Frage: stillen

Hallo liebes Team, ich habe vor fast drei Wochen entbunden und stille seitdem voll. Nun fühle ich mich von Tag zu Tag ausgelaugter was aber nicht von Anfang an so war. Jetzt habe ich mich gefragt wenn ich abpumpen würde ob ich damit rechnen kann das ich mich da auch so ausgelaugt fühle ? Und haben das schon mehrere Frauen gehabt ? Bin schon am überlegen abzustillen hätte aber dann ein schlechtes Gewissen meiner Maus gegenüber. Kann sich der Körper wirklich durchs stillen so schlecht fühlen oder kommt das dann eher von der Psyche ? Vielen lieben Dank frozen

von frozen@me am 15.08.2014, 20:47



Antwort auf: stillen

Liebe frozen, leider wird immer wieder gesagt, stillen lauge die Mutter aus oder führe zu Erschöpfungszuständen usw. . Wenn das Stillen so anstrengend und für die Mutter belastend wäre, würden anerkannte Organisationen wie die WHO (Weltgesundheitsorganisation) nicht eine mindestens zweijährige Stillzeit für ALLE Kinder empfehlen (nicht nur für die, die in Entwicklungsländern leben, wie diese Empfehlung fälschlicherweise immer wieder ausgelegt wird). Die WHO setzt sich auch das Wohl der Frauen ein. Das Stillen laugt die Mütter nicht aus und schwächt auch nicht ihr Immunsystem, auch wenn dies immer wieder behauptet wird. Die Tatsache, dass Muttersein einer der härtesten und anstrengendsten Berufe der Welt ist, der sieben Tage die Woche und 52 Wochen im Jahr einen 24 Stunden Dienst ohne Urlaubsanspruch und Krankschreiben bedeutet, führt dazu, dass Mütter von kleinen Kindern oft anfälliger sind als kinderlose Frauen oder Frauen mit älteren Kindern. Es stellt sich außerdem die Frage, ob das Abstillen und das damit verbundene Mehr an Arbeit (dann müssen Flaschen vorbereitet und gereinigt werden, Flaschennahrung eingekauft werden, nachts muss die Mutter aufstehen, um die Teeflasche zu geben, statt sich einfach nur umzudrehen und ihr Kind im Halbschlaf anzulegen und weiterzuschlafen usw.) die Frauen nicht um ein Vielfaches MEHR belastet als weiterzustillen, bis die Mutter und ihr Kind bereit sind, die Stillbeziehung zu beenden. Versuche dir den Alltag so einfach wie möglich zu machen. Scheue dich nicht, dich auch am Tag, wenn das Kind einmal schlafen sollte, hinzulegen. Es ist jetzt nicht wichtig, dass die Fenster regelmäßig geputzt werden und die Bettwäsche optimal gebügelt ist, sondern es ist wichtig, dass Du dir genügend Ruhe und Erholung und auch einmal etwas für dich gönnst. Achte auf eine einigermaßen ausgewogene Ernährung und denke daran: Muttersein ist überaus anstrengend und je kleiner das Kind ist, umso anstrengender kann es sein. Ich wünsche dir, dass Du dich gesundheitlich bald erholst. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 15.08.2014



Antwort auf: stillen

Hi, ausgelaugt hab ich mich damals gefühlt, so lange ich noch etwas "verklemmt" gestillt habe, also meinte, es müsse einen Zeitplan geben, ich müsse das Kind nach einer bestimmten Zeit von der Brust nehmen und möglicherweise gar sein Schlafverhalten kontrollieren. So lange ich noch glaubte, ich muss im selben Reißertempo wie vorher alles machen, weil ich ja nun immer zu Hause bin und "nicht mal mehr arbeiten muss". Das Stillen hat, wenn man sich darauf einlassen kann, einen unsagbar schönen, entschleunigenden Effekt. Das Leben geht dann plötzlich viel langsamer, aber mir fiel es damals schwer, diese Langsamkeit zuzulassen. Abgesehen von der Tatsache, dass die (auch hormonellen) Rückbildungen nach der Geburt sehr anstrengend sein könne, ist es natürlich auch ein heftiger Job, so einen Winzling in die Welt zu begleiten. Gefühlt ist man ausschließlich damit beschäftigt, sich um die Ausscheidungen zu kümmern, zu stillen, zu waschen, Kind in den Schlaf zu begleiten, zu stillen, zu tragen, selbst mal aufs Klo oder unter die Dusche zu gehen, was zu essen geschweigedenn zu kochen... Dabei kommt man selbst doch etwas kurz in dieser Anfangszeit. Ich denke, das alles lässt schon so manche frische Mama ziemlich erschöpft werden. Wenn dann möglicherweise kaum Unterstützung da ist (einkaufen, Haushalt etc.), dann ist das ein Hammerjob und wirklich nicht leicht. Aber eines kann ich nach 33 Monaten stillen sagen: Das Stillen hat mir, nachdem die hormonellen Umstellungen vorbei waren, ich die Uhr verbannt, mich gemütlich eingerichtet und einfach meinem Kind und seinen Bedürfnissen ergeben habe, bis heute so viele Ruhezeiten und Erholungsecken gebracht, dass ich ausgeschlafener bin als je zuvor. Ich möchte das nicht missen und freue mich, dass mein Kind es auch noch so liebt. :-) Die Vorstellung, das lauge aus, kann ich nach so langem Stillen nicht teilen. Also machs Dir gemütlich, lass den Haushalt liegen und genieße! Flasche Wasser daneben, gutes Buch, ein paar Snacks (Studentenfutter eignet sich sehr gut), und dann gemütlich stillen. Es wird besser werden! Alles Gute für Dich und Dein kleines Menschlein! LG Sileick

