch sind also absolut richtig und in Ordnung. Wichtig ist, dass Ihr Baby ab dem zweiten, dritten Tag mindestens drei bis vier Darmentleerungen hat und ausreichend Urin ausscheidet. Eine Gewichtsabnahme von etwa sieben Prozent des Geburtsgewichtes innerhalb der ersten Tage ist normal, bis zehn Prozent sind bei einem ansonsten gesunden Kind tolerierbar. Spätestens mit drei Wochen sollte Ihr Baby sein Geburtsgewicht wieder erreicht haben. Milchbildungstee ist nicht notwendig und es hat keinen Sinn ihn bereits während der Schwangerschaft zu trinken. Wenn überhaupt Milchbildungstee getrunken wird, dann bitte auch nicht mehr als höchstens zwei bis drei Tassen täglich, da mehr zu Bauchproblemen beim Kind führen kann. Wunden Brustwarzen und anderen Stillproblemen können Sie am besten dadurch vorbeugen, dass Sie sich informieren. Wunde Brustwarzen entstehen in über 80 % der Fälle durch falsches Anlegen oder Ansaugen. Es ist extrem wichtig, korrekt anzulegen, nicht nur um wunde Brustwarzen zu vermeiden, sondern auch, damit die Brust gut stimuliert und richtig entleert wird und so die Milchbildung gut in Gang kommt bzw. aufrecht erhalten wird. Deshalb ist es entscheidend, dass Sie sich möglichst gut über das Stillen und die grundlegenden Dinge wie korrektes Anlegen und Ansaugen, das Prinzip von Angebot und Nachfrage, Stillen nach Bedarf usw. informieren. Nochmals: Ganz wichtig ist dass Sie wissen, wie korrekt angelegt ist und woran Sie erkennen, dass das Baby richtig ansaugt und effektiv an der Brust trinkt. Hierzu bietet sich neben dem Lesen der entsprechenden Literatur (z.B. "Stillen Rat und praktische Hilfe für alle Phasen der Stillzeit" von Marta Guoth Gumberger und Elizabeth Hormann, "Das Handbuch für die stillende Mutter" von der La Leche Liga, "Stillen einfach nur stillen" von Gwen Gotsch, das erste bekommen Sie im Buchhandel, die beiden letzteren im Buchhandel, bei der La Leche Liga oder jeder LLL Stillberaterin) der Besuch einer Stillgruppe an. In einer Stillgruppe treffen Sie nicht nur andere stillende Mütter, sondern Sie lernen auch gleich eine kompetente Ansprechpartnerin kennen, für den Fall, dass es nach der Geburt zu Stillproblemen kommen sollte. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus. Erkundigen Sie sich auch einmal, vielleicht gibt es in Ihrer Nähe ein stillfreundliches Krankenhaus, dort verläuft der Start der Stillbeziehung oft sehr viel besser und es gibt echte und gute Unterstützung nach der Geburt. Ich wünsche Ihnen schöne restliche Schwangerschaftswochen, eine gute Geburt und eine problemlose und schöne Stillzeit. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 13.06.2016



Antwort auf: Stillversuch beim 4ten Kind wagen?

Hallo, Stillen und Flasche ist eine Lösung, die inzwischen viele Mütter praktizieren, man nennt es Zwiemilch-Ernährung. Ich habe mal diesen schönen Artikel zum Thema gelesen, schau mal: http://www.urbia.de/magazin/baby/stillen-und-ernaehrung/stillen-und-flasche---geht-das LG

von Bonnie am 13.06.2016, 11:43