Hallo,
meine Tochter ist am Mittwoch 12 Wochen alt. Nach ihrer Geburt hat sie viel abgenommen, weil sie nicht kräftig genug gesaugt hat und sich auch nicht sehr oft zum Trinken gemeldet hat. Zusammen mit meiner Hebamme habe ich schließlich die Milchproduktion anregen können und seitdem nimmt sie im Durchschnitt knapp 26g pro Tag zu. Allerdings finde ich ihr Stillverhalten etwas seltsam. Oft ist sie sehr unruhig, zappelt viel, geht ran und wieder ab und so weiter. Es kommt auch vor, dass sie so schreit, dass sie gar nicht erst ran geht und ich sie erst eine halbe Stunde schlafen lassen muss. Dann klappt es in der Regel ganz gut. Nur selten kommt sie von allein, sodass ich sie nach etwa drei Stunden einfach anlege. Dann trinkt sie für nicht mal 10 Minuten und ist dann zufrieden. Sie schläft recht viel, ist in ihren Wachphasen dann aber aufmerksam und lacht ganz viel.
Alles in allem macht sie für mich einen gesunden Eindruck. Nur im Vergleich zu ihrer großen Schwester habe ich das Gefühl, dass sie zu viel schläft und zu wenig trinkt. (Sie schläft drei Stunden und ist dann max. eine halbe Stunde wach.) Weil ich mir Sorgen gemacht habe, ob sie auch genug Flüssigkeit bekommt, habe ich die Windeln gewogen und bin inklusive einer Stuhlwindel auf eine Differenz von gerade mal 430g gekommen. Ist das noch im Rahmen? Sie sollte doch mindestens 460ml pullern ohne Stuhl?!
Wie kann ich sie zu mehr trinken animieren? Muss ich das überhaupt? Sie wirkt als wäre sie einfach satt und nuckeln zur Beruhigung scheint sie nicht zu wollen. Und woher weiß ich, ob meine Milch reicht? Da ich ständig auslaufe, sollte ja eigentlich genug mich da sein, oder?
Vielen Dank für euren Rat.
Liebe Grüße
Yvette
von
Yvette
am 18.04.2016, 08:49
Antwort auf:
Stillverhalten und Urinmenge noch ok?
Liebe Yvette,
auf Anhieb gibt es mehrere mögliche Ursachen für das Verhalten deines Babys. Zum einen erlebt dein Kind jetzt seine Umwelt immer bewusster und muss daher die Ereignisse des Tages verarbeiten. Das bedeutet für manche der kleinen Menschlein, dass sie sehr unruhig sind, weinen und an der Brust ebenfalls unruhig sind.
Hier hilft es, die Tage möglichst ruhig verlaufen zu lassen, den Abend sanft ausklingen zu lassen und dem Kind Nähe, Ruhe und Halt zu geben. Keine hektischen Versuche mit immer neuen Ideen das Kind zur Ruhe zu bringen, sondern so wenig „Action" wie möglich. Den Raum abdunkeln, beruhigend mit dem Baby sprechen oder ihm etwas leise vorsingen.
Besonders unruhige Babys, die sich an der Brust steif machen und nach hinten überstrecken, können auch gebündelt werden. Beim Bündeln wird das Baby gut in eine Decke eingewickelt, so dass seine Schultern nach vorne geneigt und die Arme unterhalb der Brust gekreuzt sind. So kann es den Kopf nicht zurückwerfen. Bei manchen Babys bewährt es sich, wenn die Decke unten offen bleibt, so dass die Füße frei bleiben. Wenn ein Kind auf diese Weise eingepackt ist, sieht es wie ein „C" aus, mit dem Kinn auf der Brust und angezogenen Beinchen.
Häufig reicht diese Maßnahme aus, das Baby zu beruhigen und es trinkt dann besser an der Brust. Manche Babys brauchen Halt im wahrsten Sinne des Wortes um weniger zappelig zu sein.
Als nächstes kannst Du einmal eine Stillzeit ganz genau beobachten.
Verschluckt sich dein Baby sehr leicht? Hast Du den Eindruck, dass die Milch sehr rasch aus deiner Brust fließt? Fließt deinem Kind Milch aus den Mundwinkeln, weil es beim Schlucken nicht nachkommt?
Wenn Du die obigen Fragen mit „Ja" beantworten kannst, dann könnte es sein, dass Du einen sehr starken Milchspendereflex hast und dein Baby mit der plötzlich in großer Menge fließenden Milch nicht zurechtkommt.
Bei einem sehr starken Milchspendereflex hat es sich bewährt, das Baby von der Brust zu nehmen sobald die Milch zu fließen beginnt (leg dir eine Windel zum Auffangen der Milch hin und vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und erst nach ein bis zwei Minuten weiter zu stillen, wenn der Milchfluss etwas nachlässt. Eine weitere Möglichkeit ist das „Berg auf Stillen". Dazu hältst Du dein Baby so, dass sein Kopf, Nacken und Hals höher liegen als Deine Brustwarze. Beim Stillen mit dem Rückengriff lehnst Du dich dabei nach hinten, beim Wiegengriff stützt Du dein Baby von unten mit zwei Kissen in deinem Schoß und lehnst dich, möglichst in einem bequemen Sessel sitzend, zurück.