Mitglied inaktiv - 15.08.2014, 21:16



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Hallo! Ich fühle mich phasenweise auch sehr ausgelaugt. Überall liest man, dass Stillen nicht erschöpft. Glaube ich nicht! Ich kenne das schon von meinem ersten Kind. Mir geht es ab und zu körperlich an die Substanz und dies nicht wegen zu wenig Schlaf oder zu wenig Ruhe. Wenn mein Eisendepot ziemlich runter ist, merke ich es heftig und steuer gegen. Aber ob es das alleine ist, kann ich nicht sagen. Kopf hoch. Stillen ist das Beste. Es sind Phasen - und die gehen vorbei! Alles Liebe

von elpis am 16.08.2014, 00:44



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Hallo frozen, Ich habe eine italienische Oma, die ihre 4 Kinder in den 50er Jahren in Süditalien zuhause entbunden hat und selbstverständlich gestillt hat. Sie meinte, bei ihnen im Dorf wäre es üblich gewesen die Kinder zwischen 18 Monaten und zwei Jahren, wenn nötig auch mit ziemlich groben Mitteln abzustillen, ob diese es wollten oder nicht. Als ich (Langzeitstillmama) mal meinte, dass die Kinder vielleicht in dem Alter noch nicht ganz bereit waren abgestillt zu werden meinte sie: "Ja, natürlich waren die Kinder dazu noch nicht bereit. Aber wir Mütter. Weisst du wie hart das Leben damals war, die Arbeit war hart und es gab nicht genug zu essen. Wir hatten teilweise nur Gemüse oder gar nichts zu essen". Also Stillen in Entwicklungsländern mit Hungersnöten stelle ich mir durchaus auslaugend vor. Das kann die WHO gar nicht gemeint haben, dass nur diese Mütter lange stillen sollten! Wir hier können doch quasi an jeder Straßenkreuzung Vitamine und Kalorien in jeder erdenklichen Form haben. Da kann es doch am Stillen allein nicht liegen, wenn Mütter von kleinen Babys müde und erschöpft sind. Oder? Ich stelle mir persönlich abpumpen zusätzlich zum Baby-füttern viel aufwendiger und anstrengender vor... Liebe Grüsse und viel Kraft wünsche ich dir Nathalie

