Frage: Stillrhythmus nachts?

Hallo, ich bräuchte bitte mal eure Meinung zum Stillrhythmus (vor allem nachts), da ich recht unsicher bin. Olivia wird morgen 3 Monate alt, wird voll gestillt und nimmt keinen Schnuller. Bisher waren die Stillabstände tagsüber und nachts recht unterschiedlich von 1,5 bis 5 Std. war alles möglich. Seit ca. 7 Tagen hat sich nun tagsüber ein Rhythmus von 4 Std eingependelt, dh. sie wird um 11.00 um 15.00 und um 19.00 Uhr gestillt. Danach noch kurz spielen, dann Massage, umziehen und ins Bett. Olivia schläft im Beistellbett, meist nach der 1. od. 2. Nachtmahlzeit bleibt sie dann bei mir liegen, weils für mich bequemer (und schöner) ist...wir genießen dann das kuscheln in vollen Zügen. Olivia schläft sehr schlecht ein - auch tagsüber! Jedesmal Monstergebrüll mehr od. weniger lang (variiert zw. 5 und 45 Minuten) und unabhängig davon, wohin ich sie lege (schreit auch einige Minuten im Mei Tai vorm Einschlafen). Anmerkung: die ersten 6 Lebenswochen konnte sie tagsüber gar nicht abgelegt werden, wollte nur getragen werden und hat ganz intensiv meine Körpernähe gesucht - was sie natürlich auch bekommen hat, alles andere wäre für mich nicht vorstellbar, obwohl es eine seeehr anstrengende Zeit war! Abends lege ich sie nun bereits seit ca. 5 Wochen wach ins Bett, bleibe noch neben ihr sitzen und höre ihr beim Weinen zu, beruhige sie durch schaukeln und leises "ssscht", irgendwann hört sie auf, greift sich ihr Kuscheltier und macht dann ganz ruhig die Augen zu und schläft ein. Dann schafft sie meist einen längeren Abstand (zw. 4 und 5 Std.), aber danach kommt sie echt oft im 2-Stunden-Takt (manchmal noch kürzer). Ich bin mir total unsicher, weil oft trinkt sie dann voll gierig, häufig trinkt sie nur an einer Seite und schläft dann, manchmal nuckelt sie sich nur in den Schlaf....Fakt ist, sie schläft dann schnell (ohne weinen!!!) wieder ein und auch ich schlafe meist beim Stillen wieder ein. In der Früh wird sie so ca. um 7.00 Uhr nochmal gestillt, danach schläft sie richtig tief und fest - nicht selten bis 10.30 od. noch länger. Kann es sein, dass sie tagsüber zuwenig Milch bekommt und sich in der Nacht mehr holt? Oder lege ich sie vielleicht in der Nacht (weil ich müde bin und auch wieder schlafen will) zu früh an, ohne dass sie richtig Hunger hat - und gewöhne ich ihr dadurch nicht erst einen kurzen Rhythmus an?? Wieso schafft sie tagsüber locker diesen 4 Std. Rhythmus (den sie beibehält, ich stille sobald ich Hungeranzeichen merke), nachts aber oft nicht annähernd? Soll ich sie morgens zu einer fixen Zeit aufwecken, um in einen geregelten Tagesrhythmus zu finden bzw. dass sie tagsüber nicht so viel schläft? (wobei sie den restl. Tag eher nur kurze Nickerchen von ca. 30 Minuten macht, manchmal schläft sie allerdings im Mei Tai 2 Std. tief und fest). Blöd ist halt auch, dass ich nachts so verschlafen bin, dass ich mir die Zeiten meist nicht merke und dann in der Früh oft nicht sicher weiß, wie oft und wann ich gestillt habe....ups, das ist jetzt ganz schön lange geworden....ich hoffe auf zahlreiche Tipps bzw. Meinungen ob bzw. was man optimieren könnte! Vielen Dank!!

von Pippi81 am 30.07.2014, 13:25



Antwort auf: Stillrhythmus nachts?