Weitere Möglichkeiten einem starken Milchspendereflex zu begegnen sind:
erhöhe die Häufigkeit der Stillmahlzeiten. Dadurch verringert sich die Menge der gestauten Milch und damit die Milchmenge, die während des Milchspendereflexes freigegeben wird. Wenn Du die Abstände zwischen den Stillmahlzeiten vergrößerst, verschlimmert sich das Problem noch weiter.
biete nur eine Brust pro Mahlzeit an. Diese Vorgehensweise kann durchaus hilfreich sein, obwohl es nicht zu dem passt, was üblicherweise gesagt wird. Aber das Ziel ist es die Brust weniger zu stimulieren. Wenn dein Baby quengelt und oft trinken möchte, kann es nötig sein, dass Du ihm mehrere Male dieselbe Brust über einen Zeitraum von zwei bis drei Stunden anbietest, bevor Du die Seite wechselst. Wenn sich die zweite Brust zwischendrin zu voll anfühlt oder spannt, solltest Du gerade so viel Milch ausstreichen, dass Du dich wohlfühlst, um die Milchproduktion nicht zu sehr anzuregen.
stille dein Baby wenn es gerade wach geworden ist. Es wird dann eventuell nicht so stark saugen, wie wenn es richtig wach und hungrig ist. Wenn das Baby weniger intensiv saugt, ist häufig auch der Milchspendereflex weniger stark.
versuche verschiedene Stillpositionen (auch das oben beschriebene Berg auf Stillen) Eventuell kann dein Baby auch schon an deiner Brust trinken während es auf deinem Bauch liegt. So könntest Du dann im Liegen stillen und das Baby anschließend auf deinem Bauch einschlafen lassen.)
lass das Baby oft aufstoßen.
vermeide den Gebrauch von künstlichen Saugern und Schnuller. Mit dem Schnuller lässt sich ein Baby vielleicht hinhalten, aber es bleibt hungrig. Die Milch wird dann um so mehr mit Macht herausschießen, vor allem je mehr das ausgehungerte Baby kräftig saugen wird
Versuche überhaupt einmal verschiedene Stillpositionen, möglicherweise gefällt deinem Baby die von dir bevorzugte Haltung nicht.
Zusätzlich ist es ein guter Gedanke, dass Du dich an eine Kollegin vor Ort wendest, die dich und dein Kind im Gegensatz zu mir sehen kann und damit sehr viel gezielter beraten kann.
Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 18.04.2016
Antwort auf:
Stillverhalten und Urinmenge noch ok?
Liebe Biggi,
Danke für deine schnelle Antwort. Da die Milch bei mir oft richtig raus spritzt, ist der starke Milchspendereflex bestimmt wirklich der Grund für die Unruhe. Aber wie sieht es denn mit den Zahlen aus? 26g Zunahme pro Tag im Schnitt und 430ml Urin inkl. Stuhl in 24 Stunden. Ist das noch ok oder zu wenig? Sollte ich darauf achten, dass meine Maus mehr trinkt oder reichen ihr die kurzen Stillmahlzeiten aus? Schnuller und Flasche lehnt sie übrigens komplett ab. Selbst meinen Finger nimmt sie nicht.
LG
von
Yvette
am 18.04.2016, 11:17
Antwort auf:
Stillverhalten und Urinmenge noch ok?
Liebe Yvette,
die durchschnittliche Gewichtszunahme bei einem gestillten Baby beträgt in den ersten drei bis vier Monaten 150 bis 227 Gramm pro Woche, bei
einem vier bis sechs Monate alten Stillkind beträgt sie noch 85 bis 142 Gramm wöchentlich. Das durchschnittliche Längenwachstum
bewegt sich bei etwa 1,27 cm pro Monat, und die Zunahme des Kopfumfangs liegt bei etwa 6,4 mm monatlich.
Achte einmal auf die folgenden Anzeichen bei deinem Baby:
• mindestens fünf bis sechs nasse Wegwerfwindeln hat (um zu sehen wie nass „nass" ist, kannst Du sechs Esslöffel Wasser auf eine trockene Windel geben). Diese Regel gilt aber nur für voll gestillte Kinder, das heißt das Baby bekommt nichts außer Muttermilch (kein Wasser, Tee, Saft usw.).
• in den ersten sechs Wochen täglich mindestens zwei bis vier Stuhlentleerungen (später sind seltenere Darmentleerungen normal)
• eine gute Hautfarbe und eine feste Haut,
• Wachstum in die Länge und Zunahme des Kopfumfangs
• ein aufmerksames und lebhaftes Verhalten des Babys in den Wachphasen.
Wenn alle diese Punkte erfüllt sind, kannst Du davon ausgehen, dass dein Baby auch satt wird.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 18.04.2016