Liebes Expertenteam,
erstmal ein großes Lob für eure Arbeit. Ich habe schon viel mitgelesen und es hat mir doch sehr bei der ein oder anderen Verunsicherung gerade am Anfang der Stillzeit sehr geholfen.
Nun zu meiner Frage, ich bin gerade sehr frustriert, wie es mit der Beikosteinführung bei meiner 8,5 Monate alten Tochter vorangeht. Sie wird von Anfang an voll gestillt und hat auch ein sehr starkes Stillbedürfnis, max. 3 Stunden beträgt unser Stillabstand, auch nachts, normalerweise liegen wir mittlerweile bei ca. 2 Stunden +/-. Flasche und Schnuller verweigert sie komplett, genauso wie diverse Trinklerntassen. Mu-Mi, Pre- oder 1er-Milch aus dem Becher trinkt sie auch nicht, Wasser aber eigentlich ganz gut.
Mit Beikost haben wir, wie vom Kinderarzt empfohlen, mit 5 Monaten angefangen mit Gemüse mittags. Hannah war aber wohl noch nicht beikostreif, ich habe dann immer mal wieder pausiert und es wieder probiert, jedoch ohne merkliche Besserung. Seit Hannah ca. 7 Monate alt ist, habe ich nun den Fleisch-Gemüse-Brei, 4 Wochen später dann den Milch-Getreide-Abendbrei und seit 1,5 Wochen nun auch den Obst-Getreide-Brei eingeführt. Leider isst sie von allen nur ein paar Löffelchen, 50 gr. sind schon ein Erfolg. Fingerfood findet sie zwar sehr interessant, nennenswerte Mengen isst sie hier aber auch nicht.
Muss ich mir bzgl. der Eisenversorgung schon Sorgen machen? Ab wann ist ein Check beim Kinderarzt ratsam.
Ich bin mittlerweile ziemlich frustriert, nach 8,5 Monaten stillen, würde ich doch ganz gerne mal auch einen Abend mit Freunden verbringen ohne nach 2 Stunden direkt wieder nach Hause zu müssen zum Stillen. Unterwegs stillen ist bei uns leider auch sehr schwierig, da Hannah hierbei viel zu abgelenkt ist. Haben Sie für diese Situation noch irgendwelche Tipps?
Vielen Dank schonmal!
von
Hannah3346
am 18.06.2015, 20:47
Antwort auf:
Stillkind 8,5 Monate isst nur sehr wenig Beikost
Liebe Hannah3346,
der beste Weg, ein Kind zu einem „schwierigen Esser" zu machen besteht darin, es zum Essen zu zwingen! Ein Kind darf essen, aber es muss nicht essen und eine sehr bewährte Methode lautet „Die Mutter bietet an, was es gibt, das Kind entscheidet wie viel oder wenige es davon isst".
Wichtig ist, dass das Thema Essen nicht in Kampf ausartet, sonst kommt ihr rasch in einen
Teufelskreis, aus dem ihr schwer wieder herauskommt. Wenn es um das Essen geht, sind wir Eltern
bei einem Machtkampf schnell die Verlierer.
Dr. Gonzales hat eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken:
Energie: 830 kcal = 1185 ml MM
Eiweiß: 9,6 g = 910 ml MM
Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM
Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM
Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM
Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen.
Gleichzeitig solltest Du versuchen, deinem Kind feste Nahrung anzubieten. Nicht nur Brei, denn sehr oft liegt das zögernde Essverhalten einfach daran, dass das Kind keinen Brei mag und/oder nicht gefüttert werden will. Es gibt Kinder gibt, die es geradezu hassen, wenn ihnen etwas in den Mund gesteckt wird und schon fast panisch darauf reagieren, wenn der Löffel kommt. Diese Kinder essen aber oft sehr gut, wenn man sie selbst essen lässt. Das gibt zwar am Anfang einiges Geschmiere, doch die Kinder lernen erstaunlich schnell selbstständig zu essen.
Versuch es deshalb auch weiterhin mit fingergerechter Nahrung. Es gibt eine ganze Menge, was als fingergerechte Nahrung angeboten werden kann. Banane zum Beispiel kann ein Kind gut in die Hand nehmen, sie ist weich und es kann sie alleine essen. Auch ein Stück von einer gekochten Kartoffel geht gut. Gekochte Erbsen können einzeln aufgepickt werden (ist gleichzeitig eine gute Übung für die Feinmotorik), alle Gemüse und Obstarten, die einigermaßen weich sind und dann in kleine Stücke geschnitten werden, können gegeben werden. Mit zehn Monaten bietet sich auch Brot an.
Setze auf den Nachahmungstrieb des Kindes und biete ihm an, was auch ihr esst (natürlich nur, wenn es sich um etwas babygeeignetes handelt). Stillkinder sind durch die immer wieder auftretenden Geschmacksveränderungen der Muttermilch (je nach dem was die Mutter isst, schmeckt die Milch unterschiedlich) an den Speiseplan der Mutter gewöhnt und lehnen andere Nahrung dann oft ab. Wenn Du zum Beispiel nie gekochte Karotten isst, dann kennt dein Kind diesen Geschmack nicht über die Muttermilch und wird sie höchst wahrscheinlich auch vom Löffel ablehnen.
Lass dich bitte nicht auf einen Kampf ein, denn den haben die Eltern sehr schnell verloren und ihr erreicht nur das Gegenteil dessen, war ihr wolltet.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 18.06.2015