Frage: Stillen

Hallo Biggi, ich entschuldige mich jetzt schon, dass es etwas länger werden wird, ich habe mehrere Fragen und hoffe, dass du mir helfen und Licht ins Dunkel bringen kannst. Mein Sohn ist nun 7 Monate alt, ich habe ihn 6 Monate voll gestillt und nun isst er mittags bereits Brei, demnächst starten wir auch mit dem Abendbrei, ich stille aber trotzdem noch nach Bedarf weiter. Vor allem nachts trinkt er noch häufig. Wie läuft das mit dem Stillen, wenn er nun auch abends Brei isst? Isst er dann gegen 18 Uhr Brei und ich stille noch später am Abend und nachts weiterhin alle 2-3 Stunden? (Beim Zahnen oder im Schub auch gerne man alle 20-30 Minuten, das ist anstrengend, aber okay, er braucht mich dann) Oder ist er vom Brei so satt, dass wir nur noch 1x nachts stillen? Es gibt sicher nicht die eine Antwort, jedes Kind ist anders, aber vielleicht gibt es ja einen Trend, wie es häufig läuft? Wenn wir noch mehr Mahlzeiten gegen Brei und dann gegen die Familienkost anbieten, wie stille ich ihn dann noch? Er liebt die Brust und isst so genüsslich, ich kann mir kaum vorstellen, dass er auf einmal ohne auskommt. Allerdings ist er auch ganz gierig auf den Brei und putzt ihn schnell weg. Bisher stille ich ihn immer in den Schlaf, anders schläft er nicht ein, gerne auch mit Dauernuckeln. Nur bei meinem Papa schläft er auch auf dem Arm ein und lässt sich dann ohne Probleme hinlegen, was mich schon zu meiner nächsten Frage bringt. Ich würde gerne Ende August (da ist mein Spatz genau 10 Monate alt) für einen Tag nach London zu einer wichtigen beruflichen Veranstaltung. Ich wäre von 4 Uhr morgens bis Mitternacht unterwegs. Wäre das machbar? In dem Alter isst er ja bereits mittags/nachmittags und abends Brei. Ich würde versuchen abzupumpen (auch wenn die Pumpe und ich auf Kriegsfuß stehen nach den ersten 4 Lebenswochen abpumpen). Mute ich meinem Schatz zu viel damit zu, wenn er auf einmal die Brust so lange nicht hat? Ich habe leider keine Vorstellung, wie häufig er trotz Brei noch trinken wollen wird. Falls das mit dem Abpumpen nicht klappen sollte, ist es sinnvoller, Pre zu geben oder auch morgens den Getreide-Milchbrei mit Breisauger? Bisher kam ich ohne die Fertigmilch aus, ich sträube mich sehr dagegen, ich koche auch alles frisch für ihn. Und nun noch eine letzte Frage. Ich würde gerne abnehmen, möchte meinem Sohn aber damit nicht schaden. Muss ich etwas beachten? Absolute No-Go's? Wenn es für meinen Schatz nicht gut ist, würde ich noch warten, bis ich nicht mehr stille, allerdings kann das noch dauern, ich wollte ihm nicht so schnell die Brust entziehen. Die Empfehlungen sagen, man soll 2 Jahre stillen, wie mache ich das, wenn er dann schon komplett isst? 1x nachts? Tagsüber zwischendurch? Ich bedanke mich jetzt schon für deine Hilfe! Liebe Grüße von einer ratlosen Mama

