Frage: Stillen und penicillin?

Liebe Biggi, bevor ich dazu komme, Dir eine Rückmeldung zum vermehrten Stillen wegen Kitastart zu schreiben, habe ich schon wieder ein neues Problem. Nach Codein und Kortision soll ich nun Penicillin nehmen... Geht? Ich kann kaum auf ein anderes Mittel ausweichen, muss die ständigen Krankheiten endlich loswerden, schaffe Vollzeit-Job und Dauerstillen kaum noch. D.h: Ich sammle mehr Fehlzeiten als (auch für mein Team) erträglich. Ich kann mir aber auch nciht vorstellen das Stillen 10 Tage zu unterbrechen und abzupumoen, denn Dauerstillen heißt: Woche 4 Kita, Baby (18 Mon) geht ohne Weinen, bleibt fröhlich, freut sich, wenn Papa nach nunmehr 4h abholt. Aber: will nun auch wieder tagsüber stillen (sobald ich Heimkomme). Und nachts sind wir wieder bei stündlich... das ist tatsächich hart, ich hatte mich in den letzten 3 Monaten doch ans Durchschlafen gewöhnt... ;) Danke für Deinen Rat! Liebste Grüße!

von Lulus-Mom am 25.03.2014, 15:37



Antwort auf: Stillen und penicillin?

Liebe Lulus-Mom, ach Du Arme, lass dich mal drücken! Ich zitiere hierzu aus „Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit“ von Spielmann, Steinhoff, Schaefer, 7. Auflage 2006: Antibiotika allgemein Bei vielen Antibiotika erhält ein gestilltes Kind unter Behandlung der Mutter weniger als 1 % der auf das Körpergewicht bezogenen therapeutischen Dosis. Damit werden allenfalls minimale, in keinem Fall Bakterien hemmende Konzentrationen im Säuglingsplasma erreicht. In der Literatur werden immer wieder folgende Risiken diskutiert: Beeinflussung der Darmflora (ggf. „dünnere" Stuhlkonsistenz, selten Durchfall), Beeinflussung bakteriologischer Untersuchungen, die im Fall einer Erkrankung des Säuglings erforderlich werden könnten, Entwicklung resistenter Keime, Sensibilisierung. Als klinisch relevant oder gar therapiebedürftig haben sich alle diese Nebenwirkungen bisher nicht erwiesen. Am ehesten ist mit einer vorübergehenden Auswirkung auf die Stuhlkonsistenz zu rechnen (Ito 1993). Penicilline, Cephalosporine und andere ß Lactam Antibiotika Erfahrungen. Bei allen gängigen Penicillinderivaten (z.B. Isocillin®, Amoxypen®) liegt der M/P Quotient unter 1. Der voll gestillte Säugling erhält in der Regel deutlich weniger als 1 % einer therapeutischen Dosis (Übersicht in Bennett 1996). Ähnliches gilt für Cephalosporine, die zum Teil im Darm des Säuglings inaktiviert werden (Übersicht in Bennett 1996). Benyamini und Mitarbeiter (2005) haben 67 Mütter mit Amoxicillin plus dem Enzyminhibitor Clavulansäure (in Augmentan®) sowie 38 mit Cefuroxim nach Nebenwirkungen bei ihren gestillten Kindern gefragt. Bei der ersten Gruppe wurden mit 22 % häufiger Symptome berichtet als bei Amoxicillin alleine. Die Symptome waren dosisabhängig, bedurften aber keinerlei Intervention. Bei Cefuroxim wurden in knapp 3% der Fälle leichte Nebenwirkungen berichtet, die im Vergleich zu einer Kontrollgruppe mit Cefalexin nicht häufiger auftraten. Bei Aztreonam (Azactam®) sind nach einer Einzeldosis an die Mutter 0,2 % als relative Dosis für das Kind in der auf die Applikation folgenden Stillmahlzeit ermittelt worden (Ito 1990). Bei lmipenem (Zienam®) wurden in einer japanischen Untersuchung durchschnittlich 0,8 % einer gewichtsbezogenen, i.v. verabreichten Dosis in der Tagesmilchmenge gemessen (Ito 1988). Von Sulbactam (z.B. Unacid®) beträgt die relative pro Tag übergehende Dosis maximal 1 % (Foulds 1985). Enteral werden die zuletzt genannten Substanzen kaum resorbiert. Dies spricht zusätzlich für eine geringe biologische Verfügbarkeit beim gestillten Kind. Zu anderen ß Lactam Antibiotika liegen keine ausreichenden Daten vor. Bisher gibt es keinen Anhalt für toxische Effekte beim gestillten Kind. Empfehlung für die Praxis: Penicillinderivate und Cephalosporine gehören zu den Antibiotika der Wahl in der Stillzeit. Soweit möglich, sollten länger eingeführte Substanzen bevorzugt werden, d. h. im Fall der Cephalosporine solche der 2. Generation. Wenn erforderlich, können auch andere ß Lactam Antibiotika und Clavulansäure verwendet werden. Sprich in Ruhe nochmals mit deinem/r behandelnden Arzt/Ärztin und im Zweifelsfall kann er/sie in Berlin bei der Embryotox anrufen. Ich wünsche dir von Herzen, dass es dir bald besser geht! LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 25.03.2014



Antwort auf: Stillen und penicillin?

Liebe Biggi- Ich danke Dir für fachkundigen Rat und aufmunternde Worte. Ich habe alles abgeklärt und werde es wohl nehmen. Die einzigen Risiken beziehen sich wohl auf falsche Darmkeimbesiedlung und daraus resultierende Durchfälle beim unreifen Verdauungssystem... Das betrifft ja eher Säuglinge vor 19 Wochen und nicht meinen 1,5-jährigen Allesfresser, sagte meine Ärztin. Ha!!! :) :) :) Die 1%-Info aus deinem Text fand sie auch sehr interessant. :) Ich berichte gelegentlich, wie wir durchhalten und ob der Kita-Dauerstiller irgendwann wieder von selbst reduziert. DANKE!!! Liebste Grüße!

von Lulus-Mom am 25.03.2014, 18:52