Stillen versuchen oder lieber lassen?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Stillen versuchen oder lieber lassen?

Hallo, heute habe ich auch eine Frage, weil ich einfach nicht weiter weiß. Ich bin aktuell mit meinem vierten Baby schwanger. Aufgrund vorangegangener Uterusruptur wird das Baby spätestens in der 36+0 per Kaiserschnitt entbunden, vermutlich aber noch eher. Ich habe meine Kinder immer gerne gestillt, allerdings habe ich jetzt schon wirklich Angst davor. Bei meinem letzten Baby hatte ich in einer Brust innerhalb vier Monaten 11 !! Milchstaus und Brustentzündungen . Das heißt ich war eigentlich vier Monate richtig "krank" immerzu Fieber, Schüttelfrost, das ganze Programm. Mit ging es durchweg richtig schlecht. Meist musste ich Antibiotikum nehmen, welches immer nur wenige Tage Besserung versprach. Auf Anraten meines Arztes und meiner Hebamme habe ich dann radikal via Tabletten abgestillt. Noch ein Horror Erinnerung die ich an das stillen habe. Ich weiß nun einfach nicht wie ich mit meinem Frühchen verfahren sollte. Einerseits würde ich es schon gerne versuchen, weil es ist und bleibt eben das beste fürs Baby und ich fühle mich schuldig ihm die wichtigen Nährstoffe vorzuenthalten. Andererseits habe ich wahnsinnige Angst. Die Betroffene Brust ist an der Stelle selbst nach 2,5 Jahren immer noch verhärtet und ich habe eine Schlupfwarze. Außerdem müsste ich Alprazolam gegen Panikattacken nehmen, wo ich noch unsicher bin,ob man diese in der Stillzeit nehmen darf. Das müsste ich generell noch mit dem Arzt besprechen. Haben Sie einen Rat für mich?

von chiarasss am 12.05.2016, 17:20



Antwort auf: Stillen versuchen oder lieber lassen?

Liebe chiarasss, warum gibst Du nicht wenigstens anfangs die Brust, damit dein Baby das Kolostrum bekommt? Wenn es dann wirklich nicht klappen sollte, kannst Du jederzeit abstillen und wenn Du von Anfang an begleitet wirst von einer erfahrenen Kollegin, wird es vielleicht besser klappen. Rede doch einmal in Ruhe mit einer Beraterin vor Ort, sie wird mit dir gemeinsam einen Weg finden! Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Wenn sich in dir allerdings alles wehrt, dann ist es dein gutes Recht, nicht zu stillen, lass dir von niemandem ein schlechtes Gewissen machen. Wegen deinem Medikament ich habe schnell bei Dr. Paulus gespickt ;-), dann hast Du die Antwort gleich: Unter den Benzodiazepinen sind bei kurzfristiger Anwendung Substanzen mit hoher Plasmaeiweißbindung und kürzerer Halbwertszeit vertretbar, bei denen der Säugling weniger als 5% einer gewichtsbezogenen Erwachsenendosis über die Muttermilch erhält. Um Lethargie, Trinkunlust und Schläfrigkeit beim Säugling zu vermeiden, sollten Wirkstoffe wie Alprazolam, Lorazepam, Oxazepam, Flunitrazepam oder Nitrazepam bevorzugt werden. Alprazolam geht in geringen Mengen in die Muttermilch über (Oo et al 1995). Ein Säugling nimmt ca. 3% der mütterlichen Dosis über die Muttermilch auf. Bei Lorazepam gehen kleine Mengen in die Muttermilch über (Whitelaw et al 1981; Johnstone 1982; Summerfield & Nielsen 1985). Die kurzfristige Anwendung in der Stillzeit wird daher von der WHO Working Group on Human Lactation als relativ sicher eingestuft. Ich hoffe, Du findest einen Weg, der für Euch alles passt. LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 12.05.2016