von Lilli_Marleena am 23.05.2016, 01:50



Antwort auf: Stillen

Liebe Lilli_Marleena, ich weiß, dass fast überall steht: „zunächst wird die Mittagsmahlzeit ersetzt und im Abstand von etwa vier Wochen ersetzen Sie die nächste Mahlzeit usw". Gleichzeitig wird „eine Mahlzeit" als die Menge definiert, die in ein Gläschen passt und zwar für alle Kinder gleich. Doch dieses Schema, das leider immer noch oftmals propagiert wird verursacht in vielen Fällen nichts weiter als Stress und Tränen. Es ist einfach zu sehr in den Köpfen vieler Menschen verwurzelt, dass eine Stillmahlzeit „ersetzt" werden müsse, dabei stimmt das gar nicht. Schon der Begriff BEI Kost drückt doch aus, dass es sich bei dieser Nahrung um eine ergänzende Nahrung und nicht um einen Ersatz für die Muttermilch handelt. Wäre es ein Ersatz, dass würde es ANSTATT Kost heißen. Die Empfehlung lautet also nicht strikt erst eine komplette Mahlzeit vollständig zu ersetzen, ehe die nächste Mahlzeit ersetzt wird, sondern erst etwa eine Woche abwarten, ehe ein neues Nahrungsmittel eingeführt wird und die Beikost als Ergänzung und nicht als Ersatz für die Muttermilch betrachten. Daher gibt es auch keine festgelegte Zahl für die Stillmahlzeiten, sondern das Kind kann weiterhin nach Bedarf gestillt werden. Im gesamten ersten Lebensjahr sollte Muttermilch das Hauptnahrungsmittel des Kindes sein. Bei der Vorgehensweise, dass langsam als ergänzende Nahrung Beikost angeboten wird, hat die Brust Zeit, sich an die Veränderung zu gewöhnen, das Kind hat ebenfalls mehr Zeit für die Umstellung und die Nährstoffe aus der Beikost können in Zusammenhang mit bei der gleichen Mahlzeit angebotener Muttermilch besser verwertet werden. Man kann eine Faustregel aufstellen, dass ein Baby mit sieben Monaten eine bis zwei zusätzliche Beikostmahlzeiten ergänzend zur Muttermilch bekommt, mit acht Monaten zwei bis drei, mit neun Monaten zwei bis vier, mit zehn Monaten vier und mit zehn bis zwölf Monaten drei bis fünf. Daneben kann und darf es so oft gestillt werden, wie es möchte. Mit sieben bis neun Monaten braucht das Kind noch mindestens drei Milchmahlzeiten, mit zehn bis zwölf Monaten noch mindestens zwei. Wird das Kind ausreichen häufig gestillt, braucht es keine andere Milchnahrung und auch keinen Milchbrei oder Flaschennahrung. Allmählich wird sich die Menge der Beikost von selbst steigern und etwa ab den ersten Geburtstag werden sich das Verhältnis Beikost zu Muttermilch langsam umkehren, bis sich das Kind (wenn es dazu die Gelegenheit erhält, die Entscheidung selbst zu treffen) schließlich irgendwann ganz abstillen wird. Ich kann dir auch nicht sagen, wie oft dein Baby noch aufwachen wird, meist wachen die Babys nicht wegen dem Hunger auf, sondern brauchen Nähe. Auch sollte Brei niemals mit der Flasche gegeben werden. Brei sollte prinzipiell immer mit dem Löffel gegeben werden. Brei enthält Kohlenhydrate und für die Verdauung der Kohlenhydrate ist es ganz wichtig, dass die Nahrung eingespeichelt wird. Die Kohlenhydratverdauung beginnt bereits im Mund. Wird der Brei mit einer Breiflasche gegeben, entfällt das Einspeicheln und damit die erste Stufe der Verdauung. Dazu kommt, dass mit der Breiflasche das natürliche Sättigungsgefühl des Kindes leicht übergangen werden kann. Wenn Du Milch gibst, solltest Du Pre-Milch anbieten. Für Tipps rund um das Thema Beikost bietet sich das Buch „Babyernährung gesund & richtig – B(r)eikost und Fingerfood“ von Gabi Eugster an. Dort finden sich sehr viele Informationen und Tipps zum Thema Ernährung ab dem siebten Monat. Wenn Du deinen Sohn nicht mitnehmen kannst nach London, dann solltest unbedingt dort abpumpen, um einen Stau zu vermeiden. Der einfachste Weg wäre es wohl, wenn Du Baby und Opa einpackst und mitnimmst ;-). Selbstverständlich kann eine stillende Mutter auch Gewicht abnehmen und etwas für ihre Figur tun. Statistisch gesehen erreichen stillende Frauen ohnehin ihr Vorschwangerschaftsgewicht schneller wieder als nicht stillende Frauen und auch eine Abnahme unter das Vorschwangerschaftsgewicht ist möglich. Blitz- und Modediäten sowie ein schneller Gewichtsverlust sind bei stillenden Müttern nicht unproblematisch. Echte Fastenkuren und Fastentage sind in der Stillzeit in jedem Fall nicht sinnvoll. Eine stillende Frau sollte Ihre tägliche Kalorienzufuhr nicht unter 1800 kcal fallen lassen und nicht mehr als 500 g pro Woche bzw. zwei Kilogramm im Monat abnehmen. Allerdings gibt es inzwischen neuere Untersuchungen, die keinen Zusammenhang mehr zwischen dem Abbau der Fettdepots und dem Schadstoffgehalt der Muttermilch finden konnten. Dennoch ist es besser langsam abzunehmen und so auch dem JoJo-Effekt auszuweichen. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 23.05.2016