Liebe Pippi81, dein Kind hat kein Schlafproblem, fast alle Kinder wachen in diesem Alter nachts noch mehrmals auf! Die Kinder beginnen die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Ich bin überzeugt, dass bis auf die wenigen Ausnahmen, die extrem „pflegeleichte" Kinder haben jede Mutter diesen Punkt kennt, an dem Du jetzt bist. Die Zweifel nagen und die Frage stellt sich „Will mein Kind mich nicht doch manipulieren?" „Wird es je anders werden?" Da es nicht nur jede Menge Menschen gibt, die der Meinung sind, dass ein Kind möglichst früh lernen muss „was Sache ist", sondern auch Bücher, die ein Kind vom ersten Lebenstag an als Wesen hinstellen, das nur darauf aus ist, mit den Eltern und ihren Bedürfnissen in Konflikt zu treten, ist es nur zu verständlich, dass sich alle Eltern, die nicht diesem Strom folgen, sondern einen anderen Weg im Umgang mit ihren Kindern suchen, in Zeiten besonderer Erschöpfung oder einfach dann, wenn auch noch andere Dinge das Nervenkostüm sehr dünn werden lassen, nachdenklich werden: ist unser Weg wirklich gut oder ziehe ich mir einen Tyrannen heran? Als dreifache Mutter von ebenfalls keineswegs immer „pflegeleichten" Kindern, kenne ich diese Gedanken nur zu gut. Doch inzwischen, wo mein ältester Sohn bereits ein junger Erwachsener ist, bin ich froh, nie auf die „andere Seite" übergelaufen zu sein. Ich bin überzeugt, dass der Weg, das Kind zu achten und auf seine Bedürfnisse einzugehen, richtig ist und das nicht nur, wenn ich mir meinen Großen anschaue (und mal wieder froh bin, dass er ungefragt dafür sorgt, dass die Blumen, die ich vergessen habe, gegossen werden, dass er den Streit zwischen den Kleineren schlichtet, ihnen etwas zu essen macht, weil Mutter am PC sitzt und unzählige Stillberatungen schreibt oder plötzlich mit einer Tasse Kaffee neben mir steht, weil „Du ihn jetzt sicher brauchen kannst"), sondern auch wenn ich andere Kinder und Jugendliche erlebe, die in ähnlicher Weise erzogen wurden und ebenfalls fröhliche und in sich ruhende Menschen sind. Sicher gibt es auch in unserer Familie Konflikte und auch unser Sohn hatte Pubertätskrisen, doch bis jetzt konnte ich immer auf ein festes Fundament unserer Beziehung vertrauen, das uns durch alle Krisen getragen hat und von dem ich mir wünsche, dass es weiter bestehen wird, auch wenn alle meine Kinder erwachsen sind. Ich schreibe das jetzt deshalb so detailliert, weil es mir ungemein geholfen hat, die älteren Kinder und Jugendlichen in den Familien von anderen LLL Stillberaterinnen zu erleben, als ich das Gefühl hatte, dass meine Kinder mich zuviel fordern und ich jetzt endlich auch mal wieder jede Nacht oder zumindest jede zweite schlafen will. Die Art, wie ein 16jähriger bei einem LLL Regionaltreffen liebevoll ein völlig außer sich geratenes kleines Geschwisterkind in den Arm nahm und beruhigte, werde ich nie vergessen, obwohl es schon Jahre her ist. Für mich, war es damals ein ungeheures Erlebnis, einen Teenager zu sehen, für den es selbstverständlich war, so einen Umgang mit seinen kleinen Geschwistern zu pflegen und heute höre ich manchmal von anderen Müttern „toll, wie euer Großer das macht". Auch hat es mir enorm geholfen, zu sehen, dass die Mütter von diesen Kindern keineswegs total aufgearbeitet und verbraucht aussehen, im Gegenteil. Es ist schwer, müde zu sein und jede Nacht x Male aufzuwachen, weil das Kind mich braucht und ich hätte zeitweise sehr viel dafür gegeben nur einmal einfach weiterschlafen zu können und am nächsten Tag nicht vor einem Berg unerledigter (Haus)Arbeit zu stehen. Doch es hat sich gelohnt, den Haushalt zurückzuschrauben, mir Nischen zu suchen, in denen ich auftanken konnte (sowohl körperlich als auch emotional) und zu akzeptieren, dass meine Kinder keine kleinen Roboter sind, die auf das Durchschlafen (o.a.) „programmiert" werden können. Überlege dir einmal zu einem Stillgruppentreffen zu gehen und tausch dich dort mit den anderen Müttern aus. Vielleicht hast Du sogar das Glück so wie ich vor Jahren, dass Du dort Mütter oder eine Stillberaterin kennen lernst, die bereits ältere Kinder haben und Du kannst miterleben, dass es sich lohnt noch etwas durchzuhalten. LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 30.07.2014



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