Hallo liebe Stillberaterinnen,
mein Sohn, heute 9 Wochen alt, wurde heute von der Kinderärztin für zu dick befunden. Er kam mit 3900g, 54 cm zur Welt. Hat in den ersten Tagen bis 3570g abgenommen, da das Stillen im Krankenhaus nicht gleich geklappt hat. Zuhause haben wir dann in Ruhe einen Weg gefunden und er hatte nach 10 Tagen sein Geburtsgewicht eingeholt.
Nun wurde er heute wieder gewogen und gemessen. Ergebnis: 6650g, 62 cm.
Unser Stillrhythmus hat sich auch verändert. Anfangs immer ca. 20 min jede Brust, zwischendurch wickeln. Jetzt ist er nach 1 bis 1 1/2 Stunden hungrig und trinken dann nur noch 3 bis 5 min und schreit dann die Brust an. Wir machen dann ein Bäuerchen oder ich wickel ihn aber trinkt dann meist nur noch eine Minute und schreit dann wieder. Früher ist er an der Brust eingeschlafen und nun wird er müde und quengelt bzw. schreit oder ist wach.
Die Arztin meinte ich soll ihn auf 2 Stunden Stillabstand bringen und ihn nur Stillen, wenn er richtig hungrig ist, da er bei so einer kurzen Stilldauer nur die zuckerhaltige Vormilch bekommt und dadurch der Insulinspiegel hoch geht und er deshalb nach einer Stunde, wenn dieser gefallen ist, wieder hungrig ist.
Sollte ich ihren Rat befolgen und den Stillabstand mit Schnuller ausdehnen?
Vielen Dank und viele Grüße
Sunnysun1
von
sunnysun1
am 01.12.2016, 11:46
Antwort auf:
Stillkind zu dicken? Zu kurzer Stillabstand
Liebe Sunnysun1,
alle Stillexperten sind sich einige, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Während eines Wachstumsschubs kann es durchaus sein, dass ein Baby alle Stunde an die Brust möchte.
Es gibt keinen Grund einen Mindestabstand zwischen zwei Stillmahlzeiten einzuhalten. Im Extremfall kann das „Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. All die Erzählungen von einem bestimmten Rhythmus eines Babys sind schlicht und ergreifend falsch.
Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt.
So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden.
Die Statur der Kinder ist genetisch festgelegt und bei einem Kind das nach Bedarf gestillt wird, ist nicht zu befürchten, dass dadurch der Grundstein für ein späteres Problem mit Übergewicht gelegt wird. Im Gegenteil, Stillen schützt vor Übergewicht.
Das heißt jedoch nicht, dass nicht auch ein gestilltes Baby zwischendurch wie ein kleiner Buddha aussehen kann.
Im Gegensatz zur (industriell) stark weiterverarbeiteten Nahrung enthält Muttermilch keine leeren Kalorien. Es gibt keinen Beweis dafür, dass ein gestilltes Kind, das rasch zunimmt, als Erwachsener Gewichtsprobleme haben wird. Im Gegenteil es gibt mehrere Untersuchungen, die zeigen, dass Stillen eindeutig vor Übergewicht schützt und dass dieser Schutz nicht nur im Kindesalter sondern auch beim Erwachsenen anhält.
Das Fett, das sich in der relativ passiven Phase vor dem Krabbelalter möglicherweise ansammelt, stellt einen Vorrat für die sehr aktive Phase dar, in der das quirlige Krabbelkind keine Zeit zum Essen haben will. Im Alter von ein bis zwei Jahren werden die Kinder, die schnell zugenommen haben, gewöhnlich von alleine schlanker.
Gerade Kinder, die nach Bedarf gestillt werden, behalten ein gutes Gefühl dafür, wann sie satt sind, denn sie entscheiden ja selbst, wann und wie viel sie trinken.
Also keine Sorge, durch das Stillen nach Bedarf wird sicher nicht den Grundstein für spätere Gewichtsprobleme gelegt.
Bitte lass dich nicht verunsichern, Du machst nichts falsch!
LLLiebe Grüße,
Biggi
von
Biggi Welter
am 01.12.2016