Hallo ihr beiden,
bei mir wurde vor einigen Wochen Neurodermitis festgestellt. Zuerst dachte die Ärztin es wäre nur eine Allergie (das ist es wohl auch zusätzlich), aber immer wenn es gerade abgeheilt ist, fängt es wieder von vorne an, sodass es wohl doch auch Neurodermitis ist. Leider hat sie mich mit dieser Diagnose und einer Kortisoncreme für alle Fälle einfach abgefertigt und ich habe eigentlich einige Fragen, gerade weil ich ja (voll) stille. Vielleicht könnt ihr mir ja einige davon beantworten. Z.b. Habe ich im Internet gelesen, dass Hormone Auslöser für Neurodermitis sein können und frage mich, ob die Stillhormone das bei mir ausgelöst haben könnten und ich besser abstillen sollte... Zu der Creme (Dermatop - leider nicht bei Embryotox zu finden, der Wirkstoff Prednicarbat auch nicht) hat sie gesagt, dass ich sie in der Stillzeit nehmen kann. In der Packungsbeilage steht nur, dass bei längerfristiger und großflächiger Anwendung besser abgestillt werden sollte. Was heißt denn langfristig und großflächig? Ich nehme es nur im Gesicht, aber eben leider recht regelmäßig. Würde es etwas helfen, wenn ich es direkt nach dem Stillen, also vor einer 2-3 stündigen Stillpause auftrage? Ich möchte nicht, dass mein kleiner so viel von dem Wirkstoff abbekommt. Und nun meine letzte Frage: Würdet ihr sagen, dass der Nutzen des Stillens immer noch größer ist, wenn man öfter ein kortisonhaltiges Mittel nehmen muss, oder sind die Risiken hier größer. Mein kleiner ist 4 Monate alt, ich würde gerne noch weiterstillen, aber eben nicht, wenn es ihm eher schadet als nutzt. Sorry dass es so viel geworden ist, aber ich bin gerade sehr unsicher! Lieben Dank und viele Grüsse! Chrissie
von
chrissie81
am 01.04.2015, 11:09
Antwort auf:
Stillen und Neurodermitis
Liebe chrissie81,
das Gesicht ist sicher nicht großflächig und Du kannst die Creme benutzen.
Kortison ist in der Stillzeit nicht generell kontraindiziert, vor allem bei lokaler und kurzfristiger Anwendung.
Ich zitiere dir dazu aus "Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" Spielmann, Schaefer, 7. Auflage 2006:
"4.11.7 Corticosteroide
Erfahrungen. Praktische Bedeutung für die Stillzeit haben vor allem die Glucocorticoide. Therapeutisch verwendet werden die nicht fluorierten Corticoide Prednison (z.B. Decortin®), Prednisolon (z.B. Solu-Decor-tin®), Methylprednisolon (z.B. Urbason®) sowie Deflazacort (Calcort®), Hydrocortison (z.B. Hydrocortison Hoechst®), Prednyliden und die fluorierten Derivate Amcinonid (Amciderm®), Beclometason (z.B. Sanasthmyl®), Betamethason (z.B. Celestamine®), Budesonid (Pulmicort®), Cloprednol (Syntestan®), Dexamethason (z.B. Fortecortin®), Flunisolid (Syntaris®), Flumetason (z.B. Cerson®), Fluocortolon (Ultralan®), Fluticason (z.B. Flutide®, Flutivate®), MOMETASON (z.B. Ecural®), Triamcinolon (z.B. Volon®). Einige Präparate werden ausschließlich inhalativ zur Behandlung obstruktiver Atemwegserkrankungen verwendet.
Die M/P-Quotienten von Prednison und Prednisolon liegen zwischen 0,05 und 0,25.
Eine Stunde nach parenteraler Verabreichung einer Einzeldosis von 110 mg Prednisolon wurden 760 µg/l Milch gemessen. Vier Stunden später waren es 260 µg/l und etwa 9 Stunden nach Applikation noch 60 µg/l. Nach intravenöser Injektion von 1 g Prednisolon wurden entsprechend der 9fach höheren Dosis etwa 9fach höhere Werte in der Milch gemessen, 24 Stunden nach der Applikation war das Corticoid nicht mehr nachweisbar (eigene Beobachtungen).
Andere Autoren haben unter niedrigeren Tagesdosen (10-80 mg) einen entsprechend geringeren Übergang für den Säugling ermittelt (Übersicht in Bennett 1996, Greenberger 1993). Zusammenfassend ist mit einem Anteil von durchschnittlich 1-2% der mütterlichen gewichtsbezogenen Dosis für den Säugling zu rechnen. Im Fall der oben beschriebenen 1-g-Dosis hätte der Säugling mit der ersten Mahlzeit eine Stunde nach Injektion 0,2 mg Prednisolon/kg Körpergewicht erhalten, über 24 Stunden wären es 0,32 mg/kg. Das ist selbst bei dieser mütterlichen Höchstdosis nur etwa ein Sechstel einer üblicherweise gut verträglichen therapeutischen Kinderdosis (2 mg/kg/Tag). Für den Säugling ergibt sich kein Risiko durch eine kurz dauernde Hochdosisbehandlung, selbst dann nicht, wenn gleich nach der Injektion gestillt wird.
Auch unter länger dauernder Behandlung mit 80 mg/Tag wird mit der Muttermilch nur eine Prednisolonmenge übertragen, die weniger als 10 % der körpereigenen Cortisol-Produktion entspricht.
Zu den übrigen Corticoiden liegen keine ausreichend dokumentierten Transferdaten vor.
Empfehlung für die Praxis: Prednisolon, Prednison und Methylprednisolon sind Corticoide der Wahl für eine systemische Behandlung in der Stillzeit. Auch hohe Dosen bis 1 g, einmalig oder wenige Tage nacheinander verabreicht, z. B. beim Asthmaanfall oder bei multipler Sklerose, erfordern keine Einschränkung des Stillens. Bei wiederholter Gabe solch hoher Dosen sollte, wenn es sich einrichten lässt, 3-4 Stunden mit dem Stillen gewartet werden. Wirkungsgleiche Mengen der anderen Corticoide sind wahrscheinlich auch verträglich. Die regelmäßige inhalative Anwendung eines Corticoids bei Asthma ist ebenso unbedenklich wie andere lokale Corticoidanwendungen.
Ich wünsche dir von Herzen dass es dir bald besser geht!
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 01.04.2015