Liebes Team,
erstmal ein dickes Lob. Ihr gebt immer ganz tolle Antworten und euer Forum hat mir schon in einigen Krisen in der Schwangerschaft und dannach neuen Mut gemacht. Vorallem die Antworten im Bereich von Stillen haben mir sehr geholfen. Weiter so.
Liebe Biggi,
was bisher geschah:
meine Kleine ist jetzt 10 Monate, ein sehr fröhliches, gesundes, entspanntes Kind. Sie wurde bis zum 6. Monat voll gestillt und wollte seit Geburt sehr häufig an die Brust (tagsüber alle 2,5 Stunden, nachts alle 1,5 Stunden). Sie trank immer schon häufig, aber nur kurz (5 Minuten circa pro Stillen). Nuckeln tut sie fast nie, sie hat schon immer Hunger, Körperlich ist sie sehr weit, geht schon an der Hand, krabbelt flink und hat "Hummeln im Popo". Ich habe das Stillen bisher geliebt.
Jetzt hat sich seither kaum was geändert.
Jule will nach wie vor am liebsten an die Brust. Ich stille sie in der Regel 12 mal in 24 Stunden, in Phasen eines Wachstumsschubs oder Krankheit auch mal 18 mal. Meine Freude am Stillen weicht gerade dem "Angenervtsein". Jule nimmt keinen Brei, Flasche mit Premilch nur wenige Schlücke. Jule isst vom Familientisch begeistert mit. Allerdings ist das eher ein Probieren. Sie findet alles interessant, probiert und macht einige Happen, aber satt essen will sie sich dann an der Brust. Nachts stillt sie sich auch ab 21.30 Uhr bis 1 Uhr alle halbe Stunde bis Stunde. Ich habe überhaupt keine Minute für mich abends (Sie schläft im Familienbett). Zudem gibt es da ja noch meine 5 Jährige Tochter. Ich habe derzeit niemanden, der das Füttern übernehmen kann. Wenn ich weg bin, das haben wir ausprobiert, verzichtet sie einfach auf Nahrungsaufnahme, gerne auch mal 6 Stunden oder länger.
Ich fühl mich durch das viele Stillen zu sehr "vereinnahmt". Ich möchte noch nicht abstillen, aber so viel Stillerei will ich nicht mehr stemmen. Vorallem nachts fehlt mir der Schlaf. Ich würde gerne nur noch 6 mal stillen, zB.
Ps. Jule hat noch keinen Zahn.
Meine Frage, liebe Biggi:
was kann ich tun, dass ich die Stillmahlzeiten reduziere?
Über einen Tipp wäre ich dankbar.
von
Ramsauer3
am 04.08.2016, 15:33
Antwort auf:
Stillmenge reduzieren bei einem Baby von 10 Monaten
Liebe Ramsauer3,
vielen Dank für das nette Lob :-).
Oh ja, wir kennen das so gut - du bist nicht allein mit diesen Gedanken und Gefühlen. Ich glaube, fast jede Mutter, die ihr Baby länger als ein paar Wochen gestillt hat, war schon einmal an diesem Punkt!!
Es ist völlig normal, dass du dich ausgepowert fühlst, und du stehst damit nicht allein da!
Viele Frauen erleben zwischendurch eine Phase der Stillmüdigkeit. Sie wünschen sich wieder mehr Freiraum für sich und auch wieder mehr Verfügungsrecht über ihren Körper. Dieses Gefühl kennt vermutlich jede Frau, die längere Zeit stillt. Doch das ist letztlich nicht wirklich etwas, was sich durch Abstillen erreichen ließe, denn es ist nicht wirklich so, dass das Stillen die Frau "anbindet" und müde macht, sondern es ist die Mutterschaft. Wir alle haben irgendwann oder immer wieder einmal Sehnsucht nach dem Leben v.K. (= vor dem Kind) als "Mama noch eine Frau war".
Muttersein ist einer der härtesten und anstrengendsten Berufe der Welt ist, der sieben Tage die Woche und 52 Wochen im Jahr einen 24 Stunden Dienst ohne Urlaubsanspruch und Krankschreiben bedeutet. Und an dieser Tatsache ändert sich nichts, ob frau nun stillt oder nicht.
Dein Kind wird durch längere Stillpausen nicht auf einmal besser schlafen, sondern Du musst es auf andere Weise beruhigen, was noch viel mehr Stress bedeutet.
Ich kann dir leider auch kein Datum sagen, denn unsere Kinder sind völlig verschieden. Manche schlafen mit 12 Monaten durch, andere brauchen zwei Jahre und länger.
Versuche doch einmal einen anderen Weg: Gönne dir selbst in dieser anstrengenden Zeit so viel Ruhe wie möglich. Jetzt ist nicht die Zeit für blitzende Fußböden und spiegelnde Fenster. Lass den Haushalt auf Sparflamme laufen. Wenn die Fenster erst in einem halben Jahr wieder geputzt werden, dann schadet das niemandem und Tiefkühlgemüse ist nicht so schlecht und muss nicht geputzt werden. Nicht alles muss gebügelt werden. Mach den Tragetest. Bügele etwas und trage es für zehn Minuten. Das nächste Mal bügelst Du es nicht und trägst es für zehn Minuten. Dann vergleichst Du: ist der Unterschied nach der kurzen Tragezeit wirklich so deutlich, dass das Bügeln sich gelohnt hat? Viel Bügelarbeit lässt sich sparen, wenn die Wäsche sorgfältig aufgehängt wurde bzw. nicht lange im Trockner liegen bleibt, wenn der Trockner fertig ist.
Es ist nicht viel mehr Arbeit, die doppelte Menge von zum Beispiel Nudelsauce zu kochen. Du kannst dann eine Hälfte einfrieren und hast damit schnell eine Mahlzeit, wenn ein Tag mal wieder sehr hektisch war.
Versuche dir am Tag Freiraum für dich zu schaffen. Vielleicht kann dir dein Mann, deine (Schwieger)Mutter, eine Freundin oder ein verantwortungsbewusster Teenager dein/e Kind/er für eine Stunde oder so abnehmen, mit ihm spazieren gehen oder spielen und diese Zeit nutzt du für DICH. Selbst wenn Du nur in Ruhe in der Badewanne liegt, einmal um den Block joggst oder dich mit einer Zeitung und einer Tasse Tee in einen anderen Raum begibst, so ist das ein Weg aufzutanken und wieder neue Kraft zu schöpfen für den anstrengendsten Beruf der Welt: Mutter.
Kurz: beschränke viel Dinge auf das absolut Notwendige, so dass Du auf diese Weise mehr Zeit für dich bekommst. Diese "gewonnene" Zeit kannst Du dann dazu nutzen, dich wieder zu erholen, neue Energie zu tanken.
Suche dir wirklich Hilfe und Unterstützung.
Hast Du denn schon einmal versucht, dass dein Mann Jule beruhigt am Abend? Dann hättest Du wenigstens ein paar Stunden für dich und könntest Kraft tanken für die Nacht. Oft reicht es wirklich schon, wenn man mal in Ruhe baden kann oder wenigstens in Ruhe essen oder Nachrichten schauen…..
Es tut mir leid, wenn ich keinen besseren Tipp für dich habe, aber ich verspreche dir, dass es besser werden wird ;-).
LLLiebe Grüße,
Biggi
von
Biggi Welter
am 04.08.2016