von NaGa am 16.08.2014, 08:21



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Nicht das stillen laugt aus. Sondern das drumherum. Frau meint dann oft nur, das es das stillen ist. Aber der Druck von aussen, oder auch den den man sich selbts macht, sind die weitausgrößeren Faktoren. Das und das viele Mütter sich schlicht und einfach übernehmen. Da meint Frau, sie könne schon wieder nach der Geburt Bäume ausreissen, und das rächt sich. Der Haushalt muß wie geleckt sein, essen muß pünktlich auf dem Tisch sein, man selbst muß natürlich wieder absolut vorzeigbar aussehen. Das KInd muß 10000% korrekt (über-)versorgt sein und natürlich wie aus dem Ei ausgepellt aussehen, usw. Ich glaube fest, das sich viele Mütter da absolut überblenden lassen aus Bildern welche ihnen aus medien udn Co so als absolute Bilderbuch-Überfamilie vorgezeigt werden. Diese "Belastung" ist das weitaus schlimmere. Dazu kommt noch, das nicht selten auch noch Besuch, Kindsvater usw zu "bewirten/umsorgt werden müssen. Weil Frau ist dann ja "nur" zuhause.... Warum heißt es wohl WochenBETT? Ich habe am anfang auch den Fehler gemacht zu meinen, och alles easy. Zumal ich nicht wußte, das die Kleinen erst einmal einen "Überspannungsschutz" haben. Die ersten 2 Wochen waren die ruhigsten aller Zeiten, er schlief nur, vorzugsweise an der Brust. Aber er war insgesamt "pflegeleichter". Und ich dachte, wenn ich, wegen des Blutverlustets, es etwas langsamer angehe, langt das schon. Also habe ich Zeiten wo er am schlafen war dafür genutzt, und Haushalt geputzt, gekocht, ect. Tja, und dann kam Sohnemann wirklich auf der Welt an.... Och, er war immer noch eher pfelgeleicht, jedenfalls pflegeleichter als viele anderen Kinder. Aber die Schlafphasen wurden kürzer. Ausserdem fingen die Blähungen an. Und die ersten Zweifel kamen, mache ich alles richtig? Dazu eine Hebamme die einem einreden wolle, das stillen wäre schuld an den Problemen. Die ständigen Nachfragerei der anderen, schläft er schon, klappt das mit dem stillen, schreit er die ganze nacht, usw. Telefon klingelte täglich, Postbote meinte die Post/Pakete immer für alle Nachbarn morgens um 8.00 Uhr bei uns abgeben zu müssen, Hausieren an der Türe, Treffs mit anderen Müttern und die ganzen alltäglichen Termine welche man sonst noch so hat. Zu dem Zeitpunkt herum hat es sich das erste Mal gerächt das ich die ersten 2 Wochen eben nicht ausgeruht habe, sondern meinte das wäre superleicht. Der Babyblues schlug voll zu... Es hat da etwas gedauert wieder herauszukommen. Mein Rat ist echt, genießt die 6 Wochen wirklich so wie es sich gehört. Nur das wirklich absolut allernötigste machen. IMO sage ich heute, der nestbautrieb ist genau die Vorbereitung auf das Wochenbett - die Frau benötigt. Wenn man den Nestbautrieb echt voll mitgemacht hat, mit Putzwahn und allem drum und dran, und dann die ersten Wochen es nicht wirklich übergenau nimmt, dann paßt das pefekt - natürlicherweise schon so von der Natur eingerichtet. Besser könnte kein Mensch das planen. Und wenn Frau dann lernt, das etwas "Faulheit" nichts schlechtes ist, hat man echt schon die halbe Miete. Muß es der selbstgebackene Kuchen sein wenn Besuch kommt, oder kann der besuch den nicht selbst mitbringen? Kann man nicht gleich morgens eien große Schüssel Müsli machen - für den ganzen tag so als "Zischensnack". Oder ausnahmsweise schon einmal halbfertiges Essen holen oder wenn wer fragt, kann ich helfe, sagen, ja, wie wäre es wenn du uns was zu essen machst? Diese kleinen "Schwächen" nicht negativ zu sehen, sondern sie einfach zu akzeptieren. Und Frau erholt sich nach der geburt wirklich, um dann für den ersten Schub wirklich gewappnet zu sein. Dieses "Hoch-und-runter" in der Entwicklung, kann nämlich auch Mama helfen - kraft zu tanken. Man muß es aber eben auch so nutzen. Kann ich jeder Mutter zumindestens nur zu raten. Und sind bereits andere Kinder da, dann sollte da geschaut werden, welche Option es gibt, das Mama trotzdem entlastet wird. Dann kann es echt sinnvoll sein, wenn der Papa direkt nach der Geburt daheim ist. Oder Großeltern einspringen. Und langfristig gesehen sollte man eben schauen, das man keinen Raubbau am eigenen Körper betreibt, sei es durch Diäten, sei es durch einseitiger Ernährung, sei es durch Dauerstress, sei es durch die Vorstellung das Kind in einem bestimmte Schiene jetzt schon "drücken" zu müssen. Und dazu gehören auch diverse Erziehungs- udn Schreiprogramme, ebenso wie die Vorstellung, Stillen rein nach Uhr und nicht nach Bedarf. Und auch wo, das das Kind im eigenen Zimmer zu schlafen hat, sich eh an den festen Tagesplan zu halten hat und vorallen, das man immer alles absolut korrekt machen muß.

Mitglied inaktiv - 16.08.2014, 09:51